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Archiv "Geld entstellt: Reinheitsgebot!" (06.06.2003)

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P O L I T I K

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A1584 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 236. Juni 2003

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ie gesundheitspolitische Diskus- sion ist durch ideologisch vorbe- lastete Schlagwörter und verne- belnde Begriffe gekennzeichnet. In der Sozial- und Gesundheitspolitik werden Begriffe bemüht, die mehrdeu- tig sind und oftmals falsch angewandt werden. Beispiele gibt es zuhauf.

So wird vor allem von SPD-Gesund- heitspolitikern und den Gewerkschaf- ten die Beibehaltung der solidarischen Finanzierung der Gesetzlichen Kran- kenversicherung (GKV) lautstark ge- fordert. Gemeint ist aber eher eine pa- ritätische, beitragsfinanzierte Kranken- versicherung nach dem Solidaritäts- prinzip und unter Einbeziehung des gesellschaftspolitisch bedingten sozia- len Ausgleichs. Konstitutiv ist aller- dings für die GKV die soziale Kompo- nente, also der sozial- und gesundheits- politisch bedingte Ausgleich zwischen Jungen und Alten, zwischen Gesunden und Kranken, zwischen höher Ver- dienenden und geringer Verdienenden und kinderarmen und kinderreichen Versicherten. Die Solidarveranstal- tung Gesetzliche Krankenversiche- rung sorgt, über den Lebenslauf eines

Versicherten betrachtet, für einen soli- darischen Ausgleich und eine interper- sonale Umverteilung, die sozialpoli- tisch bedingt und politisch gewollt sind. Oftmals gleicht sich die interper- sonale Redistribution im Verlauf eines Versichertenlebens aus, sodass der Netto-Umverteilungseffekt geringer ist als gemeinhin angenommen.

Solidarisch finanziert ist also die Gemeinschaft der gesetzlich Versi- cherten einschließlich der mitversi- cherten Familienmitglieder. Solidari- tät und das tragende Solidaritäts- prinzip der GKV bedeuten die „Teil- habe jedes Einzelnen am Gesamt- vorteil aller“ (Franz Greiß). Mithin ist die GKV nach dem Raiffeisenschen Prinzip des „Einer für alle – alle für einen“ konzipiert. Sie bedient sich da- bei des versicherungstechnischen Um- lagefinanzierungsprinzips und des fast

durchgängigen Sachleistungsverfah- rens – im Gegensatz zur privaten Krankenversicherung, die risikoäqui- valent berechnete Prämien erhebt. Pri- vate und Gesetzliche Krankenversi- cherung werden als Versichertenge- meinschaft solidarisch finanziert, wenn auch nach unterschiedlichen techni- schen Prinzipien.

Eines kennzeichnet aber speziell die GKV: In der in der Bismarck-Ära gegründeten GKV werden auch Nichtrisiken, Gewissheiten also, ab- gedeckt, die jeden treffen, also nicht versicherbar oder versicherungs- fremd sind. Beispiele: Zahnersatz, Mutterschaftsvorsorge, Schwanger- schaftsverhütung, Abtreibung, Ster- begeld. Diese unechten Risiken wer- den durch den aufwendigen Solidar- apparat GKV abgedeckt und der zu- sätzliche Verwaltungs- und Abwick- lungsaufwand den Kassen aufgela- stet. Hier wäre es besser, diese dem Einzelnen zu überantworten – nach dem vernachlässigten Subsidiaritäts- prinzip, das künftig stärker zum Strukturprinzip der Solidarität wer- den müsste. Dr. rer. pol. Harald Clade

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er russische Physiologe Iwan Pawlow (1849–1924) beschrieb die „Konditionie- rung“. Wird mit einem natürli- chen Reiz, wie Geruch oder Ge- schmack von Nahrung, der einen unbedingten Reflex auslöst, zum Beispiel Speichelsekretion, ein neutra- ler, wirkungsloser Reiz geboten, wie ein Licht-, Ton- oder Berührungssi- gnal, so löst dieser neutrale Reiz nach mehrfacher Wiederholung den Reflex auch allein aus. Dieser „bedingte Re- flex“ ist erfahrungs- beziehungsweise lernabhängig, im Gegensatz zu den natürlichen, unbedingten Reflexen.

Zwischen natürlichem und kondi- tionalem Reiz bildet sich bei Konditio- nierung eine Assoziation. Fast alle natürlichen lassen sich durch künstli- che Reize konditionieren. Erfolgsasso- ziationen sind entscheidend. Erfolge

machen konditionier- und dressierbar.

Besonders, wenn einer diese „Auf- merksamkeit“ schätzt oder braucht.

Die Annahme von Vorteilen – auch

„Aufmerksamkeiten“ genannt – ist anrüchig, für eine Person oder Partei ein Makel. In Verbindung mit wissen- schaftlichen oder gar produktbezoge- nen Aussagen, wie in Mitteilungen der pharmazeutischen Industrie, ist für die jeweiligen Autoren eine Konditio- nierung zu postulieren. Wer bezahlt, erwartet etwas. Kein Unternehmen investiert ohne Umsatz-/Gewinner- wartung.

Ein bedingter Reflex der Vor- teilsnahme scheint zunehmend konditioniert zu werden: Reisen, Essen, Bonusmeilen et cetera. Je- der weiß: „Wer schmiert, kaum je verliert!“ Von hoher Regierungs- stelle ist weiter bekannt, dass ein Amt einen Menschen schneller verän- dert als ein Mensch das entsprechende Amt. Dies gilt nicht nur für öffentliche Ämter. Da Assoziationsbildung auch zwischen gewissen „Studienergebnis- sen“ und Vorteilen programmierbar scheint, sind Kontrollmechanismen not- wendig. Für jeden muss deutlich sein, ob und woher ein (ärztlicher) Experte „Zu- wendungen“ erhält. Wer „sauber“ ar- beitet, vom Gewissen und auf der „Ein- nahmeseite“, hat kein Problem. Egal, ob Arzt, Wissenschaftler oder Volksvertre- ter.Wer etwas zu verschweigen hat,weiß warum. Dr. med. Wolfgang Wagener

Sozial/Solidarität

Begriffslogik

KOMMENTAR

Geld entstellt

Reinheitsgebot!

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