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ZEW-Handlungsempfehlungen für die Wirtschaftspolitik

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Academic year: 2022

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FÜR DIE WIRTSCHAF TSPOLITIK

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Verwendung des europäischen Wiederaufbau-

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fonds unabhängig kontrollieren � � � � � � � � � � � � � � � � � � Seite 6

Standort Deutschland durch investitions-

2

freundlichere Steuerpolitik stärken � � � � � � � � � � � � � � � � Seite 8

Kostengerechte Aufteilung der CO2-Reduktionen

3

zwischen den Sektoren � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Seite 10

Lokale Preisanreize im Strommarkt

4

setzen � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Seite 12

Digitalisierung als Motor für mehr

5

Energieeffizienz � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Seite 14

Rahmenbedingungen für „Einhörner“

6

verbessern � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Seite 16

Berufswechsel in Wachstumsfelder

7

fördern � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Seite 18

Leben auf dem Land und in strukturschwachen

8

Regionen attraktiver machen � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Seite 20

Bessere Vergütungsstruktur für hochwertige

9

Krankenhausversorgung � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Seite 22

Standardisierte Altersvorsorgeprodukte

10

einführen � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Seite 24

Impressum � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Seite 26

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neu zu wählende Parlament und die neue Bundesregierung werden, gemeinsam mit den europäischen Partnern, mit der Bewältigung der COVID-19-Krise, der Energiewende, dem demografischen Wandel so- wie der fortschreitenden digitalen Transformation gewaltige Aufgaben lösen müssen�

Aus diesem Anlass hat das ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirt- schaftsforschung Mannheim basierend auf seiner Expertise konkrete Handlungsempfehlungen formuliert� Es sind Anstöße zu jenen Kernde- batten der Wirtschaftspolitik, die uns als Gesellschaft beschäftigen und für die kreative Lösungsansätze gefragt sind�

Eine Übersicht der Themen findet sich auf Seite 3� Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des ZEW haben sich intensiv mit diesen Themen be- schäftigt, Artikel und Studien dazu publiziert, die Ergebnisse auf Konfe- renzen vorgetragen und dort ihre Argumente ausgetauscht und in Kom- missionen mitgewirkt� Die beigefügte Kurzfassung dieser Empfehlungen kann der Tiefe der jeweiligen Diskussion nicht gerecht werden, bietet aber einen ersten Einstieg und kann Anlass zu weiteren Gesprächen sein�

Wir stehen dafür gerne bereit�

ZEW-Präsident Prof� Achim Wambach, Ph�D�

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Mit 750 Milliarden Euro unterstützt die EU Europas Staaten und deren Wirtschaft, damit sie sich von den Pandemie-Folgen erholen und mit die- sem Geld fit für die Zukunft gemacht werden� Vor allem die Digitalisie- rung, die Klimapolitik sowie die Stärkung der sozialen und ökonomischen Widerstandskräfte stehen dabei im Fokus� Mächtigstes Ausgabeinstru- ment in dem Plan NextGenerationEU (NGEU) ist die Aufbau- und Resili- enzfazilität mit einem Volumen von 672,5 Milliarden Euro� Davon stehen Deutschland Mittel in Höhe von rund 25 Milliarden Euro zu�

NGEU wird in voller Höhe durch die Ausgabe von EU-Anleihen schulden- finanziert� Für diese Schulden haftet zunächst der EU-Haushalt, letztlich aber die Mitgliedstaaten� Diese haben sich zur Zahlung von Zusatzbei- trägen an das EU-Budget verpflichtet, damit die EU die NGEU-Schulden in den kommenden Jahrzehnten tilgen kann� Dabei haften die Mitglied- staaten gemeinsam� Kommt ein Land seinen Verpflichtungen nicht nach, steigen die Nachschusspflichten der anderen� So würde die von Deutsch- land übernommene Nachschusspflicht ausreichen, die Mittel des Auf- baufonds in voller Höhe zu decken (siehe Abbildung)� Sie geht sogar da- AUSGANGSLAGE

VERWENDUNG DES EUROPÄISCHEN WIEDERAUFBAUFONDS UNABHÄNGIG KONTROLLIEREN

ABBILDUNG: NEXT GENERATION EU (NGEU): TILGUNGSBEDARF UND MAXIMALE DEUTSCHE NACHSCHUSSPFLICHT ZUM EU-HAUSHALT (IN MILLIARDEN EURO)

Quelle: ZEW

Tilgungsbedarf NGEU-Zuschusskomponente

Tilgungsbedarf NGEU insgesamt

Maximale deutsche Nachschusspflicht für NGEU

429

824

1.500 1.000

500 0

1.059

1

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rüber hinaus, was der EU die Möglichkeit eröffnen könnte, sich in den kommenden Jahren noch stärker zu verschulden� Diese gemeinschaftli- che Verschuldung erfolgt jedoch, ohne dass die zweckgebundene Ver- wendung der Gelder effizient und unabhängig kontrolliert wird�

EMPFEHLUNGDeutschland ist, wie alle anderen EU-Mitgliedstaaten auch, in diesem Aufbau-Modell Bürge und sollte die damit verbundenen Risiken für den Bundeshaushalt eingrenzen� Dazu ist es wesentlich, dass die Gelder zweckdienlich verwendet und die entsprechenden Ausgaben kontrolliert werden� Zwar ist die Vergabe der Gelder an Investitionspläne (sogenann- te Aufbau- und Resilienzpläne) gekoppelt� Jedoch wird die Einhaltung dieser Bedingungen von der EU-Kommission selbst und nicht von einer unabhängigen Institution überprüft�

Der Kommission mit ihrem institutionellen Eigeninteresse an einer Verste- tigung des erhöhten europäischen Budgets fehlt es hier möglicherweise an der erforderlichen Neutralität� Ohne unabhängige Evaluierung besteht die Gefahr, dass Mitnahmeeffekte, Zielverfehlungen und Fehlverwendun- gen der Mittel nicht aufgedeckt werden und dass das auf Gemeinschafts- haftung und Transfers beruhende Instrument womöglich auf Dauer fest- geschrieben werden könnte, ohne dass dessen Mehrwert belegt ist�

Im Europäischen Rat sollte sich die deutsche Regierung deshalb dafür einsetzen, dass die Wiederaufbaupläne unabhängig evaluiert werden�

Die Evaluationsteams sollten international – unter Einschluss nicht- europäischer Wissenschaftler/innen – besetzt werden und die Güte ih- rer Arbeit durch wissenschaftlichen Austausch abgesichert werden� Für die Unabhängigkeit der Überprüfungen ist es zudem hilfreich, wenn auch die Vergabeentscheidung über die Evaluationsaufträge weitgehend un- abhängig erfolgt� Der Europäische Rechnungshof ist für eine verlässliche Prozesssteuerung die geeignete Institution�

1

(8)

2

Weltweit fürchten Regierungen, dass sich viele der größten und profita- belsten Konzerne einer Besteuerung in Ländern mit höherem Steuersatz durch Verschieben von Gewinnen entziehen� Auch in Deutschland be- steht seit Jahren die Sorge, dass digitale Geschäftsmodelle nicht wettbe- werbsgerecht besteuert werden�

Um mehr Fairness in der Besteuerung zu erzielen, hat die OECD Reformen bei der weltweiten Unternehmensbesteuerung vorgeschlagen� Die Vor- schläge sehen einerseits vor, dass die Konzerne Teile ihrer Umsätze dort versteuern, wo sie sie erlösen� Andererseits haben sich die G20-Staaten auf einen Mindeststeuersatz in Höhe von 15 Prozent sowie ein weitrei- chendes Abzugsverbot für grenzüberschreitende Transaktionen geeinigt, damit Unternehmen Gewinne nicht weiterhin in Steueroasen verlagern�

Der Mannheim Tax Index des ZEW Mannheim, der die steuerliche Belas- tung eines durchschnittlichen Unternehmens im verarbeitenden Gewerbe angibt, zeigt aber, dass die Steuerbelastung in vielen Ländern das Niveau der globalen Mindeststeuer bereits heute überschreitet� Der Index zeigt STANDORT DEUTSCHLAND DURCH INVESTITIONS-

FREUNDLICHERE STEUERPOLITIK STÄRKEN

AUSGANGSLAGE

ABBILDUNG: DIE DURCHSCHNITTSTEUERBELASTUNG LIEGT NUR IN WENIGEN LÄNDERN UNTERHALB DES GLOBALEN MINDESTSTEUERSATZES.

Quelle: ZEW

Bulgarien Nordmazedonien

UngarnLitauen

Türkei ZypernEstlandIrlandRumänienKroatienPolen

Tschech. RepublikLettlandSlowenienSchweizSlowakeiSchweden

Finnland EU-Durchschnitt

DänemarkVer. KönigreichNorwegenPortugalLuxemburgNiederlande

Österreich

Kanada

Malta ItalienBelgien Griechenland

USADeutschlandSpanienFrankreichJapan

EFFEKTIVSTEUERSATZ – LÄNDERVERGLEICH (IN PROZENT)

15%

29,033,534,1 24,025,3 23,824,9

27,5 18,719,419,619,820,220,821,421,822,523,1 22,9

16,3 16,0

16,716,717,318,6 13,914,114,714,8

9,0 7,9

11,112,713,4

19,4

28,9

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2

außerdem, dass Deutschland fiskalisch als Unternehmensstandort unat- traktiv ist (siehe Abbildung)� Konzerne, die sich ihren Sitz aussuchen kön- nen, werden daher aus steuerlichen Gründen auch nach den Reformvor- schlägen der OECD nicht verstärkt in Deutschland investieren�

Deutschland muss für Unternehmen als Standort attraktiv bleiben� Grund- sätzlich kann eine international abgestimmte Steuerpolitik dabei helfen, jedoch werden die vorgeschlagenen Maßnahmen nur eingeschränkt wir- ken� Die Reformen sind äußerst komplex und werden kaum zusätzliche Steuereinnahmen generieren� Die Sicherung dieser Einnahmen ist aber wichtig, um die – nichtsteuerlichen – investitionsfreundlichen Standort- faktoren Deutschlands zu finanzieren�

Dabei gibt es bereits eine sehr viel einfachere und effektive Möglichkeit, um mehr Steuern einzunehmen und einen fairen Wettbewerb zu sichern:

die Mehrwertsteuer� Die Prinzipien der Mehrwertsteuererhebung sind international gut koordiniert, und mit ihrem Fokus auf den Verbrauch setzt sie da an, wo die Unternehmen ihre Umsätze generieren� Statt tief- greifender Reformen sollten die Lücken in der Erhebung der Mehrwert- steuer geschlossen werden und die Mehrwertsteuer auch auf digitale Dienstleistungen durchgesetzt werden� Plattformbetreiber für digitale Dienstleistungen sollten umsatzsteuerlich stärker in die Verantwortung genommen werden� Zudem sollte hinterfragt werden, ob die Mehrwert- steuerbefreiung für kleine Anbieter in der Sharing Economy, die hoch- gradig digitalisierte Interaktionen mit systematischen und vollständigen Kenntnissen über Transaktionsdaten ausführen, eigentlich noch ange- messen ist, um ihnen keine Wettbewerbsvorteile gegenüber großen An- bietern zu gewähren�

EMPFEHLUNG

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KOSTENGERECHTE AUFTEILUNG DER CO2-REDUKTIONEN ZWISCHEN DEN SEKTOREN

Deutschland und die anderen EU-Länder haben sich ehrgeizige Klimazie- le für das Jahr 2030 gesetzt� Die Gesamtemissionen in Deutschland sol- len im Vergleich zu 1990 um 65 Prozent sinken� Von diesem Ziel wurde bereits etwas mehr als die Hälfte erreicht – allerdings in einem Zeitraum von drei Jahrzehnten� In den kommenden zehn Jahren muss nun die zwei- te Hälfte gestemmt werden� Dies bedarf enormer politischer und ökono- mischer Anstrengungen�

Die EU legt fest, welche Sektoren wie viel an Emissionen einsparen müs- sen� Das eigens geschaffene Instrument des europäischen Emissions- handels (EU ETS) spielt dabei eine besondere Rolle� In wichtigen Sek- toren wie Energieerzeugung und Industrie sollen über diesen Hebel Emissionen gesenkt werden� Der restliche Teil der Einsparungen entfällt auf die übrigen Sektoren, insbesondere auf Verkehr und Wärme� Die EU- Kommission schlägt eine Reform der europäischen CO2-Märkte vor: Das bestehende EU ETS soll durch ein zweites Emissionshandelssystem er- gänzt werden, welches genau diese beiden Sektoren Verkehr und Wär- me abdeckt� Nach den aktuellen Vorschlägen der EU-Kommission sollen AUSGANGSLAGE

ABBILDUNG: KOSTEN DER KLIMAPOLITIK FÜR DEUTSCHLAND UND CO2-PREISE FÜR VERSCHIEDENE AUFTEILUNGEN DES EU-EMISSIONSBUDGETS

Quelle: Eigene Berechnungen des ZEW basierend auf einem makroökonomischen Modell für die europäische Volkswirtschaft�

500 400 300 200 100

0 PROZENTUALER ANTEIL DER SEKTOREN VERKEHR UND WÄRME AM EU CO2-EMISSIONSBUDGET 4,0

3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0

KOSTEN IN PROZENT BIP CO2-PREIS [EURO/TCO2]

50 55 60 65 70 75 80 85 90

VORSCHLAG EUROPÄISCHE KOMMISSION

KOSTEN CO2-PREIS

VERKEHR UND WÄRME CO2-PREIS EU ETS

3

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3

EMPFEHLUNGDie Kosten zur Erreichung der Europäischen Klimaziele für 2030 hän- gen davon ab, wie die Einsparungen über die verschiedenen Sektoren bzw� auf die beiden dann parallel existierenden Emissionshandelssys- teme aufgeteilt werden� Diese Kosten würden geringer ausfallen, wenn die Sektoren Verkehr und Wärme bzw� der zweite, neue Emissionshandel weniger an Emissionen einsparen müssten, als die EU derzeit plant, und wenn umgekehrt der bestehende europäische Emissionshandel ein deut- lich stärkeres Gewicht bei der CO2-Einsparung erhielte� Perspektivisch sollte ein einheitlicher europäischer Emissionsmarkt über alle Sektoren geschaffen werden�

auf sie 61 Prozent des europäischen Emissionsbudgets entfallen dürfen, welches verfügbar ist, um das EU-Klimaschutzziel für 2030 zu erreichen�

Bei einer solchen Aufteilung des EU-Emissionsbudgets würden die CO2- Preise für Verkehr und Wärme pro Tonne CO2 auf mehr als 300 Euro stei- gen� Der CO2-Preis im EU ETS liegt dagegen derzeit lediglich bei 40 bis 50 Euro pro Tonne CO2� Damit wären die Einsparungen in den Sektoren Wär- me und Verkehr viel kostspieliger als die in Energieerzeugung und Indus- trie� Würde hingegen die Vermeidung stärker in den Sektoren im EU ETS stattfinden, ließen sich die jährlichen deutschen Kosten zur Erreichung der Klimaziele erheblich senken� Entfielen beispielsweise 75 Prozent der Emissionen auf die Sektoren Wärme und Verkehr, würden die Kosten von etwa 2,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf 1,5 Prozent des deut- schen BIP sinken� Für die Sektoren Verkehr und Wärme würde der CO2- Preis dann etwa 100 bis 150 Euro je Tonne CO2 betragen, während der CO2-Preis im EU ETS auf 70 bis 90 Euro pro Tonne CO2 steigen würde�

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4

LOKALE PREISANREIZE IM STROMMARKT SETZEN

AUSGANGSLAGE

Im Strommarkt bildet Deutschland, gemeinsam mit Luxemburg, eine

„Preiszone“� Der Großhandels-Strompreis ist im Norden wie im Süden Deutschlands der gleiche�

Doch auch wenn der Strom am anderen Ende Deutschlands gekauft wird, kommt er oft aus der Nähe� Deutschlands Stromnetz kann nämlich häu- fig den Strom nicht transportieren, da es ausgelastet ist� Das Kraftwerk um die Ecke muss dann einspringen und bekommt dafür Geld – die soge- nannten Redispatchaufwendungen� Mit zunehmenden Anteilen volatiler erneuerbarer Energien werden die Redispatchmaßnahmen und -kosten voraussichtlich weiter steigen (siehe Abbildung)�

ABBILDUNG: ENTWICKLUNG DER REDISPATCHMASSNAHMEN UND -KOSTEN ÜBER DIE ZEIT

Quelle: Bundesnetzagentur

Redispatchmaßnahmen (Senkung in TWh) Redispatchmaßnahmen (Steigerung in TWh)

2,3 2,6

8,0

6,4

10,2

7,6 6,6 113,3

185,4

411,9

222,6

391,6

355,1

207,1 REDISPATCHKOSTEN

(ohne Countertrading in Mio. Euro)

-2,3 -2,6

-8,0

-6,3

-10,2

-7,9 -7,0

2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

(13)

4

Um diese Aufwendungen zu verringern, bietet sich in erster Linie ein ver- stärkter Netzausbau an� Parallel dazu würden aber auch lokal differenzier- te Preissetzungen helfen, die Produktions- und Nachfrageentscheidun- gen besser zu steuern� Eine Möglichkeit ist ein Zwei-Preiszonenmodell:

Norddeutschland und Süddeutschland hätten dann eigene Strommärk- te� Eine andere Option sind regionale Netzgebühren, bei denen ein Kraft- werk weniger für den Anschluss ans Stromnetz zahlt, wenn es dazu bei- trägt, die Engpässe abzumildern�

Dem Problem des unzureichenden Netzausbaus noch besser angepasst sind sogenannte Knotenpreise, wie es sie seit mehr als 20 Jahren in den USA gibt: Bei einem solchen System kann es an den Stromnetzknoten re- gional unterschiedliche Preise geben� Die Preise sind dort niedriger, wo reichlich Strom vorhanden ist, und dort höher, wo wenig Strom vorhan- den ist, aber eine hohe Stromnachfrage herrscht� Knotenpreise sorgen dafür, dass Stromanbieter und -nachfrager in ihren Entscheidungen die Engpässe des Stromnetzes berücksichtigen�

Um den zunehmenden Anforderungen an das Stromnetz vorausschauend zu begegnen, ist es sinnvoll, lokale Preissetzungen zu ermöglichen und den Übergang zu einem System mit Knotenpreisen zu prüfen�

EMPFEHLUNG

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Die Nutzung digitaler Technologien wie Künstliche Intelligenz, Big Data und Robotik benötigt viel Energie, zum Beispiel für das Betreiben von Rechen- zentren� Gleichzeitig bieten diese Technologien großes Potenzial, Energie einzusparen, und sind somit Motor für mehr Energieeffizienz� So kann die Digitalisierung etwa durch neue Geschäftsmodelle, Produkte oder verbes- serte interne Prozesse den Energieverbrauch senken� Allerdings nutzen hiesige Unternehmen diese Möglichkeiten bislang nur selten�

Unternehmen in der Informationswirtschaft und im verarbeitenden Ge- werbe geben an, dass das Thema Energieeinsparung bei den Gründen für DIGITALISIERUNG ALS MOTOR

FÜR MEHR ENERGIEEFFIZIENZ

ABBILDUNG: GRÜNDE FÜR DIGITALISIERUNGSPROJEKTE IN DEN VERGANGENEN DREI JAHREN (ANTEIL DER UNTERNEHMEN IN PROZENT)

Quelle: ZEW-Konjunkturumfrage Informationswirtschaft, 2� Quartal 2020;

Anmerkung: Mehrfachnennungen möglich Kundenanforderungen

58 68

66 Innovationsdruck 58

47 Sonstige Kosteneinsparung 58

45 Gesetzesanforderungen 36

Informationswirtschaft verarbeitendes Gewerbe

21 Energieeinsparung 30

AUSGANGSLAGE

5

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5

angestoßene Digitalisierungsprojekte kaum eine Rolle spielt� Treiber für Digitalisierungsmaßnahmen sind vielmehr Kundenanforderungen, Inno- vationsdruck, sonstige Kosteneinsparungen sowie gesetzliche Anforde- rungen, während Energieeinsparung erst an letzter Stelle genannt wird�

Digitalisierung kann die Energieeffizienz erhöhen und auf diesem Weg helfen, die langfristigen Klimaziele, wie sie im European Green Deal for- muliert werden, zu erreichen� Unternehmen benötigen allerdings mehr Informationen über die Chancen, digitale Technologien für mehr Energie- effizienz einzusetzen� Dann steigt auch die Bereitschaft, in solche Tech- nologien zu investieren� Zur Bereitstellung von Informationen insbeson- dere für kleine und mittlere Unternehmen kann auf bereits bestehende Instrumente wie die Kompetenzzentren des Netzwerks Mittelstand-Digi- tal gesetzt werden�

Sind Energiedaten besser verfügbar und können sie leichter verarbeitet werden, lassen sich zudem die Potenziale digitaler Technologien für die Steigerung der Energieeffizienz gezielter ausschöpfen� Die Einrichtung von Datenräumen im Rahmen der Cloud-Infrastruktur Gaia-X bietet die Möglichkeit, solche Daten standardisiert zu speichern und systematisch auszuwerten�

EMPFEHLUNG

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Nach einem massiven Rückgang der technologie- und wissensintensiven Unternehmensgründungen hat sich deren Zahl in Deutschland seit 2012 auf niedrigem Niveau stabilisiert� Dies zeigen Analysen auf der Basis des Mannheimer Unternehmenspanels des ZEW� Einzelnen Unterneh- men gelang es, sich unter Verwendung radikaler neuer Technologien oder neuer Geschäftsmodelle zu einem „Unicorn“ („Einhorn“), d�h� zu einem Unternehmen mit einen Marktwert von mehr als einer Milliarde Dollar, zu entwickeln�

In den beiden vergangenen Jahrzehnten hat das Bundeswirtschaftsminis- terium den deutschen Wagniskapitalmarkt gestärkt� So hat die Regierung die Optionen für die Finanzierung junger Unternehmen durch externes Ei- genkapital (Venturecapital-Fonds), durch die Hightech-Gründungsfonds (HTGF I–III) und durch das Invest-Programm (Business Angels) erheblich erweitert� Die Voraussetzung für sogenannte Seed- und Start-up-Finan- zierung konnten dadurch verbessert werden, und es gelang auch, zusätz- liches Privatkapital zu mobilisieren� Die Finanzierungslücke für junge Un- ternehmen konnte damit merklich reduziert werden�

RAHMENBEDINGUNGEN FÜR „EINHÖRNER“

VERBESSERN

AUSGANGSLAGE

ABBILDUNG: BETRÄCHTLICHER RÜCKSTAND DEUTSCHLANDS BEIM VENTURECAPITAL

Quelle: Invest Europe April 2021 0,000

0,050 0,100 0,150 0,200 0,250

Finnland Ver. nigreich Niederlande Schweden Irland Ungarn Frankreich Belgien Schweiz Spanien Luxemburg Deutschland Norwegen Baltische Staaten Österreich Polen Italien Portugal Bulgarien Griechenland Tschechien Rumänien

VENTURECAPITAL INVESTIONEN (IN PROZENT BIP)

0,209 0,118 0,113 0,098 0,093 0,093 0,090 0,084 0,083 0,072 0,070 0,058 0,033 0,028 0,027 0,022 0,020 0,019 0,013 0,011 0,007 0,005

6

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6

Der jüngst von der Bundesregierung aufgelegte Zukunftsfonds in Höhe von zehn Milliarden Euro, die in den nächsten zehn Jahren zur Verfügung stehen werden, zielt auf größere Finanzierungsrunden ab� Der Fonds dient dazu, den deutschen Venturecapital-Markt in die europäische Spitze zu führen� Insbesondere der Teil „Deep-Tech Future Fonds“ zielt darauf ab, kleinen Start-ups den Sprung in die entscheidende Marktdurchbruchs- phase zu erleichtern� Der Zukunftsfonds schafft damit die Voraussetzung dafür, dass sich mehr junge Unternehmen in Deutschland zu Unicorns entwickeln können�

Eine weitere Form der Start-up-Förderung bietet die Mitarbeiterbeteili- gung� Deren Bedingungen wurden zuletzt zwar verbessert� Wie die Daten des ZEW-Gründungspanels jedoch zeigen, verzichten junge Unternehmen auf Beteiligungsfinanzierung aus Angst vor einem Verlust an Kontrolle über das Unternehmen�

Die Einführung des Zukunftsfonds muss abgeschlossen werden und der angekündigte Dachfonds (Wachstumsfonds Deutschland) sollte schnellstmöglich umgesetzt werden� Die Finanzierungsbedingung für stark wachsende Unternehmen sollte jedoch in der nächsten Legislatur- periode weiter verbessert werden, denn nach wie vor fehlt ein Börsen- segment für junge Technologie-Unternehmen in Deutschland� Erst die Er- leichterung des Börsengangs komplettiert das Finanzierungsökosystem für junge Unternehmen und hat Rückwirkungen auf die Mobilisierung von Finanzmitteln für alle vorgelagerten Stufen der Finanzierungspyramide junger Technologieunternehmen�

Zudem sollte die positive Wirkung der verbesserten Mitarbeiterbetei- ligung weiter ausgebaut werden� Gleichzeitig sollte den Bedenken der Gründer/innen gegenüber einem Kontrollverlust beim Einsatz von Betei- ligungsentlohnung Rechnung getragen und Mehrheitsstimmrechte ge- schaffen werden�

EMPFEHLUNG

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Wer wenig verdient, hat nach der Pandemie oftmals schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt� Seit dem Frühjahr 2020, dem Beginn der Pande- mie in Deutschland, gibt es weniger Stellenausschreibungen in Niedrig- lohnberufen� Über alle Berufe hinweg ging der Anteil der offenen Stellen bereits zum Jahresende 2019 deutlich zurück, die Folge einer einsetzen- den konjunkturellen Eintrübung (siehe Abbildung)� Mit der Pandemie

sank der Anteil der offenen Stellen weiter deutlich� Insbesondere für Per- sonen in Niedriglohnberufen hat sich die Situation verschlechtert� Der Stellenrückgang betrug hier 40 Prozent im Juni 2020 gegenüber dem Vor- jahresmonat� Im Vergleich dazu wurden in den übrigen Berufen „nur“

25 Prozent weniger Stellen ausgeschrieben� Vor der Corona-Krise unter- schied sich die Entwicklung der offenen Stellen dieser beiden Gruppen kaum, wie aus der Abbildung ersichtlich ist�

BERUFSWECHSEL IN WACHSTUMSFELDER FÖRDERN

AUSGANGSLAGE

ABBILDUNG: SCHLECHTERE ENTWICKLUNG DER JOBCHANCEN IM NIEDRIGLOHNSEKTOR

Die Grafik zeigt den Anteil der ausgeschriebenen Stellen im Vergleich zum Juni 2019 nach dem mittleren Bruttomonatsverdienst von Berufen in Vollzeitbeschäftigung� Dabei wird zwischen Niedriglohnberufen (weniger als 2�500 Euro pro Monat) und den übrigen Berufen (mindestens 2�500 Euro pro Monat) unterschieden�

Quelle: ZEW

JUNI 2019

2.500 ۟ber unter

2.500 €

2018Feb Aug

2018 Feb

2019 Aug

2019 Feb

2020 Aug

2020 Feb 2021 AUSGESCHRIEBENE ARBEITSSTELLEN RELATIV ZU JUNI 2019 (IN PROZENT)

100

90

80

70

60

7

(19)

7

Damit steigt für die betroffenen Arbeitsuchenden das Risiko einer länge- ren Dauer der Arbeitslosigkeit bis hin zur Langzeitarbeitslosigkeit� Und auch für Anfängerinnen und Anfänger in den betroffenen Berufen wird es schwerer, eine Beschäftigung zu finden� Erwerbslosigkeit gerade zu Be- ginn der Karriere hinterlässt jedoch oftmals langfristige Narben, unter an- derem in Form von Einbußen im Lebenseinkommen�

In Wachstumsfeldern, wie der Softwareprogrammierung oder etwa im Ge- sundheitswesen, zeichnet sich bereits seit Längerem ein Fachkräfteman- gel ab� Dieser wird wahrscheinlich weiter verschärft dadurch, dass die Be- legschaften altern und geburtenstarke Jahrgänge in Rente gehen� Beide Entwicklungen, weniger Chancen in Niedriglohnberufen und Fachkräfte- mangel in Wachstumsfeldern, bergen die Gefahr, dass sich Ungleichhei- ten für Arbeitsuchende sowie Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger weiter verfestigen� Werden beide Entwicklungen zusammen in den Blick genommen, ergeben sich daraus mehrere Optionen für die Arbeitsmarkt- politik, die es zu nutzen gilt�

Es wird darauf ankommen, dass die zuständigen Instanzen aufmerksam beobachten, wie sich die Arbeitslosigkeit in den gefährdeten Berufen und die Dynamik der offenen Stellen in den Wachstumsfeldern entwi- ckeln� Nur so kann es gelingen, berufliche Wechsel in die Wachstums- felder voranzubringen� Dazu können individuell maßgeschneiderte und datengestützte Initiativen einen Beitrag leisten, die den Informations- stand von Arbeitsuchenden über das Stellenangebot verbessern, sowie Programme, die einen beschäftigungssichernden Berufs- und/oder Orts- wechsel ermöglichen�

Die Wirkung dieser Maßnahme kann mit befristeten Qualifizierungsprä- mien für wachsende Unternehmen verstärkt werden, um die Integration dieser Berufsgruppen in wachsende Betriebe und zukunftsfähige Produk- tionsabläufe zu ermöglichen� Zudem ist es wichtig, die in Wachstums- feldern nachgefragten Kompetenzen vermehrt in die Berufsausbildungen aufzunehmen und für eine wettbewerbsfähige Zertifizierung der erworbe- nen Kompetenzen zu sorgen�

EMPFEHLUNG

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Die Schaffung „gleichwertiger Lebensverhältnisse“ ist nicht erst seit der Einsetzung einer gleichnamigen Kommission durch die Bundesregierung im Jahr 2018 erklärtes Ziel deutscher Regionalpolitik� Neben den bekann- ten wirtschaftlichen Unterschieden zwischen Ost- und Westdeutschland, die auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung noch sichtbar sind, zeigt sich auch ein starkes Nord-Süd-Gefälle in der wirtschaftlichen Leistungs- fähigkeit� Im Zeitraum von 2010 bis heute ist kein Trend zur Angleichung der Lebensverhältnisse erkennbar� Im Gegenteil: Bei den meisten Indika- toren stagniert die Ungleichheit – bei einigen wächst sie sogar�

Die Ungleichheit zwischen den Regionen Deutschlands bemisst sich da- bei nicht allein anhand harter Wirtschaftsindikatoren wie dem Bruttoin- landsprodukt� Auch bei der mittleren Lebenserwartung (siehe Abbildung, links), einem Maß, das neben wirtschaftlichen auch gesundheitliche und gesellschaftliche Unterschiede berücksichtigt, kommen regionale Dispa- ritäten zum Vorschein�

LEBEN AUF DEM LAND UND IN STRUKTURSCHWACHEN REGIONEN ATTRAKTIVER MACHEN

ABBILDUNG: LEBENSERWARTUNG VON FRAUEN BEI GEBURT (2015–2017, LINKS) UND UNGLEICHHEIT

Die Skala 0–3 betrachtet die Kreise, bei denen die Indikatoren (Nicht-Erwerbstätigen- Quote, Kitaplätze pro Erzieher/in, kommunale Verschuldung pro Kopf) in den oberen 25 Prozent liegen (rechts)�

Quelle: eigene Berechnungen des ZEW auf Basis von Daten der Bundesagentur für Arbeit (2020) und INKAR (2020) und des Deutschen Ärzteblattes (2021)�

81,80 82,78 83,75 84,72 85,70

LEBENSERWARTUNG (FRAUEN) MULTIDIMENSIONALE UNGLEICHHEIT

0 1 2 3

AUSGANGSLAGE

8

(21)

8

Verschärfend kommt hinzu, dass verschiedene Aspekte der regionalen Lebensverhältnisse zusammenhängen� So geht eine schlechte wirtschaft- liche Entwicklung oftmals mit einem geringeren oder schlechteren Ange- bot an öffentlichen Dienstleistungen, wie Kita-Plätzen oder Verkehrsinf- rastruktur, sowie mit einem erhöhten Maß an kommunaler Verschuldung einher (siehe Abbildung, rechts)� Letzteres führt dann wiederum zu ge- ringen finanziellen Spielräumen, und die Unterschiede in der regionalen Leistungsfähigkeit verfestigen sich�

Um die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Deutschland zu schaf- fen, sollten die Instrumente der gezielten Regionalpolitik wie etwa die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruk- tur“ (GRW) aktiv genutzt werden� Der Rückgang des Finanzvolumens der vergangenen Jahre sollte gestoppt und zum Teil zurückgedreht werden�

Ein wichtiger Baustein zur Stabilisierung der regionalen Wirtschaft sind Investitionszulagen für Unternehmen� Die Investitionen sollten weniger auf große Unternehmen, sondern verstärkt auf kleine und mittelständi- sche Firmen abzielen� Außerdem sollten die eingebrachten Investitions- projekte auf ihre Zukunftsfähigkeit geprüft werden�

Um den Kommunen in strukturschwachen Regionen mehr Handlungs- spielräume zu ermöglichen und eine neue Dynamik aufzubauen, sollten die kommunalen Einnahmen so strukturiert werden, dass die Gemeinden auf Steuern zurückgreifen können, die weniger konjunkturabhängig sind als die Gewerbesteuer� Darüber hinaus sollten öffentliche Investitionen für öffentliche Dienstleistungen gestärkt werden�

EMPFEHLUNG

(22)

Aktuell werden Krankenhäuser in Deutschland über zwei Wege finanziert�

Die Bundesländer tragen die Investitionen für Krankenhäuser, während die Krankenkassen für die Betriebskosten aufkommen� Die Zahlungen der Krankenkassen erfolgt über Fallpauschalen – die erwarteten Kosten der Patienten/-innen bestimmen dabei den Betrag, den das Kranken- haus erhält� Ziel dieses Systems ist es, dass alle Patientinnen und Pati- enten möglichst effizient in spezialisierten und qualitativ hochwertigen Krankenhäusern behandelt werden� Diese Finanzierungspraxis zieht al- lerdings spürbare Nachteile nach sich: Dass nur belegte Betten im Fall- pauschalensystem vergütet werden, wird der Anforderung, dass Reser- vekapazitäten vorgehalten werden und schnell aktiviert werden können, nicht gerecht� Gleichzeitig sparen die Länder an der ohnehin geringen fallzahlunabhängigen Investitionsförderung, die gerade einmal fünf Pro- zent der Gesamtaufwendungen ausmacht (siehe Abbildung)�

BESSERE VERGÜTUNGSSTRUKTUR FÜR HOCHWERTIGE KRANKENHAUSVERSORGUNG

ABBILDUNG: KRANKENAUSFINANZIERUNG

Quelle: Bundesgesundheitsministerium, Verband der Ersatzkassen, Deutsche Kranken- hausgesellschaft

* vorläufige Daten für 2020 GKV KRANKENHAUSAUSGABEN

(IN MRD. EURO) FÖRDERMITTEL DER LÄNDER

(IN MRD. EURO) 90,0

80,0 70,0 60,0 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 0

'92 '94 '96 '98 2000 '02 '04 '06 '08 '10 '12 '14 '16 '18 '20*

4,5

3,5

2,5

1,5

0,5 0 1,0 2,0 3,0 FÖRDERMITTEL 4,0

GKV-KRANKENHAUS- AUSGABEN

AUSGANGSLAGE

9

(23)

9

Deutschland sollte die Finanzierung seiner Krankenhäuser auf den Prüf- stand stellen� Ziel sollte sein, dass genügend Kapazität bereitgestellt und stetig in die Qualität der Versorgung investiert wird� Es sollte geprüft wer- den, ob Methoden des Marktdesigns bei der Planung bereitgestellter In- tensivbetten und weiterer Krankenhauskapazitäten eingesetzt werden können� Ähnliche Methoden finden in Deutschland bereits Anwendung bei den geplanten Pandemie-Bereitschaftsverträgen zur Sicherung von Impfstoff-Produktionskapazität�

Darüber hinaus kann es zielführend sein, den Erfolg von Krankenhäusern nicht nur an der Menge der Behandlungen, sondern auch an ihrer Qua- lität zu messen� Eine Qualitäts-Prämie könnte etwa besonders gute Be- handlungserfolge höher vergüten�

(24)

Fast bei jedem dritten Haushalt kommt es im Alter zu einer Einkommens- lücke zwischen Gehalt und Einkünften im Ruhestand� Zwar hat die private Altersvorsorge – insbesondere durch die Riester-Rente – in den vergange- nen zwanzig Jahren große Fortschritte gemacht� Gerade die Riester-Ren- te gerät jedoch zunehmend in die Kritik, weil fehlendes Wissen über die staatliche Förderung und schlechte Beratung zu suboptimalen Vertrags- bedingungen oder sogar finanziellen Verlusten führen� Seit 2009 stag- niert die Verbreitung von Riester-Verträgen (siehe Abbildung)�

Dabei geht es besser: International existieren viele Beispiel dafür, wie dem bisherigen Umlagesystem der gesetzlichen Altersvorsorge ein Ka- pitaldeckungssystem zur Seite gestellt werden kann, bei dem Haushalte einerseits vom Kapitalmarkt profitieren und gleichzeitig ihre Rentenein- künfte diversifizieren können� Dafür werden standardisierte Altersvor- sorgeprodukte sowohl in der betrieblichen und gesetzlichen als auch in der privaten Altersvorsorge angeboten� So ist der National Employment Savings Trust (NEST) im Vereinigten Königreich ein Bespiel für eine ka- STANDARDISIERTE ALTERSVORSORGEPRODUKTE

EINFÜHREN

ABBILDUNG: VERBREITUNG ZUSÄTZLICHER ALTERSVORSORGEPRODUKTE, 2002 BIS 2017

Quelle: Für die Jahre 2002–09: SAVE 2003–10 (Börsch-Supan et al� 2015); für 2010–17:

PHF (eigene Berechnungen)�

2017 27 33 38

2010/11 16 25 39

2009 15 27 38

2008 15 25 33

2007 15 23 32

2006 16 21 26

2005 23 24 19

2004 15 19 13

2002 11 13 7

ANTEIL DER HAUSHALTE (IN PROZENT) Riester-Rente

Betriebsrente

Sonstige private Altersvorsorge

2014 26 30 40

AUSGANGSLAGE

10

(25)

10

pitalgedeckte Standardlösung in der betrieblichen Altersvorsorge, der Schwedische AP7-Pensionsfonds hingegen ist ein verpflichtendes, kapi- talgedecktes Element im Rahmen der gesetzlichen Rente, und in den USA haben in vielen Bundesstaaten Standardprodukte innerhalb der privaten Altersvorsorge Einzug gehalten� Wie in diesen Ländern können neben ei- ner Standardoption, die sich am Lebenszyklus orientiert und nach einem hohen Aktienanteil zunehmend in festverzinste Wertpapiere anlegt, auch weitere Wahlmöglichkeiten mit höherem Aktien- oder Rentenanteil ange- boten werden�

Standardisierte, kapitalgedeckte Altersvorsorgeprodukte vereinen meh- rere Vorteile und erhöhen dadurch den Anreiz privater Vorsorge: Sie kön- nen dazu beitragen, das bestehende Problem hoher Kosten für die Versi- cherten zu überwinden, weil sie die Markttransparenz fördern und teure Produkte verdrängen� Außerdem sind sie weniger kompliziert und kön- nen so gestaltet werden, dass jeder Informationen zur Förderberechti- gung bekommt� Standardprodukte könnten zudem passend für Men- schen sein, die sich nicht mit den Möglichkeiten und Risiken zusätzlicher Altersvorsorgeprodukte beschäftigen können oder wollen� Schließlich kann eine unabhängige standardisierte, über die verschiedenen Renten- formen übergreifende Renteninformation Transparenz schaffen und die Rentenplanung erleichtern�

EMPFEHLUNG

(26)

KONTAKT

Prof� Achim Wambach, Ph�D�, Präsident

ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim achim�wambach@zew�de · Tel�: +49 621 1235-100 · L 7, 1 · 68161 Mannheim

ANSPRECHPARTNER IN DER PRESSESTELLE Ruprecht Hammerschmidt, Leitung Presse und Redaktion

ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim ruprecht�hammerschmidt@zew�de · Tel�: +49 621 1235-132 · L 7, 1 · 68161 Mannheim

IMPRESSUM

Der Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung des ZEW gestattet�

Das ZEW legt großen Wert auf Nachhaltigkeit� Dieser Bericht ist deshalb auf 100 % Recycling-Papier gedruckt, das ohne Deinking und optische Aufheller CO2-neutral verarbeitet wurde� Druck und Weiterverarbeitung wurden CO2-kompensiert�

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Referenzen

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