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Archiv "Musikautomaten" (06.12.1990)

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LESERDIENST

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Musikautomaten

Peter Handke: Versuch über die Jukebox, Erzählung, Suhrkamp Verlag, Frank- furt/M., 1990, 139 Seiten, ge- bunden, 25 DM

Auf der Suche nach der Rast in der seit Jahren wäh- renden Unrast vermutet der Schriftsteller und Erzähler sein Refugium in dem spani- schen Städtchen Soria, das er im mittleren Nordspanien in den Bergen zwischen Burgos und Zaragoza erreicht. Dort begibt er sich an seinen „Ver- such über die Jukebox", über diesen Musikautomaten, der ihn von Jugend auf immer als ein Fixpunkt seiner Existenz angezogen und fasziniert hat;

dies auch in manchen Orten über diverse Regionen der Erde hinweg. Überall hat er diesen für ihn persönlich wichtigen Bezugsgegenstand gesucht und gefunden, und an ihm sind seine Erinnerungen und seine Orientierungssuche fixiert.

Viel Symbolik also, die so verschlüsselt ist, daß der Le- ser den gewünschten „Sesam- öffne-dich" zu den Gedanken des Peter Handke entweder gar nicht oder nur unter sol- chen Mühen (eventuell!) fin- den kann, die eine Frage zur Relation zwischen Opferbe- reitschaft des Konsumenten und dem Aussageangebot des Autors gestatten. Wenn der Verlag damit wirbt, daß „die- se Erzählung eine Reflexion über Bedingungen des Schreibens sei, im August des Jahres 1989, in dem die Menschheit für Peter Handke ihre Träume zu realisieren schien", dann sollten er oder der Autor selbst sich etwas deutlicher erklären.

Dieser Zweifel an der In- haltsaussage des schmalen Buches ist aber durch eine andere Feststellung zu ergän- zen: Selbst der von der The- matik her ziemlich ratlos ge- bliebene Leser wird von einer großartigen Sprachgestaltung gefangen, die ihn kaum zu Atem kommen läßt; er wird das Buch, auch bei allem in-

neren Widerspruch, schon aus formalen Gründen kaum weglegen, ohne auch noch die allerletzte Seite durchgestan- den zu haben. Dennoch:

Auch die im formalen perfek- teste Erzählung muß dahin- gehend geprüft werden, wie sie ganzheitlich noch „ver- daubar" ist oder wo die „ars pro arte" dominiert. — Peter Handke — ein bedeutender Autor der Gegenwart oder — wenigstens in dieser Vorlage

— ein bloßer Wort- und Satz- virtuose?

Rudolf Clade, Bad-Neuenahr

Aquarelle

Hermann Hesse: Tessin, Betrachtungen, Gedichte und Aquarelle, Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M., 1990, 343 Sei- ten, 32 farbige Abbildungen, 40 DM.

Hesse hatte bereits zwei Versuche, seßhaft zu werden, hinter sich — am Bodensee und in Bern —, als er sich, 42 Jahre alt, schließlich im Tes- sin niederließ. Hier blieb er, hier lernte er seine zweite und seine dritte (und letzte) Frau kennen, hier kam er, wenn auch von mancherlei Irritationen unterbrochen,

Paradiesisches

Sibylle Herrlen-Pelzer:

Leere Blätter und andere Ge- dichte, Stöffler & Schütz, Stuttgart, 1989, 59 Seiten, kartoniert, 12,80 DM

Paradiesisches, aber auch Bilder des Schreckens („Sä- kularisierte Hölle") be- schwört die Autorin in die- sem kleinen Lyrikband her- vor. Während es ihr in

„Abendstimmung" beein- druckend gelingt, ihre Gefüh- le bei einem Sonnenunter-

schließlich zur Ruhe. In dem Buch sind eine Vielzahl klei- ner Prosatexte sowie einige Gedichte, die alle mit dem Tessin und vor allem mit Hes- ses Wohnort Montagnola zu tun haben, versammelt, zu- meist Gelegenheitsarbeiten.

Das liest sich nett, vor allem dann, wenn man Hesse und/

oder das Tessin liebt. Eine große Überraschung aber sind Hesses farbenfreudige, klare Aquarelle. Sie offenba- ren, wie persönliche Schwie- rigkeiten durch künstlerische Verarbeitung zu neuer

Klar- heit führen können —was Hes- se

selbst ja auch immer wieder in seinen Entwicklungsroma- nen thematisiert. NJ

ag

gang zu schildern, beschäftigt sie sich in „1. Mai 1986" eben- so überzeugend mit dem schrecklichen Reaktorunfall von Tschernobyl. In allen Ge- dichten ist das Interesse der Nervenärztin an seelischen Problemen spürbar. Und im- mer wieder stellt sie sich die Frage, ob in einer Welt, die täglich mehr zerstört wird, Lyrik noch eine angemessene Ausdrucksform sein kann. Si- bylle Herrlen-Pelzer setzt sich jedoch über ihre eigenen Zweifel hinweg und fordert dazu auf, sich den Forderun- gen des Tages zu stellen und für ein lebenswertes Dasein zu kämpfen. Kli

Südamerika

Isabel Allende: Geschich- ten der Eva Luna, Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M., 1990, 364 Seiten, gebunden, 38 DM

„Es gibt viele Arten Ge- schichten. Manche gibt es, die sind der Wirklichkeit ent- nommen und werden durch die Inspiration verarbeitet, und andere tauchen in einem Augenblick der Inspiration auf, und wenn sie später er- zählt werden, geschehen sie in der Wirklichkeit." So be- ginnt Eva Luna eine ihrer Ge- schichten, deren Helden so- wohl Emigranten als auch Eingeborene Südamerikas sind. Die Themen reichen von traditionellen, wie Freundschaft und Habsucht, bis zu aktuellen Problemen, wie Kinderhandel und Ster- behilfe. Mit ihren Beschrei- bungen der Szenarien, der Emotionen und der Atmo- sphäre der jeweiligen Situati- on

gelingt es Isabel Allende,

den Leser jede Geschichte in seiner Phantasie miterleben zu lassen. S. B.

Dt. Ärztebl. 87, Heft 49, 6. Dezember 1990 (93)

A

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