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Archiv "Antibiotika-Resistenzen: Desinfektivum unter Verdacht" (16.04.1999)

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A-948

S P E K T R U M AKUT

(4) Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 15, 16. April 1999

Antibiotika-Resistenzen

Desinfektivum unter Verdacht

D

as in vielen Klinik- und Haushaltsprodukten verwendete Desinfektionsmittel Triclosan könnte die Bildung von Antibiotikaresisten- zen begünstigen. Eine Forschergruppe um David Rice von der Universität Sheffield beschreibt in „Na- ture“, auf welche Weise die Substanz Bakterien tötet (1999; 398: 383 ff.). Das Mittel ist in den letzten 30 Jahren zu einer beliebten „Waffe gegen Keime“ ge- worden. Weil Triclosan für Menschen als ungiftig gilt, ist die Chemikalie in einigen Deodorants, Seifen, Mundwässern und sogar in einer Zahnpasta enthal- ten. Zudem werden auch manche Kunststoffe, Teppi- che und Kleidung mit Triclosan imprägniert. Bislang ging die Fachwelt davon aus, daß das Mittel Bakteri- en tötet, weil es deren Zellhülle gleichsam verätzt.

D

ie Forscher belegen nun aber, daß Triclosan gezielt ein lebenswichtiges Enzym aus dem Fettstoffwechsel vieler Bakterien blockiert.

Damit verhält sich das Mittel wie ein Antibiotikum.

Diese Entdeckung werfe „einige Fragen auf“, kom- mentiert Rice. Ein positiver Aspekt ist, daß sich die durch Triclosan entdeckte Achillesferse der Bakteri- en zur Entwicklung neuer Antibiotika nutzen lassen könnte. Weitere Studien zeigen aber, daß ein einziger Aminosäureaustausch im Enzym genügt, damit Bak- terien 100fach höhere Konzentrationen des Desin- fektionsmittels überleben. Angesichts der weiten Verbreitung von Triclosan ist es deshalb möglich, daß resistente Keime selektioniert werden. Eine Gruppe um Laura McMurry (Tufts University Boston) hat bereits in der Klinik E.-coli-Stämme mit verringerter Anfälligkeit gegen Triclosan isoliert.

S

ie stellten bei diesen Stämmen eine gesteiger- te Produktion von Bestandteilen der „Multi- drug-Efflux-Pumpe“ fest: Offenbar wehren sich die Stämme gegen das Gift, indem sie aufgenom- mene Moleküle durch eine verbesserte Entgiftung sehr schnell wieder herausschleusen (FEMS Micro- biological Letters 1999; 166: 305). Einmal im Besitz dieser optimierten Entgiftung, können solche Stäm- me aber nicht nur Triclosan, sondern auch höheren Dosen anderer Antibiotika widerstehen. Solche Spe- kulationen genügen Jürgen Kundke, Sprecher des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucher- schutz und Veterinärmedizin, indes „nicht als Grund- lage für eine Neubewertung von Triclosan“. Dazu müßten erst weitere Studien die Befürchtungen un- termauern. Erste Berichte über Resistenzen gegen Triclosan finden sich aber bereits in der Fach-

literatur. Klaus Koch

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