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Teure neue Medikamente | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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16 Die Volkswirtschaft  7 / 2020 GESUNDHEITSKOSTEN

Die Coronavirus-Pandemie hat die gesund- heitspolitische Agenda auf den Kopf gestellt.

Dabei verzögerte sich auch die Eröffnung der Vernehmlassung zu kostendämpfenden Mass- nahmen: In einem zweiten Massnahmenpa- ket wollte der Bundesrat verschiedene Modelle für die Übernahme von Medikamenten kosten prüfen, wobei die teuersten Präparate im Vordergrund standen. Eine solche Analyse bleibt nach wie vor unabdingbar.

In den letzten Jahren kamen immer stär- ker individualisierte Therapien auf den Markt.

Grundsätzlich ist dieser Trend zur personali- sierten Medizin, insbesondere zur Behandlung seltener Krankheiten, erfreulich. Allerdings sind auch Bedenken angebracht, denn die neuen Medikamente sind oftmals extrem teuer. Ver- schiedene Anzeichen deuten darauf hin, dass diese Präparate den finanziellen Druck auf das Krankenversicherungssystem weiter erhöhen werden. So haben sich die Kosten von Krebs- medikamenten, die zulasten der obligatorischen Grundversicherung gehen, in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt. Sie stiegen von jährlich 580 auf 935 Millionen Franken.

Auch der Absatz von Medikamenten, die zwi- schen 10 000 und gut 100 000 Franken kosten, nahm in diesem Zeitraum um jährlich mehr als 10 Prozent zu. Bei der Hälfte davon handelt es sich um Krebsmedikamente, die zweistellige Zuwachsraten aufweisen. Der Krankenkassen- verband Santésuisse rechnet bei Medikamenten ab 10 000 Franken mit Zusatzkosten von rund 200 Millionen Franken pro Jahr.

Diese Zuwachsraten sind in zweifacher Hin- sicht problematisch: Zum einen haben sie für

die Krankenversicherer und damit auch für die Versicherten immer höhere Kosten zur Folge – zum andern ist die Wirksamkeit dieser Medika- mente nicht in allen Fällen nachgewiesen.

Santésuisse will unbedingt vermeiden, dass der Zugang zu bestimmten Medikamenten preisbedingt eingeschränkt werden muss, wie dies in anderen Ländern der Fall ist: Jegliche Beschränkung des Zugangs zu kostenintensiven Behandlungen würde das Solidaritätsprinzip untergraben, das die Grundlage des Schweizer Krankenversicherungssystems bildet. Gleich- zeitig muss verhindert werden, dass sich die Prämienzahlenden an der Finanzierung von Therapien beteiligen müssen, deren Nutzen für die Patienten nicht garantiert ist.

Neue Modelle für die Kostenübernahme, die den Kriterien Wirksamkeit, Zweckmässig- keit und Wirtschaftlichkeit uneingeschränkt Rechnung tragen, sind unerlässlich. Gemäss dem Krankenversicherungsgesetz müssen diese Voraussetzungen bei jeder Leistungsabgeltung erfüllt sein.

Denkbar wäre etwa ein Kostenerstattungs- system, das an den Behandlungserfolg ge- koppelt ist («pay for performance»). Dieses würde beispielsweise für Medikamente gelten, deren Preis über einer Schwelle von 50 000 Franken pro Jahr liegt. Im Rahmen dieses neuen Systems würde die obligatorische Grundversicherung die Kosten von Arznei- mitteln nur übernehmen, wenn der Patient geheilt ist oder bedeutende positive Therapie- wirkungen nachgewiesen sind.

Christophe Kaempf ist Mediensprecher von Santésuisse, Solothurn

STANDPUNKT VON CHRISTOPHE KAEMPF

Personalisierte Therapien sind sehr kostenintensiv. Es braucht daher ein neues, an den Behandlungserfolg gekoppeltes Preismodell.

Teure neue Medikamente

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