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„Guten Morgen Europa“

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Academic year: 2021

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„Guten Morgen Europa“

„Piep. Piep.“

Nachrichtensprecherin oder Nachrichtensprecher:

Es ist 7:00 Uhr. „Hier ist das Morgen-Magazin. Sie hören die

Nachrichten: Auf unerklärliche Weise verschwanden über Nacht alle Produkte, die direkt aus den ärmeren Ländern in Asien, Afrika

Lateinamerika stammen.

Zusätzlich sind alle Produkte verschwunden, die aus natürlichen Ressourcen aus diesen Ländern hergestellt sind. Ärmere Länder sind Länder, in denen die meisten Menschen sehr wenig Geld verdienen.

In der letzten Woche sind die Grenzen nach Europa gesperrt worden.

Asylsuchende kommen nicht mehr nach Europa rein. Ob ein

Zusammenhang zur Sperrung der Grenzen mit dem Verschwinden der Produkte besteht, konnte nicht geklärt werden.“

Erzählerin oder Erzähler:

Etwas benommen und schlaftrunken wankt Lea ins Bad. Die Zahnbürste schon im Mund greift sie zum Wasserhahn. Doch der ist verschwunden.

Lea:

„ Was ist denn hier los?“

(2)

Erzählerin oder Erzähler:

Sie geht in die Küche. Wasserhahn und Spüle sind weg.

Entnervt nimmt sie eine Flasche Mineralwasser. Das Wasser hat keine Kohlensäure mehr weil der Deckel fehlt. Sie spült sich den Mund mit dem Wasser aus und nutz den Rest zum Kaffeekochen.

In der Zwischenzeit geht sie zurück ins Schlafzimmer. Dort öffnet sie den Schrank und blickt ins Leere. Die Jeans, die T-Shirts, die Hemden und sogar die Unterwäsche sind verschwunden. Der Schrank ist leer.

Das Kaffeewasser kocht. Lea rennt in die Küche und öffnet die

Kaffeedose. Diese ist auch leer. Gestern war noch Kaffeepulver darin.

Lea:

„Dabei habe ich gestern doch noch Kaffee eingekauft.

Na gut, dann trinke ich halt Tee.“

Erzählerin oder Erzähler:

Doch auch die Teedose ist leer. Auch die Coladose ist leer. Was für ein Morgen. So etwas hatte ihr gerade noch gefehlt. Das gibt es doch nicht.

Plötzlich geht ihr ein Licht auf! Die Nachrichten von heute Morgen.

Wie war das? Alle Waren aus den ärmeren Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika seien auf rätselhafte Weise verschwunden.

Bei ihr in der Wohnung fehlen der Kaffee, die Bananen, fast ihre gesamte Kleidung und die Wasserhähne.

(3)

Sie will ihren Freund Jan anrufen. Doch das Handy funktioniert nicht.

Es bleibt stumm.

Sie geht zur Nachbarin. Das Licht im Flur ist kaputt. Sie klingelt.

Die Klingel funktioniert nicht. Sie klopft an die Tür. Halbnackt öffnet Anna die Tür.

Anna:

„Na, hast du auch nur Kleider aus Baumwolle?“

Lea:

„Was meinst du denn mit Baumwolle?“

Anna:

„Hast du kein Radio gehört? Alle Produkte aus den ärmeren Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika sind weg!“

Lea:

„Ja, das habe ich gehört. Mein Wasserhahn und die Klingel fehlen.

Das Telefon sowie das Licht funktionieren nicht mehr?“

(4)

Anna:

„Weißt du denn nicht, wo alle diese Produkte herkommen?

Die Glühbirnen werden meist in ärmeren Ländern in Asien produziert, das Coltan in den Handys, Laptops und anderen elektrischen Geräten kommt meist aus der Republik Kongo in Afrika, die Klingel ist aus Kupfer, das aus Peru oder Zaire kommt, der Wasserhahn ist zum Beispiel aus Eisenerz aus Brasilien.“

Lea ist erstaunt:

„Echt, ist das wahr?“

Anna:

„Ja, aber das ist noch nicht alles! Hast du schon aus dem Fenster

geguckt? Die Straßen sind leer. Kein Auto, kein Motorrad, kein Fahrrad.

Dein Golf sieht ziemlich komisch aus, ohne Reifen aus Thailand und den glänzenden Chromverzierungen aus Südafrika. Aber es ist auch egal.

Autofahren kannst du ohne Benzin nicht. Und Benzin gibt es auch keins mehr.

Dein Schokoladenbrötchen mit Kakao von der Elfenbeinküste kannst du auch nicht mehr auf deinem Frühstücksbrettchen aus Tropenholz aus Brasilien schmieren.“

(5)

Lea:

„Das ist ja Wahnsinn. Ich glaube, ich lege mich wieder ins Bett!“

Anna:

„Das kannst du vergessen. Du kannst dich auf den Boden legen.

Denn deine Matratze besteht aus Sisal aus Mexiko.“

„Piep. Piep.“

Nachrichtensprecherin oder Nachrichtensprecher:

Es ist 7:00 Uhr. „Hier ist das Morgen-Magazin.

Sie hören die Nachrichten.“

Erzählerin oder Erzähler:

Lea wacht auf, geht zum Kleiderschrank und öffnet diesen.

Es ist alles an seinem Platz.

Lea:

„Gott sei Dank. War das ein verrückter Traum!“

nach: Christoph Klemens, Jan Salzmann, „Guten Morgen, Europa“, in Fair Trade for Fair Life, Brot für die Welt, Stuttgart 2007.

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