• Keine Ergebnisse gefunden

Eine gute Verkehrsinfrastruktur kostet | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Eine gute Verkehrsinfrastruktur kostet | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Wirtschaftspolitische Stellungnahmen

43 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 5-2009

Die Vorteile der Nutzerfinanzierung liegen darin, dass diejenigen zahlen, die auch am meisten profitieren. Auch wird stärker dort investiert, wo die höchste Nachfrage besteht.

Und nicht zuletzt kann die Zahlungsbereit- schaft der Konsumentinnen und Konsu- menten abgeschöpft werden. Die Grenzen der Nutzerfinanzierung liegen daher dort, wo z.B. das politische Ziel verfolgt wird, eine ausgewogene Versorgung verschiedener Lan- desteile zu gewährleisten.

So gesehen ist die Steuerfinanzierung für öffentliche Güter wie die Verkehrsinfrastruk- tur zweifellos unvermeidbar. Damit verbun- den ist aus ökonomischer Sicht das Risiko, dass aus politischen Gründen zu viel gebaut wird oder die Prioritäten nicht sinnvoll ge- setzt werden. Ein Nachteil ist zudem, dass die Effizienz und Effektivität der Investitionen tendenziell tiefer ist als bei der Nutzerfinan- zierung.

Mischung aus Nutzer- und Steuerfinanzierung

Beim öffentlichen Verkehr (ÖV) handelt es sich um eine Mischung aus Steuer- und Nutzerfinanzierung. Der ÖV wird je rund zur Hälfte aus Steuern (ordentliches Bundes- budget) und zweckgebundenen Einnahmen (z.B. FinöV-Fonds) bezahlt. Diese Mittel fliessen in die Infrastruktur und die Bestel- lung von Verkehren. Doch auch die Nutzer zahlen mit und tragen – z.B. über Billette – rund 50% der Kosten. Die Finanzierung der Strasseninfrastruktur ist ebenfalls eine Art Mischform: Finanzierungsquellen sind beim Bund der zweckgebundene Teil der Mineral- ölsteuer, der Mineralölsteuerzuschlag und die Autobahnvignette. Der Nutzer bzw.

Autofahrer kommt als Steuerzahler für diese Kosten auf. Kantone und Gemeinden setzen hingegen allgemeine Steuermittel für die Strasseninfrastrukturen ein, die nicht vom Nutzer finanziert sind.

Eine weitere Mischform aus öffentlicher und privater Finanzierung sind Public-Pri- vate-Partnerships (PPP). Deren Ziel ist ein langfristiger, funktionaler Vertrag der öffent- lichen Hand mit privaten Partnern zum Bau, Betrieb und Unterhalt von Verkehrsinfra- strukturen. Dabei erwarten Private eine Ren- dite und sind meist kostenorientierter und

effizienter. Allerdings kann sich niemand günstiger refinanzieren als der Bund. Solche Projekte müssen Gewinnmöglichkeiten bie- ten und klar abgrenzbar sein; Kosten und Gewinne müssen zugeteilt werden können.

Damit sind die Anwendungsmöglichkeiten im Verkehr sehr eingeschränkt.

Unsere gute Verkehrserschliessung ist nicht auf ewig gesichert

Der Verkehr wird weiter zunehmen, und wir brauchen Investitionen in unsere Infra- strukturen und in neue Technologien, um die steigende Mobilität bewältigen zu können.

Die Finanzierung dieser Investitionen muss zuverlässig gesichert werden. Wo aber soll das Geld herkommen? Die Mittel des Bundes sind begrenzt. Der Verkehr steht in Konkur- renz zu anderen Bereichen, wie z.B. Bildung und Forschung oder sozialer Wohlfahrt. Wir werden daher zukünftig die Nutzer in die Finan zierung der Investitionen stärker ein- beziehen müssen. Möglichkeiten dazu wären etwa Road-Pricing, zweckgebundene Auf- schläge auf Bahntickets oder stärker zeit- bzw. nachfrageabhängige Billettpreise im öf- fentlichen Verkehr. Verantwortbar wäre auch eine zeitlich verfeinerte Autobahnvignette (Quartal, Halbjahr, Jahr), die in der Gesamt- summe höhere, aber auch gerechtere Ein- nahmen bringen würde.

Hier geraten wir jedoch schnell in Kon- flikt mit übergeordneten politischen Zielen und stossen an die Grenzen der politischen Akzeptanz. Die Fahrgäste des öffentlichen Verkehrs sollen nicht aufs Auto umsteigen, weil die Preise höher werden. Auch sollten keine sozialen Ungerechtigkeiten entstehen, Mobilität soll ein Allgemeingut bleiben.

Letztlich stellt sich damit die Frage, wie viel uns Qualität und Ausbau unseres Verkehrs- angebots wert sind. Denn die einzige Alter- native zu höherer Nutzerfinanzierung sind höhere Steuern oder Abgaben, wenn nicht andere Aufgabenbereiche kürzer treten wür- den. Bei der kommenden Vorlage Bahn 2030 dürfte diese Alternative zum Zug kommen, um weitere Investitionen in die Schienen- infrastruktur zu finanzieren – zum Wohl des Landes und der Volkswirtschaft.

Eine gute Verkehrsinfrastruktur kostet

SR Dr. Peter Bieri Präsident des Informa- tionsdienstes für den öffent lichen Verkehr LITRA

Eine gute Verkehrsinfrastruktur ist wichtig für die schweizerische Volkswirtschaft. Zum einen ver- fügt die Schweiz im internationa- len Vergleich bereits heute über eine sehr gut ausgebaute, quali- tativ hochwertige Infrastruktur.

Diese ist einer der grossen Stand- ortvorteile im globalen Wettbe- werb. Zum anderen zeigen empi- rische Studien, dass Investitionen in den Verkehrsbereich Wohlfahrt und Wachstum begünstigen. Doch eine gute Verkehrsinfrastruktur kostet. Aber wer soll bezahlen?

Grundsätzlich gibt es zwei Mög- lichkeiten zur Finanzierung des Verkehrs: über Steuern oder durch die Nutzer. Dazwischen gibt es viele Mischformen. Bund, Kan- tone und Gemeinden – also die öffent liche Hand – haben 2006 über 14 Mrd. Franken für Infra- struktur und Verkehr ausgegeben.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Messung der Regulierungskosten erfolgte – wie im entsprechenden Handbuch des Staatssekre- tariats für Wirtschaft (Seco) 2 vorgesehen – über Expertenschätzungen sowie

Generell ziehen die KMU Nutzen aus ak- tuellen und relevanten Informationen über Marktentwicklungen in ausländischen Märk- ten, welche die Osec auch dank ihren 18 lo-

Die Robotisierung kann für die Schweiz aber auch eine Chance sein: Wenn gewisse Industriezweige dank Robotern wieder wettbewerbsfähig werden, käme es zu

Unteres Quartil aller RAV-Werte (Wert des 25%-RAV) Neuntes Dezil aller RAV-Werte (Wert des 90%-RAV) Erstes Dezil aller RAV-Werte (Wert des 10%-RAV) Oberes Quartil aller RAV-Werte

Dank Privatisierungen und einem konjunkturellen Wachstum dürfte sich der Rückgang der öffentlichen Schulden in Schweden bis 2014 fortsetzen und 35,5% des BIP erreichen.. Auch

2010 lässt sich eine gegenläufige Entwick- lung beobachten: Beim Rückgang der Quote auf Bundesebene um 0,2 Prozentpunkte dürften Nachwirkungen der Krise ausschlag- gebend sein;

Hat der Bund ein Grossprojekt, dessen Kosten einen gewissen Schwellenwert übersteigt, muss er es öffentlich ausschreiben.. Grundlage dafür bilden internationale Verträge im

Denn die Kinderzulagen sind kantonal unterschiedlich hoch, wurden seit Jahren nicht mehr erhöht, und Familien mit Kindern haben die grössten finanziellen Probleme..