Informationsveranstaltung „Optische Strahlung am Schweißarbeitsplatz – Neue Erkenntnisse zur Bewertung und zu Schutzmaßnahmen“
06. Juni 2018 BAuA Dortmund
„Übersicht der untersuchten Schweißverfahren und Prozessparameter“
Dipl.-Ing. (FH) IWE, Uwe Mückenheim, SLV Halle GmbH
Gliederung
Kurzvorstellung SLV Halle GmbH
1. Untersuchte Prozesse
2. Versuchsstände und Prozessdokumentation 3. Angewendete Grundwerkstoffe
4. Verfahrenserläuterung und Prozessparameter a) WIG-Schweißen
b) MSG-Schweißen incl. CMT c) Lichtbogenhandschweißen
d) Plasma-Pulver-Auftragschweißen e) Laserschweißen
f) Plasmaschneiden
Kurzvorstellung
Abteilungen: Ausbildung / Werkstoffprüfung / Qualitätssicherung / Forschung und Entwicklung
Forschung und Entwicklung
Dr.-Ing. Krüssel
Lichtbogen / Robotik / Wärmebehandlung
Generatives Fügen
Werkstofftechnische Forschung
Pressschweißen
Konstruktion
Strahltechnik
Thermisches Trennen IT-Entwicklung
Leistungsangebot: - Industrieforschung
- öffentliche Forschungsprojekte
- Technologie- und Verfahrensentwicklungen
- Dienstleistungen (Reparaturschweißen, Auftragschweißen, Kleinserien, Serieneinführung)
- praktische und theoretische Aus- und Weiterbildung
1. Untersuchte Prozesse
1. Wolfram-Schutzgasschweißen (14)
• Wolfram-Inertgasschweißen – WIG (141)
• Plasma-Pulver-Auftragsschweißen – PTA (152) 2. Metallschutzgasschweißen (13)
• Metall-Aktivgasschweißen - MAG (135)
• Metall-Inertgasschweißen MIG (131)
• CMT-Prozess als MAG / MIG-Variante 3. Metalllichtbogenschweißen (101)
• Lichtbogenhandschweißen – E-Hand (111) 4. Laserstrahlschweißen
• Festkörper-Laserstrahlschweißen (521)
• Gas-Laserstrahlschweißen – CO2 (522) 5. Thermisches Trennen
• Plasmaschneiden (83)
• alle Schweißversuche erfolgten auf ein sich drehendes Rohr mit fester Positionierung der Schweißbrenner, Stabelektrode bzw. Schweißköpfe 2. Versuchsstände und Prozessdokumentation
MSG-Schweißen CMT-Schweißen Lichtbogenhandschweißen
PTA-Schweißen Festkörper-Laserstrahlschweißen Plasmaschweißen
• externe Prozessdokumentation der Fa. HKS Prozesstechnik GmbH
– QAS in Kombination mit einem Prozesssensor P1000 – Abtastrate 3200 Hz
– Aufzeichnung von Schweißstrom und Schweißspannung
• verfahrensspezifische Einstellgrößen manuell dokumentiert
– Drahtvorschubgeschwindigkeit – Schweißgeschwindigkeit
– Brenneranstellung
2. Versuchsstände und Prozessdokumentation
Bsp.: CMT-Prozess / S235 / Standard
• unlegiertes Stahlrohr S235 / S355
– Ø195 x 16 mm / Ø219,1 x 20 mm / Ø275 x 20 mm
• Aluminiumrohr 6082 (EN AW-AlSiMgMn) – Ø250 x 20 mm
• rostfreier Hohlstahl (CrNi) 1.4301 – Ø224 x 22 mm
3. Angewendete Grundwerkstoffe
a) Wolfram-Inertgasschweißen (WIG)
4. Verfahrenserläuterung und Prozessparameter
- Lichtbogen brennt zwischen nichtabschmelzen- der Wolframelektrode und dem Grundwerkstoff - inerte Schutzgasatmosphäre (Ar, Ar/He)
- Oxidation der Elektrode und Werkstück verhindert - mit oder ohne Zusatzwerkstoff geschweißt
- Zusatzwerkstoff von Wärmequelle entkoppelt
-> definierte Beeinflussung der Schmalzbadgröße und Nahtform - vorrangig Gleichstrom bei Fe-Werkstoffen
- Wechselstrom bei Aluminium, Magnesium sowie einigen Kupferlegierungen Vorteile: qualitativ hochwertige und spritzerfreie Nähte
Nachteil: geringe Abschmelzleistung und Schweißgeschwindigkeit
Einsatzgebiete: Materialstärken 0,5 – 5 mm; bei dicken Bauteile meist nur für Wurzel Apparatebau, Behälterbau, Rohrleitungsbau, Feinwerktechnik
[1]
verwendete Stromquellentechnik und Hilfsstoffe 4. Verfahrenserläuterung und Prozessparameter
Stromquelle Fronius Magic Wave 2600
Elektrodentyp
WC-20
Wolframelektrode mit 2% Ceroxid (DIN EN ISO 6848)
Elektroden-Ø 3,2 mm
Schutzgas
ISO 14175 – I1-Ar (100% Argon)
ISO 14175 – I3-ArHe-30 (70% Argon / 30% Helium)
Schutzgasmenge 9 l/min 10 l/min
Werkstoff S235, CrNi, Al Al
eingestellte Variationsparameter in Abhängigkeit der Versuchsreihe
Schweißstromstärke I: 80-300 A
Schweißspannung U: ca. 12-19 V (gemessen)
Elektrodenabstand EA: 2,4 mm fest; 2,0-5,1 mm Frequenz f: 50 / 100 Hz bei AC
b) Metallschutzgasschweißen (MAG / MIG) 4. Verfahrenserläuterung und Prozessparameter
- Lichtbogen brennt zwischen einer kontinuierlich zugeführten, abschmelzenden Drahtelektrode und dem Grundwerkstoff
- MAG: Verwendung von aktiven Gasen wie CO2, Argon-CO2-Gemische, Argon-O2-Gemische oder Mehrkomponentengase
- MIG: Verwendung von inerten Schutzgasen wie Argon, Helium und Ar/He-Gemische - durch Charakteristik der Schutzgase und eingestellten Schweißparametern können
unterschiedliche Werkstoffübergänge und Lichtbogenarten erzielt werden Typische Lichtbogenarten: Kurzlichtbogen, Sprühlichtbogen, Impulslichtbogen Einsatzgebiete: weit verbreitetes Schmelzschweißverfahren
Stähle und Nichteisenmetalle von 0,6 – ca. 100 mm
Stahlbau, Fahrzeugbau, Maschinenbau, Apparatebau, Behälterbau, Brückenbau, Kranbau
[1]
verwendete Stromquellentechnik und Hilfsstoffe 4. Verfahrenserläuterung und Prozessparameter
Stromquelle EWM alpha Q 551
Elektrodentyp G3Si1 (1.5125) G 19 9 L Si
(1.4316) AlMg4,5MnZr (3.3546)
Elektroden-Ø 1,2 mm
Schutzgas
ISO 14175- M21- ArC-18
(82% Argon / 18% CO2)
ISO 14175- M12- ArC-2
(98% Argon / 2% CO2)
1) ISO 14175- I1-Ar
(100% Argon)
2) ISO 1475- I3-ArHe-30
(70% Argon / 30% Helium)
Schutzgasmenge 16 l/min
KA [mm] 16
Werkstoff S235 (S / P) CrNi (S / P) Al (P) eingestellte Variationsparameter in Abhängigkeit der Versuchsreihe
Schweißstromstärke I: 120-350 A
Pulsstrom IP: 390-440 A Grundstrom IG: 30-180 A Pulsfrequenz fP: 100-280 Hz Schweißspannung U: ca. 17-33 V (feste Kennlinie und über Korrekturfaktoren) Prozessvariante: Standard / Puls (S / P)
CMT-Prozess – „Cold Metal Transfer“
- herstellerspezifische Prozessvariante des MSG-Prozesses der Fa. Fronius - in raschen Intervallen der Schweißdraht entgegen der Förderrichtung gezogen - durch angepasste Steuerung beinahe stromloser Werkstoffübergang
- kontrollierte, saubere und sehr spritzerfreie Tropfenablösung 4. Verfahrenserläuterung und Prozessparameter
verwendete Stromquellentechnik und Hilfsstoffe
Stromquelle Fronius CMT advanced 4000
Werkstoff S235 (S / P) Al (P)
eingestellte Variationsparameter in Abhängigkeit der Versuchsreihe Schweißstromstärke I: 60-260 A
Pulsstrom IP: 450-475 A Grundstrom IG: 20-230 A Pulsfrequenz fP: 75-240 Hz Schweißspannung U: ca. 17-30 V (feste Kennlinie; gemessen)
- Hilfstoffe und Randbedingungen identisch zu MAG / MIG - Schweißen
c) Lichtbogenhandschweißen
4. Verfahrenserläuterung und Prozessparameter
- Lichtbogen brennt zwischen einer umhüllten abschmelzenden Stab- elektrode und dem Grundwerkstoff - Lichtbogen durch sich bildendes
Schutzgas und Schlacke geschützt
- Elektroden bestehen aus Kernstab und mineralischer Umhüllung
- rutil: hervorragende Schweißeigenschaften, viele Anwendungsbereiche - basisch: hohe Kerbschlagarbeit, hohe Risssicherheit
Vorteile: vielseitige Anwendungsmöglichkeiten, alle Arbeitspositionen möglich Nachteil: niedrige Abschmelzleistung; Nahtqualität hängt von Handfertigung ab
[1]
verwendete Stromquellentechnik und Hilfsstoffe 4. Verfahrenserläuterung und Prozessparameter
Stromquelle EWM alpha Q 551
Elektrodentyp RR – dickumhüllte rutile Stabelektrode
Elektrodenbez.
ISO 2560-A – E 51 3 RR 22
ISO 2560-A – E 42 0 RR 12
ISO 2560-A – E 42 0 RR 12
ISO 2560-A – E 51 2 RR 22
Elektroden-Ø 2,5 mm 3,2 mm 4,0 mm 5,0 mm
Elektrodenpolung DC (-)
Elektrodentyp B – basisch umhüllte Stabelektrode
Elektrodenbez. ISO 2560-A – E 42 2 B 42 H10
ISO 2560-A – E 42 5 B 32 H5
ISO 2560-A – E 42 2 B 42 H10
ISO 2560-A – E 51 4 B 16
Elektroden-Ø 2,5 mm 3,2 mm 4,0 mm 5,0 mm
Elektrodenpolung DC (+)
Werkstoff S235
eingestellte Variationsparameter in Abhängigkeit der Versuchsreihe
Schweißstromstärke I: RR: 80-240 A B: 70-280 A
Schweißspannung U: ca. 25-37 V (sehr schwankend, da handgeführt)
d) Plasma-Pulver-Auftragschweißen
4. Verfahrenserläuterung und Prozessparameter
- Lichtbogen brennt nicht frei, sondern durch wassergekühlte Kupferdüse eingeschnürt - dadurch erhöhte Leistungsdichte
- zwei getrennte Lichtbögen
- Lichtbogen 1: zwischen Wolframelektrode und gekühlter Kupferdüse
- Lichtbogen 2: zwischen Wolframelektrode und Werkstück
- Ziel: kleiner Aufmischungsgrad <5 %
Einsatzgebiete: Auftragschweißen von verschleiß- und korrosionsbeständigen Schichten, hohe Anwendungsbreite in vielen Branchen
z.B. Kies- und Zementindustrie, Tagebauindustrie, Behälterbeschichtungen,
[2]
verwendete Stromquellentechnik und Hilfsstoffe 4. Verfahrenserläuterung und Prozessparameter
eingestellte Variationsparameter in Abhängigkeit der Versuchsreihe
Schweißstromstärke I: 80-200 A
Schweißspannung U: 27-37 V (gemessen)
Stromart: DC (-)
Stromquelle Castolin Eutronic GAP3002
Elektrodentyp WC-20 (2% Ceroxid)
Elektroden-Ø 4,0 mm
Pilotgas ISO 14175 – I1 – Ar (100% Argon); 2,3 l/min
Pulverfördergas ISO 14175 – R1 – ArH – 5 (95% Argon / 5% H2); 3,0 l/min Schutzgas ISO 14175 – R1 – ArH – 5 (95% Argon / 5% H2); 13 l/min Schweißpulver UTP PLASweld FerroV15 (FeCrV)
Werkstoff S235
e) Laserschweißen
4. Verfahrenserläuterung und Prozessparameter
1) Festkörperlaser
- aktives Medium: gezüchteter Einkristall, in dessen Kristallgitter Fremdatome eingelagert sind (Chrom oder Neodym)
- laseraktives Medium meist in Stabform zwischen zwei Resonatorspiegeln angeordnet - eingesetzter Faserlaser ist spezielle Form des Festkörperlasers
- aktives Medium durch Glasfaser gebildet und über Pumpdioden wird Energie zugeführt - als Dodierungselement für den aktiven Laserkern ist Ytterbium eingesetzt
Laserquelle Faserlaser YLS 12000 (Fa. IPG)
max. Leistung P=12 kW
Werkstoffe S235, CrNi, Al
verwendete Anlagentechnik und Hilfsstoffe
eingestellte Variationsparameter in Abhängigkeit der Versuchsreihe
Laserleistung P: 1-12 kW Schweißgeschwindigkeit vS: 184-236 cm/min Fokuslage: 0 Fokus-Ø: 0,4 mm
4. Verfahrenserläuterung und Prozessparameter 2) CO2-Laser
- aktive Komponente besteht aus CO2-Molekülen
- Resonator zwischen 2 Spiegeln angeordnet und enthält Gasgemisch aus CO2, N2 und He (Verhältnis 1:2:10)
- durch Anlegen einer Spannung wird eine Niederdruck-Gasentladung gezündet - hauptsächliche Energieübertragung erfolgt durch Elektronenstöße auf die
Stickstoffmoleküle -> diese regen CO2-Moleküle
- Heliumkühlt das Gemisch aufgrund seiner hohen Wärmeleitfähigkeit -> stabiler Prozess
Laserquelle CO2-Laser RS DC 035 (Fa. ROFIN)
max. Leistung P=3,5 kW
Werkstoffe S235, CrNi
verwendete Anlagentechnik und Hilfsstoffe
eingestellte Variationsparameter in Abhängigkeit der Versuchsreihe
Laserleistung P: 1-3,5 kW Schweißgeschwindigkeit vS: 50 cm/min
Fokuslage: 0 Wellenlänge: 10,6 μm
f) Plasmaschneiden
4. Verfahrenserläuterung und Prozessparameter
- Lichtbogen durch wassergekühlte Düse stark eingeschnürt
- Energiedichte und Temperatur damit deutlich erhöht
- überlagerte Gasströmung im Düsenkanal bringt zusätzlich kinetische Energie
angewendete Verfahrensvariante: direktes Plasmaschneiden
- Plasmagas am Prozessanfang zugeschaltet und strömt durch Brenner
- mittels Hochspannung energiearmer Pilotlichtbogen zwischen Elektrode und Plasmaschneiddüse gezündet -> Gasstrecke teilweise zu ionisieren
- bei Einschaltung der Spannung zwischen Elektrode und Werkstück kann Hauptlichtbogen gezündet werden -> eigentlicher Schneidlichtbogen
- Plasmaschneidstrahl schmilzt Werkstück auf (10.000 bis 50.000 °C)
- kinetische Energie des Plasmagases treibt schmelzflüssiges Material aus Schnittfuge - quadratischer Spiralenschnitt um im Messfeld zu bleiben
4. Verfahrenserläuterung und Prozessparameter
Einsatzgebiete:
- ursprünglich für nicht brennschneidgeeignete Werkstoffe gedacht, wie hoch legierter Stahl, Aluminium und Kupfer
- heutzutage können diverse metallische Werkstoffe geschnitten werden, wie auch nicht leitende Materialien
verwendete Stromquellentechnik und Hilfsstoffe
Stromquelle High Focus 440i (Fa. Kjellberg)
Schneidsystem Messer Cutting System
Schneidgas ISO 14175 – R2 – ArH
Schneidgasmenge automatisch gesteuert
Wirbelgas ISO 14175 – N1 – N
Werkstoff CrNi (t=20 mm)
eingestellte Variationsparameter in Abhängigkeit der Versuchsreihe Stromstärke I: 160-400 A
Schneidhöhe h: 4,5 / 6,0 mm
[1] SFM / IWS Lehrgangsunterlagen, DVS e.V. 2018 [2] SFI /IWE Lehrgangsunterlagen, DVS e.V. 2018 Quellen