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Trizyklische Antidepressiva

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118 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Mai 2019 | www.diepta.de

PRAXIS

I

mipramin kam als erste Subs­

tanz der trizyklischen Antide­

pressiva 1958 auf den Markt.

Noch heute dient Imipramin als Referenzsubstanz bei klinischen Studien zu neuen Antidepressiva.

Wirkstoffe dieser Klasse verfügen alle über die typische dreigliedrige chemische Ringstruktur. Amitripty­

lin, Clomipramin, Doxepin und Tri­

mipramin hemmen nichtselektiv die Wiederaufnahme der Neurotrans­

mitter Serotonin, Noradrenalin und in geringem Maße Dopamin aus dem synaptischen Spalt zurück in die Nervenzellen. Sie wirken nach einer Wirkungslatenz von zwei bis drei Wochen stimmungsaufhellend und antidepressiv. Ein wichtiger Unter­

schied der Arzneistoffe besteht in ihren psychomotorischen Effekten.

So haben die Substanzen vom Ami­

triptylin­Typ (Amitriptylin, Doxe­

pin und Trimipramin) eher sedie­

rende Qualitäten. Imipramin und Clomipramin sind leicht und Desi­

pramin ist stärker antriebssteigernd.

Die Auswahl des Wirkstoffes erfolgt deshalb in Abhängigkeit vom the­

rapeutischen Schwerpunkt. Trizykli­

sche Antidepressiva werden auch bei anderen Indikationen, zum Bei­

spiel Angststörungen, Entzugser­

scheinungen, Schlafstörungen und Schmerzen verordnet. Heute sind Trizyklika nicht mehr Mittel der ersten Wahl, da sie im Vergleich zu

neueren Antidepressiva eine Viel­

zahl von Nebenwirkungen aufwei­

sen. Viele Patienten beklagen die starken anticholinergen Nebenwir­

kungen, die sie rasch nach Thera­

piebeginn bemerken, während die stimmungsaufhellende Wirkung erst nach einiger Zeit einsetzt. Die schlechte Verträglichkeit ist eine häufige Ursache für einen frühzeiti­

gen Therapieabbruch und Non­Ad­

härenz. Trizyklische Antidepressiva binden an alpha­1­adrenerge, hista­

minerge und cholinerge Rezeptoren.

Dies führt zu unerwünschten Effek­

ten wie Mundtrockenheit, vermehr­

tem Speichel fluss, Akkomodations­

störungen des Auges, Störungen beim Wasserlassen, Obstipation und Müdigkeit. Die Gewichtszunahme unter der Therapie ist ebenfalls ein Nachteil und löst bei jüngeren Pa­

tienten die Ablehnung der Behand­

lung aus. Zum Teil treten Neben­

wirkungen wie Arrhythmien und Störungen der Erregungsweiterlei­

tung auf. Deshalb besteht bei alten Patienten mit Vor erkrankungen eine Anwendungsbeschränkung.

Zustände nach akutem Herzinfarkt, koronare Herzkrankheit, Delirien, Harnverhalt, Pyloruss tenose und un­

behandeltes Engwinkelglaukom sind wichtige Kontraindikationen. Insbe­

sondere bei Menschen mit Polyme­

dikation ist auf Wechselwirkungen zu achten. Trizyklische Antidepres­

siva können mit anderen Arzneistof­

fen, die den Se rotoninspiegel erhö­

hen – zum Beispiel MAO­Hemmer oder Selektive Serotoninwiederauf­

nahme­Hemmer – zum seltenen, aber gefährlichen Se rotoninsyndrom führen. Alkohol und zentraldämp­

fende Substanzen verstärken die Wirkung. Johanniskrautextrakt ist ein CYP­Induktor und sollte nicht zusammen mit anderen Antidepres­

siva angewendet werden. Wer bereits Anticholinergika gegen andere Er­

krankungen einnehmen muss, sollte möglichst nicht noch ein trizykli­

sches Antidepressivum mit anticho­

linergen Nebenwirkungen erhalten, da sich die unerwünschten Wirkun­

gen dann verstärken.

Üblicherweise wird das ausgewählte Antidepressivum schleichend bis zur therapeutisch wirksamen Dosis eindosiert und später auch langsam wieder abgesetzt. Arzneistoffe mit einer antriebssteigernden Wirkung sollten morgens, Substanzen mit einer beruhigenden Wirkung am Abend eingenommen werden. Im Rahmen der Schmerztherapie wird Amitriptylin recht niedrig dosiert mit 10 bis 30 Milligramm verord­

net. Zur Behandlung der depressi­

ven Störung liegen die Tagesdosen zwischen 150 (ambulant) und 300 Milligramm (stationär). Um die Plau sibilität der Dosierung zu prü­

fen, sollte der Patient deshalb immer nach der Indikation gefragt wer­

den.  n

Dr. Katja Renner, Apothekerin

STECKBRIEF

Amitriptylin und andere Vertreter sind bei den meisten Menschen gut antidepressiv wirksam. Zu Wirkungseintritt, Einnahmezeitpunkt, Dosierung und Nebenwirkungen besteht intensiver Beratungsbedarf.

Trizyklische

Antidepressiva

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Mai 2019 | www.diepta.de

© magicinfoto / iStock / Thinkstock

PTA

Trizyklische Antidepressiva

Wirkung

Nichtselektive Wiederaufnahmehemmung von Noradrenalin, Serotonin und Dopamin.

Hauptindikationen

Zur Behandlung depressiver Erkrankungen, chronischer Schmerzen und Angststörungen.

Einnahme/Anwendung

Oral, wenn Sedierung gewünscht (Amitriptylin,Trimipramin etc.) abendliche Einnahme, aktivierende Wirkstoffe (Desipramin) morgens, langsam ein­ und ausschleichen.

Nebenwirkungen

Anticholinerge Nebenwirkungen (z.B. Mundtrockenheit, Tachykardie, Miktionsstörungen, Obstipation), Gewichtszunahme, Schwindel, Hypotonie, teilweise Verlängerung der QT­Zeit.

Kontraindikationen

Zustände nach frischem Herzinfarkt, koronare Herzkrankheit, Delirien, Harnverhalt, Pylorusstenose und unbehandeltes Engwinkelglaukom.

Wechselwirkungen

Mit serotonergen Wirkstoffen Gefahr des Serotoninsyndroms, mit Anticholinergika Verstärkung der Nebenwirkungen. Amitriptylin ist Substrat von CYP 2C19 und CYP 2C9, Wechselwirkungen

mit Inhibitoren oder Induktoren möglich. Alkohol und zentraldämpfende Wirkstoffe verstärken die Wirkung.

Amitriptylin

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