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em Bauboom zur Weltausstellung 1900 verdankt Paris zwei markan- te Architekturdenk- mäler: Das Grand Pa- lais und vis-à-vis das Petit Palais, im Herzen der Stadt zwischen der Place Clemenceau und dem Pont Alexandre III gelegen. Seit 1901 beherbergt das Petit Palais die städtischen Kunstsammlungen, de- ren Bestände im Laufe der Jahre durch An- käufe und Schenkun- gen beträchtlich an- wuchsen. Die Objekte reichen von antiken Skulpturen bis zu im- pressionistischen Ge- mälden. Der Schwer- punkt der Sammlung liegt auf der französi- schen Kunst des 19. Jahrhun- derts, der auch die Ausstel- lung in Bonn gewidmet ist.195 Exponate (Malerei, Zeichnung, Skulptur und an- gewandte Kunst) bieten ei- nen differenzierten Einblick in jene Epoche mit ihren ver- schiedenen Kunstströmun- gen und deren gegenseitige Beeinflussung. Diese Aus- stellung zeigt Werke von 84 Künstlern. Geläufig sind Na- men wie Ingres, Delacroix, Courbet, Pissarro und Fou- quet. Daneben finden sich aber auch weniger bekannte Künstler.
Die Ausstellung ist über- sichtlich in zehn Abteilungen untergliedert: die Romantik, der Realismus, das Land- schaftsbild im Realismus, der Impressionismus, der Histo- rismus, der Naturalismus, der Neoimpressionismus, der Symbolismus, die Welt von Marcel Proust, Schmuck und Kunsthandwerk des Jugend-
stils sowie der „wiedergefun- dene Klassizismus“. Dieses Potpourri bietet in gedräng- ter, ansprechender Form al- les, was die französische Kunst des 19. Jahrhunderts hervorgebracht hat.
Gustave Courbets Wer- ken fällt eine Schlüsselrolle zu: In der Mitte des Jahrhun- derts vereinen sie in sich die Entwicklungen der ersten Hälfte des Jahrhunderts und bereiten die der zweiten Hälf- te vor. Nach der Restaurie- rung seines monumentalen Gemäldes (388 x 580 cm)
„Feuerwehrleute eilen zu ei- nem Brand“, an der sich die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutsch- land beteiligt hat, ist dieses
nun erstmalig in Bonn ausgestellt. Werke an- derer Künstler, wie Maillol, Gauguin, Bon- nard oder Cézanne lei- teten die künstleri- schen Entwicklungen unseres Jahrhunderts ein.
Das umfassende Rah- menprogramm, das sich mit dem vielseiti- gen Thema der eu- ropäischen Salonkultur befaßt, begann am 5.
Juli mit einer langen Filmnacht: Glanz und Elend des französi- schen Salons des 19.
Jahrhunderts wurden in drei Filmbeiträgen wiedergegeben. In ei- ner Reihe von Jour- fixe-Veranstaltungen sollen ausgewählte Aspekte dieses so oft totgesagten kulturellen Phä- nomens vorgestellt werden.
Diskussionsrunden begleiten die Ausstellung bis zum 10.
September, zum Teil in Ko- operation mit dem Südwest- funk. Der französische Natio- nalfeiertag, der 14. Juli, wur- de in besonderer Weise be- gangen: durch den Bal Popu- laire – eine französische Nacht! Diese Veranstaltung bildete mit Feuerwerk, Tanz und Musik den Höhepunkt des Rahmenprogramms.
Dr. med. Stephanie Krannich
A-1854 (46) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 30, 24. Juli 1998
V A R I A FEUILLETON
Kunst des 19. Jahrhunderts
Von Ingres bis Cézanne
Die Bundeskunsthalle präsentiert in siebter Folge „Die großen Sammlungen“. Zum ersten Mal ist nun ein französisches Museum in Bonn zu Gast: das Petit Palais.
Die Ausstellung „Von Ingres bis Cézanne“ ist dienstags und mittwochs von 10 bis 21 Uhr und donnerstags bis sonn- tags von 10 bis 19 Uhr zu bewundern. Der Ausstellungska- talog ist hervorragend bebildert und eröffnet durch aus- führliche Erläuterungen einen guten Einblick in die damali- gen Lebens- und Denkgewohnheiten und die kulturhistori- schen Zusammenhänge. Weitere Informationen: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Museumsmeile Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 4, 53113 Bonn, Tel 02 28/91 71-2 00, www.kah-bonn.de SK Georges Fouquet: Haarnadel mit
Lotos, um 1905/06, Horn, Silber, Emaille, 15 x 8,5 cm
Fotos:Phototèque des Musées de la Ville de Paris
Camille Pissarro: „Paris, Pont Royal“, 1903, Ö/L, 54,5 x 65 cm