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Standard-Polystyrol (PS-

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Krise überwunden. Nach dem erfreuli- chen Jahr 2007 wurden die PS-Abneh- merbranchen durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009 arg in Mitleidenschaft gezogen.

Dabei lag der Bedarfsrückgang in Europa in der gleichen Größenordnung (-10 bis -15 %) wie der bei Polyolefinen. Im laufenden Jahr 2010 hat sich der Trend wieder zum Besseren gewandelt – der Bedarf für Polystyrol steigt deutlich an.

Polystyrol (PS)

Formstabile Verpackungen sind nach wie vor das mengenmäßig größte Anwendungsgebiet für Polystyrol (Foto: BASF)

S

tandard-Polystyrol (PS- GP) und schlagzäh modi- fiziertes Polystyrol (PS- HI) sind nach Polyethylen, Po- lypropylen, Polyvinylchlorid und Polyethylenterephthalat die hinsichtlich Produktion und Verbrauch fünftgrößte Kunststoffklasse mit einem An- teil von rund 7 % am Welt- kunststoffverbrauch. Steige- rungsraten oberhalb des Brut- tosozialprodukts gehören bei Polystyrol bereits seit Ende der 90er-Jahre der Vergangenheit an. In den vergangenen zehn Jahren mussten die PS-Produ- zenten vielmehr immer wieder auch Absatzrückgänge hinneh- men [1, 2], zuletzt in den Jah- ren 2008 und 2009, verursacht vor allem durch eine rückläufi- ge Baukonjunktur.

Die weltweit installierten Produktionskapazitäten für PS- GP und PS-HI sind seit Jahren bei Weitem nicht ausgelastet.

Ein durchschnittlicher Auslas- tungsgrad von lediglich rund 70 % war daher in den vergan-

genen Jahren Anlass für Kapa- zitätsabbau und Restrukturie- rungsmaßnahmen bei den Her- stellern, insbesondere in West- europa,Nordamerika und Japan.

Zur Produktfamilie zählen auch Styrol-Butadien-Blockco- polymerisate (SBS), die dann eine Alternative zu Polystyrol sind, wenn hohe Transparenz gefordert wird. Dieses Spezial- produkt zeigt seit Jahren deut- lich höhere Wachstumsraten.

Hersteller, Kapazitäten

Die Welt-Gesamtkapazität für schlagzähes und Standard-Po- lystyrol beläuft sich derzeit auf rund 14,5 Mio. t/a. Globale Marktführer sind Styron (Ge-

samtkapazität 1,3 Mio. t/a), BASF (1,2 Mio. t/a), Ineos No- va (1,2 Mio. t/a) und Total (1,2 Mio. t/a). Diese vier weltweit produzierende Unternehmen haben einen Anteil an der in- stallierten Welt-Gesamtkapazi- tät von rund einem Drittel.

Die größten Polystyrolkapa- zitäten finden sich heute in Asi- en (Bild 1). Insbesondere in Chi- na wurden in den letzten Jahren weitere neue Polystyrolanlagen in Betrieb genommen. Auch in Russland hat NKNH 2008 eine weitere Polystyrolanlage mit einer Gesamtkapazität von 50000 t/a in Betrieb genommen und ist mit einer Gesamtkapa- zität von 170 000 t/a inzwischen Marktführer im Land (Gesamt-

kapazität in Russland: ca.

500000 t/a). In Westeuropa, in den Nafta-Ländern (Nordame- rika einschl. Mexiko) sowie in Japan haben dagegen viele Her- steller in den letzten Jahren Po- lystyrolanlagen stillgelegt: Ineos Nova 100000 t/a PS in Belpre, Ohio/USA (2008), 55000 t/a PS in Montreal/Kanada (2008) und 90000 t/a in Breda/Nieder- lande (2010); Styron 50000 t/a in Terneuzen/Niederlande (2008) und 65 000 t/a in Bil- bao/Spanien (2009); Americas Styrenics 135000 t/a in Mariet- ta, Ohio/USA (2009); Japan Po- lystyrene 160 000 t/a in Osaka und Chiba/Japan (2009); BASF 80 000 t/a in Ludwigshafen (2009) sowie Huntsman 50 000 t/a in West Footscray/

Australien (2010).

Der Restrukturierungspro- zess der Branche hat sich dem- nach in den letzten Jahren kon- sequent weiterentwickelt. 2008 haben Dow und Chevron Phil- lips ihre amerikanischen Styrol- und Polystyrolaktivitäten zu- sammengelegt; unter dem Na- men Americas Styrenics be- treibt das Joint-Venture-Unter- nehmen sieben Polystyrol- und

92 © Carl Hanser Verlag, München Kunststoffe10/2010

ARTIKEL ALS PDFunter www.kunststoffe.de

Dokumenten-Nummer KU110553

Europa 3,2 Mio. t/a (22 %) restliche Welt

0,3 Mio. t/a (2 %) Asien 7,8 Mio. t/a (53 %)

Nordamerika 2,6 Mio. t/a (18 %) Südamerika 0,7 Mio. t/a (5 %)

Bild 1. Polystyrolkapazitäten weltweit nach Regionen (Stand Mitte 2010)

© Kunststoffe

(2)

eine Styrolanlage. Die PS-Ka- pazität dieses auf dem amerika- nischen Markt führenden Un- ternehmens beläuft sich derzeit auf rund 600000 t/a. Der frühe- re Marktführer Dow hat 2009 alle verbliebenen Styrol- und Styrolpolymeraktivitäten in ein neues Unternehmen mit dem Namen Styron ausgegliedert und Mitte dieses Jahres die Mehrheit an dem Unterneh- men an die amerikanische In- vestmentgesellschaft Bain Capi- tal verkauft. Auch der weltweit zweitgrößte Polystyrolherstel- ler, die BASF, sucht nach wie vor nach einer attraktiven Lösung für den Ausstieg aus seinem ge- samten Engagement bei Styrol und Styrolpolymerisaten (Aus- nahme EPS/XPS). 2009 hat das Unternehmen bereits sein Poly- styrolgeschäft in Brasilien (PS- Kapazität 190 000 t/a) an die Unigel-Gruppe und seine Sty- rolanlage in Ulsan (Kapazität 320000 t/a) an die koreanische SK Energy verkauft.

In Westeuropa haben in den vergangenen drei Jahren die Po-

lystyrolproduzenten Anlagen mit einer Kapazität von rund 400 000 t/a abgebaut. Dies be- traf vor allem Kapazitäten für schlagzähes Polystyrol, da gera- de bei diesen Produkten der er- forderliche Mehrpreis am Markt nicht zu erzielen war. Ei- nen Überblick über die derzeit

in Europa (einschließlich Ost- europa, Russland, ehemalige GUS-Staaten und Türkei) in- stallierten Polystyrolkapazitä- ten sowie die in den letzten Jah- ren erfolgten Anlagen-Stillle- gungen gibt Tabelle 1.

Neuanlagen sind derzeit in Westeuropa wie auch in Nord-

amerika und Japan nicht ge- plant. Dagegen dürfte der Aus- bau in Osteuropa, in Asien und im Nahen Osten weitergehen.

Pläne betreffen u.a. Anlagen in Ägypten und Saudi Arabien mit einer Kapazität von jeweils 200000 t/a.

Alle diese Veränderungen am Polystyrolmarkt machen deut- lich, dass die Phase der Re- strukturierung und Portfo- liobereinigung bei diesem Stan- dardkunststoff weltweit nach wie vor nicht abgeschlossen ist.

Es ist daher auch in den kom- menden Jahren mit weiteren Veränderungen in der Anbie- terstruktur zu rechnen.

Styrol-Butadien-Blockcopo- lymere (SBS) werden weltweit derzeit nur von vier Produzen- ten hergestellt (BASF, Denka, Asahi und CPChem). Die welt- weit installierte Gesamtkapa- zität dürfte bei ca. 400 000 t/a liegen [2]. Derzeit sind die An- lagen voll ausgelastet.Größter Hersteller ist die BASF mit ei- ner Kapazität von 130 000 t/a mit Produktionsanlagen in >

Hersteller

Kapazität Stillgelegte Anlagen

[1000 t/a]

Kapazität [1000 t/a]

Standort

BASF 540 80 (2009) Ludwigshafen

Styron 540 50 (2008) Terneuzen/NL

65 (2009) Bilbao/ES

Total 450 40 (2006) Carling/GB

Ineos Nova 440 90 (2010) Breda/NL

Polimeri Europa 410

Synthos 140

NKNH 170

Sonstige ca. 500* ca. 80

Insgesamt 3190 405

* Kleinere, z. T. veraltete Anlagen u.a. in Bulgarien, Kroatien, Rumänien, Russland, Türkei, Ukraine (Nennkapazität)

Tabelle 1. Produzenten von Polystyrol und ihre Nennkapazitäten in Europa (Stand Mitte 2010) sowie stillgelegte Anlagen im Zeitraum 2006 bis 2010

(3)

Ludwigshafen und Altamira/

Mexiko (Kapazität jeweils 65000 t/a).

Verbrauch, Anwendungen

Das mengenmäßig größte An- wendungsgebiet für Polystyrol sind nach wie vor formstabile Verpackungen. Die Bereiche Gehäuse für die Büro-, Infor- mationstechnik, Unterhaltungs- elektronik sowie extrudierte Platten (Weiterverarbeitung für die Herstellung von Kühlgerä- ten (Bild 2)) und geschäumte Platten (XPS) folgen in der Mengenstatistik (Bild 3) [1, 2].

Im Zeitraum 2004 bis 2009 reduzierte sich der Verbrauch von Polystyrol weltweit um 2,7 % p.a., wobei allein in den Jahren 2007 bis 2009 der Ver- brauch insgesamt um 12 % ab- nahm. Seit Mitte 2009 steigt der Bedarf an Polystyrol wieder an;

der prognostizierte Verbrauchs- zuwachs in 2010 liegt bei rund 3 % (Bild 4). Für die kommenden Jahre rechnen die Marktforscher von Chemical Market Associates Inc. (CMAI) wieder mit einem Verbrauchswachstum von durchschnittlich 1,9 % p.a.

Das langfristig stagnierende Verbrauchsszenario bei Polysty- rol hat seine Ursachen z. T. im Technologiewechsel bei wichti- gen Anwendungen. So werden aufgrund der sich ausweitenden MP3-Technik sowie des Trends zum Musik-Download aus dem Internet heute weniger CD-Ver- packungen – ein früher wichti- ger Polystyrolabsatzmarkt – produziert. Die Gehäuse von Flachbildschirmen sind deutlich

kleiner und leichter als die bis- heriger TV-Geräte.

Der Mengenverbrauch an Polystyrol lag 2009 weltweit bei rund 9,8 Mio. t (Tabelle 2). Nach wie vor ist der asiatische Raum wichtigster Abnehmer von Po- lystyrol mit einem Ver- brauchsanteil von 41 %. Das Verbrauchswachstum bis zum Jahr 2014 (+1,9 % p.a.) dürfte an der Verbrauchsaufgliede- rung nach Regionen nur wenig verändern. Der noch vor eini- gen Jahren erwartete überpro- portionale Verbrauchsanstieg in Asien, insbesondere China, hat sich nicht eingestellt, vielmehr ist seit einigen Jahren eine deut- liche Verlangsamung des chine- sischen Bedarfszuwachses zu verzeichnen.

Tabelle 3zeigt die Aufgliede- rung des Weltverbrauchs an Polystyrol nach Anwendungs- gebieten sowie die Verbrauchs- steigerungen in den letzten Jah- ren und eine Prognose für die kommenden Jahre. Nach wie vor dominiert der Verpa- ckungssektor mit einem Ver- brauchsanteil von rund 40 %.

Dieser Anwendungsbereich zeigt in allen Regionen der Welt für die kommenden Jahre sta- bile Zuwachsraten. Die Ver- brauchssteigerung im Sektor Haushaltsgeräte/Elektroerzeug- nisse resultiert aus dem Zu- wachs in Asien und Osteuropa, während in diesem Bereich der Verbrauch in Westeuropa und Nordamerika stagniert bzw.

teilweise rückläufig ist.

In Westeuropa war im Jahr 2009 ein Minus beim Polysty- rolverbrauch von 6 bis 7 % zu verzeichnen – im Vergleich zu

anderen Kunststoffklassen ein

„moderater“ Verbrauchsrück- gang dank des relativ stabilen Verpackungssektors. Schwach dagegen haben sich in dieser Zeit die Abnehmerbereiche Bau und Haushaltsgeräte entwickelt.

Für das laufende Jahr wird im westeuropäischen Markt wieder mit einem Verbrauchszuwachs von 5 % gerechnet.

Ein Vergleich der Polystyrol- märkte in West- und Osteuropa zeigt deutliche Unterschiede auf;

so stieg in den letzten Jahren der Polystyrolverbrauch in Osteuro- pa an, während der Verbrauch in Westeuropa seit 2002 abnimmt [2]. Ein weiterer Trend wird für Westeuropa beobachtet: Die Fo- lienextrusion von Polystyrol (Lebensmittelverpackungen) sowie die Schaumextrusion

(XPS für Bauanwendungen) wachsen, während die Spritz- gießverarbeitung nach Osteuro- pa bzw. Asien abwandert.

Der Weltverbrauch für das Spezialprodukt SBS dürfte 2010 bei rund 350000 t/a liegen. Die Wachstumsraten für dieses Pro- dukt beliefen sich auch in den letzten Jahren auf rund 5 % p.a.

70 bis 80 % des SBS-Verbrauchs wird in Abmischung mit Poly- styrol verarbeitet, was Steifig- keit, Wärmeformbeständigkeit und vor allem Transparenz ver- bessert. Diese Compounds ste- hen vielfach im Wettbewerb mit PET. Wichtigste Einsatzgebiete sind transparente Lebensmit- telverpackungen (Dünnfolien,

Becher, Schalen, Deckel, Etiket- tier-, Twist- und Schrumpffoli- en u. Ä.), medizintechnische Artikel, Spielzeug, Sanitär- und Büroartikel. In den letzten Jah- ren haben SBS-Spezialtypen den Markt für Schrumpffolien mit großem Erfolg erobert (Zu- wachsraten über 20 % p.a.) Außenhandel

Der Außenhandel mit Polysty- rol zwischen den Wirtschaftsre- gionen Europa, Amerika und Asien spielt nach wie vor keine große Rolle [1]. Westeuropa ist mit einer installierten Kapazität von rund 2,4 Mio. t/a und ei- nem Eigenverbrauch von 2 Mio.

t (2009) in begrenztem Umfang Nettoexporteur, insbesondere nach Osteuropa, in den Mittel-

meerraum, nach Südafrika und Asien. Die in früheren Jahren registrierten Importmengen aus Asien und Südamerika – sie waren aber für den europäi- schen Gesamtmarkt nicht rele- vant – blieben in letzter Zeit aus bedingt durch die für diese Im- porteure ungünstige Dollar/Eu- ro-Relation. Dagegen kommen weiterhin zunehmend Fertig- produkte mit Polystyrolkom- ponenten aus dem asiatischen Raum nach Westeuropa.

Preisentwicklung

Der Polystyrolpreis schwankte im Zeitraum Mitte 2006 bis Mitte 2008 zwischen 1300 und

94 © Carl Hanser Verlag, München Kunststoffe10/2010

50

40

30

20

10

0

%

Verpackungen

Verbrauch

40 47

28

13

32 40

Haushaltsgeräte + Elektroerzeugnisse

Sonstige (Kommunikation,

TV u. dgl., XPS) Welt Westeuropa

Bild 3. Polystyrolverbrauch nach Anwendungen (Stand 2009)

© Kunststoffe

Bild 2. Eine typische Anwendung für Polystyrol sind die Innenraumbauteile von Kühlschränken: Gefordert wird hier vor allem hoher Glanz, gute Fließfähigkeit und Schlagzähigkeit (Foto: BASF)

(4)

1500 EUR/t [3]. Im vierten Quartal 2008 kam es zu einem dramatischen Preiseinbruch auf bis zu 900 EUR/t. Die Produ- zenten drosselten ihre Produk- tion, Anlagen wurden stillge- legt. Gleichzeitig haben die Po- lystyrolverbraucher ihre Lager abgebaut. Bei völlig unzurei- chenden Margen schrieben in dieser Zeit alle Produzenten ro- te Zahlen.

Inzwischen hat sich der Po- lystyrolpreis seit dem zweiten Quartal 2009 wieder stetig er- höht und lag Mitte 2010 wieder bei 1500 bis 1600 EUR/t. Für den Monat Juli hatten dann die Hersteller wieder Preissenkun- gen angekündigt und ihren Kunden einen Teil der rückläu- figen Kontraktpreise für Styrol weitergegeben.

Die hohe Volatilität des Po- lystyrolpreises ist nicht zuletzt ein Resultat der seit Mitte 2004 auf einen Monat reduzierten Festlegung des Kontraktpreises für Benzol und Styrol. Daraus können erhebliche Preis- schwankungen von bis zu 200 EUR/t von Monat zu Monat re- sultieren. Bei Verarbeitern und Anwendern führen diese vola- tilen Preise zu erheblichen Kal- kulationsproblemen.

In der Vergangenheit stand Polypropylen im Ruf, weniger preisvolatil zu sein als Polystyrol.

Die Ursache dafür lag in den un- terschiedlichen Kontraktpreis- Mechanismen der Monomere:

Die Quartalsgültigkeit bei Pro- pylen gegenüber der Monats- gültigkeit bei Styrol setzte sich

bei der Preisbildung für die Po- lymeren fort. Nicht selten rea- gierten daher Polystyrolver- braucher mit einer Substitution von Polystyrol durch Polypro- pylen. Mit der Einführung eines monatlichen Kontraktpreises für Propylen anstelle des Quartals- kontraktes seit Januar 2009 ist dieser „Nachteil“ des Polystyrols nun allerdings Historie. Inzwi- schen ist hier also „Chancen- gleichheit“ wieder hergestellt.

Produktentwicklung

Angesichts der hohen Überka- pazitäten und des harten welt- weiten Wettbewerbs haben die führenden Polystyrolhersteller seit 2005 ihre Produktstrategie drastisch verändert: weg von der Produktvielfalt hin zu we- nigen Grundprodukten von PS- GP und PS-HI. Polystyrolcom- pounds und -blends sind aus dem Produktsortiment ver-

schwunden. Die Veredelungs- stufen wie Einfärben, Additi- vieren und Compoundieren werden von Vertragscompoun- deuren oder direkt vom Verar- beiter übernommen. Das ver- schafft dem Verarbeiter letztlich größere Flexibilität und Preis- vorteile. Dem Hersteller bietet dieses „verschlankte“ Ge- schäftsmodell Margenvorteile.

Der Margendruck erklärt auch, warum von den Polysty-

rolherstellern in den letzten Jah- ren keine grundlegend neuen Produktfamilien entwickelt wur- den; es werden zwar weiterhin im beschränkten Produktsortiment die zentralen Eigenschaftskom- binationen des Polystyrols, wie Oberflächenglanz, Schlagzähig- keit,Spannungsrissbeständigkeit und Fließverhalten, gezielt ver- bessert. Aber Schwerpunkte der Entwicklungsarbeiten sind und bleiben kosteneffiziente groß- technische Produktion auf World-Scale-Anlagen mit Kapa- zitäten ab 250000 t/a, Qualitäts- sicherung und Logistik.

Auch sind mengenmäßig at- traktive neue Anwendungen für PS-GP und PS-HI derzeit nicht in Sicht. So konnte sich auch die streckgeblasene Polystyrolfla- sche trotz deutlicher Preis-Leis- tungs-Vorteile gegenüber ver- gleichbarer blasgeformter Behältnisse aus PVC oder PET bislang am Markt nicht durch- setzen. Zwar kann Polystyrol auf üblichen PET-Anlagen ver- arbeitet werden, aber eine Ver- >

Region Kapazität Verbrauch

[Mio. t] [%] [Mio. t] [%]

Europa 3,2* 22 2,4 24

Nordamerika 2,6 18 2,2 22

Südamerika 0,7 5 0,5 6

Asien 7,8 53 4,0 41

Restl. Welt** 0,3 2 0,7 7

Insgesamt 14,6 100 9,8 100

** Einschl. Anlagen in Bulgarien, Kroatien, Rumänien, Russland, Türkei, Ukraine

** Afrika, Naher/Mittlerer Osten, Indien

Tabelle 2. Polystyrolkapazitäten und -verbrauch im Jahr 2009 in den verschiedenen Regionen der Welt (Quelle: CMAI und Firmenangaben)

Anwendungsgebiet

Verbrauchs- anteil

2009 [%]

Veränderung im Zeitraum 2004 bis 2009

[% p.a.]

2009 bis 2014*

[% p.a.]

Verpackung 40 - 2,4 + 1,9

Haushaltsgeräte,

Elektroerzeugnisse u. Ä. 28 - 2,2 + 2,0

Sonstige 32 - 3,5 + 1,9

Insgesamt 100 - 2,7 + 1,9

*Prognose

Tabelle 3. Polystyrolverbrauch weltweit nach Anwendungsgebieten (Stand 2009) und Veränderungen im Zeitraum 2004 bis 2014 (Quelle: CMAI)

(5)

96 © Carl Hanser Verlag, München Kunststoffe10/2010

mischung der Produkte muss vermieden werden. D. h. Fla- schenhersteller, die ihre Pro- duktion nicht komplett umstel- len, benötigen eine zweite In- frastruktur (Silo, Rohrleitun- gen, Preformanlage etc.) – Investitionen, die sich zunächst nicht rechnen.

Styrol-Butadien-Blockcopo- lymere (SBS) und ihre Mi- schungen mit Polystyrol finden seit Jahren Anwendung zur Herstellung hochtransparenter Lebensmittelverpackungen [2].

Ein neuartiges Extrusionspro- dukt (Styrolux HS 70) wurde von der BASF speziell auf die Erfordernisse hochwertiger Schrumpffolien hin entwickelt und vor drei Jahren am Markt eingeführt – ein Anwendungs- gebiet mit hohen Wachstums- raten. Mit diesem Produkt las- sen sich Schrumpfwerte von über 70 % erreichen, was z. B.

auch das bündige Umschließen von Flaschen mit komplexen Geometrien oder großen Radi- usunterschieden ermöglicht.

Jetzt hat die BASF für dieses Anwendungsgebiet weiter ver- besserte Produkttypen ent- wickelt (Styrolux T und S; T steht dabei für Zähigkeit

(toughness), S für Steifigkeit (stiffness)). Diese neuen T/S- Schrumpffolienprodukte er- möglichen es, durch Abmischen der beiden Komponenten die Folieneigenschaften Zähigkeit, Verstreckbarkeit und Lagersta- bilität (natürlicher Schrumpf) gezielt einzustellen. Entspre- chende Folien zeigen eine bis- lang unerreichte Transparenz und Brillanz. Sie sind nicht nur für das Querverstrecken und die Anwendung als Shrink-Slee- ves geeignet, sondern lassen sich auch problemlos längsver-

strecken (in Extrusionsrich- tung, machine direction). Soge- nannte MD-Folien eignen sich besonders für das Roso-Verfah- ren (roll-on-shrink-on), bei dem die Rundum-Etikettierfo- lie in Form einer Banderole um die Flasche gewickelt, dann erst verklebt und durch Wärme auf- geschrumpft wird. Das bislang am Markt nicht verfügbare Zwei-Komponenten-Konzept trägt unterschiedlichen Anfor- derungen an Folieneigenschaf- ten und Verarbeitungsvarianten Rechnung und dürfte den Slee- ves- wie auch den Roso-Folien zusätzliche Anwendungsmög- lichkeiten erschließen.

Ausblick

Mit einem prognostizierten Wachstum von durchschnitt- lich 1,9 % p.a. im Zeitraum 2009 bis 2014 soll der Polysty- rolverbrauch (PS-GP und PS- HI) in den nächsten Jahren wie- der wachsen. Die wichtigsten Anwendungsgebiete für Poly- styrol bleiben Verpackungen, Weiße Ware und der Bausektor – Branchen, die nur wenig spektakuläres Wachstumspo- tenzial haben. Dies wird Ein- fluss auf die Marktstrukturen haben. So ist zu erwarten, dass die Zahl der Produzenten wei- ter abnimmt und kleinere, älte- re und unwirtschaftliche Anla- gen stillgelegt werden. Für die Hersteller wird es darauf an- kommen, für eine gewisse Preis- stabilität zu sorgen, weitere Kos-

teneinsparungen vorzunehmen und gleichzeitig neue Anwen- dungen für diesen Standard- kunststoff zu erschließen.

Für SBS – ein Produkt mit großem Zukunftspotenzial ins- besondere auf dem europäi- schen Verpackungsmarkt – darf auch in den kommenden Jah- ren mit Wachstumsraten von 4 bis 5 % p.a. weltweit gerechnet werden, wobei die Märkte in Europa mit 5 bis 6 % über- durchschnittlich, in Nordame- rika mit 2 bis 3 % und in Asien mit 3 bis 4 % dagegen nur un- terdurchschnittlich wachsen dürften.

Wolfgang Glenz, Worms

LITERATUR

1 Glenz, W.: Polystyrol (PS). Kunst- stoffe 97 (2007) 10, S. 76–80 2 Glenz, W..: Polystyrol (PS). Kunst-

stoffe 98 (2008) 10, S. 124–129 3 Kunststoff Information, 2010

SUMMARY

POLYSTYRENE

CRISIS OVERCOME. After a pleasing 2007, target industries suffered exten- sively at the hands of the global finan- cial and economic crisis in 2008 and 2009. The slump in demand for PS in Europe was in the same range (-10 to -15 %) as that for polyolefins. In the cur- rent year, the trend has changed again for the better – demand for polystyrene is rising markedly.

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12 10 8 6

4 2 0

100 90 80

70 60 50 40

% Mio. t

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Verbrauch

Afrika, Naher Osten und Indien Nordostasien

Südostasien Europa und GUS

Südamerika Nordamerika

Kapazitätsauslastung Bild 4. Polystyrol-

verbrauch in den verschiede- nen Regionen der Welt sowie globale Kapazi- tätsauslastung, 2004 bis 2014

(Quelle: CMAI)

© Kunststoffe

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