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Geschlechterrollen - Vom Umgang mit kleinen Unterschieden und Gemeinsamkeiten (WORD)

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Academic year: 2022

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Reihe 26 S 1

Verlauf Material Klausuren Glossar Literatur

Themen: Konstruktion und Funktion von gesellschaftlichen Rollen; Ge- schlechterrollen; Gleichberechtigung und Gleichstellung; Gender Mainstreaming

Ziele: Die Schülerinnen und Schüler hinterfragen ihre eigenen Rollen- erwartungen und ihr Rollenverhalten. Sie beschäftigen sich mit geschlechtsbezogenen Stereotypen in verschiedenen Medien. Die Jugendlichen erarbeiten sich Aspekte des Gender Mainstreaming als Mittel der Gleichstellungspolitik und diskutieren dessen Wirksamkeit.

Anhand konkreter Beispiele setzen sie sich mit Abweichungen von geschlechtstypischem Verhalten auseinander.

Klassenstufe: ab Klasse 8

Zeitbedarf: 5–7 Unterrichtsstunden

Vom Umgang mit kleinen Unterschieden und Gemeinsamkeiten – Geschlechterrollen

Nach einer Idee von Dr. Anja Joest, Bergisch Gladbach

Ob ihr Spielzeug „für Jungs“ oder „für Mädchen ist“, scheint diese Kinder wenig zu kümmern.

© kate_sept2004/E+/Getty Images

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Verlauf Material Klausuren Glossar Literatur

Begründung des Reihenthemas

Die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist ein zentraler Wert in unserer Gesellschaft und im Grundgesetz festgeschrieben, zusammen mit der staatlichen Förderung, diese Gleichberechtigung im Alltag auch durchzusetzen. Von einer Gleichstellung der Geschlech- ter kann in Deutschland aber nicht gesprochen werden, auch wenn sich in den letzten Jahrzehnten viele Konventionen aufgeweicht haben. So arbeiten Frauen deutlich häufiger in schlechter bezahlten Berufen – bzw. Berufsbilder, die als eher „weiblich“ gelten, werden schlechter bezahlt. Das Recht auf Elternzeit wird vereinzelt auch von Männern wahrgenom- men, dies bleibt aber immer noch die Ausnahme – verbunden mit den daraus resultieren- den beruflichen Folgen.

Um eine Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen, ist es unter anderem wichtig, sich der eigenen Rollenvorstellungen bewusst zu werden und diese zu reflektieren. Die vorlie- gende Unterrichtseinheit hilft den Schülerinnen und Schülern, die oft subtilen Mechanis- men, die bestimmte Verhaltensmuster verfestigen, zu erkennen, zu reflektieren und gege- benenfalls zu durchbrechen

Fachwissenschaftliche Orientierung

Gender – das soziale Geschlecht

Grundlegend für das Verständnis von Geschlechterrollen ist die aus dem Englischen ent- lehnte Unterscheidung von sex (biologisches Geschlecht) und gender (soziales Geschlecht).

Dass bestimmte Eigenschaften, Verhaltensweisen, aber auch Objekte wie Kleidungsstücke in der Gesellschaft als „typisch männlich“ oder „typisch weiblich“ klassifiziert werden, ist offenkundig. Es ist auch festzustellen, dass es dabei in vielen Kulturen Schnittmengen gibt.

Bemerkenswert ist aber ebenso, wie sehr sich geschlechtstypische Vorstellungen unter- scheiden und verändern können. Die „Babyfarben“ Rosa und Blau haben sich mittlerweile so stark als typisch weiblich bzw. männlich etabliert, dass es nicht wenigen als Affront gegen gesellschaftliche Konventionen erscheint, einem kleinen Jungen eine rosa Mütze aufzusetzen – und doch galten Rot und eben auch Rosa bis noch vor etwa hundert Jahren als „männliche Farben“, wurden dabei freilich aber auch mit ganz anderen („männlichen“) Eigenschaften assoziiert als heute.

Gerade um die Themen Genderforschung bzw. Gender Studies und Gender Mainstrea- ming entzünden sich häufig kontroverse und nicht immer sachlich geführte Diskussionen, wobei die beiden Begriffe nur bedingt in einem Zusammenhang stehen.

Genderforschung – eine polarisierende Disziplin

Genderforschung stellt die Frage nach dem „sozialen Geschlecht“ in den Mittelpunkt. Be- sonders die von der Genderforschung mit ausgelöste Diskussion um die Berücksichtigung der Belange von Intersexuellen und Transpersonen wird oft als Politik für Minderheiten gegen Mehrheiten wahrgenommen und nicht selten abschätzig mit dem abwertenden Ausdruck „Genderwahn“ abgelehnt. Doch auch einige Feministinnen stoßen sich an man- chen Aspekten der Genderforschung. Sie fürchten, dass das Eintreten für die Rechte von Frauen in den Hintergrund geraten könnte, wenn der Aspekt der sozialen Konstruktion des Geschlechts überbetont wird – denn in der Regel suchen sich Frauen ihr biologisches Geschlecht nicht aus, werden aber mit bestimmten gesellschaftlichen Rollenerwartungen konfrontiert. Trotz dieser Kontroversen ist festzuhalten, dass die Reflektion von Geschlech- terrollen idealerweise jedem Individuum helfen kann, die eigenen Fähigkeiten und Lebens- vorstellungen frei gestalten zu können.

Umstritten und oft missverstanden – Gender Mainstreaming

Das Konzept Gender Mainstreaming hat mittlerweile Eingang in die deutsche wie europäi-

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Reihe 26 S 3

Verlauf Material Klausuren Glossar Literatur

aming häufig mit verschiedenen Aspekten der Genderforschung in einen Topf geworfen.

So ist oft auf das begriffliche Missverständnis zu treffen, mit Gender Mainstreaming sei ge- meint, Männer und Frauen bzw. Jungen und Mädchen in einen „Mainstream“ zu bringen, also einander gleichzumachen, oft verbunden mit der Furcht, dadurch könnten Männer und Jungen benachteiligt oder gegen ihren Willen „feminisiert“ werden. Auch die Angst vor einer radikalen Zerschlagung familiärer Strukturen spielt bei der Ablehnung von Gender Mainstreaming mit. Der Begriff meint jedoch letztlich einfach nur, die Belange von Männern und Frauen in allen Lebensbereichen grundsätzlich mitzudenken, in den „Mainstream“ ein- fließen zu lassen. Wer Gender Mainstreaming bewusst oder unbewusst missversteht, für die oder den wird es schnell unbegründet zum Reizwort. Allerdings wirft Gender Mainstre- aming in der Praxis auch Fragen auf. Zum Beispiel, ob durch eine spezielle Förderung von Jungen und Mädchen Rollenbilder gerade wieder verfestigt werden können.

Methodisch-didaktische Überlegungen

Der Beitrag ist so angelegt, dass sich die Schülerinnen und Schüler das Thema weitgehend eigenständig erarbeiten können. Mithilfe von Texten lernen sie verschiedene Aspekte des Themas kennen. Indem die Aufgaben immer wieder den Erfahrungshorizont der Lernen- den betreffen, wird der Bezug zur eigenen Lebenswelt hergestellt. Der Bezug zur eigenen Lebenswirklichkeit ist gerade bei einem Thema, das häufig als Minderheitenproblematik wahrgenommen wird, wichtig. Es ist aber auch darauf zu achten, Schülerinnen und Schüler eine Schutzzone zu lassen. Es liegt hier viel am Gespür der Lehrkraft, einzuschätzen, welche Themen in welchen Klassen im Plenum oder in Kleingruppen behandelt werden können und welche besser in stiller Einzelarbeit. Aus verständlichen Gründen möchten Jugendliche gera- de in der Pubertät nicht zu viel von sich selbst oder ihren familiären Verhältnissen preisgeben.

Das Zusatzmaterial bietet einen individuellen Reflexionsbogen, ein Material zu Konflikten mit geschlechtstypischen Rollenerwartungen sowie eine Lernkontrolle an.

Stundenverlauf

Stunde 1 Was ist „typisch“ für Männer und Frauen?

Intention Was empfinde ich als typisch männlich oder weiblich? Welche Rollenzuschreibungen gibt es und finde ich mich darin wieder? Diesen Fragen gehen die Schülerinnen und Schüler in den ersten beiden Stunden nach.

Materialien M 1–M 2

Die Farbfolie M 1 stimmt die Schülerinnen und Schüler auf das Thema ein und gibt ihnen die Möglichkeit, erste Überlegungen anzustellen. In M 2 setzen sich die Schülerinnen und Schüler kritisch mit männlichen und weiblichen Rollenklischees auseinander und diskutieren, inwie- weit sie sich in den Zuschreibungen wiederfinden.

Stunden 2/3 Rollenverhalten und Rollenbilder

Intention Die Schülerinnen und Schüler gehen der Frage nach, wie Ge- schlechterrollen und Rollenvorstellungen entstehen, aufrechterhalten oder hinterfragt werden.

Materialien M 3–M 4

In M 3 setzen sich die Lernenden damit auseinander, wie Jugendliche Geschlechterrollen verinnerlichen und welche sozialen und gesund- heitlichen Auswirkungen damit verbunden sind.

M 4 dient dazu, sich mit dem Rollenverhalten in konkreten Alltags- situationen auseinanderzusetzen.

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Reihe 26 Verlauf Material S 1

Klausuren Glossar Literatur

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Materialübersicht

Stunde 1 Was ist „typisch“ für Männer und Frauen?

M 1 (Fo/Bd) Typisch Mann? Typisch Frau?

M 2 (Ab) Rollenklischees oder Tatsachen?

ZM 1 (Ab) Eigene Rollenbilder

Stunden 2/3 Rollenverhalten und Rollenbilder

M 3 (Tx/Ab) Gender – das soziale Geschlecht M 4 (Tx/Ab) Rollenmuster und Familienleben

Stunde 4 Rollenbilder an Beispielen analysieren M 5 (Ab) Rollenbilder in verschiedenen Medien

Stunde 5 Was bedeutet eigentlich „Gender“?

M 6 (Tx) Genderforschung und Gender Mainstreaming M 7 (Ab) Diskussion: Gender Mainstreaming

ZM 2 (Ab) Wenn die Rolle nicht passt ZM 3 (Lk) Lernkontrolle

Erläuterung der Abkürzungen und Symbole:

Ab: Arbeitsblatt – Bd: Bild – Fo: Folie – Lk: Lernkontrolle – Tx: Text

Internetzugang

erforderlich Gruppenarbeit

Als Zusatzmaterial auf CD

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Gender – das soziale Geschlecht

Wie kommt es zur Ausprägung von nicht-körperlichen Merkmalen, die wir als typisch männlich oder weiblich empfinden und was bedeutet das für das Aufwachsen von Kin- dern? Unter anderem mit diesen Fragen beschäftigt sich die Genderforschung, auch „Gen- der Studies“ genannt.

Grundlegend für die interdisziplinäre Gen- derforschung ist die aus dem Englischen stammende sprachliche Unterscheidung zwischen Sex, dem biologischen Geschlecht, und Gender, dem sozialen Geschlecht. Aber was gehört eigentlich zum sozialen Ge- schlecht? Zu der Frage, was anerzogen und was angeboren ist, hat die Forschung noch keine eindeutige Antwort gefunden, insge- samt scheint es aber mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede im Verhalten zwischen den Geschlechtern zu geben.

Aufgaben

1. Lies dir den unten stehenden Zeitungsartikel aufmerksam durch.

2. Erkläre, was die Forscher mit „Zwangsjacke der Geschlechterrollen“ meinen, und stelle Vermutungen auf, warum diese zu Beginn der Pubertät besonders groß sind.

3. Nenne Gesundheitsrisiken von ausgeprägten Geschlechterrollen.

4. Überlegt in Kleingruppen zu viert bis zu sechst Möglichkeiten, wie man die „Zwangsjacke der Geschlechterrollen“ lockern könnte.

Teenager in der „Zwangsjacke der Geschlechterrollen“

Geschlechterrollen und -klischees gibt es überall auf der Welt. Aber prägt das auch schon sehr junge Menschen? Forscher haben Kindern an der Schwelle zur Pubertät zugehört.

Kinder an der Schwelle zur Pubertät haben in den allermeisten Fällen schon ein sehr aus- geprägtes Rollenbild der Geschlechter – unabhängig davon, ob sie in armen oder reichen, liberalen oder konservativen Gesellschaften aufwachsen. Das geht aus einer großen Unter- suchung im „Journal of Adolescent Health“ hervor.

„Wir haben herausgefunden, dass Kinder schon in einem sehr jungen Alter sehr schnell den Mythos verinnerlichen, dass Mädchen verletzlich und Jungs stark und unabhängig sind“, sagte Robert Blum, der Chef der Untersuchung. „Dieser Mythos wird von allen Seiten un- aufhörlich bekräftigt, von Geschwistern, Mitschülern, Lehrern, Eltern, Erziehern, Verwand- ten, Geistlichen und Sporttrainern.“

Versuchen die Kinder sich aus diesen Rollen zu befreien, drohen vor allem Jungen negative Konsequenzen. Sie würden gemobbt, eingeschüchtert und sogar körperlich angegriffen.

Die Forscher warnen davor, dass die „Zwangsjacke der Geschlechterrollen“ Gesundheitsri- siken für beide Geschlechter berge – besonders aber für die Mädchen. Die Forscher hatten unter anderem in 15 Ländern rund um den Globus insgesamt 450 Kinder zwischen 10 und 14 Jahren und ihre Eltern befragt, darunter Belgien, China, Ecuador, Ägypten, Indien und USA.

Wer spielt hier welche Rolle? – Jugendliche in einem Vergnügungspark.

© Thinkstock/Purestock

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Diskussion: Gender Mainstreaming

Das Prinzip von Gender Mainstreaming verfolgt die EU seit dem Amsterdamer Vertrag aus dem Jahr 1997. Eine konsequente Berücksichtigung der „gender perspective“ soll bei der praktischen Umsetzung von Gleichstellung helfen. Wie das in der Praxis geschieht, ist da- mit noch nicht genau festgelegt.

Nach dem Vertrag von Amsterdam hat die Gleichstellung der Geschlechter wie folgt im Gründungsvertrag der Europäischen Gemeinschaft Einzug gehalten:

Ihr habt euch zuletzt mit Gender Mainstreaming an der Schule auseinandergesetzt. Wel- che Argumente gibt es für und gegen eine Beschäftigung mit Gender Mainstreaming an Schulen?

Aufgaben

1. Teilt die Klasse in zwei Gruppen auf.

2. Sammelt innerhalb der beiden Gruppen jeweils Argumente für oder ge- gen die Umsetzung von Gender Mainstreaming an Schulen.

3. Wählt einen Moderator für eine Pro- und Kontra-Diskussion und führt diese nach der Fishbowl-Methode.

© Colourbox

© Wolfgang Zettlmeier

Artikel 2

Aufgabe der Gemeinschaft ist es, durch die Errichtung eines Gemeinsa- men Marktes und einer Wirtschafts- und Währungsunion sowie durch die Durchführung der in den Artikel 3 und 4 genannten gemeinsamen Politi- ken und Maßnahmen in der ganzen Gemeinschaft (...) die Gleichstellung von Männern und Frauen (...) zu fördern.

Artikel 3

Bei allen in diesem Artikel genannten Tätigkeiten wirkt die Gemein- schaft darauf hin, Ungleichheiten zu beseitigen und die Gleichstel- lung von Männern und Frauen zu fördern.

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Referenzen

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