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Buchbesprechung: Löhle, M. (2016). Effektiv Lernen. Erprobte Strategien für mehr Erfolg in der Schule

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Löhle, M. (2016).

Effektiv Lernen. Erprobte Strategien für mehr Erfolg in der Schule

(2. Aufl.). Göttingen: Hogrefe. 186 Seiten, ISBN 978-3-8017-2730-7 (€ 19,95).

Unter ihrem Buchtitel „Effektiv Lernen“ verspricht Monika Löhle „erprobte Strategien für mehr Erfolg in der Schule“. Gemäß Klappentext richtet sich der etwa 180 Seiten starke Ratgeber an Schülerinnen und Schüler, die kaum Lernerfolge erzielen und ihre Schulleistungen verbessern möchten.

Das Buch gliedert sich in fünf Kapitel. Das erste Kapitel verspricht den „schnellen Weg zu guten No- ten“ und verhandelt unter anderem mündliche Mitar- beit im Unterricht, Hausaufgaben, Lesen, Mathema- tik und Fremdsprachen. Im zweiten Kapitel werden Computerspiele und andere Bildschirmmedien so- wie das Thema Cybermobbing besprochen. Im drit- ten Kapitel behandelt die Autorin die Themen Stress und Schulangst. Das vierte Kapitel widmet sich dem ganzheitlichen Lernen, während das fünfte Kapitel Erkenntnisse aus der Hirn- und Lernforschung zu- sammenträgt.

Im ersten Kapitel gibt die Autorin praktische Hinweise zum Lernen, beispielsweise konkrete Me- thoden zur Planung, zur Verbesserung des Lesever- stehens und zur Bearbeitung von Hausaufgaben.

Die Kurzzusammenfassung der Kapitel zeigt jedoch die inhaltliche Breite an Themen auf, die der Rat- geber nach dem ersten Kapitel (ca. 50 Seiten) ein- schlägt. Selbstredend können viele Themen dabei nur angerissen, jedoch nicht in angemessener Tiefe behandelt werden. So entsteht mitunter ein Ein- druck von Oberflächlichkeit, der auch die Nützlich- keit einiger Hinweise infrage stellt. Dabei stehen viele Themen nur entfernt in Verbindung mit dem Titel des Ratgebers, darunter Computerspielsucht, Schlafstörungen, Ernährung und Übergewicht. Es ist löblich, dass die Autorin versucht, über ein so breites Spektrum von Themen rund um Schule, das alltägliche Leben und den menschlichen Geist zu beraten. Dabei wird das Ziel einer informierten Be- ratung, zumal zum Thema Lernen, in meinen Augen jedoch nicht immer erreicht. Beispielsweise wird bei Mobbing durchaus sinnvoll dazu geraten, sich an- deren Personen anzuvertrauen. Ich hege jedoch

starke Zweifel an der Nützlichkeit von Empfehlun- gen wie „einen Freund oder eine Freundin zu haben“, den Kampfsport Karate zu erlernen sowie an der Forderung „sei mutig“ (S. 95). An anderer Stelle bespricht die Autorin das Thema Übergewicht.

Über drei kurze Absätze wird das sogenannte „Dick- sein“ undifferenziert pathologisiert: „Dicke Kinder […] ziehen sich zurück, brechen Freundschaften ab, werden zu Außenseitern, bleiben zuhause – und essen noch mehr!“ (S. 145). Ob, wie im Fazit des Abschnitts empfohlen, tatsächlich immer eine kin- derärztliche und jugendpsychologische Beratung erforderlich ist, ist durchaus anzuzweifeln. An ande- rer Stelle bleibt die Autorin trotz hilfreicher Hinwei- se auf Mediennutzungspläne eine Erklärung dafür schuldig, warum Personen nach dem Auslesen eines Buches auf keinen Fall gleich das nächste anfangen, bei Computerspielen aber nicht in der Lage seien

„selbstständig aus der spannenden Geschichte he- raus[zukommen]“ (S. 70). Hier scheint eine kultur- pessimistische Medienskepsis weit mehr durchzu- schlagen als eine fundierte Beratung. Dass viele Ratschläge nur auf Basis anekdotischer Evidenz oder ohne erkennbare Grundlage gegeben werden, lässt nicht nur Zweifel an der titelgebenden Effekti- vität zu, sondern gibt mitunter Anlass zur Sorge, ob sie nicht sogar schädlich sein könnten (s. o. zum Thema Mobbing und Ernährung).

Bei der Lektüre von „Effektiv Lernen“ stellt sich mir zudem eine ganz grundlegende Frage;

nämlich, ob Schülerinnen und Schüler, die bisher Probleme mit dem selbstständigen Lernen hatten, tatsächlich eine Personengruppe sind, die von einem derartigen Ratgeber profitieren kann. Mit einem persönlichen Du signalisiert der Schreibstil die direkte Ansprache der Schülerinnen und Schü- ler, auf der anderen Seite ist der Satzbau oft kom- plex und mutet durch Fachtermini mitunter wis- senschaftlich an. Für Schülerinnen und Schüler, gerade mit Lese- und Lernschwierigkeiten, könnte das bereits überfordernd sein. In späteren Kapiteln verschwindet die persönliche Ansprache stellenwei- se vollständig, was den Ratgeber fragmentiert und uneinheitlich wirken lässt. Vereinzelte Quellenan- gaben im wissenschaftlichen Zitationsstil tragen zusätzlich zu der Konfusion bei, welche Zielgruppe der Ratgeber tatsächlich adressiert. Auf der anderen

Buchbesprechungen

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Buchbesprechungen 75 Seite wird die Wirksamkeit der beschriebenen Me-

thoden nur vereinzelt durch Quellen nachgewiesen, was informierten Leserinnen und Lesern eine fun- dierte Beurteilung der vorgestellten Strategien und Empfehlungen erschwert oder unmöglich macht.

In manchen Fällen benennt die Autorin Internet- seiten als Quelle für ihre Ausführungen, ohne je- doch mit einem konkreten Link auf die entspre- chenden Unterseiten zu verweisen, von denen sie ihre Information bezogen hat. Eine stichproben- artige, eigene Recherche zu zwei Quellenangaben ergab keine Funde der entsprechenden Belege oder Textstellen.

Vor dem Hintergrund der erläuterten konzeptu- ellen Probleme möchte ich dieses Buch für Schülerin- nen und Schüler nicht empfehlen. Es besteht jedoch ein Potenzial für Eltern, ihre Kinder mithilfe mancher der aufgezeigten Strategien beim Lernen zu unterstüt- zen. Fehlende Wirksamkeitsnachweise und die hohe Heterogenität lassen jedoch auch generelle Zweifel an der Nützlichkeit des Ratgebers aufkommen.

Benjamin Strobel

Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, Kiel DOI 10.2378/peu2019.art06d

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