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Predigt am , zu Apostelgeschichte 8,26-39

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Predigt am 11.7.21, zu Apostelgeschichte 8,26-39 Liebe Gemeinde,

Im heutigen Predigttext begegnen uns 2 Personen in einer für sie sehr existentiellen Lebenssituation: es ist einmal der jünger Philippus und zum anderen ein äthiopischer Beamter.

Der Evangelist Lukas, der in der Apostelgeschichte über die Begegnung der beiden Personen schreibt, gibt damit keine historische Begebenheit wieder, sondern erzählt eine Geschichte mit einer bestimmten Absicht für seine Gemeinde, seine Leser und Hörer.

Die nämlich – damals, genauso wie heute – sollen sich wiederfinden in der Geschichte, in den handelnden Personen.

Es geht ihm also nicht um die mehr oder weniger fiktiven Personen aus der Vergangenheit, Philippus oder Kämmerer, sondern um den, der jetzt, hier und heute, diese Geschichte liest oder hört.

Wie immer beim Lesen der Bibel kommt es darauf an, hinter die Dinge zu sehen.

Es ist natürlich eine schöne literarische Erzählung, die man wunderbar im Religionsunterricht für die Kinder aufbereiten kann.

Doch für den Erzähler Lukas geht es um unsere Existenz, um unser Leben.

Die Geschichte vom Kämmerer aus dem Morgenland ist kein Bericht über ein tatsächlich stattgefundenes Ereignis, sondern eine narrative, eine erzählerische Predigt.

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Die damaligen Leser und Hörer verstanden, was Lukas ihnen sagen wollte.

Damit dieser Text nicht nur Literatur bleibt, sondern uns heute als Wort Gottes begegnen kann,

vergegenwärtigen wir die lukanischen Gedanken in einer heutigen Predigt.

Wir wollen also darauf achten, wo wir uns wiederfinden in der bekannten Geschichte von der Taufe des

Kämmerers aus Äthiopien.

Ein Engel des Herrn sagte zu Philippus: Steh auf und zieh nach Süden auf der Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt. Sie führt durch eine einsame Gegend.

Und er brach auf. Nun war da ein Äthiopier, ein

Kämmerer, Hofbeamter der Kandake, der Königin der Äthiopier, der ihren ganzen Schatz verwaltete. Dieser war nach Jerusalem gekommen, um Gott anzubeten, und fuhr jetzt heimwärts. Er saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja.

Und der Geist sagte zu Philippus: Geh und folge diesem Wagen.

Philippus lief hin und hörte ihn den Propheten Jesaja lesen. Da sagte er: Verstehst du auch, was du liest?

Jener antwortete: Wie könnte ich es, wenn mich niemand anleitet? Und er bat den Philippus, einzusteigen und neben ihm Platz zu nehmen.

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Der Abschnitt der Schrift, den er las, lautete: Wie ein Schaf wurde er zum Schlachten geführt; und wie ein Lamm, das verstummt, wenn man es schert, so tat er seinen Mund nicht auf.

In der Erniedrigung wurde seine Verurteilung aufgehoben. Seine Nachkommen, wer kann sie zählen? Denn sein Leben wurde von der Erde fortgenommen.

Der Kämmerer wandte sich an Philippus und sagte: Ich bitte dich, von wem sagt der Prophet das? Von sich selbst oder von einem anderen?

Da begann Philippus zu reden, und ausgehend von diesem Schriftwort verkündete er ihm das Evangelium von Jesus.

Als sie nun weiterzogen, kamen sie zu einer

Wasserstelle. Da sagte der Kämmerer: Hier ist Wasser.

Was steht meiner Taufe noch im Weg?

Er ließ den Wagen halten, und beide, Philippus und der Kämmerer, stiegen in das Wasser hinab, und er taufte ihn.

Als sie aber aus dem Wasser stiegen, entführte der Geist des Herrn den Philippus. Der Kämmerer sah ihn nicht mehr, und er zog voll Freude weiter.

Der Kämmerer ist aus Äthiopien als Pilger nach Jerusalem gekommen, also von sehr weit her – aus Jerusalemer Sicht damals das südliche Ende der Welt.

Nun ist er auf dem Heimweg.

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Was ist seine existentielle Situation, also das, worin auch wir uns wiederfinden können?

Er liest die Bibel – und versteht: Bahnhof.

So geht es uns auch oft. Ich nehme mich da nicht aus.

Manche verstehen von der Bahnhofsdurchsage gar nichts, manche ein paar Worte, manche einen ganzen Satz.

Die Bibel ist ein wichtiges Buch. Und sie hat mit unserem Leben zu tun, das wissen wir. Deshalb wäre es gut, wenn wir sie auch verstehen würden.

Deshalb müssen wir hinter die Dinge sehen.

Der Äthiopier will verstehen. Er ist unglücklich darüber, dass er nicht weiß, was es bedeutet, was er da liest. Er kapiert nicht einmal, über wen da etwas gesagt wird.

Das ist traurig. Wir hören die Antwort auf unsere

Lebensfragen, aber verstehen sie nicht. Wir halten die Deutung unseres Lebens in der Hand und können es doch nicht entschlüsseln. Der Sinn unseres Lebens liegt vor unseren Füßen, aber wir können ihn nicht erkennen.

Das ist die existentielle Situation des Kämmerers – das ist unsere Lebenssituation nur allzu oft.

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Der Äthiopier ist extra nach Jerusalem gereist. Er hat sich auf die Pilgerreise zu seinem heiligen Tempel aufgemacht.

Wie so viele Pilger aller Zeiten hoffte er, mit seiner Pilgerreise antworten zu erhalten auf seine

Lebensfragen.

Nach der langen Anreise war er nun in Jerusalem, hat das rituelle Bad genommen, sich gereinigt und ist als würdiger Mensch in den Tempel gegangen, hat am Opfer teilgenommen, gebetet, eine Predigt gehört – in griechischer Sprache, der Lingua Franca jener Zeit, extra für die vielen Pilger aus aller Herren Länder, damit jeder es versteht.

Nun ist er auf dem Rückweg. Es war nett.

Aber er ist auch ein wenig enttäuscht.

Den richtigen Durchbruch hat er nicht erlebt, die Offenbarung, den Lichtstrahl in das Dunkel seines Lebens, die Antwort auf die Frage: Wozu bin ich da?

Er ist in einer einsamen Gegend unterwegs, am Rande der Wüste. Das ist keine banale Naturbeschreibung, sondern beschreibt die Situation seines Lebens, wie er sich jetzt fühlt.

Und dort in der Einöde begegnet er widererwarten einem Menschen, Philippus, der ihm das Licht

ansteckt, ihm eine ganz neue Perspektive eröffnet: hier

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ist Wasser. Was steht meiner Taufe noch im weg? … und er zog voll Freude weiter.

Manchmal brauchen wir solche unerwarteten Begegnungen, einen Menschen, der plötzlich in unserem Leben auftaucht und uns eine neue Sichtweise ermöglicht, der unsere existentielle Lebensfrage zu beantworten hilft, möglicherweise sogar unbewusst.

Manchmal sind wir so gefangen in unserer Enge, das wir jemand brauchen, der uns den Horizont zeigt, die Weite, die Möglichkeiten, die wir selber nicht mehr sehen.

Das erlebt der Äthiopier durch Philippus.

Ich möchte sie heute dazu ermuntern, mal darüber nachzudenken, welcher Philippus oder welche Philippusse ihnen in ihrem Leben begegnet sind.

Nun schauen wir auch auf Philippus und seine

existentielle Situation, durch die wir uns auch in ihm wiederfinden sollen, nach dem Willen des Erzählers der Apostelgeschichte.

Philippus hatte eigentlich etwas ganz anderes vor an diesem Tag. Er wollte mit den Kindern lesen üben, das war dringend nötig. Außerdem quietscht die

Eingangstür seit einigen Tagen, der wollte er mit etwas

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Olivenöl zu Leibe rücken. Und seine Frau nervt schon den ganzen Morgen, dass er noch zum Markt gehen soll. Aber seit einer Stunde sitzt er in der Sonne und hält sich an seinem Kaffeebecher fest.

Doch plötzlich – träumt er? – erhält er den Auftrag auf die Straße nach Gaza zu gehen, in eine einsame Gegend am Rande der Wüste.

Und dort sieht er einen Wagen ankommen, er hört, wie einer da drin aus der Jesajarolle liest, ein ihm seit seiner Kindheit überaus bekannter Text, der sich ihm aber erst überhaupt erschlossen hat durch das Zusammenleben mit Jesus und dessen Worte und Taten.

Davon ist er begeistert, dass ist jetzt sein Lebensinhalt.

Wo und wann er kann, liest er in der Bibel und diskutiert mit anderen und erzählt ihnen von Jesus, dem Messias Gottes.

Deshalb fragt er den Reisenden, ob er denn verstünde, was er da lese.

Als dieser verneint, sprudelt es nur so heraus aus Philippus. Seine Begeisterung überträgt sich auf den Fremden und der lässt sich sogar taufen.

Was Philippus einst erfahren hat, den Glauben als Lebenskraft, als Stütze und Stärkung und Sinngeber des Lebens, das erlebt nun auch der Äthiopier.

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Philippus ist danach wieder zu Hause, genauso plötzlich, wie er weg war. Er hat an diesem Tag nicht das gemacht, was er sich vorgenommen hatte, oder was andere von ihm erwartet haben.

Er hat das gemacht, was Gott ihm vor die Füße gelegt, vor Augen gestellt hat – der Geist Gottes hat ihn zu dem Pilgerreisenden in dessen Einöde, in dessen Traurigkeit geführt.

Philippus hat nicht erst lange hin und her überlegt, ob er das jetzt machen könne, oder ob es nicht an einem anderen Tag ginge.

Er hat das Richtige genau im richtigen Moment getan, als es dran war.

Lukas, der Erzähler, empfiehlt uns mit dieser

Geschichte, so zu sein, wie Philippus. Bereit zu sein, das zu tun, was Gott uns zu tun schickt. Offen zu sein für die Menschen, die uns brauchen.

Gottes Geist führt auch uns heute noch oft auf die Straße nach Gaza – d.h. er zeigt uns Menschen, Aufgaben, Situationen, wo wir gebraucht werden, wo wir das geben können, was wir haben, wo wir unsere Begabungen einsetzen können und sollen, in unserer Gemeinde und auch sonst im Leben.

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