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Durch die Bibel. Psalm Die Psalmen: Zweites Buch (Psalm 42-72)

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Durch die Bibel Psalm 42-43

Die Psalmen: Zweites Buch (Psalm 42-72)

Je nachdem, welche Bibelausgabe Sie verwenden, werden Sie möglicherweise direkt vor Psalm 42 einen Hinweis finden, dass hier nun das zweite Buch der Psalmen beginnt. Es umfasst die Psalmen 42 bis 72.

Insgesamt sind die hundertfünfzig Psalmen in fünf unterschiedlich große Bücher unterteilt. Warum das so ist, dafür gibt es verschiedene Erklärungsversuche. So könnte es zum Beispiel sein, dass es zunächst fünf selbständige Liedersammlungen gab, die zum sogenannten Psalter zusammengefasst wurden. Auffällig ist, dass die fünf Psalmbücher jeweils durch eine sogenannte Doxologie

voneinander abgegrenzt sind. Eine Doxologie ist eine Formulierung, mit der (vor allem im

Gottesdienst) ein Gebet abgeschlossen und Gottes Herrlichkeit gerühmt wird. Am Ende des ersten Psalmbuches, also ganz am Ende von Psalm 41, lesen wir: „Gelobt sei der HERR, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen! Amen!“ (Ps 41,14). Eine ähnliche Formulierung findet sich am Ende von Psalm 72, der das zweite Psalmbuch abschließt: „Gelobt sei sein herrlicher Name ewiglich, und alle Lande sollen seiner Ehre voll werden! Amen! Amen!“ (Ps 72,19). Das dritte Psalmbuch endet mit Psalm 89 und der Schlussvers lautet: „Gelobt sei der HERR ewiglich! Amen! Amen!“ (Ps 89,53). Und schließlich an der Nahtstelle zwischen dem vierten und dem fünften Psalmbuch, also am Ende von Psalm 106, da lesen wir: „Gelobt sei der HERR, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit, und alles Volk spreche: Amen! Halleluja!“ (Ps 106,48). Also: Das alttestamentliche Buch der Psalmen, auch Psalter genannt, gliedert sich in fünf unterschiedlich umfangreiche Bücher. In dieser Sendung erreichen wir mit Psalm 42 das zweite Buch.

Schon recht früh ist manchen jüdischen Gelehrten aufgefallen, dass die Psalmen innerhalb eines jeden der fünf Bücher inhaltlich gut zusammenpassen. Und allein die Tatsache, dass es sich um eine Sammlung von fünf Büchern handelt, ließ sie auf die Idee kommen, diese fünf Psalmbücher mit den fünf Büchern Mose zu vergleichen. Und tatsächlich sind sie auf gewisse Parallelen gestoßen. Als Beispiel hatte ich in der Einführungssendung zum Psalter die Psalmen 1 und 2 genannt. In Psalm 1 wird uns gewissermaßen der vollkommene Mensch vorgestellt, so wie er sein sollte: ein gesegneter Mensch. Das erinnert natürlich an den Schöpfungsbericht im ersten Buch Mose, wie Gott den Menschen erschuf. Danach folgt der Sündenfall. Parallel hierzu zeichnet uns Psalm 2 das Bild des rebellischen Menschen.

Das zweite Buch innerhalb der Psalmen, also die Psalmen 42 bis 72, müssten demnach verschiedene Themen aus dem zweiten Buch Mose aufgreifen, dem Buch Exodus, wie es auch genannt wird. Und tatsächlich wird uns in den folgenden Psalmen immer wieder mal vor Augen gehalten, wie sich das Volk Gottes in einem fremden Land befindet und leidet, weil es fern ist vom Land der Verheißung.

Ganz allgemein gesprochen: Ein unbarmherziger Machthaber scheint den Frommen auf den Fersen zu sein. Man hört sie stöhnen und klagen. Sie sind in großer Not, die eher noch zunimmt als

abnimmt. Doch schließlich wird ihr Schreien und Stöhnen gehört, und der HERR tritt auf zugunsten seines leidenden Volkes. Klar, im zweiten Buch Mose ist der Pharao der große Unterdrücker.

Trotzdem erfüllt Gott seinen Bund mit Abraham, Isaak und Jakob und befreit die Israeliten aus Ägypten. In den Psalmen werden diese geschichtlichen Ereignisse zwar nicht geschildert, aber in den ersten sieben Psalmen des zweiten Buches, also in den Psalmen 42 bis 48, werden an einigen Stellen Zustände wie am Anfang des zweiten Buches Mose beschrieben. Allerdings beziehen sich diese Psalmen interessanterweise gar nicht so sehr auf die Vergangenheit, sondern weisen meines

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Erachtens relativ häufig in die Zukunft. Ich vermute deshalb, dass diese Psalmen vor allem Mut machen sollen. Gott der Herr, der den Isareliten schon in der Vergangenheit auf wunderbare Weise geholfen hat, wird sie auch zukünftig nicht im Stich lassen. Und weil Jesus Christus für die Sünden aller Menschen gestorben ist, gelten seitdem viele Zusagen aus den Psalmen auch den Christen.

Im ersten und zweiten Buch der Psalmen lässt sich übrigens beobachten, dass die hebräischen Bezeichnungen für Gott sehr unterschiedlich häufig verwendet werden. In der hebräischen

Bibelausgabe, die mir vorliegt, kommt der Gottesname Jahwe im ersten Psalmbuch 272-mal vor, im zweiten Psalmbuch nur 30-mal. Bei der Bezeichnung Elohim ist das Verhältnis gerade umgekehrt: im ersten Psalmbuch kommt Elohim 15-mal vor, im zweiten Psalmbuch 164-mal. Da diese beiden Bezeichnungen für Gott eine unterschiedliche Bedeutung haben, lassen sich auch daraus

verschiedene Schlussfolgerungen ziehen. Die Bezeichnung „Elohim“ erinnert an die Fülle der Kraft Gottes. Der Gottesname Jahwe dagegen erinnert daran, dass sich Gott dem Volk Israel offenbart hat und dass er das Volk erlösen möchte.

Wir werden feststellen, dass im zweiten Buch innerhalb der Psalmen nicht so viele von David stammen wie im ersten Buch. Neunzehn sind es an der Zahl, weitere sieben stammen von den Söhnen Korach, die zu den Leviten gehörten.

Wie schon bei den vorangegangen Psalmen so müssen wir auch künftig immer sehr sorgfältig vorgehen, wenn wir fragen: „Was bedeutet diese oder jene Aussage konkret für uns?“ Natürlich können wir viele Psalmen auf unser heutiges Lebensumfeld beziehen und Trost in ihnen finden. Aber wir sollten nie vergessen, dass beispielsweise David oder die Söhne Korach sie in ganz bestimmten Situationen geschrieben haben, in denen sie sich selbst damals befanden. Und manche Aussagen, die in die Zukunft weisen, sind nicht an die Christen gerichtet, sondern betreffen das Volk Israel.

Des Weiteren sollten wir uns auch vor Augen halten, dass der Psalmist, wenn er von Israel spricht, nicht immer die ganze Nation im Blick hat, sondern häufig diejenigen, die sich treu zu Gott halten.

Das ist so ähnlich, wie wir den Begriff „Kirche“ handhaben. Besteht die Kirche tatsächlich aus allen Leuten, deren Namen in irgendwelchen Mitgliederlisten geführt werden? Im geistlichen Sinne gewiss nicht! Sondern die Kirche besteht aus allen Gläubigen, die sich dem Herrn Jesus Christus als Erretter anvertraut haben. Konkret gesagt: Sie werden kein Mitglied der wahren Kirche, indem sie sich einer sichtbaren Kirche anschließen und Ihren Namen auf eine Mitgliederliste setzen lassen oder indem Sie irgendeine Zeremonie über sich ergehen lassen. Nur eine persönliche Beziehung zu Christus kann Sie zu einem Mitglied der wahren Kirche machen. Wir sollten also immer zwischen der organisierten Kirche und der sogenannten unsichtbaren Kirche unterscheiden. Ganz ähnlich verhält es sich auch, wenn von dem Volk Israel die Rede ist. In den Psalmen 42 bis 72, die das zweite Buch innerhalb der Psalmen bilden, geht es in aller Regel um die Gläubigen im Volk Israel.

DIE SEHNSUCHT NACH GOTT IN EINEM FREMDEN LAND

Ich komme nun zu den Psalmen 42 und 43, die mit einiger Wahrscheinlichkeit ursprünglich ein zusammenhängendes Lied gewesen sind. Es gibt da nämlich drei Kehrverse, eine Art Refrain, die sich zwar voneinander unterscheiden, aber aufeinander aufbauen. In Psalm 42 sind es die Verse 6 und 12 und im nächsten Psalm der Vers 5. Die Nummerierung der Psalmen (und damit vermutlich die Unterteilung in zwei getrennte Psalmen) erfolgte erst zu einer späteren Zeit. Der erste Vers aus Psalm 42 lautet:

„Eine Unterweisung der Söhne Korach, vorzusingen“ (Ps 42,1).

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Unterweisung bedeutet, dass es sich um einen Lehrpsalm handelt, der den Zuhörern oder Lesern der geistlichen Erkenntnis dient. Sie erinnern sich vielleicht, dass Korach, während die Israeliten nach ihrer Befreiung aus Ägypten durch die Wüste wandern mussten – , dass Korach einen Aufstand anführte. In der Lutherbibel werden die Aufständischen als „Rotte Korach“ bezeichnet (vgl. 4 Mose 16). Weil sich Korach gegen die Autorität Moses und Aarons auflehnte, bestrafte Gott ihn mit dem Tod. Aber die Söhne Korachs blieben am Leben. Sie sollten ihren Dienst vor Gott fortsetzen (vgl. 4 Mose 26,9-11). Wenn nun am Anfang von Psalm 42 die „Söhne“ Korachs erwähnt werden, so sind damit ihre Nachfahren gemeint.

Inhaltlich erinnert mich der Psalm zumindest anfangs tatsächlich an das zweite Buch Mose. An den Zeitraum, der sozusagen vor Kapitel 12 liegt. Denn in Kapitel 12 wird berichtet, wie die Israeliten als Fremdlinge in Ägypten davor bewahrt wurden, der zehnten Plage gegen den Pharao zum Opfer zu fallen. Damals war es ja so, dass nach dem Willen Gottes jede Erstgeburt in Ägypten in einer ganz bestimmten Nacht getötet werden sollte. Diejenigen aber unter den Israeliten, die Gott glaubten, wollte er verschonen. Als Zeichen sollten sie das Blut eines Passalamms an die Türpfosten ihrer Häuser streichen. Der Todesengel, so wird berichtet, ging nachts an den Häusern vorbei und wenn er das Blut sah, starb niemand von den Bewohnern. Damals wurde sozusagen das Blut eines Opfertiers vergossen, um Menschen zu erretten. Im Neuen Testament, im ersten Korintherbrief, schreibt übrigens der Apostel Paulus: „Auch wir haben ein Passalamm, das ist Christus, der geopfert ist“ (1 Kor 5,7).

Die Situation und die Stimmung, die in Psalm 42 angedeutet werden, könnten sich also auf die Zeit vor der Befreiung der Israeliten beziehen, als sie noch in Ägypten Sklavendienst leisten mussten. In den Versen 2 und 3 lesen wir:

„Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?“ (Ps 42,2-3).

Diese beiden Verse deuten an, dass sich der oder die Beter – wahrscheinlich zusammen mit den anderen Israeliten – in einer ziemlich aussichtslosen Lage befinden. Aber dennoch richten sie ihren Blick auf Gott und möchten gerne „Gottes Angesicht schauen“. Anders ausgedrückt: Sie sehnen sich danach, dass Gott ihnen gnädig ist und dass er bildlich gesprochen nicht länger sein Angesicht vor ihnen verbirgt. Dass die Seele nach Gott dürstet wie ein Hirsch nach frischem Wasser lechzt, dieses Bild erinnert mich auch irgendwie daran, wie sich David auf seiner Flucht vor Saul immer wieder in Höhlen verstecken musste. Ich stelle mir vor, wie Davids Leute am Eingang der Höhle Wache gehalten haben und plötzlich in der Nähe ein Rascheln hörten. Pirschte sich da womöglich jemand von Sauls Männern heimlich heran? Dann die Erleichterung: Es war nur ein junger Hirsch, der sich auf der Suche nach Wasser einer Quelle genähert hatte, die sich in unmittelbarer Nähe des Höhleneingangs befand.

„Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir.“ Noch

eindringlicher kann man die Sehnsucht eines Menschen nach Gott eigentlich kaum zum Ausdruck bringen. Und diese Sehnsucht hat so wenig zu tun mit dem schlechten Gewissen eines Menschen, der sich Gedanken darüber macht, wie er künftig die Zehn Gebote einhalten könnte. Hier geht es vielmehr um das tief empfundene Verlangen des Herzens, mit Gott Gemeinschaft haben zu dürfen.

Darf ich Sie fragen, liebe Hörer: Sehnen Sie sich auf diese Weise nach Gott? – Aus Psalm 42 lese ich nun Vers 4:

„Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott?“ (Ps 42,4).

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Gut vorstellbar, dass dieser Vers an die vielen Tränen erinnert, als die Israeliten in Ägypten Ziegel herstellen mussten. Sie erinnern sich: Im Laufe der Zeit wurde der Druck auf sie immer weiter erhöht. Immer mehr sollten sie produzieren. Und so mancher Ägypter mag gespottet haben: „Wo ist denn nun dein Gott?“ An diese Erfahrung der Vorfahren erinnert sich der Psalmbeter

möglicherweise und geht nun auf seine eigene Situation ein. Denn in Vers 5 heißt es:

„Daran will ich denken und ausschütten mein Herz bei mir selbst: wie ich einherzog in großer Schar, mit ihnen zu wallen zum Hause Gottes mit Frohlocken und Danken in der Schar derer, die da feiern“

(Ps 41,5).

Der Psalmbeter befindet sich offenbar in einer Notsituation und ist Zielscheibe für den Spott anderer Leute. Er sehnt sich nach Gott, der Quelle des Lebens, nach der er dürstet. Wie gern würde er zum Heiligtum des Herrn „wallen“, wie es in der Lutherbibel heißt. Also eine Wallfahrt zum Heiligtum des Herrn unternehmen. Dort würde er Gott seine Not vorbringen und wäre sich auch seiner Gegenwart gewiss. Aber fern ab vom Heiligtum muss er sich sozusagen selbst zurechtweisen wegen seiner Verzagtheit. Und so betet er – ich lese weiter ab Vers 6:

„Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist. Mein Gott, betrübt ist meine Seele in mir, darum gedenke ich an dich aus dem Land am Jordan und Hermon, vom Berge Misar. Deine Fluten rauschen daher, und eine Tiefe ruft die andere; alle deine Wasserwogen und Wellen gehen über mich“ (Ps 42,6-8).

Hier verlassen wir nun endgültig die Erinnerung an das Leid der Israeliten in der ägyptischen Sklaverei. „Ich gedenke an dich aus dem Land am Jordan und Hermon“, heißt es in Vers 7. Hier ist offenbar vom Ostjordanland die Rede. Und was der Psalmbeter über die rauschenden Fluten und die Wellen sagt, erinnert mich an die Worte Jonas. Der betete, nachdem er von einer Schiffsbesatzung ins Meer geworfen und dann von einem großen Fisch verschluckt wurde: „Ich rief zu dem HERRN in meiner Angst und er antwortete mir. Ich schrie aus dem Rachen des Todes und du hörtest meine Stimme. Du warfst mich in die Tiefe, mitten ins Meer, dass die Fluten mich umgaben. Alle deine Wogen und Wellen gingen über mich, dass ich dachte, ich wäre von deinen Augen verstoßen“ (Jona 2,3-5). Soweit ein Zitat aus dem zweiten Kapitel des Jonabuches. Zurück zu Psalm 42; weiter ab Vers 9:

„Am Tage sendet der HERR seine Güte, und des Nachts singe ich ihm und bete zu dem Gott meines Lebens. Ich sage zu Gott, meinem Fels: Warum hast du mich vergessen? Warum muss ich so traurig gehen, wenn mein Feind mich dränget? Es ist wie Mord in meinen Gebeinen, wenn mich meine Feinde schmähen und täglich zu mir sagen: Wo ist nun dein Gott?“ (Ps 42,9-11).

Spätestens an dieser Stelle könnten sicher viele unserer Zeitgenossen heute mit einstimmen. Auch Christen fragen sich manchmal: „Wo bist du, Gott? Warum hast du mich vergessen? Warum lässt du es zu, dass andere Menschen mich bedrängen?“ Und vielleicht haben Sie auch schon mal den Schmerz darüber verspürt, dass solche Menschen, die nach außen hin so überlegen tun und spotten, sich immer mehr von Gott abwenden, weil die Gläubigen scheinbar so gottverlassen dastehen. – Ein weiteres Mal ermahnt sich unser Psalmbeter sozusagen selbst und ruft aus (Vers 12):

„Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist“ (Ps 42,12).

Wie ich vorhin schon erläutert habe, bildeten die Psalmen 42 und 43 ursprünglich mal vermutlich ein

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zusammenhängendes Lied. Und tatsächlich schließt sich der erste Vers aus Psalm 43 nahtlos an. Er lautet:

„Gott, schaffe mir Recht und führe meine Sache wider das unheilige Volk und errette mich von den falschen und bösen Leuten!“ (Ps 43,1).

Mit dem „unheiligen Volk“ könnten Leute aus dem eigenen Volk gemeint sein, aber auch Menschen aus einem fremden Volk. Deshalb erinnert mich dieser Vers einerseits wieder an die üblen

Erfahrungen des Volkes Israel in Ägypten. Andererseits denke ich an das, was die Bibel für die Endzeit prophezeit. Da wird es eine große Bedrängnis geben, die Zeit der großen Trübsal. – Ich lese weiter ab Vers 2:

„Denn du bist der Gott meiner Stärke: Warum hast du mich verstoßen? Warum muss ich so traurig gehen, wenn mein Feind mich dränget? Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung, dass ich hineingehe zum Altar Gottes, zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist, und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott“ (Ps 43,2-4).

Der Psalmist bittet Gott: „Sende dein Licht und deine Wahrheit.“ Was heißt das ganz konkret? Nun, Jesus hat einmal gesagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Joh 8,12). Und Jesus hat auch gesagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Joh 14,6). Beide Aussagen sind für diejenigen, die Jesus damals zugehört haben, ziemlich eindeutig gewesen. Für sie war klar: Jesus nimmt für sich selbst in Anspruch, der im Alten Testament

angekündigte Messias zu sein, der Erlöser Israels. Der Wunsch des Psalmisten: „Sende dein Licht und deine Wahrheit“, drückt also letztendlich die Sehnsucht nach dem Messias aus und die Sehnsucht nach Erlösung. – Und nun der letzte Vers von Psalm 43:

„Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist“ (Ps 43,5).

Trotz aller Not ist sich der Psalmist sicher: Seine Gebete werden erhört werden und der seit Langem erwartete Messias (oder „das Licht und die Wahrheit“, wie er es zuvor ausgedrückt hat) wird zur Hilfe kommen. Zu dieser Zeit wird sich Hesekiels Prophetie erfüllen: „Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben“, spricht der HERR, „und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun. Und ihr sollt wohnen im Lande, das ich euren Vätern gegeben habe, und sollt mein Volk sein und ich will euer Gott sein“ (Hes 36,26-28).

Ins Deutsche übertragen von Kai-Uwe Woytschak

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