A198 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 4⏐⏐26. Januar 2007
M E D I Z I N
Schilddrüsenerkrankungen berücksichtigen
Das Thema ist sehr umfassend abgehandelt. Jedem Kardiologen ist der Zusammenhang zwischen Schild- drüsenerkrankungen in der Schwangerschaft und Rhyth- musproblemen bekannt. Eine Veröffentlichung im Deutschen Ärzteblatt sollte aber einen Hinweis auf die- se Problematik enthalten, weil in der ärztlichen Praxis, wie ich selber über viele Jahre erlebt habe, zu wenig an diese Möglichkeit gedacht wird.Zwei Erkrankungen stehen hier im Vordergrund:
>Vor der Schwangerschaft nicht bekannte, kompen- sierte autonome Adenome können durch Jod, das in der Schwangerschaft zusätzlich appliziert wurde, dekom- pensieren.
>In der Schwangerschaft auftretende Thyreoditiden können in der Anfangsphase zu Überfunktionen später zu Unterfunktionen in der Schilddrüse führen.
Beide Funktionsstörungen benötigen eine von den diskutierten Behandlungen völlig verschiedene Thera- pie.
Prof. Dr. med. Konrad Spesshardt Remchingerstraße 71
76307 Karlsbad
Schlusswort
Es ist seit langem bekannt, dass in der Gravidität der Bedarf an Schilddrüsenhormon um bis zu 50 Prozent steigt. Im fetalen Organismus beginnt die Thyroxinsyn- these bereits im vierten Schwangerschaftsmonat (1).
Der Schilddrüsenstoffwechsel kann sich innerhalb ei- ner Schwangerschaft verändern, und Erkrankungen wie
Hypo- oder Hyperthyreosen können im Zusammen- hang mit der Schwangerschaft zum ersten Mal auftre- ten. Sowohl Schilddrüsenunter- als auch -überfunktion der Mutter können dem Kind schaden und/oder zu einer Fehlgeburt führen.
Der Zusammenhang zwischen Schilddrüsenerkran- kungen und Herzrhythmusstörungen ist seit Jahren be- kannt und besonders die Korrelationen zwischen Hyper- thyreose und Vorhofflimmern sind gut dokumentiert (2).
Es ist selbstverständlich, dass der Schilddrüsenstoff- wechsel bei Schwangeren mit Rhythmusstörungen un- tersucht werden muss. Im Einzelfall können autonome Adenome durch Jodgabe dekompensieren oder Thy- reoitiden zu Schilddrüsenfunktionsstörungen führen, die Arrhythmien verursachen können (3).
Der Kommentar bei Herzrhythmusstörungen, die während einer Schwangerschaft auftreten, an Schild- drüsenerkrankungen zu denken, ist völlig richtig und soll an dieser Stelle nochmals unterstrichen werden.
LITERATUR
1. Burrow GN, Fisher DA, Larsen PR: Maternal and fetal thyroid func- tion. N Engl J Med 1994; 331: 1072–8.
2. Trappe HJ: Tachykarde Herzrhythmusstörungen in der Intensivmedi- zin. In: Baumann G, Zerkowski HR: HerzAkutMedizin. Darmstadt:
Steinkopff-Verlag 2006: 480–92.
3. Stangl V, Trappe HJ: Die Frau in der Schwangerschaft in der Intensiv- medizin. In: Baumann G, Zerkowski HR: HerzAkutMedizin; Darmstadt:
Steinkopff-Verlag 2006: 650–83.
Prof. Dr. med. Hans-Joachim Trappe Marienhospital Herne
Medizinische Universitätsklinik II Ruhr-Universität Bochum Hölkeskampring 40, 44625 Herne
E-Mail: hans-joachim.trappe@marienhospital-herne.de
Interessenkonflikt
Die Autoren beider Diskussionsbeiträge erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinen des International Committe of Medical Journal Editors besteht.
zu dem Beitrag
Antiarrhythmische Therapie in der Schwangerschaft
von Prof. Dr. med. Hans-Joachim Trappe in Heft 30/2006
DISKUSSION
REFERIERT
Bei unklaren Transaminasen an Paracetamol denken
Die unklare Transaminasenerhöhung, häufig auch „Transaminitis“ ge- nannt, stellt eine diagnostische Herausforderung dar, wenn eine chroni- sche Hepatitis ausgeschlossen werden konnte. Wie eine amerikanische Studie ergab, zeigen mindestens ein Drittel aller Patienten, die Paraceta- mol in der maximal empfohlenen Dosis einnehmen, eine Erhöhung der
ALT über das Dreifache der Norm. 145 gesunde Erwachsene erhielten 14 Tage lang 4 g Paracetamol pro Tag, Paracetamol zusammen mit einem Opioid oder Placebo im Rahmen einer randomisierten Studie.
Während unter Placebo kein Transaminasenanstieg zu verzeichnen war, kam es unter 4 g Paracetamol zu einem ALT-Anstieg über den dreifachen Normbereich bei 31 bis 44 Prozent der Patienten. Die zusätzliche Gabe eines Opioids hatte keinen Einfluss auf die Transaminasenaktivität. w Watkins PB et al.: Aminotransferase elevations in healthy adults receiving 4 grams of acetaminophen daily: a randomized controlled trial. JAMA 2006; 296: 87–93. Dr. Paul B. Watkins
E-Mail: pbwatkins@med.unc.edu