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Archiv "Was erscheint gesichert in der Behandlung von Lebermetastasen?" (04.09.1985)

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EDITORIAL

Was erscheint

gesichert in der Behandlung von Lebermetastasen?

berbefall kurabler Primärtu- moren die Leberresektion nur für fünf bis zehn Prozent aller Patienten eine theoretische Heilchance bietet.

Desarterialisation Lebermetastasen bedeuten in

der Regel ein disseminiertes Tumorstadium bei einer Viel- zahl von malignen Erkrankun- gen. Hieraus resultierte in der Vergangenheit ein weitgehen- der therapeutischer Nihilis- mus. Es gibt allerdings einige Tumoren, die zunächst oder überwiegend nur in die Leber metastasieren. Hierzu gehören die kolorektalen Karzinome, Karzinoide, Inselzelltumoren des Pankreas und bestimmte Melanome (7)). Der Grund für die häufige Lebermetastasie- rung dieser Tumoren ist nicht geklärt. Als Argument wird die Filterfunktion der Leber bei Tumoren des portalen Abfluß- gebietes angeführt. So fanden sich zum Beispiel bei Routine- sektionen von Krebskranken mit einem portalen Tumortyp in 37,4 Prozent nur Leberme- tastasen (8). Die Gefäßversor- gung der etablierten Leber- metastasen erfolgt ganz über- wiegend arteriell.

Als Beurteilungskriterium je- der Therapieform von ver- meintlich isolierten Leberme- tastasen werden am besten die häufigen kolorektalen Kar- zinome herangezogen, da bei Karzinomen des oberen Ga- strointestinaltraktes, vor allem bei Magen- und Pankreaskar- zinomen, die lymphogene Me- tastasierung in den multiplen, chirurgisch nur teilweise er- reichbaren Abflußwegen in der Regel der portalen Meta- stasierung vorauseilt.

Chirurgische Therapie Gesichert erscheint derzeit, daß mit der Resektion solitä- rer und auf einen Leberlappen

begrenzter Metastasen ein- deutige Erfolge erzielt werden können (1, 5, 6, 8, 14, 15).

Während die durchschnittliche Überlebenszeit aller Patienten mit Lebermetastasen nur etwa 6,5 Monate beträgt und ohne Therapie selten Überlebens- zeiten bis zu zwei Jahren be- obachtet werden, leben fünf Jahre nach chirurgischer Ent- fernung isolierter Lebermeta- stasen und einer Segment- oder Lappenresektion der Le- ber noch 30 Prozent der Ope- rierten (1, 15).

Die Operationsletalität konnte dabei durch zunehmende operative Erfahrung, exakte anatomische Präparation und Verbesserung der Blutstillung und der postoperativen Inten- sivtherapie deutlich unter zehn Prozent gesenkt werden.

Metachrone Metastasen ha- ben eine günstigere Prognose als synchrone Absiedlungen.

Je später eine Lebermetastase auftritt, um so besser er- scheint die Überlebenschance nach Metastasenentfernung.

Voraussetzung jeder Metasta- senchirurgie an der Leber ist allerdings die sorgfältige prä- operative Untersuchung (So- nographie, Computertomogra- phie, Tumormarker) zum Aus- schluß anderweitiger Metasta- sen. Einschränkend muß auch darauf hingewiesen werden, daß nur ein Viertel der Leber- metastasen bei kolorektalem Karzinom isoliert oder auf ei- nen Lappen begrenzt gefun- den werden. Dies bedeutet in praxi, daß bei einem 30pro- zentigen ausschießlichen Le-

Die Beobachtung, daß Leber- metastasen überwiegend arte- riell versorgt werden (11) und die Unterbrechung der A. he- patica tatsächlich eine Nekro- se der Metastasen herbeiführt, während gesunde Leberab- schnitte eine derartige Desar- terialisation im allgemeinen problemlos vertragen, führte zur Erprobung der operativen Unterbindung der A. hepatica beziehungsweise zu deren Okklusion durch selektive Em- bolisation mittels Katheteran- giographie. Die klinischen Re- sultate mit dieser Methodik waren allerdings bisher, mit Ausnahme des Karzinoids, enttäuschend (3). In Erpro- bung stehen derzeit temporä- re Durchblutungsunterbre- chungen mittels löslicher Em- bolisationsmittel (Microsphe- res, Xenon und andere) in Kombination mit verschiede- nen Chemotherapeutika.

Chemotherapie

Nach wie vor problematisch sind lokal inoperable und alle nur fraglich auf die Leber be- grenzten Metastasen. Wäh- rend für das metastasierende kleinzellige Bronchialkarzi- nom, Hodentumoren und das Mammakarzinom effektive Chemotherapieschemata zur Verfügung stehen (7), hat die systemische Therapie bei ko- lorektalen Karzinomen durch- weg enttäuscht. Mit dem am ehesten als wirksam angese- henen Antimetaboliten 5-Fluo- rouracil wird zwar bei 15 bis 25 Prozent der behandelten Patienten eine Tumorregres- sion beobachtet; eine Verlän- gerung der Überlebenszeit wird gegenüber den unbehan-

2544 (44) Heft 36 vom 4. September 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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EDITORIAL delten Patienten aber nur in

Ausnahmefällen erreicht.

Besonderes Interesse gilt des- halb seit langem der regiona- len Chemotherapie der Leber, die entsprechend der arteriel- len Blutversorgung der Tumo- ren in der Mehrzahl über die A. hepatica durchgeführt wird.

Man erhofft sich dabei ent- sprechend der Extraktionslei- stung der Leber eine höhere lokale Wirkkonzentration ohne höhere systemische Toxizität.

Als Wirksubstanzen stehen bisher nur 5-FU (Ansprechrate 20 bis 25 Prozent) und in jüng- ster Zeit FUDR (Ansprechrate über 80 Prozent) zur Verfü- gung, während alle anderen Substanzen (Mitomycin C, Ad- riamycin, Dicloromethotrexat, Cis-Platin) in ihrer Wirkungs- weise weit weniger gesichert sind. Die Applikation der Sub- stanzen erfolgt über die regel- recht durchblutete Leber, in Kombination mit vorüberge- hender oder bleibender Unter- brechung der Durchblutung der A. hepatica und durch temporäre Leberisolierung.

Die große Zahl der verschie- denen klinischen Behand- lungsversuche leidet insbe- sondere darunter, daß keine einheitliche und verbindliche Nomenklatur über das Aus- maß des Krankheitsstadiums (Leberbefall in Prozent) exi- stiert, die Kriterien der An- sprechbarkeit der Behandlung sehr unterschiedlich definiert werden und keine verglei- chenden Untersuchungen mit verschiedenen Therapiekon- zepten vorliegen. Die regiona- le Chemotherapie erscheint deshalb gegenüber anderen zytostatischen Maßnahmen zum gegenwärtigen Zeitpunkt vorteilhaft, aber in ihrer Über-

legenheit noch nicht gesichert (2, 4, 9, 10, 12, 13).

Eindeutig verbessert werden konnte die Applikation der re- gionalen Chemotherapie der Leber durch die Entwicklung

neuer, implantierbarer Infu- sionssysteme (Katheter mit subkutaner Infusionskammer (lnfuse-A-Port), Medikamen- tenpumpen). Dem hinkt trotz gewisser Vorzüge des FUDR die Entwicklung wirksamer pharmakologischer Substan- zen deutlich nach. Angesichts des operativen, finanziellen und Tumornachsorgeaufwan- des, der möglichen lokalen Toxizität (Hepatitis, sklerosie- rende Cholangitis) und des statistisch bisher nicht gesi- cherten Therapieerfolges ist die regionale Chemotherapie der Leber zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur im Rahmen sorgfältig geplanter klinischer Studien vertretbar. Von einer breiten unkontrollierten An- wendung ist unbedingt abzu- raten.

In der Bundesrepublik wurde deshalb von Hottenrott eine randomisierte, multizentrische Studie zur Beurteilung der Wertigkeit der intraarteriellen Chemotherapie bei isolierten Lebermetastasen kolorektaler Karzinome mittels eines völlig implantierbaren Infusionssy- stems (Infusaid®) unter Beteili- gung von 22 Kliniken initiiert.

In diesem Heft wird über erste klinische Erfahrungen berich- tet Seite 2539.

Es bleibt die Forderung, iso- lierte, operable Lebermetasta- sen speziell beim Kolonkarzi- nom chirurgisch zu entfernen.

Diagnostisch erlaubt hierzu die Computertomographie in Kombination mit dem Tumor- marker CEA, neuerdings auch CA 19-9 die sicherste Aussa- ge. Eine Hyperbilirubinämie und erhöhte alkalische Phos- phatase erscheinen progno- stisch ungünstig.

Bezüglich nicht resezierbarer Befunde müssen neue Thera- pieprinzipien zunächst stati- stisch gesichert werden. Vor- aussetzung dafür sind klare Studienbedingungen (Staging des Tumors, methodisch re-

produzierbare Erfolgskontrol- le, Definition des Behand- lungserfolges anhand der Überlebenszeit).

Literatur

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—Abstract, ASCO Meeting Toronto (1983)

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Anschrift des Verfassers:

Professor Dr. med.

Albrecht Encke Leiter der Abteilung Allgemeinchirurgie der Universität Theodor-Stern-Kai 7 6000 Frankfurt (Main) 70

Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 36 vom 4. September 1985 (45) 2545

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