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Jahrgang 16 / Folge 13
O r g a n d e r L a n d s m a n n s c h a f t O s t p r e u ß e n e . V .
Hamburg 13, Parkallee 86 / 27. März 1965 3J5524C
Bismarcks V e r m ä c h t n i s
E K . Der Bahnhof Friedrichsruh im Sachsen- wald hat sich seit den Tagen, da hier der Mann der das neue Deutsche Reich schuf, seine letzten Lebensjahre verbrachte, wohl nicht wesentlich verändert. Wer heute mit einem der Vorortzüge aus Hamburg hier eintrifft, der mag sich erin- nern, daß fast genau an der gleichen Stelle, wo er die Sperre durchschreitet, vor siebzig Jahren einer der größten Deutschen, die je gelebt ha- ben, Kaiser und Könige, Staatsmänner und welt- bekannte Persönlichkeiten begrüßte. Ist es einem bei Spaziergängen in dem Wald nicht so, als könnte plötzlich aus einem Seitenweg der mächtige Schatten des Titanen vor uns ste- hen? Was würden wir dem Fürsten Otto von Bismarck sagen, wenn sich der prüfende Blick seiner Augen auf uns richtete und wenn die helle Stimme uns fragte: . W i e s t e h t es um Deutschland? Was habt ihr, die spä- teren Geschlechter unseres Volkes, aus meinem Werk gemacht?"
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Zwischen dem Mausoleum, in dem der erste und größte Kanzler des heute zerrissenen Rei- ches und seine geliebte Frau ruhen, und zwi- schen dem Gutshaus und dem Bismarckmuseum liegen in der Sonne die gleißenden Schienen- paare einer der wichtigsten Bahnlinien unseres Vaterlandes. Sie verbinden unsere beiden volk- reichsten Städte: die deutsche Hauptstadt her -
1 i n und die größte Hafenstadt Hamburg und auf ihr fuhren einst die modernsten Züge in großer Zahl. Heute verkehren hier nur ganz wenige Fernzüge, denn wenige Kilometer hin- ter Aumühle und Friedrichsruh liegt bei Buchen schon jene .Grenze" des Wahnsinns und des schamlosen Terrors, die Deutsche von Deutschen trennt mit ihren Wachtürmen, verminten Todes- zonen und Stacheldrahtzäunen. Wo einst der Verkehr flutete, herrscht heute unheimliche, ge- fährliche Stille.
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Den 150. Geburtstag Otto von Bismarcks be- gehen wir in einer Zeit, die von uns selbst mehr fordert als dankbare Erinnerung an die Leistung eines Großen, Genugtuung über die Taten un- serer Väter und das 1871 Erreichte. Wenn der 1. April 1965 nicht zu einem Tag der Re- chenschaft und der s t r e n g e n Selbst- prüfung vor dem Angesicht des Reichsgrün- ders würde, hätte er seinen Sinn verfehlt. Es gilt, eine sehr bittere Bilanz der Versäumnisse und mancher verfehlter Politik zu ziehen und aus dem Erbe des großen Kanzlers und Staats- mannes Rat und Kraft zu holen für unseren eigenen Auftrag in einer Zeit schwerster Ge- fahren und Bedrohungen. Vergessen wir nicht, daß es im Grunde um zwei Tage voll ern- ster Mahnung geht. Vor anderthalb Jahrhunder- ten wurde den Deutschen ein Mann geboren von mehr als säkularer Bedeutung. Vor 75 Jah- ren — Ende März 1890 — mußte der Fünfund- siebzigjährige unter wenig würdigen Umstän- den aus dem Amt des Lenkers der deutschen Reichsgeschäfte scheiden. Keiner seiner Nach- folger besaß auch nur annähernd seine Gaben, seine Kenntnisse, seine Umsicht und Stärke. Er hatte immer gewußt, daß das geeinte Deutsch- land, diese neue Großmacht in der Mitte Euro- pas, viele Neider und heimliche Gegner haben würde. Er baute ein sehr kunstvolles Sy- stem der Bündnisse und Absicherungen auf, das
Abwanderung aus Ostpolen
Warschau hvp. In der polnischen Presse wird seit geraumer Zeit auf die in den östlichen Wojewodschaften um sich greifende Abwande- rungsbewegung nach Zentralpolen und in die be- setzten ostdeutschen Provinzen hingewiesen. Der
„Tygodnik Demokratyczny" schilderte kürzlich die Hauptgründe für diese Erscheinung. Es han- dele sich insbesondere darum, daß die Bevölke- rung jener östlichen Regionen weitaus schlech- ter versorgt werde und demgemäß einen be- trächtlich niedrigeren Lebensstandard habe als die Bevölkerung Zentralpolens und der Oder- Neiße-Gebiete. Wenn man aber, so wird gleich- zeitig betont, gefordert habe, auch die östlichen Landesteile Polens sollten also mehr industriali- siert werden, so sei eine solche Forderung .grundfalsch", obwohl sie beim ersten Blick als berechtigt erscheine. Man müsse sich bei der Industrialisierung nach den Gegebenheiten — wie dem Vorhandensein von Rohstoffen und von .Arbeitskraftreserven" — richten. Doch müßten die .Disproportionen bei der Verteilung des Sozialproduktes" behoben werden, indem die industrialisierten Gebiete eben .etwas abgeben müßten. , „
Aus dem polnischen Bericht geht hervor, daß die polnische volkswirtschaftliche Planung die östlichen Wojewodschaften a b s i c h t l i c h z u r ü c k s t e l l t , um die Investitionen beson- ders auf die Oder-Neiße-Gebiete zu konzentrie- ren. Gleichzeitig soll der Zustrom in die polnisch besetzten Gebiete dadurch gefördert werden, daß die Bevölkerung dort relativ besser ver- sorgt wird. Es handelt sich also offensichtlich um Maßnahmen, die dazu bestimmt sind, die gleichzeitig in den Oder-Neiße-Gebieten zu ver- zeichnende Abwanderungstendenz abzufangen.
er unermüdlich mit viel Feingefühl verbesserte und ausbaute. Wie hat er sich unablässig um die Versöhnung mit einstigen Gegnern bemüht!
Daß die Deutschen nach dem Einigungskrieg 44 Jahre in gesegnetem Frieden leben konnten, daß sie auch draußen in der Welt Vertrauen und Achtung gewannen, daß sie als erste den Weg so sozialem Schutz und zu einem beacht- lichen Wohlstand einschlagen konnten, das ver- danken wir ihm.
Das deutsche Volk hat sehr wohl geiühlt, was die vorzeitige Entlassung des genialen Mannes bedeutete, der 28 Jahre hindurch Preußens und mehr als zwei Jahrzehnte des Reiches Geschicke mit einzigartiger Meisterschaft gelenkt hatte.
Während viele Berufspolitiker und .Promi- nente" nach Bismarcks erzwungenem Rücktritt
beschämende Proben der Undankbarkeit und zersetzenden Kritik ablegten, hat der .kleine Mann" gewußt, was es bedeutete, den gewich- tigen Rat des Berufenen in den Wind zu schla- gen. Seine düstersten Ahnungen haben sich er- füllt. Was dann kam, haben wir miterlebt und miterlitten. Wie oft ist in diesen schlimmen Zei- ten gefragt worden, wie anders wohl die Dinge verlaufen wären, wenn ein Mann von der Größe Bismarcks das Ruder des Reiches in Händen gehabt hätte. Verblaßt sind die Schreck- und Zerrbilder, die Historiker und Politiker einer gewissen Provenienz und auch sehr bösartige Verleumder von der angeblichen „Gewaltpoli- tik" des .Mannes in den Kürassierstiefeln" aus- malten. Auch im Ausland wird heute weitge- hend anerkannt, wie klug, wie feinfühlig und
überzeugend dieser große Staatsmann sein Werk vollbrachte.
Wir sollten in einer Zeit, wo wir für deutsche Innen- und Außenpolitik des Rates großer Mei- ster so dringend bedürfen, Bismarcks Vermächt- nis für uns an jedem Tage nützen und ausschöp- fen. Man spricht heute so gern von einer
„Realpolitik" und bezeichnet damit oft ge- nug eine Haltung, die angesichts augenblick- licher Schwierigkeiten den großen Auftrag der Deutschen aufgibt, vor den geschaffenen jetzi- gen Tatbeständen der Beute- und Gewaltpolitik kapituliert, auf Ost- und Mitteldeutschland ver- zichtet. Nun, Bismarck, der ein echter „Wirklich- keitspolitiker" von höchsten Graden war, hat nie kapituliert und nie resigniert. Er wußte sehr genau, daß nicht an jedem Tag alles zu errei- chen ist. Er hat uns gelehrt: „Man kann nicht selber etwas schaffen; man kann nur abwarten, bis man den Schritt Gottes durch die Ereignisse hallen hört. Dann vorspringen und den Zipfel seines Mantels fassen, das ist alles."
Er wußte, wie oft vielen Deutschen die Ge- duld ausgeht, die Dinge reifen zu lassen und
er hat sie oft genug ermahnt, zäh und aus- dauernd ihre Sache zu verfolgen. Auszusäen und ruhig reifen zu lassen, gläubig auf die Ernte zu warten, die Gott schenkt, das hielt er für das Rechte. Wir können viel daraus lernen. Der wahre Staatsmann braucht Standfestigkeit und einen langen Atem. Wie lange und wie sorg- sam hat der Gründer des Deutschen Reiches alle seine großen politischen Maßnahmen zäh verfolgt. Von ihm stammt das große Wort:
„Die Politik ist keine Wissenschaft, wohl aber eine Kunst, zu deren Ausübung Erfah- rung gehört" und auch das andere: „Die Diplo- matie ist kein Handwerk, das man mit den Jah- ren erlernt . . . Die Diplomatie ist eine Kunst."
Er hat vor den Schmeichlern und politischen Ge- schäftemachern gewarnt und sie „das größte Unglück für Staatenlenker und Könige" ge- nannt.
Bismarcks Erinnerungen, Bismarcks Gespräche und Briefe sollten heute auf dem Arbeitstisch jedes politisch denkenden Deutschen, vor allem jedes Abgeordneten und Ministers liegen und täglich gelesen werden. Sie bergen tausende höchst aktueller und gewichtiger Ratschläge und Winke für entscheidungsvolle Stunden aus der
Zum 150. Geburtstage Bismarcks
Die letzte zu Lebzeiten des Kanzlers entstandene Porträtskizze, gezeichnet von Franz von Lenbach Foto: Kleinhempel
Praxis eines Mannes, der deutsche Politik mit höchster Meisterschaft machte und der in vieler Beziehung weit über seine Zeit hinaus dachte und ahnte. Es hat Zeiten gegeben, wo man — sicher in guter Meinung — aus dem großen Mann eine fast überirdische und schon halb mythologische Gestalt machte. Er selbst hätte das gar nicht geschätzt. Er war gegen wol- kige Schwärmerei und wußte, daß je- der Mensch einmal irren muß, auch wenn er ganz Großes leistet. Unfehlbarkeit hat er nie für sich beansprucht. Dieser Meister der deut- schen Sprache konnte sehr klar und nüchtern reden und schreiben. Gerade darum hat er uns, der sich buchstäblich im Dienste des Vaterlandes verzehrte, so unendlich viel zu sagen. Nicht ihn anzuschwärmen, sondern seinen Rat zu hören und zu befolgen, würde er auch heute wünschen und fordern. Er war ein Sohn des 19. Jahrhun- derts und wußte, daß jede Zeit ihre Probleme, ihre schweren Prüfungen hat. Die Zumutung, späteren Geschlechtern detaillierte Richtlinien und Weisungen zu erteilen, würde er weit von sich gewiesen haben. Für das, was in unseren
Tagen geschieht oder nicht geschieht, tragen wir allein die Verantwortung. Von Bismarck aber können wir lernen, was staatsmännisches Denken ist.
Das „Tauwetter" ist vorüber
np. Wäre Chruschtschew noch Staats- und Par- teichef in Moskau, hätte Tito wahrscheinlich den jugoslawischen Professor M i h a j 1 o v nicht ins Gefängnis werfen lassen. Das Tito diese Geste gegenüber der neuen Sowjetregierung für erforderlich hielt, ist bezeichnend genug. Schließ- lich hatte Mihajlov nichts anderes geschrieben, als Chruschtschew selbst zuzugeben wußte- Lange vor Hitler geschah in der Sowjet-
union und im nachrevolutionären Sowjetrußland ein furchtbares Völkermorden, dem Mil-
lionen Menschen zum Opfer fielen. Daß Mihajlov diese historischen Reminiszenzen in den Zusam- menhang mit Hitlers Verbrechen in Osteuropa stellte, war ohne Zweifel ungeschickt. Aber es scheint, daß dieser rhetorische Fauxpas nur der äußere Anlaß gewesen ist, um auch in Jugosla- wien die Kritik am Weg zum nationalen Kom- munismus zu begrenzen.
Seitdem nämlich Chruschtschew die Verbre- chen der Stalin-Ära beim Namen nannte, spricht
man auch in den Satellitenländern und im titoi- stischen Jugoslawien über gewisse Begebenhei- ten der eigenen Geschichte. In Jugoslawien äußerte sich dies in zum Teil heftiger Kritik an
Titos Vorgehen gegen Milovan Djilas, dessen „Gespräche mit Stalin" im Grunde ge-
nommen nur wiedergeben, was Chruschtschew oifen zugab. So scheint der neue Schuß weniger gegen den unglücklichen Literaturprofessor als vielmehr gegen andere Kritiker der Behandlung des Falles Djilas gerichtet zu sein. Tito will
„den Anfängen wehren", und Mihajlov spielte ihm das Argument dafür direkt in die Hand:
Indem er „Hitlers Primat des Völkermordes" in Abrede stellte, zog er einen für kommunistische Ohren höchst unpassenden Vergleich. Der Bann- strahl Titos will sagen: Wer so redet, spricht für die Faschisten!
Nicht von ungefähr beginnt man auch in der Sowjetunion die Kritik an S t a l i n in ein milderes Licht zu setzen. Es wird „ent-
liberalisiert", wobei der Begriff „liberal" fast an den der antikommunistischen Ketzerei und des Revisionismus grenzt. Seit Kossygin und Breschnjew an der Macht sind, wurden kaum noch Stalin-Opfer rehabilitiert. Wo dies geschah, war die Rehabilitierung bereits unter Chru- schtschew eingeleitet worden; und man erfüllte ein den Angehörigen und Freunden gegebenes Versprechen. Auffällig ist vor allem, daß man nicht fortfährt, die Ehrenrettung der von Stalin erschossenen, degradierten und amtsenthobenen Armeeführer zu betreiben. Fürchten die heutigen Sowjetgeneräle, daß dabei ihre eigene nicht immer rühmliche Rolle zutage tritt? Viele von ihnen kamen erst infolge der stalinistischen Säu- berungen zu ihrem hohen Amt.
Das „Tauwetter" ist vorüber, und nicht nur mit Rücksicht aul die Chinesen. Es zeigte sich ganz einfach, daß man soviel Selbstentblößung nicht gewachsen war. Mit dem Tauwetter drohte auch das Ansehen der Partei zu schmelzen.
Chruschtschew gesteht schwere Fehler
Chruschtschew, der vor seiner Absetzung im Oktober vorigen Jahres zu den Mächtigsten der Erde zählte, hat zugegeben, schwere Feh- ler begangen zu haben.
In einem schriftlichen Interview mit dem fran- zösischen Journalisten Pierre Jeancard, das in der neuesten Ausgabe der in München erschei- nenden Illustrierten „Revue" enthalten ist, er- klärte Chruschtschew: „Mein schwerster Fehler bestand darin, daß ich mir einbildete, meine Stärke sei grenzenlos . . . es war ein Mangel an Realismus, war Verant- w o r t u n g s l o s i g k e i t und Hochmut. Die Entscheidung . . . mich meiner Amter zu ent- heben, war gerechtfertigt . "
Auf drei der zehn Fragen, die der französische Journalist stellte, blieb Nikita Chruschtschew die Antwort schuldig: „Hatten Sie damit gerechnet, Ihres Postens an der Spitze der sowjetischen Regierung enthoben zu werden?", „Können Sie sich frei in der UdSSR bewegen? Können Sie nach Ihrem Belieben ins Ausland reisen?" und
„Werden auch Journalisten bald die Erlaubnis
erhalten, mit Ihnen zusammenzukommen?" Bei
einer anderen Frage bemerkte Chruschtschew,
er habe „freiwillig darauf verzichtet, einige Fra-
gen zu beantworten, die niemanden interessieren
können".
27. März 1965 / Seite 2 Das Ostpreußenblatt
Jahrgang 16 / Folge ft
.Off weniger als 1917 geernfet"
In Moskau
wettert man gegen Chruschtschews Pläne M . M o s k a u . Landwirtschaftsspezialisten und Mitglieder der Akademie der Agrarwissen- schaften der UdSSR haben in der parteiamt- lichen „Prawda" und in der „ S o w j e t s k a j a Ros- sija" erneut die unter Chruschtschew ange- wandte Praxis scharf kritisiert, die Anbauflä- chen der M a i s - u n d H ü l s e f r ü c h t e k u l - t u r e n auf Kosten der W e i z e n k u l t u r e n auszudehnen. Dabei seien die klimatischen Be- dingungen, die der Anbau dieser Vorzugskul- turen erfordere, vollkommen außer acht gelas- sen und „unbiologisch und wissenschaftlich un- begründet" vorgegangen worden. Diese Praxis sei von einem v o l l e n M i ß e r f o l g g e k r ö n t gewesen und habe dazu geführt, daß in wichti- gen Getreideanbaugebieten, wie den Gebieten Smolensk oder Wladimir in der RSFSR, die Ge- treideernten nicht einmal das „ N i v e a u vor 1917" erreicht hätten.
In den b e r ü h m t e n Kornkammern der Groß- russischen Föderation, dem Kuban, dem Wolga- gebiet und dem Altai, seien Jahr für Jahr die G e t r e i d e a u f k a u f p l ä n e nicht erfüllt und außer- dem ein qualitativ schlechter Weizen abgelie- fert worden. Dagegen seien die A u f k a u f p l ä n e für Hülsenfrüchte mit 200 Prozent erfüllt wor- den. Ebenso „absurd" und von Mißerfolg ge- krönt sei der Anbau von Baumwollkulturen in der S ü d u k r a i n e und der von Mais in verschie- denen Gebieten, in denen die Voraussetzungen für ein gutes Gedeihen v ö l l i g fehlten, gewesen.
Es dürfe auf keinen Fall zugelassen werden, betont die „ S o w j e t s k a j a Rossija", daß die A n - bauflächen für Weizen weiter geschmälert wür- den, auch wenn, wie bereits wieder in diesem Jahr, in vielen Gebieten ein empfindlicher Man- gel an Saatgut für gute Weizensorten zu ver- zeichnen sei.
Gomulkas Geständnis
M . W a r s c h a u . Der polnische KP-Chef Gomulka hat auf einem ZK-Plenum in Warschau die W e s t m ä c h t e zu einer offiziellen Anerken- nung der O d e r - N e i ß e aufgefordert und erklärt, daß das polnische Volk „einem solchen Akt g e g e n ü b e r größte Hochachtung zeigen" (!) w ü r d e .
Diese Forderung werde jedoch nicht deshalb erhoben, weil ohne eine Anerkennung „der dauerhafte Charakter und die Unverletzlichkeit dieser Grenze gesichert wäre", sondern „weil das polnische Volk den Frieden in Europa festi- gen will, der von den .westdeutschen Militari- sten', von der Bonner Regierung und ihrer Poli- tik der G e b i e t s a n s p r ü c h e unterminiert wird" — erklärte Gomulka.
Wie der polnische KP-Chef weiter sagte, w ü r d e eine offizielle Anerkennung der Oder- N e i ß e „jedoch in keiner Weise unsere A u ß e n - politik, unsere Haltung g e g e n ü b e r der Sowjet- union und g e g e n ü b e r der sozialistischen Staaten- gemeinschaft verändern". Die Allianz mit der Sowjetunion sei „unverbrüchlich".
CDU-Präsidium und DJO
Auf Einladung des Vorsitzenden der Christ- lich Demokratischen Union Deutschlands, Bun- deskanzler a. D. Dr. A d e n a u e r , fand in Bonn ein Gespräch des Präsidium der C D U mit dem Vorstand der D e u t s c h e n J u g e n d d e s O s t e n s statt.
Aus diesem Gespräch nahm der Vorstand der Deutschen Jugend des Ostens, dessen Bundes- führer Oskar Böse, dessen stellvertretende Bun- desführer Berthold Frühauf und Siegfried Kott- witz sowie Mitglieder des Bundesvorstandes teil
Die C D U war durch Bundeskanzler a. D.
Adenauer, den geschäftsführenden Vorsitzenden Staatsminister a. D. Dufhues, die Bundesminister von Hassel, Seebohm, den Vorsitzenden des Landesverbandes O d e r / N e i ß e Josef Stingl, den Bundesvorsitzenden der Jungen Union Egon Klepsch, die Bundestagsabgeordneten Dr. Czaja, Riedel und Kuntscher vertreten.
Als Ergebnis des Gesprächs gaben die Teil- nehmer bekannt:
„1. Die C D U dankt der D J O für ihre B e m ü h u n - gen, in der Jugend aus den deutschen Vertrei- bungsgebieten das W i s s e n u m d i e H e i - m a t zu v e r t i e f e n und die V e r b u n d e n - h e i t z u d e n d e u t s c h e n O s t g e b i e - te n zu erhalten.
2. Die D J O hat damit der heranwachsenden Generation echtes H e i m a t g e f ü h l geben k ö n n e n und die Bewahrung der kulturellen Werte des deutschen Ostens gestärkt.
Die C D U bekräftigt ihre wiederholten offi- ziellen Erklärungen zu den Fragen der deutschen Heimatvertriebenen, insbesondere ihre unmiß- v e r s t ä n d l i c h e Haltung zum Recht auf die Heimat und Selbstbestimmung Sie versichert, d a ß sie über die d e u t s c h e F r a g e nur in Uber- einstimmung mit den für ganz Deutschland ver- antwortlichen Mächten verhandeln will und zweiseitige Abmachungen ausschließt.
3. Die D J O versichert der CDU, ihre Arbeit im Interesse dieser gesamtdeutschen Aufgabe in staatspolitischer Verantwortung und überpartei- lidier Gesinnung auch künftig fortzusetzen und zu v e r s t ä r k e n .
4. Die Beteiligung der DJO bei den allgemei- nen Aufgaben der Jugendpolitik vflrd mit den z u s t ä n d i g e n Stellen der C D U und der Jungen Union näher besprochen werden. Die Unter- stützung der D J O durch die Junge Union wird zugesagt. Die Gespräche sollen tortgesetzt wer- den."
Der Wolf und die Herde
bk. Paris. Die „atmosphärische Verbesserung"
der deutsch-englischen Beziehungen, die durch den Besuch von Harold Wilson erreicht werden konnte, dürfte das politische Klima zwischen Bonn und London nicht sehr lange bestimmen.
M a ß g e b l i c h e N A T O - M i l i t ä r s in Paris warnen jedenfalls davor, die Hoffnung zu hegen, daß die L a b o u r - R e g i e r u n g ihre Disengage- m e n t - P l ä n e faktisch aufgegeben habe. Denn da- von k ö n n e auch nach den Erklärungen des briti- schen Premierministers in der Bundesrepublik gar keine Rede sein. Diese skeptische Ansicht, die im Hauptquartier der Allianz zu hören ist, muß aufmerken lassen.
Denn: hat nicht Wilson zunächst in Berlin und dann in Bonn vier Bedingungen für ein Disenga- gement genannt, die geeignet sind, deutsche Be- fürchtungen zu beschwichtigen? Betonte er doch, daß eine militärische V e r d ü n n u n g in Mittel- europa nur in Betracht kommen dürfe, wenn das G l e i c h g e w i c h t d e r K r ä f t e dadurch nicht gestört werde, wenn eine ausreichende Kontrolle g e w ä h r l e i s t e t sei, wenn die „ E n t - s p a n n u n g s z o n e " nicht nur Deutschland umfasse und wenn sie auch gegen Waffen ab- gesichert werde, die sie von außen her bedro- hen. Das aber war immer der deutsche Stand- punkt, so daß es so scheinen konnte, als habe sich Wilson zu ihm „bekehrt".
Aus dem Verhalten der Engländer im N A T O - Rat ist indessen deutlich geworden, d a ß London die Ä u ß e r u n g e n des M i n i s t e r p r ä s i d e n t e n anders gewertet wissen will, als man sie in Bonn ver- standen hat. So sagen die Briten zum Beispiel, das Gleichgewicht der militärischen Stärke sei durch die amerikanische Atomgarantie für Eu- ropa längst hergestellt. Die Ausstattung der Streitkräfte auf dem Kontinent mit taktischen Kernwaffen haben eine S t ö r u n g dieses Gleichge- wichtes bedeutet, die — im Interesse der Ent- spannung — Zug um Zug beseitigt werden sollte. Das gelte um so mehr, als die Armeen des Warschauer Paktes — mit Ausnahme der sowjetischen — nicht mit solchen Kampfmitteln versehen worden seien.
Hafen wird modernisiert
F r a u e n b u r g . Der alte Fischerhafen in Frauenburg werde g e g e n w ä r t i g weitgehend er- neuert und modernisiert, schreibt die Zeitung
„ P / ' c n n i k Zuchodni" Die h ö l z e r n e n Kais wer- den enlfernt und dur<h Relonkais ersetzt Dies erfolge „im Rahmen der Aktivierung" des bis jetzt last ungenutzten Frauenburger Hafens.
Mit dem gleichen Argument sprechen sich die Briten entschieden g e g e n die Stationierung von s t r a t e g i s c h e n R a k e t e n für mitt- lere Reichweiten auf dem e u r o p ä i s c h e n F e s t l a n d aus. Sie wehren sich also gegen die Forderungen des NATO-Hauptquartiers, das Bündnis mit Mittelstreckenwaffen a u s z u r ü s t e n . Nach ihrer Ansicht w ü r d e eine Erfüllung dieses Wunsches von den Sowjets angeblich als „Pro- vokation" empfunden werden, womit alle A n - s ä t z e für eine „Entspannung" zunichte gemacht w ä r e n . Ein „Einfrieren* des nuklearen Poten- tials auf seinem jetzigen Stand ist — wie die Engländer meinen — das mindeste, was man anstreben m ü s s e .
Auch für die Absicherung einer „ V e r d ü n - nungszone" gegen Waffen, die von außer, her in sie hineinwirken k ö n n t e n , hat London eigene Pläne, die geeignet sind, die Sorgen des N A T O - Hauptquartiers v e r s t ä n d l i c h zu machen. Die bri- tischen Vorstellungen laufen darauf hinaus, d a ß die g r o ß e n A t o m m ä c h t e — also die Vereinigten Staaten einerseits und die Sowjetunion ande- rerseits — den Ländern, die nicht über Kern- waffen v e r f ü g e n , die v ö l k e r r e c h t l i c h e Garantie geben sollen, sie von nuklearem Beschuß zu verschonen. Wie man w e i ß , hat London bereits in Moskau v o r g e f ü h l t , ob der Kreml für ein sol- ches Abkommen zu gewinnen sei.
Man darf vermuten, daß sich die Sowjets für derartige Pläne der Engländer sehr lebhaft in- teressieren. Denn ihre Verwirklichung w ü r d e — von Kontinentaleuropa aus betrachtet — dem Versuch gleichen, d i e S o w j e t u n i o n z u m G a r a n t e n g e g e n s i c h s e l b s t zu ma- chen. Und der Wolf ist natürlich froh, wenn man ihm den Auftrag geben will, die Herde zu h ü t e n ; die Schafe allerdings sind von derartigen Ideen weniger beglückt, woraus sich erklärt, d a ß die verantwortlichen Offiziere im N A T O - H a u p t - quartier die englischen Vorstellungen nicht sehr schätzen. Es kann daher auch nicht wunderneh- men, wenn die nahe Zukunft der r)°'i^
,-h-pnq- lischen Beziehungen hier recht skeptisch beur- teilt wird.
Kein Platz für Ostpreußen
dod. Jeden Abend ist viermal im Fernsehen eine Deutschlandkarte zu sehen, eine Deutschlandkarte als Grundlage iür die Wetter- vorhersage. Aber das Wort Deutschlandkarte ist bereits ialsch gewühlt, denn es handelt sich lediglich um eine Karte von Deutschland, so wie sich das Fernsehen Deutschland vorstellt.
Sprechen wir zuerst vom Deutschen Fern- sehen, dem sogenannten ersten Programm.
Deutschland in den Grenzen von 1937 leuchtet nur einmal iür den Bruchteil einer Sekunde auf, um dann zu einem Standbild zu erstarren, das auf große Teile Ostdeuschlands ver- zichtet. Aus politischen Gründen, weil das Zei- gen von ganz Deutschland als Revanchismus ge- deutet werden könnte? Das kann doch nicht sein, denn in unseren Schulen und Amtsstuben wird gottlob nach wie vor das ganze Deutschland in den Grenzen von 1937 gezeigt. Aus welchen Gründen also? Es scheint so, daß nur Raum- gründe angeführt werden könnten, etwa des In- halts, daß die Mattscheibe keinen Platz für ganz Ostpreußen habe. Warum ist dann aber west- licherseits noch genügend Platz für Teile von Holland, Belgien, Luxemburg und Frankreich? Hierauf könnte man antwor- ten, iür diese Länder der E W G kennen wir auch das Wetter von morgen, nicht aber iür Ostpreu- ßen und Oberschlesien. Eine solche Antwort wäre fadenscheinig, weil das Wetter für Ost- preußen und Oberschlesien genau sc zu „erstel-
len" wäre wie für unsere Nachbarn im Westen.
Es muß daher die Frage an das Deutsche Fern- sehen gerichtet werden, warum die Grundkarte für das Wetter von morgen zwischen dem 17.
und 18. Meridian abreißt, warum weder für Ostpreußen noch für den Ostziplel Ostpom- mers noch für Oberschlesien östlich von Neiße Platz ist?
Daß es allabendlich heißt „anschließend aus Franlilurt die Wetterkarte", obwohl es eigent- lich heißen müßte, „anschließend aus Frankfurt am Main die Wetterkarte", denn es gibt ja auch noch ein Frankfurt an der Oder, ist bereits in mehreren Zeitungen und Zeitschriften auf- und angegriffen worden.
Und wie sieht es beim Zweiten Deutschen Fernsehen in Mainz aus? Auch hier hat man sich ein eigenes Fernseh-Deutschland zurechtgelegt.
In vorteilhalter Unterscheidung zum ersten Pro- gramm hört dieses Deutschland nicht zwischen dem 17. und 18. Meridian auf, sondern ein wenig östlicher, mitten in Ostpreußen.
Daß Deutschland zur Zeit gewaltsam geteilt ist, wissen wir. Mit unserem Verlangen nach Wiedervereinigung ganz Deutschlands begehren wir dagegen auf. Daß Deutschland aber noch zu- sätzlich durch treien Entschluß des Fernsehens geteilt wird, brauchte in der Tat nicht zu sein.
Dagegen protestieren wir und fordern, daß sich das Deutsche Fernsehen und das Zweite be- sinnen.
Koexistenz und Katholische Kirche
dod — Koexistenz heißt nicht passives Hin- nehmen aller Ungerechtigkeiten des Kommunis- mus, sondern aktive Auseinandersetzung mit ihm auf allen Gebieten und unter Ausnutzung aller Möglichkeiten. So etwa formulierte Pro- iessor Gustav Wetter, SJ, den Koexistenzbegrifl, wie er sich heute der katholischen Kirche dar- stellt. Anläßlich einer Presse-Arbeitstagung, zu der Prälat Prof. Dr. Adolf Kindermann in der vergangenen Woche nach Königstein in das
„Haus der Begegnung" eingeladen hatte, wurde eingehend die Situation der Kirche hinter dem Eisernen Vorhang erörtert und die Formel von der Koexistenz aut ihren Gehalt in dieser Frage untersucht.
Ausiührlich wurde die Frage der Zweck- mäßigkeit diplomatischer Gesprä- che zwischen dem Vatikan und einzelnen kommunistischen Ländern diskutiert. Dabei wurde deutlich, daß der Vatikan sich durchaus über die Verwirrung im klaren ist, die vor allem in Lateinamerika, aber auch in manchen süd- europäischen Ländern angesichts des „Salon- tähig-Werdens" des Kommunismus (Empfang Adschubejs durch Papst Johannes XXIII.) Platz gegriffen hat. Aber im Interesse der Bemühun- gen, in den kommunistischen Staaten auch nur halbwegs geordnete pastorale Verhältnisse zu schaffen, ist der Vatikan bereit, diese Verwir- rung als kalkulierbares Risiko auf sich zu neh- men, um — wie Professor Kindermann sagte — von der kirchlicher. Substanz hinter dem Eiser- nen Vorhang „zu reiten, was nodi zu retten ist."
Daß sich die Kirche dabei über die Grenzen des Dialogs mit dem Kommunismus durchaus bewußt ist, geht nicht zuletzt aus den verschiedenen Äußerungen Papst Paul VI. zum Kommunismus hervor, die in einer Sprache abge- taut sind, die sich von der seines Vorgängers in dieser Htnsichf wesentlich unterscheidet. Prot.
Rögele meinte hierzu, die Zeiten der Johannei- schen Verwirrung im Vatikan seien vorbei. Man
gibt sich in Rom uueh keinen Illusionen über die Auswirkungen der bisher getroffenen
Abkommen hin. So weiß man z R., daß die Über-
einkunft mit Ungarn vom September vergange- nen Jahres über die Ernennung von iünf Bischö- len nur eine einmalige Regelung ist, die an der rechtlichen Grundlage der Kirche in Ungarn nichts geändert bzw. verbessert hat und die für die Zukunft immer wieder in neuen Verhandlun- gen getroiten werden muß. Das Gleiche gilt auch für das jüngste Abkommen des Vatikans mit Prag.
Die Beiträge einiger aus den europäisihen Län- dern stammenden Priester haben bestätigt, daß sich die Lage der Christen im Laute der letzten Jahre in keinem der kommunistisch lielierrschten Staaten verbessert, in manchen sogar bedrohlich verschlechtert hat. Daran ändert auch alles Ge- rede von „friedlicher Koexistenz" nichts, die im sowjetischen Verständnis nichts anderes als die Vermeidung eines Atomkrieges, wohl aber die intensive Fortsetzung des ideologischen Kamp- fes mit allen Mitfln in der internationalen Arena bedeutet. ß. K
„Einen Schlußstrich ziehen . .
57 Prozent der wahlberechtigten B e v ö l k e r u n g der Bundesrepublik sprechen sich für einen S c h l u ß s t r i c h unter die Verfolgung von nationalsozialistischen Verbrechen aus. Das geht aus einer Umfrage hervor, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der „Re- port"-Redaktiion des S ü d d e u t s c h e n Rundfunks angestellt hat. Danach treten 32 Prozent der Be- v ö l k e r u n g über 21 Jahre für die weitere Ver- folgung dieser Verbrechen ein, 11 Prozent hat- ten keine Meinung. Fast zwei Drittel der Be- fragten, genau 65 Prozent, sind der Meinung, daß bei der Entscheidung Uber die V e r j ä h r u n g keine Rücksicht auf die Weltrop»inung genom- men werden solle. 23 Prozent hiiten es für not- wendig, die a u s l ä n d i s c h e Reaktion zu berück- sichtigen. Eine Bestrafung von Vorbrechen, die in der Kriegs- und Nadikr•••(w.oit von A u s l ä n - dern a n d e n D e u t s c h e n b e g a n g e n wurden, verlangen 99 Prozent der Befragten
V o n W o c h e z u W o c h e
Ein finanzpolitisches Programm der SPD soll von dieser Partei Mitte M a i der öffentMcbkeit vorgeleqt werden.
329 ostdeutsche Landsleute aus den polnisch besetzten Heimatprovinzen trafen im Grenz- durchqanqslager Friedland ein.
117 Seeschiffe mit 870 000 Brutto-Register- Tonnen wurden 1964 auf deutschen Werften ge- baut Nach Japan, G r o ß b r i t a n n i e n und Schwe- den war die Bundesrepublik das viertgröfke Schiffbauland der Welt.
700 000 Tonnen Weizen liefern die USA den Titoregime in Jugoslawien. Der Kaufpreis soll in Dollars in z w ö l f Jahren gezahlt werden.
Eine Berliner Plenarsitzung des Bundestages ist von P i ä s i d e n t Gerstenmaier für den 7. April einberufen worden. Die Volksvertretung wird in der K o n g r e ß h a l l e der deutschen Hauptstadt tagen. Es handelt sich um die erste Berliner Bundestagssitzung seit dem Oktober 1958.
Weiter gesunken ist die B e v ö l k e r u n g / v , ; der sowjetisch besetzten Zone Mitteldeutsch- lands im Jahr 1964 um etwa 170 000 Einwohner auf knapp 17 Millionen. Der Ostsektor Berlins hat heute 1 071 000 Einwohner.
Die Pflege der riesigen deutschen Soldaten- f r i e d h ö f e in Frankreich tür die Gefallenen des Ersten Weltkrieges wird der Volksbund Deut- sche K r i e g s g r ä b e r f ü r s o r g e ü b e r n e h m e n . Ein ent- sprechendes Abkommen wird zwischen der Bun- desrepublik und Frankreich abgeschlossen.
Uber 10,4 Millionen angemeldete Fernseh- apparate gab es Ende Februar in der Bundes- republik e i n s c h l i e ß l i c h Westberlins. Monatlich werden zur ZeH etwa 170 000 neue Apparate angemeldet.
G e r ü c h t e über eine geplante Polenreise des Papstes nach A b s c h l u ß des Vatikanischen Kon- zils wurden in Rom dementiert. Weitere Reisen des Oberhauptes der katholischen Kirche seien nicht geplant.
Araber fürchten um deutschen Absatzmarkt
np. Einige Botschafter der Arabischen Liga verlassen Bonn, aber ihre Handelsattaches bleiben. Sie zeigen ein v e r s t ä r k t e s Bedürfnis, mit den Vertretern von Industrie und Wirt- schaft zu reden. Der Handel soll nicht unter der Politik leiden. Wenn schon die Entwicklungs- hilfe auf dem Spiel steht — vielmehr fürchtet man um den A b s a t z m a r k t B u n d e s - republik. Schließlich führte Westdeutschland im vergangenen Jahr für fast 2,9 M r d . D M Waren aus den Liga-Staaten ein, w ä h r e n d es nur 1,56 M r d . D M dorthin exportierte. Die ara- bischen Handelsvertretungen loben den Ge- s c h ä f t s v e r k e h r mit deutschen Importeuren: In keinem anderen Land gibt es so unkomplizierte Einfuhrverfahren, werden Waren aus Nord- afrika und dem Nahen Osten so bereitwillig ab- genommen. Man sprach oft von einer „Entwick- lungshilfe des deutschen Handels". Diese steht jetzt in Frage.
Da ist das Beispiel Algerien. Ben Bella be- ruft sich gern darauf, d a ß die deutsche Entwick- lungshilfe für Algerien noch gar nicht richtig angelaufen ist. Aber in der algerischen Bot- schaft nennt man zwei andere, dringlichere Sorgen: die geplante Assoziierung an die EWG und die Sorge um den guten deutschen Absatz- markt. Dorthin schickte Algerien 1964 für 266 M i l l . D M Waren, w ä h r e n d es von der Bun- desrepublik nur für 127 M i l l . D M Güter impor- tierte. Dabei ist die Abnahme algerischer Wa- ren vielfach ein g r o ß e s Entgegenkommen deut- scher Importeure, w ä h r e n d die Algerier auf wesentliche deutsche Lieferungen angewiesen sind. Der Sudan, der mit 30 Mill. D M erst ein Sechstel der insgesamt beanspruchten Kapital- hilfe erhalten hat, aber für 11 von 20 Mill. DM technische Hilfe entgegennahm, exportierte doppelt soviel Waren in die Bundesrepublik wie umgekehrt.
Kongreß ostdeutscher Landesvertretungen in Saarbrücken
M . B o n n . Die ostdeutschen Landesvertre- tungen der O s t p r e u ß e n , Pommern, Westpreußen, Schlesier und Oberschlesier, sowie der Mark- Brandenburger werden am 3. und 4. April im Theatersaal von S a a r b r ü c k e n zu ihrem d i e s j ä h r i g e n K o n g r e ß zusammentreffen.
Unter der Leitung des Vorsitzenden des Rates der Ostdeutschen Landesvertretungen, Dr. Phi- lipp von Bismarck, sollen in erster Linie eine gemeinsame Stellungnahme zum Problem eines Europas der V a t e r l ä n d e r und zur Frage der Wiederherstellung eines gesamtdeutschen Va- terlandes erarbeitet werden. Als Redner wurden
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