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merikanische Soldaten, die im Irak schwere Verwundungen er- leiden, werden zur Behandlung nach Deutschland ausgeflogen. Inzwi- schen sind 24 (Stand 27. März, 10.33 Uhr) Kriegsverletzte ins „Landstuhl Regional Medical Center“ (LRMC), dem größten medizinischen Zentrum der US-amerikanischen Streitkräfte außerhalb der USA, nach Landstuhl bei Kaiserslautern gebracht worden. Die Klinik im pfälzischen Landstuhl liegt et- wa fünf Kilometer von der amerikani- schen Airbase Ramstein entfernt.Nach Angaben der Kliniksprecherin Marie Shaw ist das LRMC Hauptauf- nahmestelle für die verwundeten US- Soldaten im Irak. In dem Hospital wer- den Verletzte im Zusammenhang mit
„amerikanischen Operationen“ in Eu- ropa, Südwestasien und dem Mittleren Osten medizinisch versorgt. Doch nicht nur Kriegsopfer werden dort behandelt.
In Friedenszeiten steht das hochmoder- ne Krankenhaus mit sämtlichen medizi- nischen Abteilungen einer Klinik der Maximalversorgung für mehr als 250 000 amerikanische Militärangehörige und deren Familien in Europa zur Verfü- gung. Ihm wird der Standard einer Uni- versitätsklinik bescheinigt.
Im Normalbetrieb hat das LRMC 160 Betten und 120 Ärzte, die alle dem amerikanischen Militär angehören. In Erwartung der Kriegsverletzten wurde die Bettenkapazität vorerst auf 300 auf- gestockt. Eine weitere Erhöhung auf 450 sei bei Bedarf möglich, erklärte die Sprecherin. Nach ihren Angaben wur- den für die Versorgung der Kriegsopfer 600 Reservisten nach Landstuhl beor- dert, das reicht von hoch spezialisierten Ärzten über zusätzliche Pflegekräfte
bis zu technischem und administrati- vem Personal.
So wurden Experten für Brandverlet- zungen, Neurochirurgen, Intensivmedizi- ner und zusätzliche Chirurgen aus den USA geholt. Insgesamt verfügt das Mi- litärhospital über zwölf Intensivplätze, Isolierstationen sind ebenfalls vorhan- den sowie Spezialeinheiten für Brandop- fer. Mehr als 500 Brandverletzte wurden
in dem Zentrum beispielsweise nach der Flugzeugkollision bei einer Flugschau auf dem US-Militärflughafen in Ram- stein im Jahre 1988 medizinisch versorgt.
Die Sprecherin wies in diesem Zusam- menhang darauf hin, dass nicht nur US- Soldaten, sondern auch Nato-Angehöri- ge dort aufgenommen werden können.
Das Militärhospital ist seit vielen Jahren eine wichtige Anlaufstelle für Verletzte bei militärischen Konflikten.
Im zweiten Golfkrieg 1991 wurden hier mehr als 4 000 verwundete amerika- nische Soldaten behandelt. Aus dem Kriegsgebiet in Afghanistan waren wäh- rend der Operation „Enduring Free- dom“ 1 200 Soldaten nach Landstuhl ausgeflogen worden. Hier wurden auch Hunderte von bosnischen Flüchtlingen, die bei dem Bombardement des Markt- platzes von Sarajevo verletzt worden sind, betreut sowie die Opfer des An- schlags auf die Botschaft von Nairobi im August 1998.
Die ersten Patienten wurden vor 50 Jahren in dem damals noch nicht fertig gestellten amerikanischen Hospital in Landstuhl behandelt. Seinen heutigen Namen erhielt das LRMC nach einem Erweiterungsbau im Jahr 1994. Im so genannten Fisher-House, einem Klinik- gebäude mit Hotelcharakter, das im Jahre 2000 eröffnet und nach dem An- schlag vom 11. September noch einmal erweitert worden ist, fin- den erkrankte und verwundete Militärangehörige aus aller Welt Aufnahme. Die Familienangehöri- gen können in ihrer unmittelbaren Nähe unterkommen.
Die Klinikstatistik weist im Durchschnitt 16 stationäre Auf- nahmen pro Tag, 37 000 ambulante Patienten und 510 Operationen pro Monat sowie drei Geburten täglich aus. Aufgrund ihres hohen medizinischen und technischen Standards beträgt die durch- schnittliche Aufenthaltsdauer der Patienten im LRMC nur etwa drei Tage. Je nach Schweregrad der Verletzung rechnet die Sprecherin bei den Verwundeten aus dem Irak-Krieg mit Aufenthalten bis zu zehn Tagen, ehe sie in ihr Heimat- land ausgeflogen werden können.
Für die Militärangehörigen ist die Behandlung kostenlos. Die Angehörigen zahlen für ihren Aufent- halt dort etwa zehn Dollar pro Tag.
Das amerikanische Militärhospital wird vom leitenden Kommandanten David Rubinstein als „das sicherste der Welt“
bezeichnet. Es wird rund um die Uhr von einem Militärbataillon der Airforce bewacht. Ingeborg Bördlein P O L I T I K
Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 144. April 2003 AA889
Irak-Krieg
Universitätsstandard für verletzte US-Soldaten
Das Militärkrankenhaus „Landstuhl Regional Medical Center“
in der Pfalz ist das größte medizinische Zentrum der US-ameri- kanischen Streitkräfte außerhalb der Vereinigten Staaten.
Chefkrankenschwester Major Frances Ward küm- mert sich um einen beatmeten Patienten. Foto: dpa