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Niemand soll beim Sterben allein sein

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STADTPOST

„Niemand soll beim Sterben allein sein“

Foto: Jürgen Moll

Gabriele Redepenning und Marlene Brockhaus (r.) vom ambulanten Hospiz begleiten sterbende und

schwersterkrankte Menschen.

Ehrenamtliche ambulante Hospizbegleiter kümmern sich um Menschen, die sich in ihrer letzten Lebensphase befinden. Dabei unterstützen

und entlasten sie auch die trauernden Angehörigen.

VON DANIELE FUNKE

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REMSCHEID | Das Sterben, der Tod, gern auch das Alter – all das sind Themen, die wir gerne vor uns herschieben, die wir tabuisieren, die

Auseinandersetzung damit erfolgt erst dann, wenn wir unmittelbar damit konfrontiert werden. Die Oma stirbt, die Mutter, der Bruder, der Lehrer. Und dennoch gibt es Menschen, die sich bewusst mit der Thematik auseinandersetzten, freiwillig das Lebensende eines Menschen in ihr eigenes Leben lassen, Trauer nicht in die Ecke zwingen, die Hand reichen wollen, wenn ein anderer seinen letzten Atemzug tut. Eine dieser Personen ist Gabi Redepenning. Seit 2009 ist die gebürtige Radevormwalderin in der ambulanten Hospizarbeit tätig.

„Wir hatten damals im engeren Kreis einen Todesfall, da habe ich mich das erste Mal damit befasst, wie wichtig es ist, dass ein sterbender Mensch und auch dessen trauernde Angehörige nicht allein gelassen werden“, erinnert sich Redepenning, die mittlerweile eine von drei Teilzeitstellen des ambulanten

Hospizvereins Remscheid besetzt, Einsätze

koordiniert, Trauergruppen begleitet und sich als

erste mit den Hilfesuchenden beziehungsweise deren Angehörigen zusammensetzt. „Bei einem

Kennenlerntermin schauen wir, was es für Wünsche gibt und wie wir unterstützen können“, erklärt die erfahrene Hospizbegleiterin.

Dabei müssen viele Dinge berücksichtigt werden.

Das Wichtigste: Möchte der Betroffene selbst denn auch wirklich eine für ihn fremde Person in diese

doch extrem intime letzte Lebensphase lassen? Dazu

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kommen andere Fragen: Wo lebt dieser Mensch – in einem Seniorenheim, auf einer Palliativstation im Krankenhaus, zu Hause? Was hat ihn früher

interessiert? Ist er gläubig? Wie zeitlich intensiv soll die Betreuung sein? Welche Sprache spricht der Betroffene?

„Wir schauen dann im nächsten Schritt, welcher

ehrenamtliche Mitarbeiter gut passen könnte, sowohl menschlich, als auch von seinen zeitlichen

Möglichkeiten her“, lässt die Mitarbeiterin wissen.

Rund 50 ausgebildete Hospizbegleiter befinden sich in der Kartei, bei etwa 50 Betreuungen pro Jahr

bedeutet dies, dass dieses Ehrenamt kein Fulltimejob ist. Vielleicht gibt es nur eine Betreuung im Jahr für den Einzelnen, wenn überhaupt. Dann aber sollte er schon die nötige Zeit aufbringen und möglichst

konstant bis zum Tod des Sterbenden dabei

bleiben. „Was dann zwischen den beiden passiert, liegt in deren Absprache beziehungsweise in

Absprache mit den Angehörigen“; weiß Gabi Redepenning. „Manchmal wird vorgelesen,

zusammen gebetet, gesungen, in alten Erinnerungen geschwelgt oder ganz banal zusammen

geschwiegen.“

Einer hätte schlicht noch einmal Schach spielen wollen, in anderen Fällen hätten die Angehörigen einfach nur mal abgelöst werden müssen, um

einkaufen zu gehen oder sich auszuruhen. Manche bräuchten eine Schulter zum Anlehnen „Einige

Angehörige weinen sich auch bei uns aus, auch dafür

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sind wir da. Vielen geht es nach einem Gespräch bei einer Tasse Kaffee oft besser, sie schöpfen erneut Kraft daraus“, hat Redepenning festgestellt.

Rund ein bis zweimal pro Woche, aber auch das wird individuell abgeklärt, besuchen die Hospizbegleiter den sterbenden Menschen. Im Gegensatz zu einem stationären Hospiz, in dem eine Aufnahme nur dann möglich ist, wenn ein Arzt eine maximale

Lebensdauer von sechs Monaten bescheinigt, werden vom ambulanten Hospiz auch Personen betreut, die etwa eine schwere Krebsdiagnose

erhalten haben, aber noch gar nicht wissen, wie der Krankheitsverlauf sein wird. „Manch eine Betreuung kann sich dadurch auch über Jahre ziehen oder

unterbrochen werden, aber der Regelfall ist schon so, dass es sich meistens um die letzten Monate,

Wochen und Tage handelt.“

Die Nachfrage nach einem Ehrenamt in der

ambulanten Hospizarbeit ist ungebrochen, jährlich gibt es einen Vorbereitungskurs, der Interessierten erste Eindrücke in diese wertvolle Arbeit geben soll. „Es geht auch darum, die Motivation des

Einzelnen zu erkennen“, sagt Redepenning, „und zu schauen, ob er das, was er erleben wird, psychisch auch wirklich schultern kann.“ Viele kämen zeitnah nach dem Verlust eines nahen Angehörigen, haben vielleicht selbst Unterstützung erfahren und wollten dies nun weitergeben. „Wenn man aber selbst noch zu tief in Trauer ist, kommt es mit diesem Ehrenamt schnell zu einer Überlastung“, weiß die Expertin.

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Die, die letztlich die Ausbildung zum Hospizbegleiter absolvieren, seien mit viel Engagement dabei,

würden viele neue Erkenntnisse gewinnen, an den Aufgaben wachsen und reifen.

„In den Kursen geht es ganz viel auch um

Selbsterfahrung und Selbsterkenntnis“, erläutert Gabi Redepenning, „das geht schon mal massiv in die

Tiefe, aber kaum einer, der die Ausbildung beginnt, bricht sie frühzeitig ab.“

Definitiv sei das Ehrenamt des Hospizbegleiters eine Aufgabe, die erfüllt und sogar ein Stück glücklich

macht. „Wir spüren einfach eine riesige

Wertschätzung. Es ist schön zu spüren, wie gut dem Verstorbenen und seinen Angehörigen die

Unterstützung getan hat. Niemand, wirklich niemand, sollte an seinem Lebensende allein gelassen werden und einsam sterben müssen.“

INFO

Vielschichtige Trauerangebote

Hilfe Neben der Begleitung bietet das ambulante Hospiz auch Trauerbegleitung in Form von

Trauercafé, Trauerfrühstück oder

Gesprächskreisen an. Bei Bedarf werden auch Einzelgespräche geführt. Zudem plant das Hospiz eine Gruppe für trauernde Kinder. Weitere Infos auch über das Ehrenamt des Hospizbegleiters auf:

www.hospiz-remscheid.de

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