• Keine Ergebnisse gefunden

Blauer Reiter Gelbes Haus

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Blauer Reiter Gelbes Haus"

Copied!
13
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)
(2)

«Ich habe da (in Murnau) nach einer kurzen Zeit der Qual einen großen Sprung gemacht – vom Naturabmalen – mehr oder weniger impressionistisch – zum Fühlen eines Inhaltes – zum Abstrahieren – zum Geben eines Extraktes.»

(Münter, 1909)

(3)

info

Vor- und Nachbereitungsunterlagen für Lehrpersonen zu den Workshops am Zentrum Paul Klee im Kindermuseum Creaviva

Autor*in: Anna Lucia Schaffter

Titelbild Gabriele Münter, Zukunft (Dame in Stockholm), Öl auf Leinwand, 1917, Mr. und Mrs. Frank E. Taplin. (Ausschnitt)

(4)

Gabriele Münter: Frühe Jahre und Ausbildung

Gabriele Münter wurde 1877 in Berlin als jüngste von drei Kindern geboren. Als sie neun Jahre alt war starb ihr Vater. Im Alter von zwanzig Jahren begann sie ihr Zeichenstudium in Düsseldorf und wohnte bei einem norwegischen Künstler.

Ihr Fahrrad ermöglichte ihr eine neue Freiheit und Radausflüge in die Umgebung blieben ihr Leben lang eine ihrer Lieblingsbeschäftigung. Nach nur einem Jahr brach sie ihr Studium ab um ihre kranke Mutter zu pflegen, welche wenig später verstarb. Gabriele Münter und ihre Schwester verbrachten daraufhin zwei Jahre bei Verwandten mütterlicherseits in New York, Missouri, Arcansas und Texas. In dieser Zeit zeichnete und fotografierte Münter Personen, Landschaften und Pflanzen. Über ihren Aufenthalt in Amerika schrieb sie später: „Dort füllte ich meine Skizzenbücher immer noch als bescheidener Dilettant ohne künstlerische Absicht... Ich wollte die Menschen nur erfassen, wie sie waren.“ (Homberg, Fiedel 1992, S.27)

Nach der Rückkehr nach Deutschland ging Gabriele Münter nach München um Kunst zu studieren. Weil die Akademien für Frauen noch nicht zugänglich waren trat sie in eine Damenakademie ein. Dort lernte sie durch intensives Zeichnen nach lebendigen Modellen vor allem anatomisches und perspektivisches Darstellen. Ab 1901 belegte Münter einen Bildhauer-Kurs bei Wilhelm Hüsgen und einen Abendakt bei Wassily Kandinsky an der neugegründeten Malschule Phalanx.

Münter wurde Kandinskys Schülerin und Geliebte. Diese Liebe wurde über zuerst nur im Geheimen gelebt, bis Kandinsky sich von seiner ersten Frau trennte. 1904 unternahmen Kandinsky und Münter Reisen nach Tunis, Holland, Dresden und lebten ein Jahr in Paris. In Paris hatte Münter erste offizielle Erfolge als Malerin. Ihre Holzschnitte wurden abgedruckt und nach der Rückkehr nach Deutschland konnte sie ihre Pariser Gemälde im Kölner Kunstsalon ausstellen.

(5)

Abbildung 1 Gabriele Münter, Münter in der Schnorrstrasse 44, Dresden, mit einem nach Kandinskys Entwurf gestickten Täschchen, Fotografie, 1905

Abbildung 2 und 3 Gabriele Münter, Herbstabend, Sèvres, Druckgrafik, 1907 Gabriele Münter, Home sweet Home at Aunt Annies, Fotografie, 1899

(6)

Murnau, Expressionismus, Der Blaue Reiter

Gabriele Münter kaufte ein kleines Haus im oberbayrischen Murnau, nahe von München. Das «Münter Haus» mit den blauen Fensterläden blieb ihr Leben lang ein wichtiger Ort für ihre Tätigkeit. 1908, 1909 und 1910 verbrachten Münter und Kandinsky gemeinsam mit dem befreundeten Künstler*innen-Paar Marianne von Werefkin und Alexej Jawlensky wiederholte, mehrwöchige Aufenthalte in Murnau. Unter intensivem künstlerischem Austausch vollzogen sie in dieser Zeit einen malerischen Transformationsprozess; von einer post-impressionistischen Malerei hin zu einer expressiven, von der Wirklichkeit abstrahierenden Malweise. Diese Entwicklung in der Malerei ging mit zeitgleichen Entdeckungen in den Geisteswissenschaften einher. In der Psychologie wurde das Unterbewusstsein des Menschen erforscht und anerkannt. In verschiedenen Bereichen bewegte sich der Blick eher auf das Innere, auf die Sinnes- und Gefühlswahrnehmung des Menschen. Es war auch die Zeit der Reformpädagogik, welche Erziehung aus der Sicht vom Kind heraus dachte und die inneren Anlagen der Kinder wertschätzte. So werden im Expressionismus stärker die inneren Gefühlsregungen widergeben und weniger die äussserlich wahrnehmbare Realität wie vorher im Impressionismus.

Murnau entwicklete sich zum Rückzugs- und Inspirationsort. Münter und Kandinsky kamen dort erstmals mit Hinterglasmalerei in Kontakt . Sie investierten auch viel in den Garten rund ums Haus. Auch die Paare Marc (Maria Franck-Marc und Franz Marc) und Macke (Elisabeth und August) lebten im bayrischen Voralpenland, ab 1911 intensivierte sich der Austausch zwischen jenen Künstler*innen und gemeinsam entwickelten sie die Idee des «Blauen Reiters».

Münter, Kandinsky, Werefkin, Jawlensky und einige weitere Kunstschaffende gründeten gemeinsam die «Neue Künstlervereinigung München (NKVM)». Später ging daraus die Künstler*innengruppe «Der Blaue Reiter» hervor. Die Vereinigungen hatten das Ziel, den gemeinsamen Ideen und den Werken mehr Sichtbarkeit zu geben. Insbesondere «Der Blaue Reiter» war ein ideologisches Projekt. Die Vision war eine Auflösung der Grenzen und Völker. Sie wollten symbolische Kunstwerke schaffen, welche diese Ideologie für die Gegenwart und die Zukunft vermitteln. Das Schaffen des «Blauen Reiters» beinhaltet neben der Malerei und Musik auf intellektueller Ebene auch Soziologie, Philosophie, Ethnologie und Theologie. Ein wichtiges Ergebnis aus der Vereinigung war «Der Almanach - Der Blaue Reiter», eine Publikation, welche die Künstler*innen 1912 herausgaben. Bis heute sind die Aufzeichnungen und Werke eine wichtige Quelle für den europäischen Expressionismus.

(7)

Abbildung 4 und 5 Gabriele Münter, Landschaft mit Hütte i Abendrot, Öl auf Pappe, 1908 Gabriele Münter, Kandinsky, Farblinol 1906

Abbildung 6 Gabriele Münter, Jawlensky und Werefkin, Öl auf Pappe, 1909

Abbildung 7 und 8 Gabriele Münter, Bildnis Marianne von Werefkin, Öl auf Pappe, 1909 Gabriele Münter, Wandbehang: Wolgaschiffe, Textil, 1905

(8)

Neue Gegenständlichkeit

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges zerstreute die Mitglieder vom «Blauen Reiter» in verschiedene Richtungen. Münter und Kandinsky emigrierten 1914 in die Schweiz, doch wenig später trennten sich ihre Wege mit Kandinskys Rückkehr nach Russland. Münter verbrachte viereinhalb Jahre in Skandinavien, wo sie Kontakte mit Künstler*innen der skandinavischen Avantgarde knüpfte und ihre Malereien an Ausstellungen zeigen konnte.

Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland lösten Münter und Kandinsky ihre Beziehung und ihren gemeinsamen Besitz offiziell auf. Ein mehrjähriger Rechtsstreit entschied den Besitz der Bilder, welche sich nach wie vor im Haus in Murnau befanden, zu Münters Gunsten. Die expressiven Gemälde waren auch wegen dem aufgekommenen nationalsozialistischen Regime in Gefahr. Viele Bilder des «Blauen Reiters» haben wahrscheinlich nur dank ihrem sicheren Versteck im Keller des Hauses überlebt.

Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg führte die europäische Malerei erneut in eine Wende. Viele Maler*innen wendeten sich von der Abstraktion abund suchten nach neuen künstlerischen und gesellschafts-politischen Lösungen. Der Auflösung wurde das Beharren entgegengesetzt, dem Zerfall die stabile Ordnung. Gabriele Münter war in diesem Lebensabschnitt viel in Berlin, München, Köln und Paris unterwegs und befasste sich mit den aktuellen Strömungen. Sie besuchte viele Kunstausstellungen und malte verhältnismässig wenig. Dennoch lässt sich in ihren Werken der späten 20er und frühen 30er Jahre eine Veränderung im Malstil feststellen.

Die schlichte Formensprache, der Verzicht auf Details und der nüchterne Stil wird heute als «Neue Gegenständlichkeit» bezeichnet. Prallel entstanden die verwandten Kunstrichtungen «Neue Sachlichkeit» in Deutschland und «Pittura Metafisica» in Italien.

(9)

Abbildung 9 und 10 Gabriele Münter, Baum an der Siene, Öl auf Leinwand, 1930 Gabriele Münter, Zuhörerinnen, Öl auf Lein- wand, 1925-30

Abbildung 11 und 12 Gabriele Münter, Dame im Sessel, schreibend, Öl auf Leinwand, 1929 Gabriele Münter, Baukran, Öl auf Leinwand, 1930

(10)

Nach dieser bewegten Zeit liess sich Gabriele Münter wieder in Murnau nieder. Nun wurde sie von dem Kunsthistoriker Johannes Eichner begleitet.

Während dem Zweiten Weltkrieg lebten sie in zurückgezogenem Lebensstil in Murnau.

Münter fertigte Porträts und Stillleben zum Verkauf. Ausserdem malte sie Baustellen und Szenen von Arbeitenden. Das nationalsozialistische Regime akzeptierte diese Motive, auch wenn die Arbeitsmoral in Münters Darstellungen nicht stilisiert und heroisiert wurde.

So kam die Malerin drum herum, als «Entartete Künstlerin» bezeichnet zu werden und Ausstellungsverbot zu erhalten.

Mit dem Tod von Wassily Kandinsky und anlässlich ihres 80. Geburtstages schenkte Münter den Nachlass Kandinskys dem Lenbachhaus in München. Bei der Schenkung handelte es sich um über 90 Ölbilder, 330 Aquarelle, sowie Druckgrafiken, Skizzenbücher, Zeichnungen von Kandinsky und auch einige von Marc, Klee, Kubin und Münter selbst.

Mit dieser Schenkung wurde das Lenbachhaus zum Zentrum für die Kunst des «Blauen Reiters».

Nach Johannes Eichners überraschendem Tod 1958 lebte Münter in Murnau noch zurückgezogener. 1962 starb Gabriele Münter an einem natürlichen Tod. Nach ihrem testamentarischen Willen wurde 1966 die «Gabriele Münter und Johannes Eichner Stiftung»

gegründet. Sie beinhaltet einen finanziellen Fonds und den gesamten künstlerischen Nachlass Münters sowie den schriftlichen Nachlass von ihr und Kandinsky.

Späte Lebensjahre und Nachlass

(11)

Abbildung 13 und 14 Gabriele Münter, Stillleben vor dem g auf Leinwand, 1953 Gabriele Münter, Stillleben Pfingsten, Ö 1934

Abbildung 15 Gabriele Münter, Erdarbeiten, Öl auf Pappe, 1935Abbildung 16 und 17 Gabriele Münter, Löffelbagger, Öl auf Pappe, 1935 Gabriele Münter, Baustelle an der Olympiastrasse, Öl auf Leinwand, 1935

(12)

Materialtipps

Filmmaterial:

Bayern und der Blaue Reiter

https://www.youtube.com/watch?v=Z7lBnz2AtK4 Frauen in der Kunst

https://www.ardmediathek.de/video/doku-und-reportage/frauen-in-der-kunst-oder-do- ku/hr-fernsehen/Y3JpZDovL2hyLW9ubGluZS8xNTE4NDQ/

Starke Frauen in der Kunst: Gabriele Münter https://www.youtube.com/watch?v=t7kbdiy7au0 Texte Geschichte:

Webseite Gabriele Münter und Johannes Eichner Stiftung http://www.muenter-stiftung.de/

Webseite Städtische Galerie Lehnbachhaus https://www.lenbachhaus.de/museum/geschichte

(13)

Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Dann können wir ohne Angst Gott dienen unser Leben lang – in seiner Gegenwart als Menschen, die heilig und gerecht sind.. Und du, Kind, wirst ein Prophet des Höchsten

Sammlungsleitung Blauer Reiter / Kurator*in Moderne (w/m/d) E 14 TVöD, unbefristet, in Voll- oder Teilzeit, ab 01.07.2021 Verfahrensnummer: 14420.. Die Städtische Galerie im

Er übertrug 1919 das von Chantelou verfaßte Tagebuch zu Berninis Paris-Reise ins Deutsche und veröffentlichte zudem Studien zur Geschichte des barocken Profanbaus. Weitere

Eintritt: 2,50 Euro/ ermaessigt 1,50 Euro/ Mitglieder der Freunde des WRM/ML und der Gesellschaft frei, der Musikabend kostet 2,50 Euro für Mitglieder und 5,-- Euro

So war Gabriele Münter 1910 mit mehreren expressionistischen Bildern an der maßgeblich von Natalja Gontscharowa initiierten Ausstellung "Karo Bube" in Moskau beteiligt, die

Der Gemeinderat stimmt der Einrichtung einer Kleingruppe für bis zu 15 Plätze im Haus für Kinder Gabriele- Münter-Straße im Scharnhauser Park zum Kindergartenjahr 2019/2020

Bis zum "Doppel-Null-Jahrzehnt" war in der Gebrauchsanweisung für Gold zu lesen, dass es sich unter inflationären und deflationären Bedingungen gut entwickeln würde, aber

Gezeigt werden hochrangige Gemälde und Arbeiten auf Papier der jeweils zentralen Künstler: Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel, Max Pechstein, Emil Nolde