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Archiv "Menschenrechtskomitee von Honduras: Eintreten für soziale Rechte" (16.04.1999)

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ie Menschenrechtslage in Hon- duras hat sich verbessert. „Es gibt einen Trend zur Demokra- tisierung und zur Entmilitarisierung des Staates“, beschreibt Dr. Ramón Custodio López die Situation in dem lateinamerikanischen Land. Der Arzt ist seit 18 Jahren Vorsitzender des Ko- mitees zur Verteidigung der Men- schenrechte in Honduras (CODEH).

Er hat seither regelmäßig Deutschland besucht, um über seine Ar-

beit zu berichten.

Noch in den 80er Jah- ren war es traurige Realität, daß Regimekritiker spurlos verschwanden und sich Fäl- le von Folterungen und ille- galen Hinrichtungen häuf- ten. Zwischen 1981 und 1991 hat CODEH 185 solcher Fälle dokumentiert. Die Or- ganisation, die auf Initiative von Custodio und drei Rechtsanwälten entstanden ist, hat öffentlich gegen die- se Menschenrechtsverlet- zungen Stellung bezogen und versucht, die Angehöri- gen der Opfer zu organisie- ren. Das Komitee trat und

tritt dafür ein, daß die Täter für ihre Verbrechen zur Verantwortung gezo- gen werden. Mittlerweile unterhält CODEH, das unter anderem amnesty international mit Datenmaterial ver- sorgt, in rund 190 von 294 hondurani- schen Distrikten lokale Gruppen.

Mit der veränderten politischen Lage in Honduras hat sich auch der Arbeitsschwerpunkt des Komitees verlagert. Es hat inzwischen einen of- fiziellen Beobachterstatus im Natio- nalen Rat für interne Sicherheit und unterstützt die Regierung bei einer

grundlegenden Justizreform. Custo- dio zufolge arbeitet die hondurani- sche Justiz vor allem ineffizient. Im Gespräch mit dem Deutschen Ärzte- blatt sagte er, daß sich nach wie vor rund 90 Prozent aller Gefangenen oh- ne rechtskräftiges Urteil in Haft be- finden. Politische Häftlinge gebe es je- doch nicht mehr: „Auch das Problem der Folter und des Verschwindenlas- sens ist gelöst.“ Jetzt überwacht das

Komitee unter anderem die Haftbe- dingungen in den Gefängnissen.

Das größte Problem in fast allen lateinamerikanischen Ländern ist, so Custodio, die Armut. Nach den ver- heerenden Schäden, die der Hurrikan

„Mitch“ im Oktober letzten Jahres angerichtet hat, drängen soziale Fra- gen mehr denn je. „Der Hurrikan hat das Land vollständig verwüstet“, sagt Custodio. Bananen-, Ananas- und Kaffeeplantagen seien zu 80 Prozent zerstört. Dabei zählte Honduras oh- nehin neben Haiti und Nicaragua zu

den ärmsten Ländern Lateinameri- kas. Custodios Kritik richtet sich an die Weltbank, die Honduras weniger Geld als benötigt zur Verfügung stellt.

Begründung: Die demokratischen Fortschritte ließen zu wünschen übrig.

Dem widerspricht Custodio. Seit De- zember letzten Jahres habe Honduras eine zivile Polizei. Auch der Verteidi- gungsminister sei ein Zivilist – eine Ausnahme in Lateinamerika. „Wir müssen unser Image verbessern“, fordert der Menschenrechtler. Aber CODEH beschränkt sich nicht auf Appelle. Zur Unterstützung der Landarbeiter wirkt das Komitee an einem Wohnungsbauprojekt mit und organisiert das Projekt „Bancos Pro Grano“, das Darlehen für Saatgut und Silos an Kleinbauern vergibt.

In der Bevölkerung hat die Orga- nisation viel Rückhalt. Custodio: „Wir waren die ersten, die die Menschen über ihre Rechte aufgeklärt haben.

Wir haben ihnen beigebracht, daß sich Menschenrechte nicht auf das Recht auf Leben beschränken, son- dern auch soziale Rechte, ein Recht auf Bildung und Gesundheitsversorgung ein- schließen.“ Das hondurani- sche Gesundheitswesen sei in einem beklagenswerten Zustand. Die Krankenhäu- ser sind schlecht ausgestat- tet, die Ärzte konzentrieren sich in den großen Städten.

Kubanische Ärzte leisten Custodio zufolge derzeit wertvolle Hilfe. Zudem habe Kuba 250 Medizinstipendien bereitgestellt.

„Wenn ich zurück- blicke, danke ich Gott, daß ich noch lebe“, sagt der Arzt, der aufgrund seines Engagements in den 80er Jahren stän- dig in Lebensgefahr schwebte. „Wir haben viel erreicht, aber es gibt noch viel zu tun.“ Custodio tritt für sozialen Wandel ein. Als Kernaufgabe nennt er den Kampf gegen Armut und feh- lende Bildung. Noch immer seien von den rund sieben Millionen Hondura- nern 60 Prozent Analphabeten. Er selbst plant, CODEH zu verlassen und in drei Jahren als unabhängiger Kandidat für die Präsidentschaft zu kandidieren: „Wir müssen ein neues Honduras aufbauen.“Heike Korzilius A-967

P O L I T I K AKTUELL

Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 15, 16. April 1999 (23) Santa Rosa de Aguan im Norden von Honduras – Überschwemmungen als Folge

des Hurrikans „Mitch“ haben im Oktober letzten Jahres die Infrastruktur des Lan-

des fast völlig zerstört. Foto: dpa

Menschenrechtskomitee von Honduras

Eintreten für soziale Rechte

„Wir haben viel erreicht, aber es bleibt noch viel zu tun“, sagt der Arzt und Menschenrechtler Ramón Custodio López über die Arbeit seines Komitees in Honduras.

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