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In der Mitte der Gesellschaft. Einen Schritt vor.

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Academic year: 2022

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1/6 Autor*in: Patricia Gozalbez Cantó, Wladlena Olesch

Zielgruppe: Lehrende

Typ: Methode

Inhalt: Die Studierenden nehmen anhand von Rollenkarten die Position einer anderen Person in der Gesellschaft ein und durchleben damit die unter- schiedlichen gesellschaftlichen Chancen und Hürden ihrer jeweiligen Po- sition.

In der Mitte der Gesellschaft. Einen Schritt vor.

Methode

Einsatz

Die Studierenden nehmen anhand von Rollenkarten Positionen ein, die sie entweder an den Rand oder in die Mitte der Gesellschaft stellen.

Dadurch erfahren sie, wie Rassismus und Diskriminierung die Entfal- tungsmöglichkeiten eines Menschen – auch mit Blick auf den Lernerfolg an der Hochschule – beeinflussen können. Anhand der Übung soll die ungleiche Verteilung von Rechten und Chancen – u. a. nach Geschlecht, ethnischer und sozialer Herkunft, Hautfarbe, Alter, Gesundheit etc. – und ihre Auswirkungen im Studienalltag herausgearbeitet werden.

Diese Methode kann gut in einer heterogenen Studierendengruppe an- gewandt werden, um für die Bedürfnisse anderer Kommiliton*innen zu sensibilisieren. Sie kann auch in homogeneren Gruppen eingesetzt wer- den, um Verständnis und Empathie für marginalisierte Bevölkerungs- gruppen zu fördern.

Ziel Die Studierenden können auf eine sehr anschauliche Weise die eigene Rolle sowie die (Entfaltungs-)Möglichkeiten unterschiedlicher Gruppen in der Gesellschaft „durchleben“ und reflektieren. Außerdem werden sie für verschiedene Lebenslagen sensibilisiert, um Empathie, gegenseitiges Verständnis und einen respektvollen Umgang miteinander zu fördern.

Ablauf I 1. Bereiten Sie die Rollenkarten vor (s. Handout). Sie können das Hand- out ausdrucken und ggf. mit eigenen (fachbezogenen) Rollen ergänzen.

2. Stellen Sie Tische und Stühle beiseite, sodass sich die Studierenden nebeneinander im Raum aufstellen können. Bei einem Raum mit fester Bestuhlung empfiehlt es sich, nach draußen oder in weitläufigere Räume/Flure auszuweichen.

3. Sobald die Studierenden nebeneinander entlang einer gedachten Li- nie stehen, erhalten sie jeweils ein Rollenkärtchen mit der Beschreibung zur eigenen Rolle, in die sich die Studierenden in den nächsten ein bis zwei Minuten hineinversetzen sollen.

Die Rollen dürfen nicht kommuniziert/verraten werden.

4. Stellen Sie sicher, dass es keine Unklarheiten zur jeweiligen Rolle gibt. Besonders wichtig ist es, dass keiner Person die Rolle unangenehm

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2/6 ist. Sollte die Rolle zu dicht an der eigenen Lebensrealität sein, empfiehlt es sich, eine andere Rolle zu vergeben.

Hinweis: Für die Studierenden kann es hilfreich sein, noch einmal zu be- tonen, dass sie die Rolle subjektiv ausgestalten können und es kein rich- tig oder falsch gibt. Das kann mögliche Hemmungen im späteren Verlauf der Methode abbauen. Nach der Rollenverteilung darf nicht mehr gere- det werden.

5. Lesen Sie die Fragen (s. Handout) laut vor.

Diejenigen, die der Ansicht sind, die Frage aus ihrer Rolle heraus mit

„JA“ beantworten zu können, gehen nach jeder Frage einen großen Schritt nach vorne. Alle anderen bleiben auf ihren Positionen stehen.

Ablauf II Dies wiederholt sich so lange, bis alle Fragen vorgelesen wurden oder eine Person das Ende des Raumes erreicht hat. Anschließend drehen sich die vorderen Personen um und blicken zurück. Alle Studierenden sollen aus ihrer Rolle heraus das Bild, das im Raum entstanden ist, auf sich wirken lassen.

Auswertungs- und Reflexionsfragen:

 Jede*r Studierende*r liest die eigene Rollenkarte vor und beschreibt kurz die Eindrücke und Gefühle während der Übung.

 Wie fühlt es sich an, fast jede Frage mit „JA“ beantworten zu kön- nen?

 Wie fühlt es sich an, fast jede Frage mit „NEIN“ beantworten zu müs- sen?

 Welche Rollenzuschreibung war für die Beantwortung ausschlagge- bend?

 Was löst der Blick auf die anderen – nach vorne, zur Seite, nach hin- ten – aus?

Alternativ können einzelne Personen auch zwischendurch schon befragt werden, welche Rolle sie haben und aus welchem Grund sie vorgegan- gen oder stehengeblieben sind.

Auswertungsfragen für das anschließende Plenum:

 Was haben Sie über die unterschiedlichen Situationen der Studieren- den erfahren?

 Welche Möglichkeiten zur Veränderung ihrer Situation haben die ver- schiedenen Gruppen?

 Worauf haben sie keinen Einfluss?

Vorbereitung, Material und Raum

Rollenkarten und Fragen, großer Raum oder im Freien

Teilnehmende Ab 8 Personen (bis ca. 20 Personen)

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3/6 Dauer 45-60 Minuten (je nach Dauer der anschließenden Reflexion)

Quelle DGB-Bildungswerk Thüringen e. V. (2008): Wie im richtigen Leben. URL:

http://www.baustein.dgb-bwt.de/PDF/B3-ImRichtigenLeben.pdf (Zugriff am 17.04.2020).

Anhang:

Fragen, Rollenkarten A, Rollenkarten B

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Fragen

(Können je nach Kontext umformuliert und/oder erweitert werden)

1. Ich habe das Gefühl, meine Religion wird in der Gesellschaft, in der ich lebe, respektiert.

2. Ich kann davon ausgehen, dass über meine Herkunft, meinen Glauben, mein Geschlecht oder mein Äußeres keine herabwürdigenden Witze gemacht werden.

3. Ich kann sicher sein vor Sprüchen wie: „Du bist gar nicht so wie die anderen“.

4. Ich kann bei Fragen und Problemen immer auf Unterstützung und Sympathie von meiner Familie (Eltern/Geschwister) bauen.

5. Wenn ich etwas Organisatorisches zum Studium wissen möchte, kann ich meine Eltern oder Geschwister fragen.

6. Ich habe keine Probleme, in Osnabrücks Kneipen und Diskotheken reingelassen zu wer- den.

7. Ich kann ganz alleine entscheiden, wann und wie oft ich diese Woche etwas mit Kommili- ton*innen unternehmen möchte.

8. Ich kann mich ganz spontan einer Exkursion der Hochschule in die Schweiz anschließen.

9. Meine Fremdsprachenkenntnisse und Auslandsaufenthalte werden im Hochschulkontext und später beruflich gewürdigt.

10. Ich kann mich in meiner Umgebung/meiner Stadt überall selbstständig fortbewegen.

11. Wenn mich jemand nach meiner Herkunft fragt, weiß ich, dass die Person meinen Woh- nort/Geburtsort in Deutschland wissen möchte.

12. Ich kann mich abends auch mal ganz spontan mit Kommiliton*innen zum Lernen verabre- den.

13. Deutsch ist meine Muttersprache und ich kann in meinem Umfeld problemlos kommuni- zieren.

14. Ich habe keine Angst, auf der Straße belästigt oder angegriffen zu werden.

15. Ich kann bei der nächsten Kommunalwahl wählen gehen.

16. Wenn andere Kommiliton*innen sich auf ein Bier verabreden, bin ich sofort dabei.

17. Auf der Suche nach einer Wohnung kann ich davon ausgehen, dass ich zu WG-Castings eingeladen werde, wenn die WG nur meinen Namen kennt.

18. Zu Hause habe ich einen ruhigen Arbeitsplatz, an dem ich konzentriert und in Ruhe lernen kann.

19. Wenn ich etwas Schönes im Laden sehe, kann ich mir das auch leisten.

20. Ich hatte beim Übergang ins Studium keine Probleme, mich wieder ins Lernen hineinzufin- den.

21. Ich kann meine persönlichen bzw. privaten Themen gut mit meinen Kommiliton*innen be- sprechen.

22. Ich kann davon ausgehen, dass ich von meinen Kommiliton*innen als gleichwertig und ohne Vorbehalte akzeptiert werde.

23. Ich kann davon ausgehen, dass ich die gleichen Karrierechancen habe, wie meine Kom- militon*innen mit vergleichbaren Qualifikationen.

24. Ich kann davon ausgehen, dass ich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werde, wenn ich für die ausgeschriebene Stelle qualifiziert bin.

25. Ich kann fünf Jahre im Voraus planen.

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Rollenkarten A

Mit Bezug zur Hochschule Osnabrück, Fakultät IuI (Bitte Studiengänge in den Rollenbe- schreibungen entsprechend anpassen, je nach Fachrichtung.)*

Ein 17-jähriger Student, studiert Informatik-Medienin- formatik, hat direkt nach dem Abitur sein Studium be- gonnen, wohnt seit kurzem in Osnabrück, hat eine ei- gene Wohnung, hat einen Bruder, der ebenfalls stu- diert, kommt aus einer Diplomatenfamilie.

Eine 18-jährige Studentin, studiert Elektrotechnik, hat di- rekt nach dem Abitur ihr Studium begonnen, hat ein sehr gutes Abitur, hat während der Schulzeit ein Jahr im Aus- land verbracht, beide Eltern haben studiert, hat keine Ge- schwister, wohnt in Osnabrück in einer Eigentumswoh- nung.

Ein 24-jähriger Geflüchteter, ohne seine Familie aus Syrien geflohen, hat in diesem Semester Studienvor- bereitungskurse belegt, wohnt zurzeit in einer Flücht- lingsunterkunft in Osnabrück, hat noch Schwierigkei- ten mit der deutschen Sprache, hat eine chronische Krankheit.

Eine 22-jährige Studentin mit Migrationshintergrund, stu- diert Fahrzeugtechnik, Muslima, trägt Kopftuch, wohnt in Bad Iburg, pendelt jeden Tag zur Hochschule, hat kein ei- genes Auto, bekommt BAföG, kommt aus einer Arbei- ter*innen-Familie.

Ein 20-jähriger Student, studiert Maschinenbau, hat vor seinem Studium eine Ausbildung zum Industrieme- chatroniker absolviert, beide Eltern haben nicht stu- diert, wohnt in Osnabrück.

Ein 39-jähriger Student, studiert Elektrotechnik, wohnt mit seiner vierköpfigen Familie in Osnabrück, hat vorher 15 Jahre als KFZ-Mechatroniker gearbeitet.

Ein 25-jähriger Student, Person of Color, studiert Infor- matik-Medieninformatik, trinkt aufgrund seiner Religion keinen Alkohol und darf kein Schweinefleisch essen, wohnt in Lotte.

Eine 22-jährige Studentin aus dem Kosovo, studiert Infor- matik-Medieninformatik, ist für das Studium nach Deutsch- land gekommen, wohnt in Osnabrück, die Eltern und Ge- schwister haben ebenfalls studiert, hat einen Nebenjob.

Ein 21-jähriger Student, studiert Elektrotechnik, gebo- ren in Afghanistan, mit zehn Jahren mit seiner Familie nach Deutschland gekommen, wohnt in Wallenhorst.

Ein 20-jähriger Student, studiert Fahrzeugtechnik, beide Eltern haben studiert, wohnt in Osnabrück, bekommt keine finanzielle Unterstützung seitens der Eltern oder des Staa- tes, hat zwei Nebenjobs.

Ein 26-jähriger Student, studiert Informatik-Medienin- formatik, sitzt seit einem Motorrad-Unfall vor 5 Jahren im Rollstuhl, wohnt in Osnabrück.

Eine 27-jährige Studentin, studiert Maschinenbau, alleiner- ziehend, wohnt mit ihrer zweijährigen Tochter in Bram- sche, hat eine pflegebedürftige Mutter.

Ein 24-jähriger Student, studiert Maschinenbau, beide Eltern haben nicht studiert, bekommt BAföG, hat eine eigene Wohnung in Osnabrück, ist homosexuell.

Eine 25-jährige Studentin, studiert Fahrzeugtechnik, wohnt in Osnabrück, ist im fünften Monat schwanger, ist chro- nisch krank.

Eine 27-jährige Studentin, studiert Elektrotechnik, in Deutschland geboren und aufgewachsen, Eltern im Iran geboren und aufgewachsen, wohnt in Osnabrück.

Ein 44-jähriger Student, studiert Maschinenbau, möchte nach langjähriger Berufspraxis nochmal studieren, wohnt in einer Eigentumswohnung in Osnabrück.

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Rollenkarten B

Mit Bezug zur Hochschule Osnabrück, fakultätsübergreifend (Bitte Studiengänge in den Rol- lenbeschreibungen entsprechend anpassen, je nach Fachrichtung.)*

Ein 17-jähriger Student, studiert Informatik-Medieninfor- matik, hat direkt nach dem Abitur sein Studium begon- nen, wohnt seit kurzem in Osnabrück, hat eine eigene Wohnung, hat einen Bruder, der ebenfalls studiert, kommt aus einer Diplomatenfamilie.

Ein 24-jähriger Geflüchteter, ohne seine Familie aus Sy- rien geflohen, hat in diesem Semester Studienvorberei- tungskurse belegt, wohnt zurzeit in einer Flüchtlingsun- terkunft in Osnabrück, hat noch Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache.

Eine 27-jährige Studentin, studiert Soziale Arbeit, allein- erziehend, wohnt mit ihrer zweijährigen Tochter in Bram- sche, hat eine pflegebedürftige Mutter.

Ein 20-jähriger Student, studiert Fahrzeugtechnik, wohnt in Osnabrück, bekommt keine finanzielle Unterstützung seitens der Eltern, hat zwei Nebenjobs.

Ein 20-jähriger Student, studiert Maschinenbau, hat vor seinem Studium eine Ausbildung zum Industriemechat- roniker absolviert, beide Eltern haben ebenfalls studiert, wohnt in Osnabrück.

Ein 39-jähriger Student, studiert Jazz, wohnt mit seiner vierköpfigen Familie in Osnabrück, hat vorher 15 Jahre als freier Musiker gearbeitet.

Ein 25-jähriger Student, Person of Color, studiert Land- schaftsarchitektur, trinkt aufgrund seiner Religion keinen Alkohol und darf kein Schweinefleisch essen, wohnt in Lotte.

Eine 22-jährige Studentin aus dem Kosovo, studiert BWL, ist für das Studium nach Deutschland gekommen, wohnt in Osnabrück, die Eltern und Geschwister haben nicht studiert, hat einen Nebenjob.

Ein 21-jähriger Student, studiert Kommunikationsma- nagement, geboren in Afghanistan, mit zehn Jahren mit seiner Familie nach Deutschland gekommen, wohnt in Wallenhorst.

Ein 24-jähriger Student, studiert Maschinenbau, beide Eltern haben nicht studiert, bekommt BAföG, hat eine ei- gene Wohnung in Osnabrück, ist homosexuell.

Eine 22-jährige Studentin mit Migrationshintergrund, stu- diert Öffentliche Verwaltung, Muslima, trägt Kopftuch, wohnt in Bad Iburg, pendelt jeden Tag zur Hochschule, hat kein eigenes Auto, bekommt BAföG, kommt aus ei- ner Arbeiter*innen-Familie.

Eine 18-jährige Studentin, studiert Wirtschaftspsycholo- gie, hat direkt nach dem Abitur ihr Studium begonnen, hat ein sehr gutes Abitur, hat während der Schulzeit ein Jahr im Ausland verbracht, beide Eltern haben studiert, hat keine Geschwister, wohnt in Osnabrück in einer Ei- gentumswohnung.

Ein 26-jähriger Student, studiert Informatik-Medieninfor- matik, sitzt seit einem Motorrad-Unfall vor fünf Jahren im Rollstuhl, wohnt in Osnabrück.

Eine 25-jährige Studentin, studiert Fahrzeugtechnik, wohnt in Osnabrück, ist im fünften Monat schwanger.

Eine 27-jährige Studentin, studiert Elektrotechnik, in Deutschland geboren und aufgewachsen, Eltern im Iran geboren und aufgewachsen, wohnt in Osnabrück.

Ein 44-jähriger Student, studiert Maschinenbau, ist nach langjähriger Berufspraxis an der Hochschule, ist chro- nisch krank.

*Rollenkarten wurden bei Schulungen für Mentor*innen und Tutor*innen der Hochschule Osnabrück eingesetzt

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