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Re: Digitale Kunstgeschichte (zu Hubertus Kohles Diskussionsbeitrag)
Detlef Hoffmann
Die von Hubertus Kohle beschriebenen Alternativen sind so neu nicht. Ueber die Tradition der autoritativen Wissensvermittlung brauche ich nichts zu sagen, sie ist in digitaler Form allerdings erheblich verschaeft, weil die Lernkontrolle ungleich rigider ist, als sie ein autoritav vorgehender dem
Neuen aufgeschlossener Paedagoge im personalen Unterricht durchfuehren wuerde.
Diese Form hat eine grosse Zukunft, weil sie konservativ im technisch huebschen Gewande ist.
Das vom Lehrstuhl fuer empirische Paedagogik begleitet Projekt hoert sich wie eine elektronische Version von Summerhill an ,also ein reformpaedagogischer Ansatz der versucht die Rigiditaet des Mediums zu mildern. Statt
Frontalunterricht Gruppenarbeit, statt Katheder und starren Baenken Tische, Stuehle und den Sitzkreis. So die Reformbewegungen der 2oer Jahre.
Der Fehler bei dieser Debatte liegt darin, dass eingefuehrte paedagogische Konzepte des personalen Unterrichts in mehr oder minder geschickter Form auf die elektronischen Medien uebertragen werden. Damit mag man Personal einsparen, Motivationen bei Lernenden erhoehen, da die Neuen Medien (noch) libidinoes besetzt sind, aber es eroeffnet keine Zukunft fuer unser Fach, das von dem Pingpong zwischen der materiellen Befindlichkeit der Dinge im Raum und in der Zeit und deren virtueller Neuschoepfung im Gedanken, im Text und auf dem Bildschirm lebt. Der Bildschirm stellt uns andere und anders Bilder zur Verfuegung als das Buch, die Fotothek, das Dia - in dieser
Andersartigkeit liegen die produktiven Moeglichkeit. Wir muessen Sie nur finden.
Detlef Hoffmann
Fachbereich Kunst und Kommunikation der CvO Universitaet 26111 Oldenburg
Quellennachweis:
Re: Digitale Kunstgeschichte (zu Hubertus Kohles Diskussionsbeitrag). In: ArtHist.net, 03.04.2002. Letzter Zugriff 27.02.2022. <https://arthist.net/archive/24961>.