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Geteilte Welt im Kalten Krieg

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Academic year: 2022

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Zur Konzeption

In diesem Kapitel soll den Schülerinnen und Schülern deutlich gemacht werden, dass der „Kalte Krieg“ ein globa- les Phänomen war, in dessen Zentrum jedoch Deutschland stand. Deshalb wurde ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, die Entwicklung der beiden deutschen Staaten in einer in Machtblöcke geteilten Welt darzustellen. Am Bei- spiel von internationalen Krisen aber auch am Bau der Berliner Mauer sollen die Schülerinnen und Schüler die Interessen der Weltmächte nachvollziehen.

Der Konflikt zwischen den beiden Großmächten USA und UdSSR führte zur Ausbildung starrer militärisch hochge- rüsteter Machtblöcke und bestimmte die Nachkriegszeit.

Ein Ende dieses „Kalten Kriegs“ – wie der amerikanische Journalist Walter Lippmann bereits 1947 formulierte – ge- riet erst in Sicht, als Mitte der 1980er-Jahre Michail Gor- batschow zum mächtigsten Mann der Sowjetunion wurde.

Seine durch „Glasnost“ (Transparenz) und „Perestroika“

(Umgestaltung) geprägte innere Reform des sozialisti- schen Gesellschaftssystems zielte darauf, die Sowjetunion zukunftsfähig zu machen.

Zu Beginn der Einheit wird gezeigt, wie sich der Ost-West- Konflikt in der Entstehung zweier militärisch gegenein- ander aufgestellter Blöcke zuspitzt. Die Schülerinnen und Schüler sollen die europäische Friedensordnung im Nach- kriegseuropa als abhängig von und gefährdet wegen des atomaren Rüstungswettlaufs begreifen. Im Zeichen der Bipolarität entstehen weltweit Krisen, die teilweise zu sogenannten Stellvertreterkriegen führen. Schwerpunkte liegen dabei auf:

∙ dem Koreakrieg, dessen Auswirkungen noch heute spürbar sind,

∙ der Kubakrise, die die Welt an den Rand des Atomkriegs brachte,

∙ dem Vietnamkrieg, der den Schülerinnen und Schülern möglicherweise als Spielfilmsujet bekannt und nicht zuletzt daher von besonderem Interesse ist,

∙ dem „Prager Frühling“, der beispielhaft die Bedeutung des Status quo für die Sowjetunion verdeutlichen soll, die jede eigenständige Entwicklung innerhalb des Blocks unmöglich machte.

Das Unterkapitel „Konflikte und Entspannung“ vermittelt einen knappen Überblick über die weitere Entwicklung des Ost-West-Konflikts: Von der Entspannungspolitik der 1970er-Jahre (KSZE) über die erneute Verschärfung um 1980 (Aufrüstung, NATO-Doppelbeschluss) bis zum Afgha- nistankrieg. Hier ist mit den Schülerinnen und Schülern auch der Ort der neuen Ostpolitik unter der soziallibera- len Koalition Willy Brandts im Spannungsfeld des Kalten Kriegs abzuwägen.

Der zweite Schwerpunkt des Kapitels liegt auf der Inte- gration der beiden deutschen Staaten in die jeweiligen Machblöcke und ihre voneinander getrennte Entwicklung.

Die DDR erscheint heutigen Schülerinnen und Schülern häufig als abgeschlossenes Kapitel der deutschen Ver- gangenheit. Da von den beiden deutschen Staaten nur die Bundesrepublik erhalten geblieben ist, sehen sie die DDR als weitgehend bedeutungslos für die Gegenwart an. Dass viele Menschen in beiden deutschen Staaten zwei ernst- zunehmende, politisch gegensätzliche Alternativen sahen, ist jedoch ein wichtiger Schlüssel für das Verständnis der deutschen Geschichte. Deshalb wird der Erarbeitung des alltäglichen Lebens in der DDR und in der BRD in diesem Kapitel viel Raum gelassen. Schwerpunkte gelegt werden hier auf:

∙ den Aufstand 1953

∙ die Berlinkrise und den Bau der Mauer

∙ den Ausbau der Grenze und die Fluchtbewegung.

Außerdem soll die Darstellung des unterschiedlichen Le- bens der Jugend in Ost und West den Schülerinnen und Schülern durch die altersnahe Perspektive die Möglichkeit geben, über das Fremdverstehen zu einem vertieften Ver- ständnis der Gegenwart zu kommen. Sie ist als Gruppen- projekt angelegt mit den Themen Erziehung, Auflehnung, Reisen und Fernweh, Proteste in den 1980er-Jahren, die gesellschaftliche Stellung der Frau.

Die in dieser Einheit behandelten Themen werden im ehe- maligen Grenzland Niedersachsen an verschiedenen Orten greifbar. Hier sind Bezüge, vielleicht auch Exkursionen zu außerschulischen Lernorten ohne große Mühe herzustel- len. So finden sich zahlreiche Grenzgedenkstätten wie etwa in Hötensleben (→ S. 224/225), die den Schülerinnen und Schülern lebendigere Eindrücke vermitteln können, als es ein Schulbuch vermag. Alternativ können Compu- teranimationen und Internetseiten Ersatz für eine Reise zu außerschulischen Lernorten bieten.

Geteilte Welt im Kalten Krieg

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Vorschlag für eine Unterrichtsreihe

Zu geeigneter Zeit – etwa zu Beginn der Einheit – könnten Kurzreferate zu folgenden Themen verteilt werden: Koreakrieg (S. 206 f.), Nordkorea heute (eigene Recherche), Aufstand in der DDR (S. 218, eigene Recherche), Krieg in Vietnam (S. 228 f.), Aufstand in Prag/Prager Frühling (S. 230 f., eigene Recherche), Leben in der BRD und der DDR (S. 240‒249).

Thema Bearbeitung

1./2. Stunde

Annäherung an das Thema, geteilte Welt im Kalten Krieg S. 200‒203

∙ Situation zum Kriegsende noch einmal wiederholen

∙ Einstieg über Auftaktseite als Advance Organizer, Einbringen von Vorwissen (geteiltes Berlin/

Mauer, Stellvertreterkriege, Atomzeitalter)

∙ In welchen Bereichen wird die Auseinandersetzung der Blöcke noch deutlich? Schüler nach James Bond befragen, ältere Filme aus den 1960er-Jahren bekannt?

3./4. Stunde

Die Konfrontation der Blöcke S. 204‒207

∙ Einstieg mit Karte M 1 (S. 204)

Leitfrage: Was geschieht, wenn die Supermächte in einem Konflikt aufeinandertreffen?

∙ Information über Machtblöcke (VT S. 204)

∙ Verschärfung des Ost-West-Konflikts visualisieren (Aufg. 1)

∙ ideologische Auseinandersetzung anhand der Plakate verdeutlichen (Aufg. 2)

∙ Beispiel Korea (S. 206) erarbeiten

∙ Fragen zusammentragen zur Entwicklung des Kalten Krieges und der Positionierung der beiden Teile Deutschlands

5./6. Stunde

Die Bundesrepublik im Aufbau

S. 208‒213

∙ Einstieg: Auswertung von M 1 (S. 208)

Leitfrage: Wie realistisch war der Traum vom Wohlstand?

∙ Erarbeitung anhand von M 2/M 3 und VT mit Aufg. 1, 3

∙ Überleitung mit M 4 (S. 210): Wie entwickelt sich das Verhältnis zu den vormaligen Feinden?

∙ Erarbeitung arbeitsteilig (VT, M 6, M 7) und Austausch in Gruppen (Aufg. 5)

∙ abschließende Diskussion der Ursachen für die deutsche Wiederbewaffnung und die Westbindung (NATO), Urteilsbildung (Aufg. 6)

7./8. Stunde

Die Deutsche Demokratische Republik im Aufbau S. 214‒217

∙ Einstieg mit M 5 (S. 216) und Aufg. 2

Leitfrage: Wie sieht die politische und wirtschaftliche Zukunft der DDR aus?

∙ Erarbeitung VT (S. 214 f.) arbeitsteilig: Planwirtschaft, Einparteienherrschaft

∙ Sicherung an der Tafel

∙ Vertiefung: Stärken und Schwächen des Systems? Aufg. 4 a) und b) mit M 7, M 8

∙ HA: Aufg. 4 c) mithilfe des Operatorentrainings 9./10. Stunde

Die DDR in der Krise:

Arbeiteraufstand oder Westprovokation?

S. 218‒219

∙ Vgl. der HA, Grundlage zur Wdh. der wirtschaftlichen Bedingungen in der DDR

∙ Gegenüberstellung: Auseinanderklaffen der staatlichen Selbstdarstellung und der Wahrnehmung durch Bürgerinnen und Bürger, M 1

∙ Erarbeitung des Aufstandes mit VT (oder Schülerreferat)

∙ Vertiefung: Quelle im Zentrum (Aufg. 1, 2, 4)

∙ Abschließende Bewertung mit Aufgabe 5

∙ Vorbereitende Hausaufgabe: Lektüre VT (S. 220) 11./12. Stunde

Mauerbau und Kubakrise S. 220‒227

∙ Einstieg: Flüsterrunde zum VT

Leitfrage: Warum wurde die Mauer gebaut?

∙ Auswertung und Sicherung

∙ Sammeln der Eindrücke von Grenzbefestigungen M 2, M 3, M 9, M 10 (S. 223); M 3 (S. 225) mit einbeziehen

∙ der Mauerbau und die Bevölkerung: Aufg. 2, 3

∙ Überleitung: Warum verhinderten die USA den Mauerbau nicht? Analyse von M 1 (Aufg. 3, S. 227)

∙ Erarbeitung: Ablauf Kubakrise VT, M 2, M 3

∙ 4-Ecken-Diskussion (Vorbereitung mit Aufg. 1, S. 227) zur Gefährlichkeit der Lage

∙ Amerikanische Sichtweise zur Krise/ Aufg. 2

∙ Beurteilung der Bedeutung des Kalten Krieges für den Mauerbau 13./14. Stunde

Rebellion 1968 S. 232‒235

∙ Schülerreferate zu Vietnam und Prager Frühling, freie Diskussion

∙ Überleitung zum Jugendprotest mit M 3 (S. 233) Leitfrage: Was bewirken die Proteste 1968?

∙ Erarbeitung arbeitsteilig: VT und M 4-6 mit Aufg. 1, 3 und 4

∙ Rückgriff auf Leitfrage (Urteilsbildung unterstützt an der Tafel mit pro und contra)

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Erläuterungen ausgewählter Materialien und Aufgaben

Auftakt (S. 200/201)

Abbildungen

Der einmillionste Käfer, S. 200 (oben links) | Das Werk des „KdF-Wagens“ im heutigen Wolfsburg war seit 1944 mehrfach Ziel von Luftangriffen geworden, doch waren bei Kriegsende noch etwa 90 Prozent der Maschinen für die Produktion verwendbar. Bereits ein halbes Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs – im November 1945 – wur- de die Serienproduktion des von Ferdinand Porsche kon- zipierten „Käfers“ aufgenommen. Nur knapp zehn Jahre später, am 5. August 1955, rollte der einmillionste Käfer vom Band. Er war goldfarben lackiert, seine Chromteile mit glitzerndem Strass besetzt, die Sitze mit Brokatstoffen überzogen – heute zählt dieser Wagen zu den Exponaten des „Autostadt“-Museums. Das Foto zeigt die Präsentation in einer Werkshalle vor Journalisten, die aus aller Welt zur Feier des Ereignisses geladen worden waren. Der „Käfer“

wurde der Welt als Inbegriff des bundesdeutschen Wirt- schaftswunders präsentiert.

Als 2003 die Produktion des Käfers eingestellt wurde, galt er mit weit über 20 Millionen Exemplaren als das meist- verkaufte Auto der Welt. Inzwischen wurde er vom Modell

„Golf“ überholt.

BRAVO-Cover, April 1980, S. 200 (unten links) | Die bun- desdeutsche Jugendzeitschrift BRAVO erschien 1956 zum ersten Mal. Zu den klassischen Rubriken gehören neben Musik und Film auch Lebenshilfe und Partnerschaft. Schon seit 1969 begleitet das „Dr.-Sommer-Team“ die Heran- wachsenden durch die Pubertät.

„Das Veto der Bombe“, S. 200 (oben rechts) | Die 1956 im wiedergegründeten Simplicissimus erschienene Karikatur von Henry Brockmann (1912‒1968) brachte auf den Punkt,

warum der Kalte Krieg nicht in einen „heißen“ umschlug.

Die gegenseitige Bedrohung mittels nuklearer Waffen ver- hinderte, dass ein großer militärischer Konflikt riskiert wurde, da beide Seiten in der Lage waren, den Gegner komplett zu vernichten.

Livereportage vom Vietnamkrieg, S. 200 (Mitte rechts) Der kanadische Journalist Morley Safer (geb. 1931) arbei- tete für den US-Sender CBS seit 1965 als Korrespondent in Saigon. Seine Reportage über die „search-and-destroy“- Mission in dem Dorf Cam Ne, das erst nach Vietcong- Kämpfern durchsucht, anschließend evakuiert und ange- zündet wurde, kam am 5. August 1965 zur Ausstrahlung. Es war die erste Reportage, die die amerikanische Beteiligung am Vietnamkrieg in ein schlechtes Licht rückte, denn die Opfer waren Zivilpersonen. Die Berichterstattung in den Medien erreichte 1968 während der Tet-Offensive ihren Höhepunkt, als die Zuschauer live miterleben konnten, mit welcher Gnadenlosigkeit die gewalttätigen Konfronta- tionen vollzogen wurden. Nicht zuletzt dadurch kippte die Stimmung, und es kam in den USA und weltweit zu vehe- menten Protesten gegen den Krieg.

Pressefoto 1968, S. 200 (unten Mitte) | Das Foto zeigt eine Schülerdemonstration in Hannover. Die Plakate hinten for- dern: „Mitbestimmung in der Schule“.

Friedenstaube, S. 200 (unten rechts) | Die „Friedenstau- be“ ist ein aus der christlichen Ikonografie stammendes Symbol, das, über viele Jahrhunderte tradiert, noch in der Gegenwart wirkt. Ursprünglich stand die Taube für die An- wesenheit des Heiligen Geistes – in den 1980er-Jahren avancierte sie zum Symbol der Friedensbewegung. Inzwi- schen wird sie als Symbol des Friedens nicht nur in christ- lich geprägten Kulturen, sondern weltweit und in verschie- denen Kontexten eingesetzt, ob auf Wahlplakaten oder bei der Eröffnung von Großveranstaltungen, um für diese einen friedlichen Charakter zu reklamieren.

Thema Bearbeitung

15./16. Stunde Neue Ostpolitik sowie Rüstungswettlauf und Entspannung

S. 236‒239

∙ Erinnerung an Prager Frühling und Breschnewdoktrin (M 3)

∙ Wandel durch Annäherung als neue Ostpolitik, Einstieg über Kniefall von Warschau (M 1) und seine symbolische Bedeutung im UG

∙ Erarbeitung: in PA Auseinandersetzung mit Aufg. 1

∙ Erarbeitung des Zerstörungspotentials mit M 2, Hypothesenbildung Leitfrage: Welchen Erfolg zeitigt die Entspannung?

∙ Erarbeitung arbeitsteilig: 1. international: M 1 und VT (S. 238), 2. national: M 1, M 4 und VT (S. 236 f.)

∙ gemeinsame Auswertung und Sicherung

∙ abschließende Diskussion: War der Friedensnobelpreis für Willy Brandt berechtigt?

17.–20. Stunde Jugend im geteilten Deutschland S. 240‒251

∙ Einstieg: vergleichende Betrachtung der Fotos (M 1, M 2, S. 240/241)

∙ Hypothesenbildung und Ableitung der Leitfrage für die Gruppenarbeit:

Wie lebten Jugendliche in West und Ost?

∙ Erarbeitung der Themen in Stammgruppen

∙ Präsentation der Ergebnisse, schriftliche Notizen und Sicherung

∙ Stoffwiederholung mit Lernskizzen, die auf Folien präsentiert werden

∙ abschließende Diskussion der Einheit

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Plakat: Monat der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft, S. 201 (oben links) | Die Gesellschaft für Deutsch-Sow- jetische Freundschaft ging 1949 aus der zwei Jahre zuvor gegründeten Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion hervor. Eine Mitgliedschaft wurde eingefor- dert, war jedoch keine Pflicht. Mit Agitations- und Propa- gandaveranstaltungen, wie dem alljährlichen Monat der deutsch-sowjetischen Freundschaft, aber auch kulturellen und sportlichen Aktivitäten, wie der Förderung von Brief- freundschaften oder der Organisation von Schüleraustau- schen, sollten die Zusammenarbeit zwischen der DDR und der Sowjetunion intensiviert, das Wissen voneinander und die „Liebe zum russischen Volk“ vertieft sowie die sozia- listische Erziehung der Massen gefördert werden. 1985 umfasste die DSF etwa sechs Millionen Mitglieder und galt nach der Einheitsgewerkschaft FDGB als zweitgrößte Mas- senorganisation der DDR.

Das Brandenburger Tor in den 1960er-Jahren, S. 201 (Mit- te links) | Das Brandenburger Tor gehört zu den bedeu- tendsten Wahrzeichen Berlins und Deutschlands. Das klas- sizistische Bauwerk wurde 1788 bis 1791 nach Entwürfen von Carl Gotthard Langhans d. Ä. (1732‒1808), der sich an den Propyläen der Athener Akropolis orientierte, erbaut.

Der preußische König Friedrich Wilhelm II. (1744‒ 1797) hatte sich einen würdigen Abschluss für die Prachtstraße Unter den Linden gewünscht. Im Jahre 1793 wurde die von Johann Gottfried Schadow (1764‒1850) entworfene Quad- riga aufgesetzt. Seit 1961 Symbol der deutschen Teilung, entwickelte es sich seit 1989 zum Symbol der deutschen Einheit.

„Schwerter zu Pflugscharen“, S. 201 (unten links) | Das Zi- tat aus der Bibel wurde ab 1980 zum Symbol der staatsun- abhängigen Friedensbewegung in der DDR. Später wurde es auch im Westen übernommen. Es steht für das Bemü- hen um Abrüstung und vor allem für die Idee, aus Rüs- tungsgütern Dinge zu schaffen, die dem friedlichen Leben der Menschen dienen (Rüstungskonversion).

Prager Frühling/Panzer in Prag, S. 201 (oben rechts) | Die Führung der KP der Tschechoslowakei unter Dubček versuchte im Frühjahr 1968, durch Reformen einen „So- zialismus mit menschlichem Antlitz“ zu etablieren, dieses Vorhaben wurde von der Sowjetunion und anderen Staa- ten des Warschauer Paktes nicht geduldet. Am 21. August 1968 marschierten die Warschauer-Pakt-Staaten in der Tschechoslowakei ein und machten dem Experiment ein Ende (Vertiefung, S. 230 f.). Das Ereignis wurde von ver- schiedenen Journalisten fotografisch dokumentiert. Hier sind Panzer in den Straßen von Prag zu sehen, umringt von hilflosen Zivilisten.

Die Singebewegung der FDJ, S. 201 (unten rechts) | Die Singebewegung war eine erfolgreiche, staatlich geförderte Bewegung der FDJ. In FDJ-Singegruppen und -Klubs sollten gemeinsam politische Lieder und internationale Folklore, Arbeiterkampflieder und Liebeslieder mit Gitarrenbeglei- tung gesungen werden. Bei der Jugend waren die Singe-

klubs, die es an fast allen Schulen, Hochschulen und Uni- versitäten, in vielen Betrieben und Armeeeinheiten gab, recht beliebt, denn hier konnten sie auch eigene Rhyth- men, Melodien und Texte erproben. Jährlich fanden auch von der FDJ organisierte Wettbewerbe statt.

Einstieg: 007 – Ihr Name ist BOND, JAMES BOND (S. 202/203)

Zusatzinformation: James Bond und seine Feinde Mit den Auswirklungen des Kalten Kriegs auf die Trivialkul- tur am Beispiel der Roman- und der Filmfigur des James Bond befassen sich mittlerweile zahlreiche Veröffentli- chungen. Herausgestellt wird u. a., dass die Figur des Ernst Stavro Blofeld in den meisten der frühen Filme, anders als in den Romanvorlagen, als Hauptgegenspieler Bonds auf- tritt. Im Roman Feuerball erfährt der Leser über Blofeld, er sei 1908 in Pommern als Sohn eines Polen und einer Griechin geboren, habe in Warschau studiert, mit Nazi- Deutschland kollaboriert und sei nach Kriegsende über die Türkei nach Südamerika geflohen – Blofeld ist also kei- neswegs Russe. Während in den meisten Romanvorlagen dem KGB die Rolle des Bösen zukommt, sollten die Filme offenbar den Kalten Krieg nicht weiter anheizen. In dem vorgestellten Film „Liebesgrüße aus Moskau“ tritt Blofelds Organisation „SPECTRE“ an die Stelle des KGB. Dennoch dominiert auch hier das bipolare Weltbild.

Dass die Filme von KGB-Agenten rezipiert wurden, be- hauptete der in den Westen übergelaufene KGB-Agent Oleg Gordiewsky. Angeblich forcierte man daraufhin die Ausstattung nach dem Stand neuester Technik; Spezialab- teilungen zur Entwicklung von Waffentechnik, Giften, Ge- heimschriften und Überwachungstechnik sollen gegründet worden sein.

Hinweise zu Arbeitsaufträgen

Aufgabe 1, S. 203 | Um ein Feindbild in Charakterisierung, Körperdarstellung und Handlungsweise so zu präsentie- ren, dass das Publikum seine Niederlage oder gar Ermor- dung wünscht, wird das „Böse“ häufig stereotypisiert und mit körperlichen Stigmata dargeboten, das Gute erscheint dagegen facettenreich und individuell. Bond vereinigt sehr verschiedene Eigenschaften eines Helden auf sich: Er ist kühl-berechnend, technikaffin und kombiniert schnell. Zu- gleich ist er sportlich und sieht gut aus. Seinen Feinden begegnet er entschieden, reaktionsschnell, wenn nötig brutal, zugleich ist er sympathisch, ein guter Liebhaber und Gentleman. Seine Gegner jedoch wirken – das trifft auch auf die neueren Filme zu – eher eindimensional. Das Klischee: Der facettenreich gezeichnete Held Bond besiegt – wie im Märchen – das Böse, weil es letztlich simpel ist.

Anmerkung: Diese Überlegenheit des Guten traf – und trifft – nach Auffassung von Medienwissenschaftlern die Sehnsucht der Zuschauer in ihrer komplexen Wirklichkeit.

Die wahrgenommenen Stereotype werden, wenn auch un-

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∙ 1955 Aufnahme der BRD in die Nato

∙ seit 1955: Die Militärbündnisse NATO (seit 1949) und Warschauer Pakt (seit 1955) stehen sich gegenüber. Bei- de verfügen über Atomwaffen.

Aufgabe 2, S. 205 | Beschreibungen siehe Hinweise zu M 2 und M 3. Während das bundesdeutsche Plakat vor allem die kommunistische Gefahr aus dem Osten thematisiert, die gemeinsam abgewehrt werden müsse, legt das DDR- Plakat vor allem Wert auf die Zusammenarbeit mit der So- wjetunion, mit deren Hilfe man die kriegerischen Ziele des Westens zunichtemachen könne. Es wirkt aggressiver als das bundesdeutsche.

Korea zwischen den Großmächten (S. 206/207)

Abbildung

M 3, S. 207: „Es wird oben zugezogen“ | Die Karikatur aus dem luxemburgischen „Tageblatt“ nimmt die Situation im Koreakrieg zum Anlass, nachdem es den internationalen Truppen der UNO gelungen war, die nordkoreanischen Truppen von Süden her zurückzudrängen und die Haupt- stadt Seoul (in der Karikatur: „Soeul“) wieder einzunehmen.

Anschließend wurde „oben zugezogen“, d. h., nördlich von Seoul verfestigte sich die Frontlinie. Bis 1953 verschob sie sich aufgrund des Stellungskriegs kaum, sodass hier auch die Staatsgrenze festgelegt wurde. Diese verläuft bis heute quer über die Halbinsel und schneidet den 38. Breitengrad, der bis zum Kriegsausbruch die Grenze zwischen Nord- und Südkorea bildete und die Teilung Koreas symbolisiert.

Das oben gekennzeichnete Gebiet Mandschukuo war ein von Japan errichtetes Kaiserreich, das an Nordkorea an- grenzte. Es existierte von 1932 bis 1945, wurde jedoch nur von 23 Staaten anerkannt.

Hinweise zu Arbeitsaufträgen

Aufgabe 2 a), S. 207 | Der Verfasser macht mit emotiona- ler Wortwahl („entsetzlich“, „Weltbrand“) seine Angst vor einem Weltkrieg deutlich. Die Tatsache, dass die „weltum- spannenden Kräfte“ – USA und UdSSR – involviert sind, er- füllt ihn, der den Frieden wünscht, mit Entsetzen. Kriegs- auslöser ist für ihn der Angriff Nordkoreas, das von einer übergeordneten Instanz zurückgehalten und für seinen aggressiven Akt bestraft werden müsse. Doch, so fragt er, kann der UNO-Sicherheitsrat die geeignete Instanz dafür sein, wenn doch die Stimmberechtigten ihren Interessen dienend ihr Veto geltend machen können?

Aufgabe 2 b), S. 207 | Durch die Beteiligung der UNO-Trup- pen und Chinas wird aus dem lokalen ein internationaler Konflikt, den der Kommentator besonders fürchtet (Z. 8:

„Weltenbrand“). Friedensstiftende Maßnahmen der UNO, bzw. des Sicherheitsrates, ohne ein Eingreifen in den Krieg bewusst, auf eigene Wahrnehmungs- und Deutungsmuster

übertragen.

Aufgabe 2, S. 203 | Das Feindbild in „Liebesgrüße aus Mos- kau“ entspricht dem Feindbild der westlichen Welt im Kal- ten Krieg: die UdSSR und der KGB. In neueren James Bond- Filmen ist das anders. So propagiert etwa „Der Morgen stirbt nie“ als Feind einen Medienmogul, der einen Krieg zwischen den USA und China anzetteln will. In „Casino Roy- ale“, „Skyfall“ und „Spectre“ geht es um ein internationales Netzwerk von Terrorgruppen. Fazit: Das Feindbild hat sich inhaltlich gewandelt.

Die Welt, geteilt in Machtblöcke (S. 204/205)

Abbildungen

M 2, S. 205: BRD-Plakat von 1952 | Das Plakat arbeitet mit dem Bild der „roten Flut“, die alles zu verschlingen droht.

Diese kommt von rechts, also geografisch aus dem Osten.

Links ist hingegen eine liebliche Landschaft mit blühen- den Obstbäumen zu sehen, die durch eine Mauer, gebil- det aus Steinen, die die verschiedenen Länder der west- lichen Staaten repräsentieren, geschützt wird. Der letzte Stein besitzt die deutschen Farben und zeigt so, dass die Einbeziehung der BRD in den westlichen Block den Schutz erst vollständig macht. Interessant ist hier auch, dass der Westen das Bild der Mauer bemüht, während die Grenze später vom Ostblock bzw. der DDR gebaut wird. Die Berli- ner Mauer entsteht erst 1961.

M 3, S. 205: DDR-Plakat von 1951 | Das Plakat zeigt von rechts kommend ein schnittiges rotes Schiff, bemannt mit jungen kräftigen Menschen verschiedener Herkunft. Über ihnen weht eine rote Flagge mit der (russischen) Aufschrift

„Für den Frieden“. Das Schiff fährt einem kaum seetüch- tigen kleinen Kutter mit Totenkopfflagge in den Weg. Der Kutter ist bemannt mit Vertretern der westlichen Mächte, die gleichzeitig verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen angehören und für den Kapitalismus und Militarismus ste- hen.

Hinweise zu Arbeitsaufträgen

Aufgabe 1, S. 205 | Ein Visualisierungsbeispiel findet sich im Tipp auf Seite 291. Die Beschriftung:

∙ 1949 Gründung der NATO

∙ 1949 Atombombentests in der UdSSR

∙ 1949 Machtübernahme der KPCh in China

∙ 1950 Koreakrieg

∙ 1950er-Jahre: Kommunistenhetze in den USA

∙ Anfang der 1950er-Jahre: Inhaftierung besonders vieler Menschen im Gulag-System der UdSSR

∙ 1953 Tod Stalins und neuer sowjetischer Regierungs- chef: Nikita Chruschtschow

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unter europäischer Führung erhoffte sich die Bundesre- gierung die Aufhebung des Besatzungsstatus und die Ein- richtung eines Verteidigungsministeriums; was die weitge- hende innen- und außenpolitische Souveränität der Bun- desrepublik bedeutet hätte. Über Uneinigkeiten zwischen den Westmächten, z. B. über die EVG-Führung, zogen sich die Beratungen hin. Auf Drängen der USA, im Bild vertreten durch US-Außenminister Dean Acheson (1893‒1971), wur- den Konflikte schließlich beigelegt oder vertagt. Die darge- stellte Szene zeigt die Unterzeichnung des EVG-Vertrages,

„Westdeutschlands ‚New Deal‘“, am 26. und 27. Mai 1952.

Faktisch gesehen hatte Adenauer so die „Tür nach Moskau“

zugeschlagen; trotzdem versichert ein NATO-Diplomat ge- genüber Stalin, dem Zuschauer, dass die Tür „natürlich“

offen bleibe. Der EVG-Vertrag scheiterte allerdings 1954, weil die französische Nationalversammlung die Ratifizie- rung ablehnte. Die Wiederbewaffnung Westdeutschlands und die Aufhebung des Besatzungsstatuts erfolgten dann 1955 mit dem Beitritt der Bundesrepublik zur NATO.

M 8, S. 213: Karikatur aus der HAZ, 1955 | Der dicke Stamm der deutschen Eiche wird 1945 von den Besatzungsmäch- ten zersägt, der Baum gefällt. Die Figuren und ihre Kopf- bedeckungen symbolisieren links an der Säge die USA (Uncle Sam), dann Großbritannien (John Bull), schließlich Frankreich (Marianne) und rechts die Sowjetunion mit Axt (Militär mit Kosakenmütze). 1955 wird der Stumpf von zwei Seiten gegossen, sodass zwei neue Eichen zu wachsen be- ginnen: Die deutsche Teilung ist Realität; die ehemaligen Besatzungsmächte haben ihre Pläne mit zwei deutschen Staaten und hegen diese. An einer gemeinsamen Deutsch- landpolitik sind sie nicht mehr interessiert.

Hinweise zu Arbeitsaufträgen

Aufgabe 1, S. 209 | Ursachen des Wirtschaftswunders wa- ren die hohe technische Entwicklung der BRD, wenig De- montagen, Finanzhilfen (Marshallplan), viele gut ausge- bildete und motivierte Arbeitskräfte (Vertriebene), durch Kriegszerstörung hoher Bedarf an Waren, verstärkter Woh- nungsbau und Ausbau der Infrastruktur.

Aufgabe 2, S. 209 | Das Schema M 2 zeigt den Anstieg der Kaufkraft eines deutschen Industriearbeiters. Er muss von 1949 bis 1961 immer weniger Kaufkraft aufwenden, um sich begehrte Güter leisten zu können. Die möglichen Folgen sind ein auf Konsum aufbauendes Wirtschafts- wachstum, die Zunahme des allgemeinen Wohlstands und eine damit einhergehende wachsende Bejahung des de- mokratischen Staates. Mittels Internetrecherche könnten die Schülerinnen und Schüler herausfinden, wie sich diese Verhältnisse heute verändert haben.

Aufgabe 3, S. 209 | Der Markt ist der Ort der eigentlichen Wertschöpfung. Im System der „Sozialen Marktwirtschaft“

reguliert der Staat allerdings die Bedingungen auf dem Markt mit Gesetzen und Verordnungen und schafft darüber hinaus einen sozialen Ausgleich: Leistungsstärkere Bürger hätte er vermutlich vorgezogen. Hier bietet es sich an, mit

den Schülerinnen und Schülern über Notwendigkeit und moralische Berechtigung von Eingriffen seitens der UNO oder beliebiger Großmächte in lokale Konflikte zu diskutieren.

Aufgabe 3, S. 207 | Zur Deutung der Karikatur → Hinweise zu M 3. Der „Leserbrief“ sollte entsprechend die Rolle der UNO in den Blick nehmen.

Die Bundesrepublik im Aufbau (S. 208–213)

Abbildungen

M 4, S. 210: Protest gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland | Die Fahrraddemonstration und die getragene Berufskleidung lässt sich als Hinweis darauf deuten, dass die jungen Männer „friedlichen“, zi- vilen Berufen nachgehen, nicht jedoch zur neu zu grün- denden Armee gehen möchten. Dies sehen sie als ihren Beitrag zur Nachkriegsgesellschaft.

M 5, S. 211: „Begegnung in Reims“ | Die Zeichnung des deutsch-niederländischen Karikaturisten Fritz Behrendt (1925–2008) zeigt die Verwunderung des alten Preußen- königs Friedrich II. (1712‒1786), Napoleon Bonapartes (1769–1821) und des Reichskanzlers Otto von Bismarck (1815–1898) im Himmel über die deutsch-französische Versöhnung nach über 150 Jahren „Erbfeindschaft“. Die Begegnung zwischen dem französischen Staatspräsiden- ten Charles de Gaulle (1890–1970) und dem deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876–1967) vor der Ka- thedrale in Reims war als Abschlusstreffen der politische Höhepunkt des Staatsbesuches Adenauers in Frankreich vom 2. bis 8. Juli 1962. Die Kathedrale war vor allem im Ersten Weltkrieg durch deutsche Angriffe stark gefährdet und stand symbolisch für die schwierigen Verhältnisse der beiden Nachbarstaaten zueinander. Für den Erfolg des Eu- ropaprojekts war die Aussöhnung und Freundschaft zwi- schen Frankreich und Deutschland unabdingbar – das er- kannte Adenauer und trieb die Kooperation mit de Gaulle gewissenhaft voran. Gemeinsam setzten sie in Reims der deutsch-französischen Feindschaft ein Ende.

Zusatzinformation Stalinnote/M 7, S. 212: „Offene Türen“

Die sogenannte Stalinnote vom März 1952 war von Bun- deskanzler Adenauer und den Westmächten (Großbritanni- en, Frankreich, USA) abgelehnt worden. Adenauer war der Überzeugung, dass die von Stalin vorgeschlagene deut- sche Wiedervereinigung nur gelingen konnte, nachdem die Westintegration der Bundesrepublik erfolgt war; andern- falls, so glaubte er, würde auch Westdeutschland in den so- wjetischen Einflussbereich geraten. Stalins Forderung nach deutscher Neutralität gegenüber jeglichen Bündnispart- nern wurde gemeinhin für einen Alibivorschlag gehalten.

Die Verhandlungen über die Gründung einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) liefen bereits seit 1951.

Als Gegenleistung für die Aufstellung deutscher Truppen

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trägers Hilfsmeister A. Tschutkich“, unter dem Bild steht:

„Erzeugt nur beste Qualität“.

M 6, S. 216: Parade zum 1. Mai | In der DDR und den Staa- ten des Ostblocks wurde der 1. Mai als „Internationaler Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozi- alismus“ begangen. Die Teilnahme an großen Demonstra- tionen war für Betriebe und Schulen obligatorisch. Dabei wurden führende Parteimitglieder der SED wie Walter Ul- bricht (1893–1973), Generalsekretär des Zentralkomitees der SED, und Wilhelm Pieck (1876–1960), erster und einzi- ger Staatspräsident der DDR, geehrt.

Zusatzinformation: Das „Lied der Partei“

Das Lied (das in verschiedenen Varianten existiert) wurde 1949 von Louis Fürnberg (1909–1957), der aus der Tsche- choslowakei stammte, verfasst und fand in der DDR als Hymne auf die SED Verbreitung. Fürnberg war seit 1928 Mitglied der Kommunistischen Partei der Tschechoslowa- kei gewesen. Überliefert ist, dass er mit den Zeilen seiner Enttäuschung über die ausgebliebene Einladung seiner Person zum Parteitag der Kommunisten Ausdruck verlei- hen wollte. Der Text über die Partei, die „immer Recht“ hat, resultierte daher anscheinend aus einer Trotzreaktion.

Hinweise zu Arbeitsaufträgen

Aufgabe 1 a) und b), S. 216 | Die Losungen dienen der Glorifizierung der Führungspersonen des Kommunismus, der Motivierung aller Bevölkerungsschichten zum gemein- schaftlichen Aufbau des Sozialismus und zur Diffamierung der Regierung der Bundesrepublik. Sie bedienen sich u. a.

der Kriegsrhetorik („Vorkämpfer“, „-feindlich“, „Feldzug“) und rufen dazu auf, sich vehement für die Durchsetzung des eigenen Systems und die deutsche Wiedervereinigung (unter sozialistischen Vorzeichen) einzusetzen.

Aufgabe 2, S. 216 | Die SED wird als Beschützerin der DDR- Bevölkerung (Z. 5 ff., Z. 17), des Rechts und der Gerechtig- keit (Z. 12 f.) gerühmt. Als „Lebensspenderin“ (Z. 3 f.) erhebt sie Anspruch auf alleinige Wahrheit (Z. 13) und das Recht, ihre Gegner als Lügner zu verurteilen (Z. 14 f.).

Aufgabe 3, S. 217 | Die SED baute ihre Macht auf:

∙ die sowjetische Unterstützung von Beginn an,

∙ Kontrolle der übrigen Parteien,

∙ Ausschaltung missliebiger Führungspersönlichkeiten,

∙ Ausschaltung der Opposition innerhalb der eigenen Partei oder Verurteilung in öffentlichen Schauprozessen,

∙ Kontrolle und Einschüchterung der Bevölkerung durch das MfS (Stasi).

Diese Punkte können z. B. an der Tafel oder anhand eines anderen Mediums zu einem Cluster gestaltet werden.

Aufgabe 4 a), S. 217 | M 7 und M 8 setzen sich mit den Pro- blemen der Planwirtschaft auseinander. Folgende Schwä- chen werden deutlich:

finanzieren schwächere mit. Dieses Sozialstaatsprinzip ist Staatsziel, auf Unterstützung besteht ein Rechtsanspruch.

Eine Errungenschaft ist ferner die Mitbestimmung in grö- ßeren Betrieben; Arbeitnehmervertreter sind dabei an der Unternehmensführung beteiligt.

Aufgabe 4, S. 209 | Alle Aspekte des „Wirtschaftswunders“

können angesprochen werden, wobei dieser Begriff ein- geordnet bzw. problematisiert werden sollte. Besonders eklatant ist der Vergleich mit der Nachkriegssituation im Hinblick auf Wohnsituation und Konsumsituation, wie Es- sen, Kleidung und Luxusgüter.

Aufgaben 5 a) und b) sowie 6, S. 213

Pro: Staatliche Souveränität ist nur durch Integration in die NATO zu erreichen, wofür Wiederbewaffnung erforder- lich ist. Um das dafür erforderliche Vertrauen bei den eu- ropäischen Nachbarn zu gewinnen, ist eine Integration in westeuropäische politische und wirtschaftliche Bündnisse (Europarat, Montanunion, EWG) nötig, wovon die Bundes- republik wirtschaftlich profitieren wird. Nur dadurch kann die Unabhängigkeit gegenüber dem kommunistischen Ost- block zuverlässig gesichert werden.

Kontra: Durch die Einbindung in westliche militärische, politische und wirtschaftliche Bündnisse wird der Dialog mit dem Osten und vor allem mit der DDR empfindlich belastet. Durch diese Politik wird die Wiedervereinigung, die oberstes Ziel der bundesdeutschen Politik sein sollte (Grundgesetz), verhindert. Darunter leidet das nationa- le Interesse sowie auch die vielen Flüchtlinge, die durch die Verschiebung der deutschen Grenzen um ihre Heimat gebracht worden sind, und das, obwohl von Stalin ein An- gebot zur Wiedervereinigung bei politischer und militäri- scher Neutralität (Stalinnote) vorliegt (→ Hinweis zu M 7).

Mit dem wirtschaftlichen Erstarken der jungen Bundesre- publik verstärkte sich auch das Misstrauen der europäi- schen Nachbarn ihr gegenüber. Durch die Einbindung der BRD in verschiedene Bündnisse sollte diesem Misstrau- en entgegengewirkt werden. Dies galt umso mehr für ein wiederbewaffnetes Deutschland. Aber auch ein neutrales, wiedervereinigtes Deutschland erschien vielen Nachbar- ländern bedrohlich.

Die Deutsche Demokratische Republik im Aufbau (S. 214–217)

Abbildungen

M 2, S. 215: Plakat „Von den Sowjetmenschen lernen heißt siegen lernen“ | Ähnlich dem Plakat auf Seite 205 wird auch hier das Vorbild Sowjetunion herausgestellt, da- bei ist das Ziel in diesem Fall die Produktionssteigerung.

Gezeigt ist ein „Plakat im Plakat“: Das Motiv in der Mitte ist sowjetischen Ursprungs und im Zusammenhang mit der dortigen Aktivistenbewegung zu sehen. Die originalen Beschriftungen sind ins Deutsche übersetzt worden, oben rechts heißt es: „Hier arbeitet die Brigade des Stalinpreis-

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Arbeiteraufstand oder Westprovokation?

(S. 218/219)

Hinweise zu Arbeitsaufträgen

Aufgabe 1, S. 218 | Es sollte herausgearbeitet werden:

∙ Verantwortliche: Westberliner Schläger, faschistische Westberliner Agenten, amerikanische Agenten, verführ- te Arbeiter

∙ Haltung der Berliner Bevölkerung: Distanzierung, Pro- teste, Abscheubekundungen, Unterstützung der Regie- rung durch Sonderschichten

∙ Haltung der ostdeutschen Aufständischen: Wiederauf- nahme der Arbeit nach Diskussionen, Scham, Treuebe- kundungen

∙ Situation danach: Produktion wieder angelaufen, politi- sche Lage normal, Versorgung gesichert, „Angst- und Hamsterkäufe“ (auch: Plünderungen) beendet; Interes- se an Berichterstattung

Aufgabe 2, S. 218 | Es werden folgende Begriffe gefunden:

„verbrecherische Provokationen“ (Z. 2), „Terrorakte“ (Z. 6),

„faschistische Umtriebe“ (Z. 14), „faschistische Westberli- ner Agenten (Z. 21), Ostberlin als „demokratischer Sektor von Berlin“ (Z. 22, 26), „organisierte Provokationen, Terror und Plünderungsaktionen“ (Z. 23, 51), „Angst- und Hams- terkäufe“ (Z. 52).

Die Aufständischen werden mit den genannten Begriffen als heimtückische Kriminelle charakterisiert, ihr Handeln als verbrecherische Überfälle, das bei der DDR-Bevölke- rung Panik ausgelöst habe. Ostberlin wird als „demokrati- scher Sektor Berlins“ bezeichnet, wodurch die Demokratie für die DDR als Alleinstellungsmerkmal in Anspruch ge- nommen wird.

Aufgabe 3, S. 218 | Der Aufstand vom 17. Juni wird als von außen (Westberliner, amerikanische Agenten) gesteuerte Provokation charakterisiert, die das Ziel gehabt habe, den demokratischen Staat der DDR zu erschüttern. Die DDR- Werktätigen hätten den „faschistischen Terror“ beendet, nach kürzester Zeit sei wieder Normalität eingetreten.

Aufgabe 4, S. 218 | Die Betrachtung der politischen, ge- sellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung der DDR und vor allem der Ursachen des Aufstandes entlarven die Darstellung des „Neuen Deutschlands“ als ideologisch ge- färbt, denn dagegen stehen die tatsächliche Erhöhung der Arbeitsnormen sowie die ständig steigenden Flüchtlings- zahlen. Nach dem Tod Stalins verlangte die neue Sowjet- führung einen „Neuen Kurs“, die Bevölkerung hoffte auf Erleichterungen. Die DDR-Führung nahm zwar eine Rei- he von Maßnahmen zurück, nicht aber die Erhöhung der Arbeitsnormen. Die Proteste wurden durch sowjetische Panzer niedergeschlagen. Da die DDR sich als „Arbeiter- und Bauernstaat“ sah, war es mit ihrem Selbstverständnis nicht zu vereinbaren, dass sich die Träger des Systems ge- gen die Regierung wandten. Der Aufstand/seine Ursachen mussten deshalb geleugnet werden.

∙ Zentralisierung und Planvorgaben machen das System schwerfällig; auf Veränderungen kann nicht reagiert werden, Fehlplanungen können nicht korrigiert werden.

∙ Erhebliche Versorgungsmängel entstehen.

∙ Selbstständiges Handeln ist unmöglich und nicht er- wünscht.

Für die Herausarbeitung der Stärken muss die Lehrkraft auch auf den Darstellungstext verweisen. Genannt werden sollten:

∙ Wirtschaftlicher Gewinn soll der ganzen Gesellschaft zugutekommen.

∙ Der Idee zufolge sollte die Produktion von Gütern be- darfsentsprechend erfolgen.

Aufgabe 4 b), S. 217 | Beide Systeme, das planwirtschaftli- che und das marktwirtschaftliche, sehen den Staat zur Re- gulierung der Wirtschaft hinsichtlich einer verträglichen, ausgleichenden Gewinnverteilung innerhalb der Bevölke- rung vor:

∙ Die Planwirtschaft überträgt dem Staat die volle Kont- rolle und verhindert individuelle Initiativen, um indivi- duelles Profitstreben zu begrenzen.

∙ In der sozialen Marktwirtschaft wird auf die Einzeliniti- ative zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums ge- setzt. Der Freiheit des Einzelnen wird gegenüber der materiellen Gleichstellung der Vorzug gegeben.

Aufgabe 4 c), S. 217 | Die Antwort sollte ausgehend von den Zielen der DDR (sozial gerechte Gesellschaftsordnung, sozialistischer Staat) Schwierigkeiten einräumen und Wege aufzeigen, wie diese Schwierigkeiten überwunden werden können. Beispiele:

∙ Die DDR ist noch keine fünf Jahre alt, sie ist aus Kriegs- zerstörungen (Städte, Infrastruktur, Industrieanlagen) entstanden (Demontagen verschärfen das Problem zu- sätzlich), die Planwirtschaft muss erst aufgebaut wer- den, die Staatsgewalt ist jedoch in der Hand des Volkes (nominell), die Betriebe sind Volkseigentum.

∙ Die Planwirtschaft funktioniert noch nicht gut, es gibt Engpässe (Versorgungsmängel). Viele Menschen sind dadurch genervt, schieben die Schuld dem System und dem Staat zu. Alternativ müsste dagegen gehalten wer- den, dass die Umstellung der Wirtschaft Zeit braucht, die Menschen für die Entwicklung Geduld aufbringen, eine positive Haltung entwickeln müssen. Die „Auf- wärtsentwicklung“ (Z. 25) ist vielleicht nicht in allen Sektoren gleichermaßen spürbar. Planer sind auch nur Menschen und machen Fehler.

∙ Bei den Arzneimitteln ist offensichtlich ein Fehler pas- siert. Hier muss nachgebessert werden. Die Struktur von Staat und Gesellschaft bietet jedoch genug Mög- lichkeiten der Einflussnahme.

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Hinweise zu Arbeitsaufträgen

Aufgabe 1, S. 223 | Hauptmotiv war die Begrenzung der Fluchtbewegung, welche die DDR-Wirtschaft zugrundezu- richten drohte. Zumal vor allem die Jugend der DDR den Rücken kehrte und überwiegend alte und versorgungsbe- dürftige Menschen zurückblieben.

Aufgabe 2, S. 223 | Die jugendlichen Gesprächspartner reagieren vermutlich schockiert und verängstigt. Sie ste- hen der eigenen Regierung kritisch gegenüber, ebenso allerdings den politischen Verhältnissen in der Bundesre- publik. Wäre die Flucht aus der DDR für sie eine Alterna- tive, so hätten sie diese bereits realisiert, da sie doch die Anzeichen für eine Verschärfung der politischen Situati- on offensichtlich wahrgenommen haben. Ihnen bleibt im Prinzip nur die Anpassung an die gegebenen Verhältnisse.

Aufgabe 3, S. 223 | Die jungen Leute könnten auf Chru- schtschows Erklärung erwidern, dass ein offener, liberaler Sozialismus von den Menschen akzeptiert würde und es nicht der Sozialismus, sondern der staatliche Zwangsap- parat sei, der die DDR-Bürger in die Flucht getrieben habe.

Sie könnten ferner ausführen, dass sie bei der Reform des sozialistischen Staates nach Vorbild Polens oder des skan- dinavischen Sozialismus gerne und ohne Mauer mithelfen würden.

Aufgabe 4 a), S. 223 | Die junge DDR-Schriftstellerin Bri- gitte Reimann bejaht ihren Staat und befürwortet zu- nächst den Mauerbau als Machtdemonstration. Sie wertet den Mauerbau als Antwort auf die feindliche Haltung des Westens. Dennoch sieht sie, dass die „Maßnahme“ nicht verstanden wird und für Unfrieden sorgt, weil die meis- ten Menschen ihrer Verwandten wegen die offene Grenze genutzt hätten. Sie akzeptiert aber die Teilung und meint,

„innerdeutsche“ Interessen müssten hinter dem Erhalt des Weltfriedens zurückstehen.

Aufgabe 4 b), S. 223 | In dem Streitgespräch sollen Aspekte dieses Kapitels und zuvor behandelter Beachtung finden.

Wichtig ist, zunächst einzelne Aspekte in Erinnerung zu rufen, z. B. Hoffnungen auf Erneuerung und Gerechtigkeit, die mit dem Sozialismus verbunden wurden. Weiterhin die Massenflucht gut ausgebildeter Fachkräfte und damit einhergehende schwerwiegende wirtschaftliche Probleme.

Das Ministerium für Staatssicherheit, das Informationen über „Republikfeinde“ sammelte und an die SED weiterlei- tete, sodass sich gesellschaftliche Nachteile für die betref- fenden Personen ergaben. Außerdem sollte die Bedeutung des Mauerbaus als dauerhaftes Zeichen der deutschen Teilung thematisiert werden.

Aufgabe 5, S. 218 | Eine Diskussion sollte berücksichti- gen, dass die Einrichtung des „Tages der Deutschen Ein- heit“ vor allem auf die Forderungen nach freien Wahlen und Wiedervereinigung fokussierte. Tatsächlich hatten an dem Aufstand vor allem Arbeiter teilgenommen, es war kein Volksaufstand. Der Feiertag sollte ein Hoffnungs- und Solidaritätszeichen für systemkritische DDR-Bürger sein.

Dabei wurde jedoch nicht berücksichtigt, dass es in der DDR auch starke Reformkräfte für die Beibehaltung der DDR als sozialistische Alternative zur Bundesrepublik gab.

Die westdeutsche Bewertung des Aufstandes war geprägt vom Kalten Krieg.

Brennpunkt Berlin (S. 220–223)

Abbildungen

M 1, S. 220 | Eine Klasse von Abiturienten aus Storkow, denen man aufgrund ihrer Stellungnahme zum Ungarn- aufstand 1956 verwehrte, das Abitur abzulegen, floh fast komplett in den Westen. Dietrich Garstka schrieb dazu sei- ne Erinnerungen auf und hielt Lesungen in Gymnasien. Ein Doku-Drama über eine Neuköllner Gymnasialklasse, die von zahlreichen Ostberliner Schülerinnen und Schülern besucht wurde, lief 2015 in der ARD („Die Klasse – Berlin

’61“). Gezeigt wird das Schicksal einiger junger Menschen, die – trotz guter schulischer Leistungen – aus verschie- denen Gründen in der DDR nicht für die weiterführende Schullaufbahn zugelassen worden waren und mit dem Mauerbau von ihrer Schule abgeschnitten waren.

M 2, M 3, S. 221 sowie M 9 und M 10, S. 223: Fotos zum Mauerbau | Die Fotos veranschaulichen die Geschwindig- keit, mit der die Mauer quer durch die Wohngebiete errich- tet wurde. Innerhalb weniger Stunden war die Abtrennung vollzogen, Nachbarn und Freunde voneinander getrennt.

Entlang der Bernauer Straße war die Grenze zwischen dem französischen und dem sowjetischen Sektor verlaufen, wo- bei das Straßengebiet zum Wedding gehörte. Dort spielten sich dramatische Fluchtszenen ab. Alle Eingänge und Fens- ter wurden zugemauert, die Häuser später zwangsgeräumt.

M 4, S. 221: „Blitz kontra NATO-Sender“ | Mit der Aktion

„Blitz kontra NATO-Sender“ (auch: Aktion Ochsenkopf nach dem bayerischen „Zonengrenzsender“ Ochsenkopf) rief die FDJ zum Kampf gegen alle auf Westempfang stehenden Antennen auf. Die Drehrichtung der Radio- und Fernsehan- tennen auf den Dächern ließe erkennen, wo die „geistigen Grenzgänger“ wohnten. Denjenigen, die nicht freiwillig auf das Westfernsehen verzichten wollten, sollte die Antenne abgesägt oder in Richtung der „Sender des Friedens und des Sozialismus“ gedreht werden.

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tografien wie die abgebildete zu Auslösern der weltpoli- tischen Krise, die fast in einen dritten Weltkrieg geführt hätte. Bilder der Luftaufklärung waren erstmals nicht mehr nur Basismaterial in einem militärischen Entschei- dungsprozess. Der Germanist Manuel Köppen formuliert:

„[Luftaufnahmen] wurden – erst zufällig, dann gezielt – in einen medialen Prozess eingespeist, mit dem sich eine politische Lösung der drohenden Katastrophe anbahnte.

Ein historisches Exempel, das die Gegenstrategie nicht ausschließt: durch Luftaufnahmen einen Krieg politisch zu legitimieren.“

(nach: Gerhard Paul [Hg.]: Das Jahrhundert der Bilder, Bd. II:

1949 bis heute, Bonn: bpb 2008, S. 274. Darin: Manuel Köp- pen: Die Kuba-Krise. Luftbilder am Rande eines Weltkrie- ges, S. 274 ff.)

Hinweise zu Arbeitsaufträgen

Aufgaben 1 a), S. 227 | Die Schülerinnen und Schüler sol- len die verschiedenen Handlungsoptionen diskutieren und verstehen, dass die Krise die Welt an den Rand eines Atomkriegs brachte. Sie sollten deshalb die Frage diskutie- ren, ob auch Präsident Kennedy hätte nachgeben können.

Aufgaben 1 d), S. 227 | Hier geht es um den Perspektiv- wechsel: Welche Optionen hatten die Sowjets, warum hat Chruschtschow nachgegeben, welche Gründe lassen sich finden.

Aufgabe 2, S. 227 | Stichpunkte für den Brief:

∙ Die Sicherheit der USA muss gewährleistet sein, so wie Chruschtschow dies für sein Land fordert.

∙ Die bestehenden Waffensysteme müssen unbrauchbar gemacht werden.

∙ Ein Transport weiterer Waffen darf nicht stattfinden, nur dann kann die Unverletzlichkeit Kubas zugesichert wer-

∙ den.Unter dieser Bedingung könnten auch die Waffen in der Türkei demontiert werden.

∙ Auch könnten weitere Abrüstungsgespräche geführt und die internationalen Spannungen verringert wer- den.

Aufgabe 3, S. 227 | → Hinweise zu M 1.

VERTIEFUNG: Krieg in Vietnam (S. 228/229)

Abbildung

M 1, S. 228: My-Lai-Massaker | Ron Haeberle (geb. 1941) war als Armeefotograf in Vietnam tätig und wurde – so ver- wunderlich es im Nachhinein erscheint – zu dem Einsatz in My Lai mitgenommen. Vor Ort hielt er das Massaker an den südvietnamesischen Zivilisten detailliert fest. Später be- richtete er darüber, dass Menschen, auch Kinder, zum Teil

VERTIEFUNG: Das Grenzdenkmal in Hötensleben (S. 224/225)

Eine sinnvolle Erweiterung der Besichtigung des Grenz- denkmals in Hötensleben ist der Besuch des Grenzmuse- ums in Helmstedt, in dem die Grenzanlagen inklusive der Selbstschussanlagen anschaulich erklärt und ausgestellt werden. Von dort aus kann in einer Bustour nach Hötens- leben und zum Grenzdenkmal Marienborn gefahren wer- den, wo den Schülerinnen und Schülern die Grenzüber- gangsrituale veranschaulicht werden. Wer auf diese sehr lohnende Reise aus zeitlichen Gründen verzichten muss, kann sich mit den Schülerinnen und Schülern in einer Ani- mation der Deutschen Welle die Grenzanlagen vergegen- wärtigen:

www.dw.com/de/eingemauert-die-innerdeutsche-grenze/

av-18038472

Die Welt am Abgrund (S. 226/227)

Abbildungen

M 1, S. 226: „Einverstanden, Herr Präsident, wir reden mit- einander“ | Die Karikatur erschien 1962 in der britischen Zeitung Daily Mail; DER SPIEGEL druckte sie am 7. Novem- ber 1962 ab. Dargestellt sind der sowjetische Regierungs- chef Nikita Chruschtschow und US-Präsident John F. Ken- nedy beim Armdrücken an einem massiven Tisch, der die Weltpolitik symbolisiert. Beide haben den Finger am Zün- derknopf, mit dem die Wasserstoffbombe ausgelöst wer- den kann, auf der die Systemgegner jeweils sitzen – das scheinbar aufgedruckte „H“ steht für Wasserstoff. Über die Wasserstoffbombe, die ebenfalls zu den Kernwaffen zählt, verfügten die USA seit 1952, die UdSSR seit 1953. Sie hatte die etwa 800-fache Sprengleistung gegenüber der von den USA über Hiroshima abgeworfenen Atombombe.

Chruschtschow schwitzt sehr, scheint nervös; Kennedy dagegen wirkt entschlossener – der britische Karikaturist schätzte somit das Drohpotenzial des US-Präsidenten et- was stärker ein. Daher lässt er Chruschtschow einlenken:

„Einverstanden, Herr Präsident, wir reden miteinander.“

Sowohl die USA als auch die Sowjetunion verfügten Anfang der 1960er-Jahre über Kernwaffenarsenale, die den Geg- ner jeweils komplett vernichten konnten. In der Kubakrise kam es erneut zu einer atomaren Pattsituation zwischen den Supermächten; nie schien die Gefahr eines Dritten Weltkriegs größer zu sein. Nur diplomatisches Einlenken und gegenseitige Zugeständnisse konnten das direkte mi- litärische Aufeinandertreffen der beiden Atommächte ver- hindern.

M 3, S. 227: Luftaufnahme einer kubanischen Raketenba- sis, 1962 | Verfahren der Luftbildaufklärung wurden seit dem Ersten Weltkrieg entwickelt. Experten entschlüsselten Luftaufnahmen, bevor auf der Basis kommentierter Bilder militärische Strategien diskutiert und operative Entschei- dungen getroffen wurden. Im Oktober 1962 wurden Fo-

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Aufgabe 3, S. 229 | Argumente für und gegen das Eingrei- fen der USA:

Pro:∙ Ausbreitung des Kommunismus verhindern

∙ Durchsetzen demokratischer Freiheiten weltweit

∙ Hilfe für bedrohte Länder/Schwäche der Verbündeten

∙ Vertrauen der anderen Länder in die Führungsmacht USA sichern (Dominotheorie)

∙ Sicherung der strategischen Position der USA in der

∙ WeltAbsicherung der nationalen Sicherheit der USA Kontra:

∙ Eingriff in einen ehemaligen Kolonialkrieg und Vertrau- ensverlust in der Welt

∙ Kampf gegen nationalrevolutionäre Ziele und Unter- stützung eines diktatorischen Regimes, das im Gegen- satz zu amerikanischen Werten (z. B. Freiheit, Selbstbe- stimmung) steht

∙ Gefahr eines langen Kriegs, Rückschlag in der Entspan- nungspolitik

∙ Kostenfaktor für den Staat (Geld für soziale Reformen fehlt)

∙ Problem in Vietnam ist politisch-militärisch nicht über- schaubar

∙ Prestigeverlust im Falle einer Niederlage

VERTIEFUNG Der „Prager Frühling“

(S. 230/231)

Zusatzinformation: Jan Palach

In der Absicht, ein Zeichen gegen die Rücknahme der Re- formen und gegen das Diktat der Sowjetunion gegenüber dem Selbstbestimmungsrecht der Tschechen und Slowa- ken zu setzen, überschüttete sich der Student Jan Palach (1948-1969) am 16. Januar 1969 auf dem Wenzelsplatz in Prag mit Benzin und zündete sich an. Palach erlitt schwe- re Verbrennungen, an denen er einige Tage später starb.

Vorher hatte er eine Nachricht an Verwandte und Freunde geschickt, in der er von einer Gruppe gesprochen hatte, deren Ziel es wäre, mit Selbstverbrennungen Zeichen ge- gen die Hoffnungslosigkeit zu setzen und die Menschen aufzurütteln. Die Gruppe, von der Palach sprach, ist nicht an die Öffentlichkeit getreten. Einen Monat nach Jan Pa- lach verbrannte sich jedoch Jan Zajic ebenfalls auf dem Wenzelsplatz, noch im selben Jahr Evzen Plocek in Ihlava.

Jan Palach wurde zur Symbolfigur des Widerstandes gegen die Bevormundung durch die Sowjetunion.

aus nächster Nähe brutal ermordet wurden, nur Augenbli- cke nachdem er sich mit seiner Kamera abgewandt hatte.

Der Armee übergab Haeberle vierzig Schwarz-Weiß-Fotos, die in einem Bericht über die „siegreiche Schlacht“ von My Lai als Bildbelege benutzt wurden. 18 Farbfotos jedoch, darunter das abgebildete, behielt er für sich. Erst später, als auf Initiative eines 23-jährigen Soldaten, dem Kamera- den von ihrer Beteiligung an dem Massaker berichtet hat- ten, der Einsatz offiziell untersucht wurde, kaufte das Life Magazine die Fotos und veröffentlichte sie im Dezember 1968. Heute bekannt sind Varianten des abgebildeten Fo- tos, die der Künstler Peter Brandt gestaltete: Er überdruck- te es mit Aufschriften wie: „Q. And babies? A. And babies.“

sowie „FOUR MORE YEARS?“.

Zusatzinformation: My-Lai-Massaker

In dem südvietnamesischen Dorf My Lai vermuteten die amerikanischen Militärs einen Stützpunkt der Guerillaor- ganisation „Vietcong“. Bei ihrem Angriff auf das Dorf am 16. März 1968 fanden die Soldaten jedoch keine Rebellen vor. Statt abzuziehen, folgten sie dem Befehl, „verbrann- te Erde“ zu hinterlassen: Frauen wurden vergewaltigt, fast alle Einwohner auf grausame Art getötet. Dabei verweiger- te kaum ein Soldat den Befehl zum Mord. Anschließend brannten die Soldaten das Dorf nieder.

Es gelang den Militärs, das Massaker 18 Monate lang zu vertuschen, ehe es die Weltöffentlichkeit erschütterte und die moralische Niederlage der USA in Vietnam einleitete.

Nach 25 Anklagen an beteiligten Soldaten wurde nur ei- ner, der Leiter der Mission Leutnant William Calley Jr. (geb.

1943), verurteilt.

Hinweise zu Arbeitsaufträgen

Aufgabe 1, S. 229 | Je nach zeitlichem Aufwand kann hier ein Überblick oder ein aufwendigeres Schaubild gestaltet werden, das auch eine chronologische Dimension enthält.

Deutlich werden sollte:

China USA

unterstützt

Nordvietnam:

nationalkommunistische Regierung unter Ho Chi Minh

bewaffnet und berät Befreiungsbewegung

(„Vietcong“)

unterstützt

Südvietnam:

diktatorische Regierung

bewaffnet und berät südvietnamesische Truppen

eigene Truppen in Vietnam+ Viele Opfer unter der

Zivilbevölkerung

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durch innere Reformen gegenüber. In der Diskussion sollte auch besprochen werden, welche Optionen die Sowjetuni- on hatte und ob die Reformen ein Ausbrechen der Tsche- choslowakei aus dem Block notwendig zur Folge gehabt hätte.

Die „68er“ – Proteste und Wirkungen (S. 232-235)

Zusatzinformation: Vietnamkonferenz

Der Vietnamkrieg hatte seit Beginn der 1960er-Jahre eine bedeutende Rolle bei der Politisierung der Studenten ge- spielt. 1968 lud der Sozialistische Deutsche Studenten- bund (SDS) zu einer Konferenz über den Vietnamkrieg in die Technische Universität Berlin. Tausende Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedener politischer, meist linkssozi- alistischer Gruppen aus 14 Ländern folgten der Einladung.

Ziel war es, dem Protest gegen den Krieg in Vietnam Gehör zu verschaffen, außerdem sollte das Verhalten der USA und anderer westlicher Mächte in der Dritten Welt generell an- geprangert werden. In der Schlusserklärung bekannte man sich zur Solidarität mit der vietnamesischen Revolution.

Aufgabe 1, S. 233 | Aspekte, die in einer Mindmap berück- sichtigt werden sollten, sind:

∙ veraltetes Universitätssystem

∙ nationalsozialistische Vergangenheit der Professoren

∙ fehlende Chancengleichheit

∙ Bildung der Großen Koalition

∙ Kritik an Parteien

∙ Aufruf zur außerparlamentarischen Opposition (APO)

∙ Kritik an kapitalistischer Politik der westlichen Staaten gegenüber den Entwicklungsländern

∙ Forderungen nach toleranter und liberaler Gesellschaft

∙ Infragestellung tradierter Sitten und Werte

∙ Protestwelle in allen westlichen Staaten einschließlich der USA (Gegenöffentlichkeit, Proteste gegen Vietnamkrieg)

∙ Radikalisierung nach Gewalt (Tod Benno Ohnesorg, At- tentat auf Rudi Dutschke)

∙ Entstehung verschiedener Bewegungen, z. B. der Anti- Atomkraft-Bewegung, der Friedensbewegung, aber auch der „RAF“

Aufgabe 2 a), S. 233

∙ Protestmethoden: Demonstrationen, fantasievolle, kre- ative Happenings (Weihnachtsbaum, Weihnachtslieder), z. T. grenzwertig (Anzünden der Pappmaché-Köpfe);

∙ Reaktionen: Verurteilung der Studenten als „Rowdies“, Polizeigewalt (Gummiknüppel, Beschlagnahmung der Plakate und ihre Zerstörung), Verhaftungen

Aufgabe 3, S. 235

∙ Kritikpunkte: Gesellschaft wird als zu engstirnig emp- funden (Käseglocke), Väter rückradlos

∙ Alternativen: Veränderung der Familienstruktur, keine Ehe, sondern Wohngemeinschaften, antiautoritäre Er- ziehung

Aufgabe 1, S. 231 | Folgende Aspekte sollte das Schaubild beinhalten:

1960er-Jahre Wirtschaftskrise in der ČSSR

1964 Breschnew sowjetischer Regierungschef 5.1.1968 Reformer Alexander Dubček und Ludvik

Svoboda an der Macht in der ČSSR 10.8.1968 Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten 26.8.1968 Rücknahme der Reformen angekündigt,

Beginn passiven Widerstands 16.1.1969 Selbstverbrennung Jan Palach

April 1969 Absetzung Dubčeks, Etablierung von kon- servativen Parteiführern

Aufgabe 2, S. 231

Ziele mögliche Folgen

Ein neues, demokratisches Modell der sozialistischen Gesellschaft entwickeln.

(Z. 2‒5)

Es kommt zu gesellschaftli- chen Reformen, die das Land verändern.

Veränderungen sollen den tschechoslowakischen Be- dingungen entsprechen.

(Z. 2 .)

Das sowjetische Modell des Sozialismus wird nicht län- ger übernommen. (Die Sow- jetunion wäre nicht länger Vorbild.)

Ziele sollen nicht auf alten Wegen und durch grobe Me- thoden erreicht werden.

(Z. 9 ff.)

Das neue System wird auf demokratischem Weg und nicht mit den Mittel von

„Befehl und Gehorsam“ ins- talliert.

Man will sich nicht auf das

„traditionelle Schema ver- lassen“. (Z. 16)

Die staatliche Ordnung wird erneuert. (Es werden also neue Rechte gelten.)

„[N]eue, durchschlagende Kräfte des sozialistischen Lebens in Gang setzen […].“

(Z. 18)

Durch das Engagement der Menschen wird ein neuer Sozialismus entwickelt.

In der „Konfrontation der ge- sellschaftlichen Systeme […]

die Vorzüge des Sozialismus in vollerem Maße geltend“

machen. (Z. 20 ff.)

Das internationale Ansehen des neuen Sozialismus wird wachsen. Der Sozialismus wird als Gesellschaftsmodell international überzeugen können.

Aufgabe 3 a), S. 231 | Breschnew hebt die „Gesetzmäßig- keit“ hervor, nach der das sozialistische System aufgebaut sein müsse. Eine Veränderung wie in der Tschechoslowakei würde nach seiner Auffassung die Gefahr der Wiederein- führung des kapitalistischen Systems und damit der Ge- fährdung des Zusammenhalts des gesamten Ostblocks in sich bergen. Ein militärisches Eingreifen sei also gerecht- fertigt, wenn Veränderungen in einem Land das sogenann- te sozialistische Lager erschüttern könnten.

Aufgabe 4, S. 231 | Gaddis (M 5) weist auf Demonstrationen in der Sowjetunion hin. Dies zeigt, dass die Sowjetführung die Übernahme von Reformgedanken aus der ČSSR in an- dere Ostblockstaaten, auch in die UdSSR selbst, fürchte- te. Dem Streben der einzelnen Völker nach Selbstbestim- mung, welches als hohes Gut positiv bewertet wird, steht demnach die vermeintliche Gefährdung des Ostblocks

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wiesen werden, dass der Kniefall trotz seiner bildgewalti- gen ‚Einmaligkeit’ und ästhetischen Suggestivität erst im Geleitschutz des geschriebenen Wortes seine symbolische Erhöhung erhielt […].“

Die Wirkungsgeschichte des Kniefalls begann ursprünglich mit einer Gedenkzeremonie, wie sie dem diplomatischen Protokoll entspricht. Brandt legte am Getto-Denkmal ei- nen Kranz nieder, scherte dann allerdings aus dem stan- dardisierten Ablauf aus und fiel auf die Knie. In Reaktion auf diesen unerhörten Bruch des politischen Rituals mo- bilisierte die Presse eine Fülle an Erzählmustern, deren religiöse Anleihen kaum zu übersehen sind. Die eindrück- lichste Formulierung stammt aus dem „Spiegel“ des Jahres 1970. Dort ist zu lesen: ‚Dann kniet er, der das nicht nötig hat, da für alle, die es nötig haben, aber nicht da knien – weil sie es nicht wagen oder nicht können oder nicht wa- gen können. Dann bekennt er sich zu einer Schuld, an der er selber nicht zu tragen hat, und bittet um eine Verge- bung, derer er selber nicht bedarf.’

(Ders.: Der Kniefall von Warschau. Spontane Geste – be- wusste Inszenierung?, in: Gerhard Paul [Hg.]: Das Jahrhun- dert der Bilder, Bd. II, bpb, Bonn 2008, S. 412)

Hinweise zu Arbeitsaufträgen Aufgabe 1 a), S. 237

Position 1: Politik der Stärke durch Dialog (M 2)

∙ Friedenspolitik (angesichts des Kalten Kriegs)

∙ Wiedergutmachung der historischen Schuld Deutsch- lands in Osteuropa als Voraussetzung für die Wieder- aufnahme nachbarschaftlicher Beziehung mit den östli- chen Nachbarstaaten

∙ Wiedereintritt in einen deutsch-deutschen Kommuni- kationsprozess mit möglichen kurzfristigen Verbesse- rungen für die Lebensbedingungen der Deutschen und der Eröffnung der langfristigen Perspektive der Wieder- vereinigung.

Position 2: Politik der Schwäche durch Nachgiebigkeit (M 3)

∙ Preisgabe der ehemaligen deutschen Ostgebiete durch die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze

∙ Verzicht auf eine Wiedervereinigungspolitik durch An- erkennung der DDR

∙ Inkaufnahme der Abhängigkeit von der Willkür der DDR-Regierung hinsichtlich der Kontakte der inner- deutschen Bevölkerung, die nur Scheinverbesserungen für die privaten Ost-West-Kontakte zulässt

∙ Stärkung des politischen (kommunistischen) Feindes in Osteuropa

Aufgabe 1 b), S. 237 | Sowohl der Kniefall Willy Brandts als auch die neue Ostpolitik haben eine starke Symbol- kraft. Für das Verständnis der Entschuldigungsgeste so- wie der heftigen Diskussion um seine Osteuropapolitik ist daher der Rückbezug auf die Nachkriegskapitel über den Umgang mit den nationalsozialistischen Verbrechen sowie dem Thema Flucht und Vertreibung sinnvoll. Gera- de für die Simulation einer Diskussion zeitgenössischer Aufgabe 4, S. 235 | Bürgerliche Werte der frühen Bundes-

republik waren: wirtschaftlicher Aufschwung, Konsum (Au- tokauf, Anschaffung von Gegenständen aller Art, Hausbau, Reisen), Fleiß/Arbeit, Gehorsam und Respekt gegenüber Eltern, Lehrern und Vorgesetzten

Werte, auf die vor allem in M 5 Bezug genommen wird, sind: Ablehnung des Konsums, der übertriebenen Nutzung von Medien, der abhängigen Arbeit/Ausbeutung, des Kapi- talismus, des Militärs, des wehrhaften Staates, Suche nach einem freien selbstbestimmten Leben.

Es ist festzustellen, dass die formulierte Kritik an Militär, Staat, Autorität, Konsum und Arbeit tatsächlich alle Be- reiche der bürgerlichen Gesellschaft betrifft. „Ton, Steine, Scherben“ rufen in ihrem Song klar zum Handeln dagegen auf (Refrain: „Macht kaputt, was euch kaputt macht.“) Der Song war Anfang der 1970er-Jahre sehr bekannt.

Aufgabe 5, S. 235 | Die Bedeutung des Konsums von Me- dien hat weiter zugenommen. Ebenso sind Arbeitsdruck und kapitalistische Organisation, Staat und Militär in kei- ner Weise abgeschafft. Im menschlichen Zusammenleben haben sich hingegen deutliche Unterschiede ergeben: Le- ben in eheähnlichen Verhältnissen, Wohngemeinschaften sind allgegenwärtig. Die Eheschließung steht mittlerweile auch homosexuellen Paaren offen und auch das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern sowie Abhängigen und Vorge- setzten hat sich gewandelt.

Aufgabe 6 a), S. 235 | Brandes (1988) sieht Positives: Ver- änderung der Alltagskultur, ungezwungeneres Leben, frei- erer Umgang der Menschen allgemein miteinander, in Ehe und Wohngemeinschaft, auch in Institutionen, Entwicklung eines unabhängigen kulturellen Lebens.

Sontheimer (1993) sieht Negatives: Die Bewegung hat die Demokratie herausgefordert, sie verfolgte jedoch un- brauchbare Ideen, verkannte die Realität, zerstörte Auto- ritäten und brachte letztlich Gewalt und Tabuverletzungen in die Gesellschaft.

Aufgabe 6 c), S. 235 | Die 68er-Bewegung erschütterte die etablierte Gesellschaft der 1960er-Jahre und forderte Aus- einandersetzung. Noch zwanzig bis dreißig Jahre später fällt die Wertung diametral unterschiedlich aus. Die tat- sächliche Wirkung kann erst mit größerem zeitlichem Ab- stand angemessen bewertet werden.

„Wandel durch Annäherung“ (S. 236/237)

Abbildung

M 1, S. 236: Kniefall Willy Brandts in Warschau | Über das Foto zum Kniefall Willy Brandts schreibt der Historiker Christoph Schneider:

„Der Kniefall ist nicht nur fotografierte Geschichte, son- dern als Bild ein Teil derselben. Hier wird Geschichte durch das Bildmedium gebildet und nicht einfach nur im Bild abgebildet. […] Andererseits [muss] ebenso darauf hinge-

(14)

Hinweise zu Arbeitsaufträgen

Zusatzinformation: Atomwaffensperrvertrag

Es handelt sich um einen internationalen Vertrag von 1968 zur Nichtverbreitung von Kernwaffen, der gleichzeitig die

„friedliche Nutzung“ der Kernenergie regelt. Er enthält auch die Verpflichtung zur Abrüstung von Kernwaffen und wurde von den fünf Atommächten USA, UdSSR, England, Frankreich und der VR China initiiert. Nordkorea trat 2003 aus. Indien, Pakistan und Israel haben den Vertrag nicht unterzeichnet und verfügen (vermutlich) über Kernwaffen.

Aufgabe 1 a), S. 238 | Die Besprechung der einzelnen Sta- tionen des Kalten Kriegs soll der Wiederholung und Ver- tiefung dienen:

1962: Beginn mit der Kubakrise: Tiefpunkt der Ost- West-Beziehungen, Kriegsgefahr

1963: Entspannung als Folge der Krise: direkte Telefon- verbindung, erste Abrüstungsverhandlungen

1964: Beginn des Eingreifens der USA in Vietnam: er- neute Verschärfung des Tons

1968: Atomwaffensperrvertrag: → Zusatzinformation;

fast gleichzeitig: einerseits Unterdrückung des „Prager Frühlings“, andererseits Zuspitzung in Vietnam

1972: SALT-Abkommen: Rüstungskontrollabkommen

1975: Schlussakte von Helsinki: Abschluss der „Konfe- renz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“, die einen Absatz zur grundsätzlichen Bedeutung von Men- schenrechten enthält,

1979: NATO-Doppelbeschluss und sowjetischer Ein- marsch in Afghanistan: Weil sowjetische Mittelstrecken- raketen in Europa modernisiert wurden, beschloss die NATO, amerikanische Raketen und Marschflugkörper in Europa zu stationieren. Gleichzeitig bot man der Gegen- seite einen Stationierungsverzicht an, unter der Bedin- gung, dass sie zu neuen Verhandlungen bereit wäre. In dieser Situation griff die UdSSR mit Truppen in den af- ghanischen Bürgerkrieg ein, um die dortige neue kom- munistische Regierung zu festigen. Die USA unterstütz- ten daraufhin afghanische Oppositionelle. Hier liegt die Keimzelle des islamistischen Fundamentalismus.

Aufgabe 1 c), S. 238 | Zur Darstellungsform ist zu bemer- ken, dass der Graph auf den ersten Blick einen falschen Eindruck vermitteln könnte, nämlich dass es sich im obe- ren Bereich um die „heißen Phasen“ des Kalten Kriegs handelt. Die Schülerinnen und Schüler sind aufgefordert, genau hinzuschauen. Des Weiteren wäre zu diskutieren, ob eine solche Darstellung nicht unzulässig vergröbert. Im- merhin aber macht die Grafik die Schwankungen im Ver- hältnis der Weltmächte gut sichtbar.

Vertreter der politischen Gremien – insbesondere der Ver- triebenenverbände, die den Schülerinnen und Schülern eher unbekannt sein dürften – ist eine Verdeutlichung der politischen, aber auch emotionalen Interessenlage nötig.

Gleichzeitig könnten sich die Schülerinnen und Schüler über Reaktionen zum Kniefall auf polnischer Seite infor- mieren. So wurde dieser z. T. mit weit weniger Bedeutung aufgeladen, da Brandt am „falschen“ Denkmal gekniet hat- te. Die polnischen Zeitungen druckten das Bild nicht ab, was ein Signal dieser Haltung darstellt.

Konflikte und Entspannung im Auf und Ab (S. 238/239)

Abbildung

Zusatzinformation: Atomwaffensperrvertrag

Der am 1. Juli 1968 von den USA, der UdSSR und Großbri- tannien unterzeichnete Vertrag hat die Nichtweiterver- breitung von Atomwaffen zum Gegenstand. Der Besitz ato- marer Waffen soll auf die Atommächte USA, Sowjetunion, Frankreich, Großbritannien und China beschränkt bleiben.

Ihnen ist verboten, atomwaffenfähiges Material an ande- re Staaten weiterzugeben. Den „Nichtkernwaffenstaaten“

verbietet der Vertrag die atomare Rüstung, sichert ihnen aber zugleich Hilfe bei der zivilen Nutzung der Kerntechnik zu. Über die Einhaltung soll eine Internationale Atomener- giebehörde wachen. Die fünf Atommächte verpflichten sich darüber hinaus zur vertraglichen Vereinbarung der völligen Abrüstung ihrer Atomwaffen unter internationaler Aufsicht. Der Atomwaffensperrvertrag trat 1970 in Kraft.

Mittlerweile haben 189 Staaten den Vertrag unterzeichnet, darunter auch die Volksrepublik China und Frankreich. Zu den nicht unterzeichnenden Staaten gehört neben Indien und Pakistan auch Israel. Nordkorea ist dem Atomwaffen- sperrvertrag 1985 beigetreten, hat aber 2003 den Austritt erklärt.

Zusatzinformation: KSZE

Die KSZE wurde 1973 als Gesprächsforum der europä- ischen Staaten (ohne Albanien), der USA und Kanadas gegründet, mit dem Ziel, die Sicherheit und Stabilität in Europa zu bewahren (Schlussakte von Helsinki, 1975) und Ost-West-Kooperationsprojekte in den Bereichen Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, Umweltschutz und Abrüstung zu fördern. Die vielfältigen Projekte und Beziehungen trugen wesentlich zur Annäherung und Vertrauensbildung zwi- schen den politisch-ideologischen Blöcken bei und been- deten letztlich den Ost-West-Konflikt. Mit der Charta von Paris (1990) wurde die KSZE in eine internationale Orga- nisation (OSZE) mit Sitz in Wien überführt und erhielt nun eigene Institutionen.

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