• Keine Ergebnisse gefunden

Die dunkelste Stunde Jesu. Liebe Gemeinde, das heutige Bibelwort führt uns fast schon direkt in die. Karwoche: Jesus im Garten Gethsemane.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Die dunkelste Stunde Jesu. Liebe Gemeinde, das heutige Bibelwort führt uns fast schon direkt in die. Karwoche: Jesus im Garten Gethsemane."

Copied!
13
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

4 7. Predigttext und Predigt am Sonntag Reminiszere am 28.2.21

in Oberndorf und Aistaig (Mt 26, 36-46) Gottesdienstart: Predigtgottesdienst

Reihe: III

„Das Wort heiliger Schrift für die heutige Predigt steht im Matthäusevangelium, im 26. Kapitel, (die Verse 36-46)“:

36 Da kam Jesus mit ihnen zu einem Garten, der hieß Gethsemane, und sprach zu den Jüngern: Setzt euch hier, solange ich dorthin gehe und bete.

37 Und er nahm mit sich Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus und fing an zu trauern und zu zagen.

38 Da sprach Jesus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wacht mit mir!

39 Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!

40 Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Könnt ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?

41 Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.

42 Zum zweiten Mal ging er wieder hin, betete und sprach:

Mein Vater, ist's nicht möglich, dass dieser Kelch an mir

vorübergehe, ohne dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille!

43 Und er kam und fand sie abermals schlafend, und ihre Augen waren voller Schlaf.

44 Und er ließ sie und ging abermals hin und betete zum dritten Mal und redete dieselben Worte.

45 Dann kam er zu seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr weiter schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist da, dass der Menschensohn in die Hände der Sünder

überantwortet wird.

46 Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, er ist da, der mich verrät.

II. Zwischenstück EG 787.2 „Bleibet hier, und wachet mit mir“ 6 mal (Orgel)

Die dunkelste Stunde Jesu Liebe Gemeinde,

das heutige Bibelwort führt uns fast schon direkt in die Karwoche: Jesus im Garten Gethsemane.

Der Kontext ist schnell umrissen:

Vor Gethsemane liegt das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern, seine Ankündigung, dass jemand aus dem engsten Kreis der Jünger ihn verleugnen wird,

(2)

5 und das Versprechen des Petrus, genau das niemals zu

tun.

Danach kommt die Gefangennahme Jesu, seine Verleugnung durch Petrus, sein Leiden und sein Tod.

Seine dunkelste Stunde hat Jesus also noch vor sich, oder vielleicht auch nicht. Vielleicht ist bereits Gethsemane die dunkelste Stunde, oder der Beginn der dunkelsten Stunde Jesu.

Jesus sieht, was vor ihm liegt, im Unterschied zu seinen Jüngern, die das noch völlig verdrängen, die das nicht wahrhaben wollen trotz all seiner Ankündigungen, trotz all der Anfeindungen gegen Jesus, die sie bereits erlebt haben.

Jesus weiß, dass Leid vor ihm liegt, vor allem ein grausamer Tod. Und ihn packt, was uns alle bei dieser Aussicht packen würde, ihn packt das nackte Grauen. Und deshalb bittet Jesus seinen Vater inständig, dass der Kelch an ihm vorübergehen möge – er bittet seinen Vater darum

– aber, er unterwirft sich in all dem bedingungslos Gottes Willen:

„Nicht wie ich will, sondern wie du willst!“ (-)

Ich denke, das Qualvolle an Gethsemane, das ist dieser Zwischenzustand, den Jesus durchleiden muss:

Es ist noch nichts definitiv entschieden: Wäre schon alles klar und greifbar, könnte Jesus sich sein Gebet sparen.

Aber da ist doch noch die leise Hoffnung, dass alles vorübergehen möge. Und ich glaube, genau dieser Zwischenzustand, das ist das Qualvolle, da, wo noch ein Rest Hoffnung da ist, dass ihm das Leiden erspart bleibt.

Dieser Wunsch ist da, wenngleich Jesus doch auf einer bestimmten Ebene weiß, dass ihm dieser Weg, vor dem er so große Angst hat, bestimmt ist, dass sein Vater will, dass er diesen Weg geht.

Ich glaube tatsächlich: Als die Soldaten Jesus gefangen nehmen, da ist zwar nicht das Leid vorbei. Das schlimmste

(3)

6 Leid kommt erst noch. Aber möglicherweise ist die

schlimmste Angst vorbei, die quälende Ungewissheit.

Nun weiß Jesus: Jetzt geht alles seinen Gang! Wobei das zu passiv klingt. Tatsächlich geht Jesus am Ende von Gethsemane nun seinem Schicksal aktiv entgegen. Er denkt nicht mehr daran, auszuweichen. Jetzt ist alles klar.

(-)

Aus den letzten Worten Jesu, die wir hören, da spricht eine neu gewonnene, beziehungsweise neu geschenkte Souveränität, die die Ohnmacht der Angst überwunden hat:

„Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, er ist da, der mich verrät.“

Wahrer Mensch und wahrer Gott

Die Gethsemanegeschichte zeigt uns, wie Jesus qualvollste Angst durchlebt und überwindet. Und sie zeigt uns noch etwas. Sie zeigt uns einen elementaren Teil des Wesens Jesu. Jesus als Gottes Sohn ist eben nicht nur wahrhaft

Gott, sondern zugleich wahrhaft Mensch. Es gibt keine Bibelstelle, die uns das so klar vor Augen führt wie die, die wir heute hören.

Dass Jesus vollständig Mensch ist, das zeigt uns nun die Gethsemanegeschichte schonungslos:

Denn zum Mensch-Sein, zum Sein in dieser Welt gehört Angst dazu – selbst für die, die sich an Gott halten:

Das können wir an so vielen Gestalten der Bibel sehen:

An Abraham, an König David (Lesen Sie einmal seine Psalmen!), an Jona, und an den Jüngerinnen und Jüngern Jesu.

Und das können wir an Jesus selbst sehen, der wie alle anderen Menschen auch nicht von der Angst verschont blieb.

Indem Gott Mensch wird, liefet er sich nicht nur den Menschen aus, sondern auch dem Menschsein mit seinen dunklen, schweren Seiten. Und da gehört Angst definitiv dazu.

(4)

7 Ängste

Man kann sich ja fragen, was die größten Geiseln der Menschheit und des Menschseins sind:

Gier, Habsucht, Zorn, Hass, Herrschsucht?

Ich weiß es nicht. Aber wenn man sich mal fragt, was den Menschen am meisten korrumpiert, was ihn dazu bringt, Dinge, die er in freiem Zustand niemals machen würde, zu tun, was ihn dazu bringt, sich zu verbiegen, sich selbst anzulügen, die Augen zuzumachen, Unrecht zu tun oder zumindest nicht zu verhindern, dann ist es sicherlich die Angst.

Ich bin überzeugt, dass Angst ein großes Thema ist, unter dem wir Menschen immer wieder leiden, auch wir gläubigen Menschen.

Nur weil wir Christen sind und an den dreieinigen Gott glauben, sind wir noch lange nicht davor gefeit, Phasen der Angst zu durchleben.

Überlegen Sie mal, wie es in Ihrem Leben mit der Angst aussieht. Überlegen Sie einmal, welche Ängste Sie immer

wieder oder auch nur einmalig umgetrieben haben oder umtreiben? (-)

- Angst um den eigenen guten Ruf?

- Angst, einen Fehler zu machen, der Ihnen das Genick bricht?

- Angst vor dem, was die Leute über Sie sagen könnten, wenn sie wissen, was Sie denken?

- Angst der Schüler, dass sie in der Schule nicht mehr mitkommen, oder Angst, von anderen ausgegrenzt zu werden, sicherlich eine der stärksten Ängste, die Jugendliche oft haben. Aber wir Erwachsenen haben diese Angst auch, und noch jede Menge andere Ängste gratis dazu:

- Angst um die eigene Existenz: Dass ich gut leben kann, dass ich mich versorgen kann, meine Familie, meine Kinder.

- Angst um das eigene Leben oder um die, die wir lieben.

(5)

8 Wenn ich mich heute versuche, an meine frühesten

Angsterlebnisse zu erinnern, da fallen mir zwei Dinge ein:

Als kleiner Junge im Schwimmbad: Ich war in einem Schwimmreifen, bin dann aber umgedreht, mit dem Kopf nach unten, Füße nach oben, und bin weder mit dem Kopf nach oben noch aus dem Reifen rausgekommen. Das werde ich nie vergessen: Ich habe gedacht, ich werde ertrinken. Ich habe schon Wasser geschluckt.

Das andere Ereignis war ein schwerer Unfall meines Bruders. Er fuhr mit dem Rad. Ein Motorradfahrer war viel zu schnell unterwegs und ist mit ihm zusammengestoßen, mein Bruder wurde mehrere Meter durch die Luft geschleudert. Von uns war niemand dabei – wir erfuhren es, als die Polizei bei uns an der Haustüre klingelte. Und da habe ich zum ersten Mal gesehen, wie meine Eltern wirklich Angst bekamen. Und ich bekam auch Angst: Was wird aus meinem Bruder? Wird er sterben? (-)

Ängste greifen immer wieder nach uns: Die Angst um uns selbst, oder um die, die wir lieben.

Die Angst um die eigenen Kinder, was aus ihnen wird.

Ich werde ein Gespräch nie vergessen: Vor vielen Jahren in Göttingen mit einem alten Pfarrer aus der DDR. Als er seinen Dienst als Pfarrer anfing, da war noch die Mehrheit der DDR-Bürger Mitglied in einer Kirche, um die 90%.

Und als die Mauer fiel, waren die Christen unter 20%.

Wie haben die Kommunisten das geschafft?

Sie haben das eigentlich mehrheitlich nicht durch direkten Zwang und Verfolgung geschafft. Denn das hätte so nicht funktioniert. Das hätte wahrscheinlich viel zu starken Widerstand hervorgerufen. Sie haben das vor allem durch indirekten Zwang geschafft.

Eines der effizientesten Mittel in der DDR war, dass man Christen, Mitgliedern von Kirchen, bestimmte Möglichkeiten und Karrieren versagte: Ihnen wurde immer wieder die Oberschule verweigert, oder das

(6)

9 Studium. Sie kamen nicht in leitende Positionen und erst

recht nicht in bestimmte Bereiche.

Nun versetzen Sie sich mal in die Rolle der Eltern:

Was wollen denn Eltern für Ihre Kinder?

Dass es ihren Kindern gut geht, dass sie nicht ausgegrenzt werden, dass ihnen alle Türen offenstehen und sie ihre Talente verwirklichen können. Eltern wollen doch nicht, dass ihre Kinder vor verschlossenen Türen stehen, dass sie ausgegrenzt werden und leiden. Und ich glaube, so haben sich in der DDR schleichend viele nach und nach von der Kirche abgewandt.

Sie hatten Angst, dass sie oder dass ihre Kinder zu underdogs und ausgegrenzt werden. Sie wollten selbst keine Nachteile haben. Und sie wollten nicht verantwortlich dafür sein, dass ihre eigenen Kinder Nachteile haben.

Die DDR ist lang vorbei. Aber das Phänomen können Sie ohne Probleme auf unsere heutige Zeit und Welt übertragen:

Wenn Sie Menschen direkt zu etwas zwingen, das sie nicht wollen, müssen sie durchaus mit heftigem Widerstand rechnen.

Wenn Sie es aber indirekt machen und mit den Ängsten der Menschen arbeiten, erreichen Sie Ihr Ziel unter Umständen viel effizienter und eleganter, ohne dass man ihnen hinterher ohne weiteres gleich Grausamkeit oder Repression nachsagen kann.

Es gibt wenig Dinge, die so gut funktionieren, wie mit den Ängsten der Menschen zu arbeiten.

Ich bin Mitglied im ADAC. Da bekomme ich gefühlt im Monatstakt immer neue Versicherungsangebote. Der Bereich der Versicherungen ist eine Branche, die in einem ganz erheblichen Anteil auch von unseren Ängsten lebt,

(7)

10 und von unserem Wunsch, jegliches Lebensrisiko

möglichst auszuschalten.

Manchmal frage ich mich, ob unsere Angst proportional mit unserem Wohlstand und unseren technischen und medizinischen Möglichkeiten wächst. Je mehr wir können, desto mehr sind wir bestrebt jegliches Lebensrisiko zu mindern.

(Vgl. Videos: „Wenn Du vor 1975 geboren wurdest!“ – diese Videos haben ja doch einen wahren Kern….)

Aber das Leben ist nun mal riskant. Der Mediziner Günther Loewit hat ein lesenswertes Buch geschrieben:

„Sehnsucht Unsterblichkeit. Wie die Medizin zur neuen Religion der Menschen wird.“ Dieses Buch kann ich empfehlen.

Er beschreibt darin, wie sehr wir uns von Ängsten lenken lassen, und wie eine ganze Branche sich diesen Mechanismus zunutze macht. Es gibt eine Passage, wo er beschreibt, dass er auf den Todesschein als Todesursache

nicht schreiben durfte: „Alter“ oder „Altersschwäche“, weil Alter in der modernen Medizin als Todesursache nicht vorgesehen ist. Er sei dann irgendwann dazu übergegangen, als Todesursache „Leben“ zu schreiben.

Und er hat ja auch recht. Das Leben bringt es mit sich, dass man stirbt. Aber da wir Angst vor dem Tod haben, klammern wir ihn möglichst aus.

Überwindung der Angst: Gebet

Wir sehen also: An Angst und Ängsten mangelt es nicht.

Ängste greifen auf vielfältige Weise nach uns. Jeden Tag aufs Neue. Ich denke, keiner von ist frei davon. Auch ich als Pfarrer bin es nicht.

Die spannende Frage ist, wie wir mit der Angst umgehen, was uns helfen kann, dass sie nicht das letzte Wort behält.

Vielleicht weist uns gerade die Gethsemanegeschichte, die wir heute hören, einen Weg. Ich denke, das tut sie, und das ist auch ihr Ziel.

(8)

11 Olav Hanssen, ein evangelischer Mönch und Gründer

eines Klosters hat einmal vor einem gefährlichen Missverständnis der Gethsemanegeschichte gewarnt. Es geht nicht darum, dass wir sagen:

„Wenn schon Jesus Angst hatte, und getrauert hat, wie viel mehr dann ich.“ Da machen wir es uns zu einfach!

Vor allem besteht dann die Gefahr, dass die Geschichte am Ende für uns nur zu einer Rechtfertigung wird, im Zustand der Angst und des Zagens zu verbleiben.

Überspitzt gesagt: Angst würde dann zu einem Erweis unserer Menschlichkeit und wir beginnen unsere Ängste zu pflegen, zu kultivieren, sie zu rechtfertigen, weil sie ja so menschlich, oder womöglich sogar vernünftig sind.

Tatsächlich geht es in dieser Geschichte aber um die Überwindung der Angst. Olav Hanssen schreibt:

„Wenn ich über die Gethsemanegeschichte eine Überschrift setzen sollte, würde ich sagen: „Wie Jesus

Angst, Trauer, Zittern und Zagen in Glaubenszuversicht umgewandelt hat.“

„Am Ende der Geschichte sagt Jesus:

Steht auf und lasst uns ihm entgegengehen“ – ihm, dem Verräter, also den Kriegsknechten, dem Hohen Rat, dem Kreuz.

Die Gethsemanegeschichte ist demnach die Geschichte einer Wandlung von einer tiefen Lebens- und Todesangst in eine große Lebenszuversicht, die selbst dem Kreuz gewachsen ist.“

(Hanssen, Dein Wille geschehe, 19).

Ich glaube, gerade dieser Punkt ist wichtig: Dass es zu einer Verwandlung kommt: Dass Trauern, Zittern, Zagen in Glauben umgewandelt werden. Wie kommt es dazu?

Wenn wir jetzt mal ganz dicht bei der Geschichte bleiben, dann sind es vor allem zwei Dinge:

Gebet, und: Ja sagen zu Gottes Willen.

Was macht Jesus in der größten Angst?

(9)

12 Er betet – und zwar nicht irgendwie, sondern mit ganzer

Hingabe, mit Leib und Leben, mehrfach, dreimal.

Dass Gebet in der Not hilft, das ist ja ein Allgemeinplatz:

Not lehrt bekanntlich beten. – Fakt ist, dass wir aber in der Not oft alles andere tun, als das: Wir drehen uns um uns selbst und unsere Angst. Wir verlieren uns in unserer Angst. Wir werden zum Spielball unserer Ängste und kommen gar nicht zum Beten.

Das Gebet durchbricht das. Wie geschieht das?

Es verbindet uns mit Gott. Und es gibt uns wieder eine klare Ausrichtung. Wenn wir uns unseren Ängsten hingeben, dann sind wir auf unsere Ängste ausgerichtet.

Das bedeutet aber zugleich: Hin und hergerissen sein, und von einem Strudel in den Abgrund gezogen werden.

Wenn wir uns Gott hingeben, sind wir auf Gott ausgerichtet. Und bei ihm ist Ruhe und Frieden.

Und noch etwas spielt mit hinein:

Wenn wir uns im Gebet Gott hingeben, bekennen wir zugleich, dass es jemanden gibt, der mächtiger ist als unsere Sorgen und die Umstände unseres Lebens. Wir bekennen, dass es jemanden gibt, der Herr ist über unser Leben und über diese Welt. Und dieses Bekenntnis entmachtet unsere Sorgen, es nimmt ihnen ihre absolute Macht.

Und je öfter und je regelmäßiger wir beten, desto fester wird unsere Grundausrichtung auf Gott. Und je fester unsere Grundausrichtung auf Gott wird, desto schwerer wird es den Ängsten uns in den Abgrund zu ziehen.

Natürlich ist all das Gnade. Aber ich kann aus dem, was ich in meinem Leben erfahren habe, sagen: Wer nicht bereit ist, Ausdauer und Regelmäßigkeit im Gebet aufzubringen, der möge bitte auch keine Wunder vom Gebet erwarten! Ich sage nicht, dass mir das persönlich immer wieder gelingt. Aber ich sage: Weil ich für mich weiß, dass es so ist, kehre ich immer wieder dahin zurück!

(10)

13 Im Übrigen ist das Wichtigste am Gebet nicht, dass unsere

Wünsche erfüllt werden, sondern dass wir in Verbindung mit Gott sind, auf ihn ausgerichtet, und dass wir seinen Willen bejahen.

Überwindung der Angst: „Nicht wie ich will, sondern wie du willst.“

Dass es nicht darum geht, dass unsere Wünsche erfüllt werden, sondern dass Gottes Wille geschieht, das ist der zweite Punkt.

Wie betet Jesus im Garten Gethsemane:

„Nicht wie ich will, sondern wie du willst.“

Wie im Vaterunser: „Dein Wille geschehe!“

Wie können wir es schaffen, Gottes Willen vorbehaltlos zu bejahen?

Ich denke, das geht nur, wenn wir vorbehaltlos darauf vertrauen, dass Gott für uns nur Gutes will, und dass er die Macht hat, es auch zu wirken, selbst wenn wir seine Wege überhaupt nicht begreifen.

Das klingt zunächst einmal sehr einleuchtend. Tatsächlich ist es unendlich schwer.

Grundsätzlich glauben wir doch in aller Regel, dass wir selbst die Experten für unser Leben sind. Wir wissen doch, wie es am besten laufen sollte. Und wir haben jede Menge gute Vorschläge und Gebetsanliegen für Gott. Und Gott hat eigentlich einen recht einfachen Job: Er muss nur auf uns hören, und unsere Wünsche, all unsere gut gemeinten Gebete umsetzen, und alles würde gut werden auf dieser Welt.

Wieso tut er das denn nicht? Wieso hört er nicht auf uns?

Er muss sich nicht mal mehr Gedanken machen. Das haben wir alles schon für ihn getan! Er muss es nur noch umsetzen! Was ist daran denn so schwer, wenn man allmächtig ist?

Gott tut das aber nicht. (-)

Warum? Weil Gott offensichtlich andere Vorstellungen hat als wir.

(11)

14 Dass Gott ganz andere Vorstellungen haben kann, das

zeigt das Kreuz. Gott lässt seinen eigenen Sohn kreuzigen.

Wie kann man sich so einem Willen anvertrauen?

Man kann das nur, wenn man darauf vertraut, dass Gott weiß, was er tut, und dass ihm die Sache nicht aus dem Ruder läuft.

Und das ist Glaube: Glaube bedeutet, darauf zu vertrauen, dass Gott die Sache mit mir und mit meinem Leben und mit der Welt nicht aus dem Ruder laufen wird,

auch wenn ich nicht überblicke, wie er das schafft.

„Glaube heißt, dass Gott mit den Problemen dieser Welt fertig wird, und zwar nicht so, wie wir uns das vorstellen, sondern so, wie er sich das vorstellt.“ (Hanssen, ebd. 24) Und erst wenn wir diesen Schritt im Glauben machen können, sind wir in der Lage, so zu beten, wie Jesus es uns gelehrt hat.

Und erst dann finden wir Frieden und werden frei von unseren Ängsten.

An diesen Punkt kommen wir erfahrungsgemäß oft erst, wenn wir selbst an unsere Grenzen stoßen und uns unsere Ohnmacht bewusst wird. Dies gilt auch für Olav Hanssen, der diese Erfahrung bereits als junger Mann gemacht hat, als er in russischer Kriegsgefangenschaft fast gestorben wäre. (-)

Überwindung der Angst: Singen und beten Was hilft uns, die Angst zu überwinden:

- Gebet,

- Uns Gottes Willen anvertrauen, darauf vertrauen, dass ihm die Sache mit uns und mit der Welt nicht aus dem Ruder laufen wird (um dieses Vertrauen dürfen wir ihn auch bitten),

- Und: Singen! Das Singen geistlicher Lieder.

Sie werden jetzt vielleicht die Stirn runzeln, aber Singen hilft!

Olav Hanssen, der evangelische Mönch, den ich so schätze, der hat einmal gesagt. „Es ist ein Kennzeichen

(12)

15 unserer Zeit, dass wir nicht singen. Das zeigen die

Verspannungen an, die Sorge, Last und Not um Brot, die innere Verfestigung unter der wir leiden.“ (Hanssen, ebd.

68)

Und er verweist dann auf die evangelischen Kreuz- und Trostlieder, von denen er sagt, dass sie zuweilen sogar einen Psychotherapeuten ersetzen können, wenn man sie meditiert (etwa „Befiehl du deine Wege“). (Hanssen, ebd.

68)

Ich selbst habe erst vor Kurzem wieder erfahren, wie sehr das Singen von geistlichen Liedern der Seele hilft.

Und seitdem versuche ich jeden Tag daheim mit meiner Familie zu singen: Wir nehmen einfach unsere evangelischen Gesangbücher, und dann singen wir. Ein Lied singen wir dabei immer: Das Taize-Lied „Meine Hoffnung und meine Freude“. Und dann darf jeder weitere vorschlagen.

Und es tut einfach gut und macht frei.

Ich glaube, gerade in dieser Zeit tut uns das Singen gut.

Und gerade in dieser Zeit fehlt uns das Singen, besonders hier im Gottesdienst. Mir fehlt das sehr. Aber wenn wir es schon nicht hier dürfen, dann wenigstens daheim. Und um zu singen, muss man kein Musiker und kein Chorsänger sein. Es geht um Freude, nicht um Perfektion. Und das Singen geistlicher Lieder macht uns frei, es vertreibt die bösen Geister! Es vertreibt unsere Ängste. (-)

Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie in dieser Passionszeit immer wieder den Weg zu Gott finden,

dass Gott Sie im Vertrauen stärkt, dass sein Wille für Sie gut ist, und dass ihm die Sache mit Ihnen und Ihrem Leben nicht aus dem Ruder läuft,

und dass er ihnen immer wieder die Zunge löst, ihn mit geistlichen Liedern zu loben und die dunklen Geister zu vertreiben. Amen.

(13)

16 III. Lied EG 548, 1-3 „Kreuz, auf das ich schaue“

8. Fürbittgebet und Vater unser

„Ich bitte sie, sich zum Fürbittgebet und zum Vater unser zu erheben. Wir antworten auf die Fürbitten mit:

Herr, wir bitten Dich, erhöre uns.“

Himmlischer Vater, wir bitten Dich um Deinen Segen für die Fastenzeit: Dass wir immer zu Dir und zum Gebet finden, dass die Sehnsucht uns zu Dir zieht, dass wir bei Dir Halt und Hoffnung finden, Stärke und Zuversicht.

Herr, wir bitten Dich, erhöre uns.“

Jesus Christus, Gottes Sohn, wecke in uns den Glauben, dass unser Vater im Himmel es gut mit uns meint, dass er mit uns zu seinem Ziel kommt, dass er der Allmächtige ist und alles zu einem guten Ende führt, so, wie er es will:

Uns, die Menschheit, seine gesamte Schöpfung.

Herr, wir bitten Dich, erhöre uns.“

Jesus Christus, Gottes Sohn, wir bitten Dich, steh uns bei in den Phasen der Angst, und hilf uns, sie zu überwinden.

Tritt Du in unser Leben, und vertreibe alle Dunkelheit.

Herr, wir bitten Dich, erhöre uns.“

Heiliger Geist, wir bitten Dich: Komm auf uns herab und erfülle uns. Erfülle uns mit neuem Leben, und mit Freude am Leben. Vertreibe Du die dunklen Geister. Löse unsere Zungen, dass wir Dich fröhlich loben können.

Vater unser

„Wir beten weiter mit den Worten, die Jesus uns gelehrt hat.“

„Vater unser…Amen.“

„Bitte nehmen sie Platz“

IV. Lied 555, 1-3 Lied „Ein Licht geht uns

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Diese Gewohnheiten ändern sich mit dem wachsenden Wohlstand und der Globalisierung des Handels und der Kultur: Der Bierkonsum in Deutschland sinkt langsam, aber stetig,

Und ich glaube, wenn wir dort sind im ewigen Leben, wo wir die Güte Gottes mit Händen greifen können, dann werden wir im- mer mal wieder verblüfft sagen: „Herr, ich habe den Eindruck,

Daß Er an dich denkt, dich bemitleidet, dich betrachtet, das ist alles sehr viel; aber daß Er dich liebt, daß sein Herz für dich schlägt, daß Er dich erwählt, daß Er dich in

Außerdem wird untersucht, wie diese Versöhnung in einer auch von Sünde gezeichneten Kirche erfahr- bar werden kann.. Dabei wird sowohl auf die Gestalt wie auf das Handeln der

Ein Beispiel für Konflikte: „Ein Grund, warum einige muslimische Mädchen nicht auf Klassenfahrten dürfen, ist einfach der, dass die Eltern Angst um ihre Kinder

Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein –, so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir,.. und die Nacht leuchtete wie

Ohne eine bessere Staatlichkeit gibt es für Griechenland keine Hoffnung auf eine nachhaltige Gesundung der Wirtschaft und damit eine Grundsanierung der

Da kann man sich schon fragen: Ist das wirklich wahr, was da verkündigt wurde.. ← ist Jesus wirklich