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Von Gott gefärbt Psalm 1

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Academic year: 2022

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Von Gott gefärbt – Psalm 1

Kindergeschichte: Blumen, die von buntem Wasser farbig werden.

Mit den bunten Blumen der Kindergeschichte wäre eigentlich schon alles Wichtige gesagt. Diese kleine wissenschaftliche Erkenntnis und der erste Psalm, den wir davor gehört haben, haben nämlich eine wesentliche Sache gemeinsam: Beide machen deutlich, dass es nicht egal ist, was ich in mich aufnehme. Beide zeigen, dass das, womit ich mich beschäftige, mich auch zu dem werden lässt, der ich bin oder einmal sein werde. Wenigstens ein bisschen.

In diesem Psalm geht es um die Frage, was eigentlich ein gutes Leben ist. Es fängt ja schon so an: „Selig der Mann,…“ steht bei mir am Anfang. Das ist ein seltenes Wort heute, in manchen Bibeln steht auch „Glücklich“. Es geht um ein Leben, das gelingt, das floriert, das wächst und das erfüllt ist. Der Dichter macht hier ein bisschen Werbung für eine Sache, von der er wirklich überzeugt ist.

Und sehr schön und kunstvoll beschreibt er in diesen sechs Versen, was für ihn dieses gute Leben ausmacht.

In den ersten zwei Versen stellt er zwei verschiedene Lebenswege einander gegenüber: „Selig der Mann, der nicht nach dem Rat der Frevler geht, nicht auf dem Weg der Sünder steht, nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern sein Gefallen hat an der Weisung des HERRN, bei Tag und Nacht über seine Weisung nachsinnt.“ Es gibt zwei Seiten: Auf der einen die Frevler, die Sünder und die Spötter. Das sind im Alten Testament alles Menschen, die die Perspektive Gottes auf das Leben und den Menschen ablehnen. Frevler, Sünder und Spötter sind Menschen, die sich selbst auf den Thron ihres Lebens setzen und nach dem leben, was sie für richtig und erstrebenswert halten. Das sind nicht unbedingt ungläubige Menschen, alle diese Gruppen können im Alten Testament auch Teil des Volkes Gottes sein (z.B. Ex 2,13; Jes 33,14; Spr 15,12; 21,24). Was sich in dem Werbeclip so eindeutig anhört ist, im Alltag nicht immer so klar zu erkennen.

Es gibt mehr Grautöne.

Auf der anderen Seite stehen keine Menschen, sondern die „Weisung Gottes“, die torah. In einem engen Sinne beschreibt dieses Wort die fünf Bücher Moses, wo Gott seinem Volk in der Vergangenheit Weisung gegeben hat, sie geführt hat. Das ist eine Möglichkeit, dieses Wort zu verstehen, indem man zurück blickt. Jetzt ist dieser Psalm aber auch der erste Psalm des gesamten Psalmenbuches, 149 Psalmen kommen noch danach. Und einige verstehen dieses Lied deshalb als eine Art „Leseanleitung“ für die restlichen Psalmen. Und dann ist die Weisung nicht nur etwas, das in der Vergangenheit geschehen ist und was in der Vergangenheit gesucht werden muss, sondern etwas, das in der Gegenwart gefunden werden. Diese ganzen Lieder fragen nämlich danach, wie Gott denn heute führt. Und wo er das tut. Und ob er es überhaupt noch tut.

Wenn man also in die Gegenwart schaut, dann ist die Weisung Gottes das, was er zu meinem Leben zu sagen hat. Und zwar hier und jetzt. Was sein Blick auf

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meine Situation, meine Frage, meine Herausforderung ist. Also genau das, was den Frevler, Sünder und Spötter nicht interessiert.

Schaut euch noch einmal den ersten Vers an. Die Beschreibung eines Lebens ohne Gott ist nicht zufällig gewählt, dahinter steht eine Idee. Einmal herrscht hier ein großes Ungleichgewicht. Dem einzelnen Mann wird gesagt, wie er ein gutes Leben führen kann, und ihm gegenüber stehen drei große Gruppen von Frevlern, Sündern und Spöttern. Das ist überwältigend. Das Verhältnis ist mindestens 6 zu 1, wenn man den Plural als Zweiheit auffasst, es könnte aber auch 1.000 zu 1 oder 1.000.000 zu 1 sein. Dieser Weg mit Gott scheint gar nicht leicht und selbstverständlich zu sein.

Und es geht weiter: „Selig der Mann, der nicht nach dem Rat der Frevler geht, nicht auf dem Weg der Sünder steht, nicht im Kreis der Spötter sitzt.“ In manchen Übersetzungen kommt es nicht so rüber, aber hier passiert eine Entwicklung vom Gehen zum Stehen zum Sitzen. Es wird immer unbeweglicher, immer statischer. Wer sitzt, ist wie festgewachsen und man muss ziemlich viel Energie aufwenden, um wieder in die Bewegung, in die Dynamik zu kommen.

Also, der Dichter macht sich viele Gedanken darüber, wie er diesen Psalm schreibt und damit will er auch etwas bestimmtes ausdrücken. Dass es zwei verschiedene Lebensentwürfe gibt – das ist für die Bibel nichts Neues. Das gibt es häufiger, in vielen Büchern und Geschichten müssen Menschen sich ständig entscheiden. Aber die Idee dieses Psalms ist eine andere: Bei diesen zwei Wegen geht es nicht um eine einmalige Entscheidung und dann stehe ich auf der richtigen Seite, so im Sinne: Wenn ich erst mal auf der richtigen Autobahn bin, dann kann auch nicht mehr viel schief gehen. Nein, er hat ein dynamischeres Bild vom Menschen, eins das vielschichtiger ist. Es geht nicht um Entscheidung, es geht um Entfaltung. Erst gehe ich, dann stehe ich und dann sitze ich. So wie bei einer Blume, die man in rote Tinte stellt: Erst ist keine Farbe da, dann ganz wenig und später ein bisschen mehr. Entfaltung braucht Zeit. Wenn ich die Blume rausnehme, dann passiert auch nichts mehr. Dann bleibt alles so, wie es ist.

Das heißt für den, der ein gutes Leben haben will, dass er „Tag und Nacht“ über die Weisung Gottes nachdenken soll. Das heißt: Gottes Denken kennen lernen.

In seinen Blick auf das Leben eintauchen und ganz viel Farbe aufsaugen. Und das klappt nicht, indem man eine Entscheidung fällt, das klappt, indem man seinen Alltag gestaltet. „Tag und Nacht.“ Das zeigt schon Regelmäßigkeit, immer wieder, immer wieder. Also Routine, aber absolut positiv gemeint!

Dieses Lied ist ein Beispiel dafür, dass christliches Leben auch bedeutet, dass ich christliche Gewohnheiten entwickele. Das heißt, sein Leben so gestalten, dass Denken und Fühlen immer wieder die Möglichkeit haben, Gottes Weisung zu hören und davon zu lernen. Christliches Leben heißt, sich selbst in rotes Wasser zu stellen und dann da drin zu bleiben. Wenn ich aus dem Wasser raus

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gehe, dann kommt auch keine neue Farbe in mich rein, und wenn ich mich in anderes Wasser stelle, dann kommt eine andere Farbe in mich rein.

Bevor ich nach Friedensau gekommen bin, habe ich Psychologie studiert. Meine Bachelorarbeit habe ich zu Gewohnheiten geschrieben und vor allem zu der Frage, wie man Gewohnheiten ändern kann. Sehr spannendes Thema. Ein kleiner Fun Fact daraus, der dazu passt: Zukünftiges Verhalten kann besser durch vergangenes Verhalten vorhergesagt werden als durch das Setzen von Zielen. Kurz gesagt: Sich zu entscheiden bringt nicht. Wenn ich die Zukunft wissen will, dann sollte ich nicht darauf achten, was ich mir bewusst vornehme, sondern anschauen, was ich so in der letzten Zeit gemacht habe. Das ist nichts Neues, deshalb funktionieren Neujahrsvorsätze nicht: Weil unsere Erfahrung und die Gewohnheiten, die wir entwickelt haben, mächtig sind. Nur weil jetzt auf einmal am 01. Januar ein kleiner Teil unseres Gehirns sagt: „Uh, Entschuldigung, ich würde hier gerne was ändern!“ Dann ändert sich nichts.

Unser Gehirn ist ziemlich konservativ.

Der Punkt ist: Unser Verhalten (und vor allem unser regelmäßiges Verhalten) ist mächtig. Alles, was ich heute mache, lese, sage, ausprobiere, konsumiere trägt mit dazu bei, wie ich morgen bin. Ich finde das einen schönen Gedanken, weil das heißt, dass ich nie wirklich fertig bin. In mir passiert immer irgendetwas, es kommt immer ein bisschen mehr Farbe in mich rein. Wenn dieser Psalm sagt, dass der Weg mit Gott bedeutet, sich immer wieder mit Gott zu konfrontieren, dann liegt darin ein tiefes Verständnis für unsere menschliche Natur.

Ich würde das gerne so formulieren:

Du bist kein Christ. Du wirst gerade zu einem.

Christsein ist nicht etwas, das man hat, sondern ein Weg, auf dem man geht.

Wir kommen noch darauf zurück. Lasst uns weitergehen im Lied:

„Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Bächen voll Wasser, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken. Alles, was er tut, es wird ihm gelingen. Nicht so die Frevler: Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.“

Wieder zwei Kontraste: Der Baum ist lebendig, grün, voller Lebenskraft, weil er sein Wasser aus einer guten Quelle zieht, und von seiner Frucht können auch andere profitieren. Und ALLES, was dieser Mensch tut, ALLES gelingt ihm. Das ist schon ein krasses Statement, sehr überschwänglich und sehr begeistert.

Und dagegen steht ein Haufen Spreu, nutzlose Reste von ein paar Grashalmen.

Es geht jetzt nicht mehr darum, was der Mensch macht, der ein gutes Leben haben will, sondern wie das Ergebnis von so einem guten Leben aussieht. Und es ist schon eine krasse Aussage, wenn der Dichter sagt, dass alles, aber auch wirklich alles gelingen wird, wenn man sich Tag und Nacht mit der Weisung Gottes beschäftigt. Ich weiß nicht, wie es euch in eurem Leben geht, aber so eine Aussage zerschellt doch irgendwie an der Realität. Ich kenne jedenfalls keinen

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Menschen, der Tag und Nach in der Bibel liest und der dann wirklich in allem Erfolg hat. Ich kenne auch Christen, die ihr Leben nicht mit einem Baum, sondern eher mit Spreu vergleichen würden.

Man muss aber gar nicht so weit weg von dem Psalm gehen, um das zu erkennen. Der dritte Psalm ist ja schon ein Klagepsalm, er fängt an mit: „HERR, wie zahlreich sind meine Bedränger!“ Es ist nicht alles gut, es hat offenbar nicht alles geklappt, was dieser Mensch sich vorgenommen hat. Und es geht weiter, immer weiter, immer wieder trifft man auf Lieder, die von der Erfahrung schreiben, dass dem frommen Menschen eben nicht alles gelingt.

Und sie kotzen sich richtig aus, erzählen lang und breit ihre Verzweiflung.

Die Psalmen sind nicht streng chronologisch aufgeschrieben und derjenige, der diesen ersten Psalm an den Anfang dieses Buches gesetzt hat, kannte diese anderen Lieder. Aber er wusste auch, dass die Klagelieder in diesem Buch nicht zufällig verteilt sind. Theologen ist aufgefallen, dass in dem Buch vor allem die erste Hälfte sehr stark von Klage und Leid dominiert ist, bis zu zwei Drittel aller Lieder. Nur wenige Dankeslieder oder Lobpreislieder treten auf. Je weiter man das Buch jetzt aber verfolgt, desto mehr frohe und dankbare Lieder treten auf, bis man ganz am Ende fünf Halleluja-Psalmen hat, die ganz begeistert von Gott sind. So ein absoluter Höhepunkt des Lobpreises. Wilson, ein Alttestamentler, schreibt dazu (ich habe es für euch übersetzt): „In gewissem Sinne beenden die Halleluja-Psalmen den Psalter nicht, sondern sie katapultieren den Leser nach vorne in einen offenen und nicht-endenden Raum des Lobpreises und der Dankbarkeit zu Jahwe.“ (Wilson, The Shape of the Book of the Psalms, 138) Das kann man auch statistisch nachvollziehen, aber darum geht es jetzt nicht.

Wer die Psalmen also liest, der erlebt eine Entwicklung mit, und zwar wie Menschen, die auf Gott schauen davon geprägt werden, wie Gott auf sie schaut.

Und am Ende des Buches ist das Wissen über einen Gott, der rettet und befreit, der schafft und glücklich macht so überwältigend, dass den Herausforderungen dieses Lebens mit einem anderen Blick begegnet werden kann. Mit einem Blick der Hoffnung darauf, dass mehr möglich ist. Und als Christen können wir sagen: dass auch über dieses Leben hinaus mehr möglich ist.

Wenn der Dichter sagt, dass alles gelingt, dann ist das trotzig gegenüber dem Leben. Es ist ein Glaubensbekenntnis an einen Gott, bei dem Zorn, Schmerz und Tod keine Macht haben. Sie sind schwach im Gegensatz zu dem Gott, der selbst das Leben ist. Und das ist die Tinte, das ist die Farbe, mit der die Weisung Gottes unser Leben wirklich glücklich machen kann. Und ohne diesen Gott kann ein Leben für den Dichter nicht wirklich glücklich sein. Jeder Hörer muss selbst entscheiden, ob er dem zustimmt oder nicht.

„Darum werden die Frevler im Gericht nicht bestehen noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten. Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten, der Weg der Frevler aber verliert sich.“

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Und jetzt, am Ende dieses Liedes hat sich das Verhältnis auf einmal ausgeglichen. Am Anfang hatten wir den Einzelnen gegen drei große Gruppen, jetzt haben wir die Frevler gegenüber der Gemeinde. Und jetzt, am Ende, sieht man, dass sich nicht nur beide Wege sich unterscheiden, sondern auch deren Ziel. „Gott kennt den Weg der Gerechten“, das kann meinen, dass ich selbst eigentlich gar keine Ahnung habe. Dass ich nur darauf vertrauen kann, dass dieser Weg auch wirklich ein Ziel hat, dass das Wasser, in das ich mich stelle, auch wirklich Farbe bringt. Weil dieser Gott liebt und fürsorglich ist und begleitet.

Und dann ist da dieser andere Weg und hier fällt auf: Gott ist einfach nicht da.

Er steht nicht daneben und legt ganz viele Fallen, damit dieser Mensch auch möglichst schnell in den Untergang geht, und er lacht böse, wenn er fällt. Nein, Gott drängt sich nicht auf. Und wo dieser andere Weg hinführt ist irgendwie egal. So wie Spreu, die vom Wind verweht wird, oder eine Blume, die in gar keinem Wasser steht.

Wofür wirbt dieses Lied also? Ich würde sagen dafür, dass wir eigentlich gar keine Christen sind, sondern dabei sind, welche zu werden. Gut, vielleicht macht das auch gerade einen Christen aus: Dass ich weiß, dass ich nicht fertig bin, sondern dass ich mit Gott unterwegs bin. Und wenn ich auf diesem Weg in Situationen komme, in denen mir nicht alles gelingt, in denen der Schmerz oder die Zweifel so groß sind, dass ich darin ertrinke – dann treibt mich das zu diesem Gott, der Hoffnung und Rettung verspricht. Der den Weg erkennen kann, den ich nicht sehe. Und der sogar in den Tod gegangen ist, damit diese Hoffnung auf Ruhe und ein gutes Leben für uns real werden kann.

Das ist ein Leben, das sich lohnt.

Mir macht dieses Lied Mut dazu, mir mein Leben anzuschauen und mich zu fragen, wo ich die Farbe Gottes in mich aufnehme. Es gibt ja viele Möglichkeiten dafür: Ich kann persönliche Andacht machen, ich kann mit Gott im Gebet im Austausch sein, eine tolle Möglichkeit sind auch Hauskreise, wo man sich als Christen gemeinsam trifft und über sein geistliches Leben nachdenkt. Und vielleicht ist das, weil ich Psychologie studiert, aber man darf nicht unterschätzen, wie wertvoll Gewohnheiten, Regelmäßigkeit und Rituale sind, um uns zu färben. Weil das die Sachen sind, von denen unser Leben eigentlich geprägt wird. Und es wäre so traurig, wenn wir einfach nur rumsitzen würden und unser Weg ins nichts führt.

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Weiterlesen. Weiterdenken.

Ein Gesamtblick auf das Buch der Psalmen

Ps 1 beschreibt zwei gegensätzliche Menschen (mit Gott und ohne Gott) und verspricht dem Menschen mit Gott eine zukünftige Hoffnung auf Segen. Die folgenden Psalmen zeigen aber deutlich, dass die Verheißung, Frucht zu bringen, nicht uneingeschränkt gültig ist: Bereits in Ps 3 wird starkes Leid erzählt. Offenbar ist dieser von Gott versprochene Segen noch nicht in der Gegenwart gültig. Die Verteilung von Psalmen der Klage und Psalmen des Lobes sind aber nicht zufällig. Der folgende Überblick ist aus Jacobson, The Book of Psalms (NICOT), 27, entnommen:

Psalmen der Klage Psalmen des Lobes

Erstes Buch 59 % 20 %

Zweites Buch 65 % 19 %

Drittes Buch 47 % 35 %

Viertes Buch 24 % 29 %

Fünftes Buch 23 % 52 %

Was bedeutet diese Aufstellung für das Buch der Psalmen? Sie zeigen, dass der Gläubige in einer Zeit des Wartens und des Noch-Nicht lebt. Die Lieder laden den Gläubigen auf eine Reise ein, in der er lernen kann, wie der Blick auf Gott Ruhe und Hoffnung stärken kann.

"As is often noted the Individual Laments are especially dominant at the start of the Psalter. Ps. 1 gives a reference point, a rock of certainty from which the faithful can cry out for the blessing of God against the trials they face. Ps. 2 is part of this same frame of reference. Whatever the current experiences of life, Yahweh's sovereignty, and that of his mâsîah, is the true reality. Refuge in him is the only choice of the wise." (Whithing, Psalms 1 and 2 as a hermeneutical lens for reading the Psalter, 259)

Gewohnheiten etablieren – eine psychologische Perspektive

Psalm 1 zeigt, dass das Leben mit Gott nicht nur eine Entscheidung ist, sondern sich mit der Zeit entfaltet. Ein Blick auf die psychologische Seite, wie Verhalten und Gewohnheiten von Menschen geprägt werden, kann vor diesem Hintergrund hilfreich sein.

Unser Gehirn ist konservativ, das heißt, dass es gerne bei dem bleibt, was es kennt. Mein Verhalten in der Zukunft kann durch mein Verhalten in der Vergangenheit besser vorhergesagt werden also durch meine Entscheidungen oder Intentionen in der Gegenwart. Das ist nichts Schlechtes, weil sich einiges davon bereits in meinem Leben bewährt hat. Zu viele (und vor allem zu schnelle) Erwartungen sind deshalb in Bezug auf eine Verhaltensänderung

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nicht angemessen. Grundsätzlich bist du nämlich ganz okay mit dem, was du schon mitbringst. Neue Akzente im Denken oder Handeln brauchen Zeit zum Wachsen und zum Etablieren.

Unter der Voraussetzung einer entspannten und selbstannehmenden Grundhaltung: Wie kann es denn jetzt klappen, Verhalten zu prägen? In der psychologischen Forschung werden häufig zwei verschiedene „Pfade“

unterschieden:

1. Downstream: Von oben nach unten, indem ich Entscheidungen treffe.

Sehr einfach, aber leider nicht sehr nachhaltig.

a. Konkretisierung erhöht die Effizienz: Wann, wo, wie lange,…?

b. Regelmäßigkeit erhöht die Effizienz: Das Gehirn kann sich einstellen, Flexibilität und Änderung sind immer so anstrengend…

c. Beispiele: (a) Morgenandacht um 7:00 vor dem Frühstück für 15 Minuten in meinem Lieblingssessel mit einem Kräutertee, einem guten Andachtsbuch und einem Gebet für den Tag. (b) Abends im Bett einige Minuten Achtsamkeit üben und anschließend ein Abendgebet sprechen. (c)

2. Upstream: Von unten nach oben, indem ich meine Umgebung ändere.

Aufwändig, aber effektiv, weil es mich vor Vergesslichkeit, Ablenkungen, Versuchungen usw. schützt.

a. Idee: Dieser Pfad funktioniert eher indirekt. Unserem Gehirn wird es leichter gemacht, indem es weniger (oder gar keine!) Entscheidungen mehr treffen muss.

b. Problem: Häufig können (und sollten!) wir unsere Umgebung nicht so grundlegend verändern, wie es hilfreich wäre.

c. Beispiele: Abhängig von den Zielen und dem persönlichen Alltag.

Wenn man seine normalen Abläufe näher betrachtet, kann man besser erkennen, wo eine Umgebungsänderung tatsächlich hilfreich sein kann (Kernfrage: Was stört? Nicht umsonst hat sich Jesus für sein Gebet in die Wüste zurückgezogen, Lk 5,16). (a) Um eine Morgenandacht störungsfreier zu gestalten, kann das Smartphone am Abend zuvor in eine Schublade verfrachtet werden und erst nach der Andacht hervorgeholt werden (Regel:

Bible first, smartphone second). (b) Eine Bibel oder ein Andachtsbuch direkt neben dem Kopfkissen platzieren. (c) Den Arbeits-, Schul- oder Uniweg so verändern (anderen Parkplatz wählen, Umwege gehen,…), dass er durch einen Park, Wald oder einen anderen Ort führt, wo es mir leicht fällt, mit Gott zu sprechen.

Beide Pfade haben ihre Berechtigung und können recht gut miteinander kombiniert werden. In jedem Fall hilft es, wenn man sich mit anderen Menschen abspricht und so die Verbindlichkeit erhöht.

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