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Konjunkturindikatoren: Dienstleistungshandel der Schweiz mit dem Ausland | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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43 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 1/2-2010

Bedeutung des Dienstleistungshandels mit dem Ausland

Die wirtschaftliche Verflechtung der Schweiz mit dem Ausland ist traditionell hoch und hat in den letzten Jahren weiter zu­

genommen. Als Indikator für die volkswirt­

schaftliche Bedeutung des Aussenhandels wird häufig die Aussenhandelsquote (Sum­

me der Exporte und Importe in Prozenten des BIP) herangezogen. Diese stieg – bezogen auf den schweizerischen Aussenhandel mit Diensten – zwischen 1990 und 2008 von 12%

auf 22%1 (vgl. Grafik 1). Vergleicht man die

Schweiz mit anderen kleinen, offenen Volks­

wirtschaften – wie z.B. Österreich oder Schweden (je 26%) – liegt die schweizerische Quote etwas tiefer.

Die Nettoexporte des Dienstleistungshan­

dels fliessen als Teil des Aussenbeitrags in die Berechnung des BIP ein. In Branchen wie dem Kreditgewerbe und dem Tourismus dürften die Dienstleistungsexporte die Hälfte der Wertschöpfung generieren; sie sind da­

mit auch für die Beschäftigung bedeutsam.

Nachfrageschwankungen nach Dienstleis­

tungsexporten wirken sich also stark auf die schweizerische Konjunktur aus. Die Dienst­

leistungsimporte sind Teil des inländischen Privatkonsums (z.B. Tourismus, Finanz­

dienste für Haushalte) oder fliessen als Vor­

leistungen in die Produktion der Unterneh­

men (z.B. Finanzdienste für Unternehmen, Gebühren für die Nutzung von Lizenzen und Patenten).

Gliederung und Bestimmungsfaktoren Gemäss internationalen Vorgaben (vgl.

Kasten 1) wird der Aussenhandel mit Diens­

Konjunkturindikatoren:

Dienstleistungshandel der Schweiz mit dem Ausland

Stéphanie Zeier Ökonomin, Statistikver- antwortung Ertragsbi- lanz, Zahlungsbilanz, Schweizerische National- bank (SNB), Zürich

Für die Schweiz als kleine und offene Volkswirtschaft ist der Dienstleistungshandel mit dem Ausland wichtig. Er ist Teil des Aussenbeitrags (Exporte abzüg- lich Importe) und fliesst in die Berechnung des Bruttoinlands- produkts (BIP) ein. Als Konjunk- turindikator findet er vor allem als gleich- oder nachlaufender In- dikator Verwendung. Die Statistik des Dienstleistungshandels der Schweiz mit dem Ausland ist eine Komponente der Zahlungsbilanz der Schweiz und wird von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vierteljährlich erstellt und veröffentlicht. Gegenwärtig baut die SNB die Erhebung der Statistik aus.

1 Die Ausführungen im vorliegenden Beitrag beziehen sich auf nominelle, nicht saisonbereinigte Daten.

Die Finanzdienste der Banken machten 2008 mit 30% den grössten Teil der Dienstleistungsexporte aus. Bei den Dienst- leistungsimporten haben die Lizenzen und Patente den Tourismus als wichtigste Kategorie abgelöst. Bild: Keystone

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verzollt werden. Gemäss internationalen Vor­

gaben werden die Nettoeinnahmen aus dem Transithandel als Dienstleistungsexporte ver­

bucht. Mehr als die Hälfte der gehandelten Güter sind Energieträger; entsprechend kor­

relieren die Transithandelsexporte stark mit den Rohstoffpreisen. Unter Lizenz- und Pa- tenterträgen werden Gebühren für die Nut­

zung von Lizenzen und Patenten ausgewie­

sen. Für deren Entwicklung sind verschiedene Faktoren verantwortlich. So spielt der Aus­

tausch von Know­how innerhalb von multi­

nationalen Unternehmen eine zunehmend wichtige Rolle. Eindeutige Bestimmungsfak­

toren sind aber zurzeit keine bekannt.

Herkunft der Daten

Die Statistik des Dienstleistungshandels der Schweiz mit dem Ausland wird von der SNB erstellt. Methodische Grundlagen sind dabei das Balance of Payments Manual (BPM5) des Internationalen Währungsfonds (IWF) bzw. das Manual on Statistics of Inter- national Trade in Services (MSITS2002) der UNO (vgl. Kasten 1). Damit gewährleistet die SNB die internationale Vergleichbarkeit der Daten.

Den grössten Teil der Daten erhebt die SNB quartalsweise direkt bei den Unterneh­

men, so auch die Finanzdienste, den Transit­

handel und die Lizenz­ und Patenterträge.

Ein Teil der Daten wird nur jährlich erhoben;

die entsprechenden Quartalsdaten werden geschätzt. Daneben gibt es Dienste, die nicht direkt erhoben werden können, so z.B. die Fisim und die Versicherungsdienste. Diese Daten werden gemäss den Anforderungen des IWF geschätzt. Die Schätzungen basieren auf quartalsweise erhobenen Daten wie bei­

spielsweise den Prämieneinnahmen für die Versicherungsdienste oder den Zinserträgen der Banken für die Fisim.

Die Daten zum Tourismus werden jähr­

lich vom Bundesamt für Statistik (BFS) er­

hoben bzw. quartalsweise vom Staatssekreta­

riat für Wirtschaft (Seco) geschätzt.

Entwicklung seit 1990

Gemessen am BIP nahmen die gesamten Dienstleistungsexporte zwischen 1990 und 2008 von 8% auf 16% zu. In absoluten Zah­

len beliefen sie sich 2008 auf 84 Mrd. Fran­

ken (vgl. Grafik 1). Dabei hatten 2008 die Fi­

nanzdienste der Banken mit 21 Mrd. Franken das grösste Gewicht (vgl. Grafik 2), gefolgt vom Tourismus (16 Mrd. Fr.), dem Transit­

handel (14 Mrd. Fr.) sowie den Lizenz­ und Patenterträgen (13 Mrd. Fr.).

Bis 1997 war der Tourismus mit einem Anteil von mindestens einem Drittel an den ten in zehn Hauptkategorien und diverse

Unterkategorien gegliedert. Im Folgenden werden nur die für die Schweiz wichtigsten kommentiert; dazu zählen die Finanzdienste der Banken, der Tourismus, der Transithan­

del (auch Merchanting genannt) sowie die Lizenz­ und Patenterträge.

Die Finanzdienste der Banken umfassen das Kommissionsgeschäft sowie die soge­

nannten Financial Intermediation Services Indirectly Measured (Fisim), d.h. Finanz­

dienste, welche indirekt über die Zinsen ver­

gütet werden. Bestimmend für die Entwick­

lung der Finanzdienste sind die Erträge aus dem Kommissionsgeschäft. Dabei handelt es sich vor allem um Entgelte für die Vermö­

gensverwaltung und für Emissionsgeschäfte sowie um Courtagen im Wertschriftenhan­

del. Die Entwicklung der Finanzdienstex­

porte ist stark mit dem Verlauf der Aktien­

märkte korreliert. Der Tourismus umfasst den Reiseverkehr in Form von Geschäfts­, Ferien­ und Tagesreisen. Die Ausgaben aus­

ländischer Gäste in der Schweiz werden als Dienstleistungsexporte, die Ausgaben inlän­

discher Gäste im Ausland als Dienstleistungs­

importe verbucht. Der Tourismus ist abhän­

gig von der Wechselkursentwicklung sowie der Einkommenslage im Ausland (Exporte) bzw. in der Schweiz (Importe). Unter Tran- sithandel werden Handelsgeschäfte ausgewie­

sen, bei welchen Waren im Ausland gekauft und anschliessend im Ausland weiterverkauft werden, ohne dass die Waren in der Schweiz

Kasten 1

Publikationen der Schweizerischen Nationalbank

− Zahlungsbilanz der Schweiz: Jahresbericht

− Zahlungsbilanz der Schweiz: Quartals- schätzung

− Statistisches Monatsheft: Tabelle Q1 Ertragsbilanz – Hauptgruppen; Internet, Tabelle Q1a Ertragsbilanz – Komponenten Die Publikationen der SNB werden in Deutsch, Französisch und Englisch veröffent- licht und sind im Internet verfügbar (www.snb.ch, Publikationen).

Internationale Standards zum Dienstleis- tungs handel mit dem Ausland

Aktuell gültige Standards:

− Balance of Payments Manual (BPM5) (www.imf.org/external/pubs/ft/bopman/

bopman.pdf).

− Manual on Statistics of International Trade in Services (MSITS2002)

(unstats.un.org/unsd/tradeserv/TFSITS/

MSITS/m86_english.pdf).

Entwürfe der revidierten Standards:

− Balance of Payments and International Investment Position Manual, 6th Edition (BPM6) – Pre-Publication Draft.

(www.imf.org/external/pubs/ft/bop/2007/

pdf/BPM6.pdf).

− Manual on Statistics of International Trade in Services (MSITS2010) – Draft Chapters (unstats.un.org/UNSD/tradeserv/TFSITS/

msits2009.htm).

Mrd. CHF in %

Aussenhandelsquote Dienste (in %)

Total Exporte

(in Mrd. CHF) Total Importe

(in Mrd. CHF)

10 12 14 16 18 20 22 24

2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1990 10 20 30 40 50 60 70 80 90

Quelle: SNB, BFS / Die Volkswirtschaft Grafik 1

Dienstleistungsexporte und -importe sowie Aussenhandelsquote Dienste, 1990–2008

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gesamten Dienstleistungsimporten ging je­

doch zwischen 1990 und 2007 von 58% auf 36% deutlich zurück. An Bedeutung gewan­

nen hauptsächlich die Lizenz- und Patenter- träge. Diese machten bis 1998 durchschnitt­

lich etwa 10% aus, stiegen ab 1999 stark an und erreichten 2008 einen Anteil von 36%.

Seit Bestehen der Statistik (1947) ver­

zeichnete die Schweiz im Aussenhandel mit Diensten stets einen Exportüberschuss. Dabei wurden durchwegs mehr als doppelt so viele Dienste exportiert als importiert. Der Ex­

port überschuss erhöhte sich zwischen 1990 und 2008 von 16 auf 50 Mrd. Franken. So­

wohl das Niveau als auch die Entwicklung des Überschusses wurden zwischen 1990 und 2003 durch den Saldo der Finanzdienste be­

stimmt. Ab 2004 nahm dessen Bedeutung zugunsten des markant steigenden Saldos des Transithandels ab. Ab diesem Zeitpunkt prägte der Transithandel nicht nur die Ent­

wicklung, sondern vermehrt auch das Niveau des Überschusses.

Ausblick

Der Aussenhandel mit Diensten spielt ei­

ne zunehmend wichtige Rolle für die schwei­

zerische Volkswirtschaft. Lücken in der Sta­

tistik führen jedoch dazu, dass gegenwärtig die Bedeutung des Dienstleistungshandels der Schweiz mit dem Ausland unterschätzt wird. Gewisse Dienstleistungskategorien werden nur teilweise erhoben oder fehlen ganz. Betroffen sind beispielsweise Consul­

ting­ und IT­Dienste sowie Dienste im Zu­

sammenhang mit Forschung und Entwick­

lung. Auch fehlt eine Gliederung der Dienste nach Ländern, wie sie heute für Industrielän­

der üblich ist. Um die Abbildung des Dienst­

leistungshandels der Schweiz mit dem Aus­

land zu verbessern, baut die SNB die bestehende Erhebung im Rahmen des Pro­

jekts serviceBOP bis 2012 aus (vgl. Kasten 2).

Neuerungen werden sich auch aufgrund der Revision des BPM5 ergeben. Die Umset­

zung des neuen Standards für die gesamte Zahlungsbilanz ist in der Schweiz für 2014 geplant. Im Rahmen von serviceBOP wird sich die SNB jedoch bereits auf das revidierte Regelwerk BPM6 des IWF stützen. Eine wich­

tige Änderung betrifft die Verbuchung des Transithandels: Dieser wird mit dem Über­

gang zum revidierten Standard (2014) nicht mehr im Dienstleistungshandel, sondern neu im Warenhandel verbucht werden. m gesamten Dienstleistungsexporten die gröss­

te Exportkategorie. Bis 2008 nahm die rela­

tive Bedeutung des Tourismus auf 18% ab zugunsten der bis dahin zweitgrössten Kate­

gorie, den Finanzdiensten der Banken. Diese machten 2008 mit 30% den grössten Teil der Dienstleistungsexporte aus. Eine überdurch­

schnittliche Zunahme lässt sich beim Tran- sithandel beobachten. Mit einem Anteil von durchschnittlich 3% am Total der Dienst­

leistungsexporte waren die Transithandels­

dienste bis 2002 unbedeutend; ab 2003 schossen sie in die Höhe und erreichten 2008 einen Anteil von 14%. Der steile Anstieg ist zu einem grossen Teil auf die Preissteige­

rungen von Energieträgern und anderen Rohstoffen zurückzuführen. Allerdings er­

klärt sich ein Teil der starken Zunahme auch durch den steten Zuzug von Transithändlern in die Schweiz, insbesondere nach Genf und Zug. Der Anteil der Lizenz- und Patenterträge am Total der Dienstleistungsexporte bewegte sich bis 2000 um 10%; seither erhöhte sich deren Anteil auf 14%.

Die gesamten Dienstleistungsimporte wuchsen zwischen 1990 und 2008 etwas schwächer als die Exporte. In % des BIP stie­

gen sie von 4% auf 6%; 2008 betrugen sie 35 Mrd. Franken. Die Lizenz­ und Patent­

erträge (13 Mrd. Fr.) waren wertmässig die bedeutendste Kategorie, gefolgt vom Touris­

mus (12 Mrd. Fr.).

Bis 2007 dominierte der Tourismus die Dienstleistungsimporte. Sein Anteil an den

Kasten 2

Ausbau der Erhebung des Dienst- leistungshandels mit dem Ausland – Projekt serviceBOP

Die SNB ist dabei, die Erhebung des Dienstleistungshandels der Schweiz mit dem Ausland zu überarbeiten. Lücken werden geschlossen und die Dienste neu mit einer geografischen Gliederung erhoben. Mit dem Ausbau des Erhebungskreises von aktuell rund 500 auf künftig ca. 2500 Unternehmen wird die Repräsentativität der Statistik ver- bessert.

Im ersten Halbjahr 2010 wird die SNB bei maximal 10 000 Unternehmen in der Schweiz eine Vorerhebung durchführen. Anhand dieser Resultate wird eine repräsentative Auswahl für den künftigen Erhebungskreis vorgenommen. Die definitive Einführung der ausgebauten Erhebung des Dienstleistungs- handels der Schweiz mit dem Ausland ist für 2012 geplant.

Importe Exporte

Tourismus (Importe) Tourismus (Exporte)

Lizenzen und Patente (Exporte) Lizenzen und Patente (Importe)

Finanzdienste Transithandel

–15 –10 –5 0 5 10 15 20

1990 2000 2008

Quelle: SNB / Die Volkswirtschaft Grafik 2

Entwicklung der wichtigsten Kategorien des schweizerischen Dienstleistungshandels mit dem Ausland, 1990–2008

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