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OPTIMALE AUSLANDS-VERSCHULDUNG BEI POTENTIELLEN SCHULDEN-DIENSTPROBLEMEN

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Academic year: 2022

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(1)

OPTIMALE AUSLANDS- VERSCHULDUNG

BEI POTENTIELLEN SCHULDEN-

DIENSTPROBLEMEN

ARMIN-DETLEF RIESS

(2)

Die aktuelle Schuldenkrise hat abermals gezeigt, daß Abweichungen von vereinbarten Schuldendienstzahlungen und somit Schuldendienstprobleme inhärente Begleiterscheinungen internationaler Kreditbeziehungen sind. Aufbauend auf der Hypothese, daß die Existenz potentieller Schuldendienstprobleme die Kreditwürdigkeit eines Landes und damit die Bedingungen der Auslandskreditaufnahme negativ beeinflußt, liefert die vorliegende Arbeit eine wirtschaftstheoretische Analyse optimaler Wachstums- und Auslandsverschuldungsprozesse. Unter Verwendung ausgewählter Indikatoren potentieller Schuldendienstprobleme als Determinanten des vom Schuldnerland zu zahlenden Kreditzinses wird die Problematik einer optimalen Auslandsverschuldung im Rahmen dynamischer Optimierungsmodelle erörtert. Hierbei zeigt sich insbesondere, daß auch in dezentral organisierten Volkswirtschaften korrigierende Interventionen in den marktwirtschaftlichen Lenkungsmechanismus notwendig werden können, um das volkswirtschaftlich optimale Verhalten individueller Entscheidungsträger herbeizuführen.

Armin-Detlef Rieß wurde 1957 in Koblenz geboren. Von 1976-1982 Studium der Volkswirtschaftslehre an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. 1982 Diplomprüfung für Volkswirte. Von 1982-1988 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Allgemeine und Außenwirtschaftstheorie an der Universität Mainz.

1988 Promotion am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

ARMIN-DETLEF RIESS

OPTIMALE AUSLANDSVERSCHULDUNG BEI

POTENTIELLEN SCHULDENDIENSTPROBLEMEN

(3)
(4)

STAATLICHE ALLOKATIONSPOLITIK IM MARKTWIRTSCHAFTLICHEN SYSTEM

Herausgegeben von

Heinz König, Hans-Heinrich Nachtkamp, Ulrich Schlleper, Eberhard WIiie

Band27

Verlag Peter Lang ~

(5)

ARMIN-DETLEF RIESS

OPTIMALE AUSLANDS-

VERSCHULDUNG BEI POTENTIELLEN

SCHULDENDIENST- PROBLEMEN

Verlag Peter Lang

(6)

Open Access: The online version of this publication is published on www.peterlang.com and www.econstor.eu under the interna- tional Creative Commons License CC-BY 4.0. Learn more on how you can use and share this work: http://creativecommons.

org/licenses/by/4.0.

This book is available Open Access thanks to the kind support of ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft.

ISBN 978-3-631-74965-4 (eBook) Riess, Armin-Detlef:

Optimale Auslandsverschuldung bei potentiellen Schuldendienstproblemen / Armin-Detlef Riess. - Frankfurt am Main ; Bern ; New York ; Paris : Lang, 1988

(Staatliche Allokationspolitik im marktwirtschaftlichen System ; Bd. 27)

Zug.: Mainz, Univ., Diss., 1988 ISBN 3-631-40462-X

NE:GT

DTT

ISSN 0721-2860 ISBN 3-631-40462-X

© Verlag Peter Lang GmbH, Frankfurt am Main 1988 Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des

Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

(7)

Die vorliegende Arbeit ist als Dissertation am Fach- bereich der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz entstanden.

In diesem Zusammenhang danke ich besonders Herrn Prof. Dr. Klaus Rose, der die Arbeit betreut und durch konstruktive Hinweise zu ihrer erfolgreichen Fertigstellung beigetragen hat. Darüber hinaus hat der von ihm in jeder Hinsicht großzügig gewährte Freiraum ein angenehmes Arbeiten sichergestellt.

Ebenso möchte ich Herrn Prof. Dr. Hermann Bartmann für die kritische Beurteilung des Manuskriptes danken.

Ganz herzlich danke ich meinen Freunden und Kollegen Diplom-Volkswirt Klaus Doch, Dr. Michael Frenkel, Dr. Klaus-Dieter John und Dr. Norbert Schmidt, die mit viel Geduld die Freuden und Mühen der Anfertigung durch die Durchsicht des Manuskriptes und zahlreiche Anregungen mitgetragen haben.

Für die nicht immer einfachen Schreibarbeiten bedanke ich mich gern bei Frau Ingeborg Evers, Frau Ilona Kerenyi und Frau Christiane Laibach.

Schließlich: Ohne Gaby wäre die vorliegende Arbeit nicht zu denken gewesen.

(8)
(9)

Verzeichnis der im Teil C häufig

verwendeten Symbole • • • • • • • . . • . • • • . . . . . • • • • • . • • • . . i Teil A: Einführung ...•••..•.•.•••••.••••.••.

1. Kapitel: Schuldendienstprobleme als inhärente Begleiterscheinung internationaler Kreditbeziehungen •••••••••.••.•.•..•

2. Kapitel: Gegenstand, Einordnung und

Aufbau der Arbeit • • • • • • • . • • . • • • • . • . . 7 Teil B: Empirische Aspekte zur Problematik

der Auslandsverschuldung... 12 1. Kapitel: Entwicklung der internationalen

Verschuldung seit 1973 ••••.••••••••. 12 I.

II.

Die Entwicklung im Zeitraum 1973-82 Die Entwicklung im Zeitraum 1983-87 2. Kapitel: Indikatoren potentieller Schulden-

dienstprobleme und Determinanten der 12 20

Kreditaufnahmebedingungen... 26 I. Identifikation geeigneter Indikatoren... 26 II. Empirische Ergebnisse... 42 3. Kapitel: Ausblick . • • . • • • . • • . • • . • . . • . • • . • . . • . • 4 9 Teil C: Optimale Auslandsverschuldung in

wachstumstheoretischen Modellen

bei alternativen Zinshypothesen 51 1. Kapitel: Wachstum in einer offenen

Ein-Sektoren-Wirtschaft .•...••..•• 51 I. Zum Begriff der Auslandsverschuldung im

modelltheoretischen Kontext •••....•..••..•.• 51

(10)

II. Modellannahmen und produktionstheoretische

Voraussetzungen . . . . • . . . • . . . . 54 III. Ersparnis, Investitionen und

internationale Kapitalbewegungen IV. Heimischer Kapitalstock, nationaler

57 Kapitalstock und Nettoauslandsverschuldung 61 V. Wachstumsgleichgewicht in einer offenen

Volkswirtschaft... 63 2. Kapitel: Optimale Auslandsverschuldung bei

gegebenem Kreditzins . • . . • • . . . • . . . 7 3 I. Vorbemerkungen . . . • • . . • • • • . . . . • . . . • . . . 7 3 II. Der konsummaximierende Steady-State-Pfad •.. 73 III. Optimaler Anpassungsprozeß an den konsum-

maximierenden Steady-State-Pfad ...••..•.... 82 3. Kapitel: Optimale Auslandsverschuldung bei

ausschließlich verschuldungs-

determiniertem Kreditzins .•••.•••.• 87 I. Vorbemerkungen . . . . . • . . . • . . . • . 8 7 II. Der Zusammenhang zwischen Kreditzins

und Nettoauslandsverschuldung .•...•.... 88 III. Konsummaximierende Wachstums- und

Verschuldungsprozesse ...••...••... 92 1. Der konsummaximierende

Steady-State-Pfad ..•••••...••.•.•..••• 92 1.1 Bestimmung des konsummaximierenden

Steady-State-Pfades für eine

Schuldnernation • . • . . . • • . . . • . . • • 92 1.2 Wohlfahrtstheoretische Implikationen

verschuldungsdeterminierter Zins-

konditionen . . . • . . . • . . . • . . . • . . . • 99 1.3 Das optimale Spar-, Investitions- und

Verschuldungsverhalten im Konsum-

maximum . . . • . . . . . . . • . . . • . • • • • . • • • . 1 06 2. Optimale Anpassungsprozesse bei unbe-

grenzten Kreditaufnahmemöglichkeiten •• 11 0

(11)

2.1 Formulierung des dynamischen

Optimierungsproblems . ...•••..••.. 110 2.2 Notwendige Bedingungen für eine

Optimallösung . • . • • . . • • . • . • • . . . . • . • • . . 117 2.3 Phase (1) des Anpassungsprozesses 124 2.4 Phase (2) des Anpassungsprozesses 128 3. Optimale Anpassungsprozesse bei

begrenzten Kreditaufnahmemöglichkeiten 141 3.1 Modelltheoretische Berücksichtigung

und kontrolltheoretische Bedeutung

begrenzter Kreditaufnahmemöglichkeiten 141 3.2 Dynamisches Optimierungsproblem,

Optimalitätsbedingungen und

Determinierung der Anpassungsprozesse. 147 3.3 Wohlfahrtstheoretische Implikationen

begrenzter Kreditaufnahmemöglichkeiten 169 4. Wirtschaftspolitische Schluß-

folgerungen . . . • . . • . . . . . • . . • . . . . . • . • . . 1 71 IV. Wohlfahrtsmaximierende Wachstums- und

Verschuldungsprozesse unter Berücksichtigung einer sozialen Zeitpräferenzrate •••.•... 180 1. Formulierung des dynamischen

Optimierungsproblems und Ableitung

der Optimalitätsbedingungen ••.•....•• 180

V.

2.

3.

Der wohlfahrtsmaximierende

Steady-State-Pfad ...•.•...•...

Optimale Anpassungsprozesse ..•..•..•.

Zusammenfassung und Ausblick •....•...

4. Kapitel: Optimale Auslandsverschuldung bei verschuldungs-, produktions- und

194 211 217

ersparnisdeterminiertem Kreditzins. 220 I. Auslandsverschuldung, Produktion und

Ersparnis als Determinanten des Kredit-

zinses . . • . . • . • • . . . . . . . . . . . • . • • . . . • . . . . . . 220 II. Der Zusammenhang zwischen Kreditzins und

den Zinsdeterminanten ...••••...••.. 222

(12)

III. Dynamischer Optimierungsansatz und

Optimalitätsbedingungen • . • • • . • • • • • • . . . . . . . 223 IV. ökonomische Interpretation der

Optimalitätsbedingungen .•....••.••..•••..• 229

V.

1.

2.

Grundsätzliche Eigenschaften

des Optimalpfades .•..••...••.•...

Charakterisierung des optimalen Steady-State-Pfades •.•..•..•.••.•..•

Wirtschaftspolitische Schlußfolgerungen 5. Kapitel: Optimale Auslandsverschuldung

unter Berücksichtigung außen- wirtschaftlicher Determinanten

229 238 243

des Kreditzinses .•.•..•.••....•..• 248 I. Schuldendienstquote und Reserve-Import-

Quote als Determinanten des Kreditzinses 248 II. Struktur des wachstumstheoretischen

Zwei-Sektoren-Modells... 252 1.

2.

3.

Produktion, Konsum, Investition und außenwirtschaftliche Verflechtungen . Kapital-, Reserve- und

Schuldenakkumulation ...•..•••...•.•.

Der Zusammenhang zwischen Kreditzins und den Zinsdeterminanten ...•...•...

III. Dynamischer Optimierungsansatz und

252 262 266 Optimalitätsbedingungen ••. •. •• ...•. •• 269 1 •

2.

Formulierung des dynamischen

Optimierungsproblems •••...••••••

Ableitung der Optimalitäts-

bedingungen ....•.••.••••.•.•....•...

IV. ökonomische Interpretation der

269 274 Optimalitätsbedingungen ••.•...•.•... 279 1 •

1.1

1. 2

Grundsätzliche Eigenschaften des Optimalpfades ...•••••.••..••.•..•...

Optimale Aufteilung der Import- ersatzgutproduktion auf Konsum

und Investition •••••••••••••••••••••

Optimale Aufteilung der Exportgut- produktion auf Konsum und Export ....

279

279 279

(13)

v.

1.3 Optimale Schulden- und

Reserveakkumulation • . . . . . . • • • . • . • . • . • 252 1.4 Optimaler Investitionsgüterimport.... 2e4 1.5 Optimale Arbeitsallokation und

optimale Produktionsstruktur... 286 1.6 Optimale Investitionsgüterallokation. 294 1.7 Handelspolitische Maßnahmen zur

Realisierung der optimalen Produktions-, Investitions- und Konsumstruktur 298 2. Charakterisierung des optimalen

Steady-State-Pfades •. •• •...•..••. ..•.. 306 Zusammenfassung •••.•••...••••••••..•••.•..• 313 6. Kapitel: Schlußbemerkungen • . . • . • . • . • . . . . • . . • 316 Anhang • . . • . . • . . . . • . . . . • . . • . • . . . • • • • • • . . . . . • . • • 320 Literaturverzeichnis .•••••....•••...•.••.•••.••. 344

(14)
(15)

VERZEICHNIS DER IM TEIL C HÄUFIG VERWENDETEN SYMBOLE

1. In allen Kapiteln verwendete Symbole g

I KB LB L m.

t u w

l.

ZB

E Tl

p

Wachstumsrate der Arbeit, natürliche WachstumsratE Inlandsinvestitionen

Saldo der Kapitalbilanz im weiteren Sinne (einschließlich Währungsreserveänderungen) Saldo der Leistungsbilanz

Arbeit

Momentanwert der i-ten Kozustandsvariablen, i-te Kozustandsvariable in laufenden Werten i-te Kozustandsvariable

Kreditzins Zeitindex

gesellschaftlicher Nutzenindex (Zeitpunktbetrachtung)

gesellschaftlicher Wohlfahrtsindex (Zeitraumbetrachtung)

Saldo der Zahlungsbilanz~ Saldo der zusammen- gefaßten Leistungs- und Kapitalbilanz (LB+KB) Elastizität der r(·)-Funktion

Optimaler Steuersatz auf Erträge des Auslandskapitals

soziale Zeitpräferenzrate

Ein Punkt (·) über einer Variablen kennzeichnet die Ver- änderunq dieser VariabJ.en in der a1s stetig angenommenen Zeit. Beispiel: dL/dt=L

Der optimale Steady-State-Wert einer Variablen wird durch einen der Variablen nachgestellten Stern (*) gekenn-

zeichnet.

Durch einen vorangestellten Stern (*) werden "gewöhnliche"

Steady-State-Werte einer Variablen kenntlich gemacht.

Ein Pfeil (+) unter einer Variablen bezeichnet den gesamten Zeitpfad dieser Variablen.

(16)

2. Ausschließlich in den Kapiteln (1)-(4) {Ein-Sektoren-Modelle} verwendete Symbole b=D/L>O

b=D/L<O C c=C/L D d=D/L h=h(d, •• )

K k=K/L Kn kn=Kn/L Q Q/L s s=S/Y s 1=I/Y T

w y y=Y/L

ß>0

<Pi

lj!i E;

1-E;

Pro-Kopf-Auslandskreditaufnahme Pro-Kopf-Auslandskreditvergabe Konsum der Inländer

Pro-Kopf-Konsum der Inländer Nettoauslandsverschuldung

Pro-Kopf-Nettoauslandsverschuldung Grenzkosten für die Inanspruchnahme von Auslandskapital falls d>0 bzw. Grenzeinnahmen aus AuslandsverMögen falls d<0 gilt.

heimischer Kapitalstock (im Inland eingesetzt) Pro-Kopf-Kapitalstock

nationaler Kapitalstock (im Eigentum der Inländer)

nationaler Pro-Kopf-Kapitalstock Inlandsproduktion, Output

Pro-Kopf-Produktion Ersparnis der Inländer Sparquote

Investitionsquote

zusammengefaßter Saldo der Handels- und Dienstleistungsbilanz ohne Nettofaktor- einkommen aus dem Ausland

Lohn

Inländerprodukt, Volkseinkommen Pro-Kopf-Volkseinkommen

Obergrenze für die Pro-Kopf-Auslands- kreditaufnahme

i-ter Lagrangemultiplikator

Momentanwert des i-ten Langrangemultiplikators partielle Produktionselastizität der Arbeit partielle Produktionselastizität des Kapitals

(17)

3. Ausschließlich im 5. Kapitel

{Zwei-Sektoren-Modell} verwendete Symbole A

CA cA=CA/L F CF cF=CF/L D

KA kA=KA/LA kA=KA/L KF kF=KF/LF kF=KF/L LA LF lA=LA/L lF=LF/L p p p

Exportgutproduktion

Konsum des Exportproduktes

Pro-Kopf-Konsum des Exportproduktes Importersatzgutproduktion

Konsum des Importersatzgutes

Pro-Kopf-Konsum des Importersatzgutes Nettoauslandsverschuldung ohne

Berücksichtigung der Reservehaltung Grenzproduktivität des Kapitals in der A-Industrie

Grenzproduktivität des Kapitals in der F-Industrie

Grenzproduktivität der Arbeit in der A-Industrie

Grenzproduktivität der Arbeit in der F-Industrie

Kapitalstock der A-Industrie

Pro-Beschäftigten-Kapitalstock in der A-Industrie Kapitalintensität in der A-.Industrie

Pro-Kopf-Kapitalstock der A-Industrie Kapitalstock der F-Industrie

Pro-Beschäftigten-Kapitalstock in der F-Industrie Kapitalintensität in der F-Industrie

Pro-Kopf-Kapitalstock der F-Industrie Arbeitseinsatz in der A-Industrie Arbeitseinsatz in der F-Industrie Beschäftigungsquotient hinsichtlich der A-Industrie

Beschäftigungsquotient hinsichtlich der F-Industrie

Weltmarktpreis des Exportgutes A in Einheiten des Importersatzgutes F (terms of trade) inländischer Produzentenpreis des Exportgutes inländischer Konsumentenpreis des Exportgutes

(18)

V v=V/L

z

z=Z/L X x=X/L a

1-a y 1-y 6

1-n

Verzinsung internationaler Reserven Investitionsgüterimporte

Pro-Kopf-Investitionsgüterimport in Einheiten des Gutes A ausgedrückter Reallohn in der A-Industrie

in Einheiten des Gutes F ausgedrückter Reallohn in der F-Industrie

Internationale Reserven

Internationale Pro-Kopf-Reserven Brutto-Auslandskreditaufnahme

Brutto-Auslandskreditaufnahme pro Kopf Anteil der Investitionen in der F-Industrie an den gesamten Inlandsinvestitionen

(Kapitalallokationsquote)

Anteil der Investitionen in der A-Industrie an den gesamten Inlandsinvestitionen

Anteil der investiv verwendeten F-Produktion an der gesamten F-Produktion

Anteil der konsumtiv verwendeten F-Produktion an der gesamten F-Produktion

Tilgungsrate

Anteil der exportierten A-Produktion an der gesamten A-Produktion (Exportquote)

Anteil der konsumtiv verwendeten A-Produktion an der gesamten A-Produktion

(19)

1. Kapitel: SCHULDENDIENSTPROBLEME ALS INHÄRENTE BEGLEITERSCHEINUNG INTERNATIONALER KREDITBEZIEHUNGEN

Der wirtschaftliche Entwicklungsprozeß vieler Staaten, die heute zu den ökonomisch hoch entwickelten Ländern gerechnet werden, wurde von einer ausgeprägten Inan- spruchnahme ausländischen Kapitals begleitet. Stell- vertretend sei auf die Wirtschaftsentwicklung der Vereinigten Staaten von Amerika hingewiesen, die während des neunzehnten Jahrhunderts und noch bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges durch umfangreiche Kapital- zuflüsse insbesondere aus Großbritannien, Frankreich und zu einem geringen Teil aus Deutschland vorangetrieben wurde 1l. In ähnlicher Weise wird seit dem zweiten Welt- krieg in vielen Entwicklungsländern versucht, interne Wachstums- und Entwicklungsprozesse durch den Rückgriff auf ausländische Kapitalquellen zu unterstützen. Erfolgt der Mittelzufluß nicht ausschließlich in Gestalt unent- geltlicher Ubertragungen und/oder ausländischer Direkt- investitionen, so impliziert der durch ausländische Kreditgeber ermöglichte Ressourcentransfer eine Akku- mulation externer Schulden. Verursacher der so ent- stehenden Auslandsverschuldung können private und öffentliche Kreditnehmer eines Landes sein.

1) Vgl. ABBOTT, G.C., International Indebtness and the Developing Countries, London-New York 1979, S.11 ff.

(20)

Aus der Sicht der Kreditgeber ist die Auslandskredit- vergabe mit Risiken verbunden, die über jene hinaus- gehen, die auch bei einer Kreditvergabe im eigenen Land zu tragen sind. Bei jeder Kreditvergabe muß die Kreditwürdigkeit des jeweiligen Kreditnehmers, d.h.

dessen Fähigkeit und Bereitschaft, die Zins- und Tilgungsverpflichtungen (~ Schuldendienstverpflich- tungen) zu erfüllen, eingeschätzt werden. Die Möglich- keit, daß ein individueller Kreditnehmer die verein- barten Schuldendienstzahlungen nicht vornehmen kann oder will, wird im weiteren als Kreditrisiko bezeichnet1 ).

Erfolgt die Kreditvergabe an einen Kreditnehmer eines anderen Landes, so treten zu dem Kreditrisiko Risiken hinzu, die aus der grundlegenden ökonomischen und politischen Situation des betreffenden Landes resul- tieren. Eine hohe Kreditwürdigkeit des individuellen Kreditnehmers stellt dann eine notwendige, nicht aber eine hinreichende Bedingung dafür dar, daß die Gläubiger das eingesetzte Kapital verzinst zurückerhalten. Zur Illustration sei auf einen Kreditnehmer eines Entwick- lungslandes verwiesen, der zwar in ausreichendem Umfang über Währungsbeträge des eigenen Landes verfügt (z.B.

mexikanische Pesos), die in Fremdwährung (z.B. US-Dollar) zu leistenden Schuldendienstzahlungen jedoch nicht vor- nehmen kann, weil die Regierung des Entwicklungslandes durch Devisenbeschränkungen die freie Verfügbarkeit über Devisen einschränkt. Im weiteren sei das von den Gläubi- gern ebenfalls zu bewertende Risiko, das durch die

1) Vgl. zu dieser Begriffsbestimmung: CATAQUET, H., Country Risk Analysis: Art Science and Sorcery?, in:

KRUMMEL, H.-J. (Hrsg.), Internationales Bankgeschäft, Beihefte zu Kredit und Kapital, Heft 8, Berlin 1985,

s.

81.

(21)

Gesamtsituation jenes Landes bedingt ist, in dem das Kreditengagement erfolgt, als Länderrisiko bezeichnet11 • Dieses Länderrisiko schließt das sogenannte souveräne Risiko ein, welches aus der Möglichkeit resultiert, daß an öffentliche Kreditnehmer vergebene Kredite nicht vereinbarungsgemäß verzinst und zurückgezahlt werden:

"Country risk spans all loans made to a particular country, while sovereign risk refers to loans made •••

to gove:cnment and government agencies and/or enterprises which are backed by the full faith and credit of the government. Thus, sovereign risk is a proper subset of country risk. ,. 2) Die Einordnung des souveränen Risikos als Teil des Länderrisikos wird vor allem vor dem Hinter- grund verständlich, daß die Steuereinnahmen als wesent- liche Komponente der Einnahmen des öffentlichen Sektors in besonderem Maße von der ökonomischen und politischen Situation der Volkswirtschaft als Ganzes determiniert sind; hinzu kommt, daß auch der öffentliche Sektor die in heimischer Währung erhobenen Steuereinnahmen in Fremdwährung transferieren muß und daher auf die in der gesamten Volkswirtschaft verfügbaren Devisen angewiesen ist.

Unter Berücksichtigung der Uberlegungen zum Länderrisiko lassen sich in Analogie zur Definition der Kreditwürdig- keit eines individuellen Kreditnehmers Aussagen bezüglich der Kreditwürdigkeit eines Landes ableiten. Mit einer durch private und öffentliche Kreditnehmer verursachten

1) Vgl. CATAQUET, H., Country Risk Analysis ••• ,

a.a.o.,

S. 78.

2) EBENDA, S. 80.

(22)

Akkumulation externer Schulden geht das kreditauf- nehmende Land die Verpflichtung ein, in Zukunft Schuldendienstzahlungen an ausländische Gläubiger zu leisten. Eine vertragsgemäße Erfüllung der Schulden- dienstverpflichtungen ist an zwei Voraussetzungen geknüpft. Zum einen muß die Fähigkeit des Landes zur Leistung der Schuldendienstzahlungen gegeben sein.

Neben der Schuldendienstfähigkeit bedarf es als zweiter Voraussetzung für die Realisierung der verein- barten Zins- und Tilgungszahlungen der Bereitschaft, diese Zahlungen auch vornehmen zu wollen. Die Unter- scheidung zwischen der Schuldendienstfähigkeit und der Schuldendienstbereitschaft ist insofern von Bedeutung, als die Möglichkeit in Betracht gezogen werden muß, daß

"long before a developing country is unable to service its debts, it will choose not to do so" 1 ).

Schuldendienstprobleme werden einem Schuldnerland spätestens dann attestiert, wenn sich die Möglichkeit abzeichnet, daß das betreffende Land aufgrund einer beeinträchtigten Schuldendienstfähigkeit und/oder einer mangelnden Schuldendienstbereitschaft von den verein- barten Zinszahlungs- und Tilgungsmodalitäten abweichen könnte 2 ). Erste Anzeichen für heraufziehende Schulden- dienstprobleme können beispielsweise in dem Versuch eines Schuldnerlandes gesehen werden, durch die Behinderung

1) GERSOVITZ, M., Banks'International Lending Decisions:

What We Know and Implications for Future Research, in: SMITH, G.W./CUDDINGTON, J.T. (Hrsg.), International Debt and the Developing Countries, Washington, D.C.

1984,

s.

62.

2) Vgl. CLINE, W.R., International Debt: Systematic Risk and Policy Response, Cambridge/Mass. 1984,

s.

xv.

(23)

von Importen und/oder den Abbau von Währungsreserven eine vertragsgemäße Erfüllung der Schuldendienstver- pflichtungen zu realisieren. Offensichtlicher werden die Zahlungsschwierigkeiten, wenn es infolge eines drohenden oder bereits eingetretenen Zahlungsverzuges

zu Umschuldungsverhandlungen zwischen den Kredit- vertragsparteien kommt. Zweck dieser Umschuldungsver- handlungen ist vor allem die Festlegung eines neuen

Zinszahlungs- und Tilgungsplanes, der eine ordnungs- gemäße Bedienung der Schulden erwarten läßt1). Als gravierender sind die Schuldendienstprobleme eines Landes einzustufen, wenn der Schuldner einseitig ver- kündet bzw. damit droht, das Volumen seiner Schulden- dienstzahlungen zu begrenzen oder ein partielles oder sogar alle Schulden betreffendes, zeitlich befristetes oder unbefristetes Schuldendienstmoratorium in Kraft

zu setzen 2). Gewissermaßen als letzte Stufe möglicher Abweichungen von vorgesehenen Schuldendienstzahlungen kann die ausdrückliche Zurückweisung sämtlicher Schulden- dienstverpflichtungen betrachtet werden3 ).

Durch Mexikos Eingeständnis der drohenden Zahlungs- unfähigkeit im August 19824) wurde nicht zum ersten Male in der Geschichte internationaler Kreditbeziehungen deutlich, daß Abweichungen von vereinbarten Schulden- dienstzahlungen und somit Schuldendienstprobleme

1) Vgl. EATON, J./GERSOVITZ, M., Poor-Country Borrowing in Private Financial Markets and the Repudiation Issue, Princeton Studies in International Finance, No. 47, Princeton 1981, S. 2.

2) Vgl. CLINE, W.R., International Debt ••• , a.a.o.,

s.

26.

3) Vgl. EBENDA, S. 26.

4) Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK, Monatsberichte der Deutschen Bundesbank, 39. Jahrgang Nr. 1, Januar 1987, S. 40.

(24)

inhärente Begleiterscheinungen internationaler Kredit- beziehungen sind. Ohne auf die jeweiligen Ursachen, Konsequenzen und Besonderheiten früherer Problemfälle einzugehen, sei beispielhaft auf die völlige Ein-

stellung der Schuldendienstzahlungen einer Reihe latein- amerikanischer Länder (u.a. Bolivien, Peru, Chile, Brasilien und Kolumbien) in den Jahren 1931-33 11 , die völlige Zurückweisung der Schuldendienstverpflichtungen durch Kuba (1961) 21 und Nord-Korea (1974) 31 sowie auf die seit dem zweiten Weltkrieg stark angestiegene Zahl von Umschuldungsabkommen zwischen Kreditnehmern und Kreditgebern hingewiesen 41 •

1) Vgl. ABBOTT, G.C., International Indebtness a.a.o.,

s.

24 f.

2) Vgl. CLINE, W.R., International Debt ••• , a.a.o.,

s.

90.

3) Vgl. EBENDA, S. 90.

... ,

4) Vgl. SACHS, J., LDC Debt in the 1980s - Risks and Reforms, in: WACHTEL, P. (Hrsg.), Crisis in the Economic and Financial Structure, Lexington 1982,

s.

229 ff.

(25)

2. Kapitel: GEGENSTAND, EINORDNUNG UND AUFBAU DER ARBEIT

Eine Vielzahl empirischer Studien 1) bestätigt die Hypothese, daß die Aussicht auf potentielle Schulden- dienstprobleme die Kreditwürdigkeit eines Landes beein- trächtigt und damit die Bedingungen der Auslandskredit- aufnahme negativ beeinflußt. Hierauf aufbauend liefert die vorliegende Arbeit eine wirtschaftstheoretische Analyse der Wachstums- und Verschuldungsprozesse, die eine kapitalimportierende Volkswirtschaft angesichts kreditwürdigkeitsdeterminierter Kreditaufnahmebedingun- gen anstreben sollte. Dabei ist insbesondere der Erkennt- nis Rechnung zu tragen, daß die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten von Schuldendienstproblemen und damit die Kreditkonditionen nicht unwesentlich durch die Gesamt- situation des Schuldnerlandes determiniert und daher durch das Schuldnerland beeinflußbar sind. Hinsichtlich dieser Einflußmöglichkeiten werden wir auch der Frage nachgehen, durch welche makroökonomischen Maßnahmen ein Schuldnerland über eine Reduzierung der Wahrschein- lichkeit von Schuldendienstschwierigkeiten die Kredit- aufnahmebedingungen zum eigenen Vorteil beeinflussen kann.

Wirtschaftstheoretische Modelle zur Analyse externer Verschuldungsprozesse lassen sich grob zwei Kategorien

zuordnen2

>:

Modelle der einen Kategorie beschränken sich im Sinne einer positiven Ökonomik auf die Erklärung

1) Stellvertetend für die im Teil B ausführlich zu

würdigenden Beiträge sei auf die Studie von EDWARDS,

s.,

LDC Foreign Borrowing and Default Risk: An Empirical Investigation, 1976-80, in: The American Economic Review, Vol. 74 (1984), Supplementary Information, S. 726-734 hingewiesen.

2) Vgl. zu einer ähnlichen Kategorisierung: McDONALD, D.C., Debt Capacity and Developing Country Borrowing:

A Survey of the Literature, in: IMF Staff Papers, Vol. 29 (1982), S. 605 ff.

(26)

und Prognose der Akkumulation externer Schulden im langfristigen Entwicklungsprozeß einer Volkswirt- schaft. Stellvertretend für die Vielzahl dieser An- sätze sei auf die Arbeiten von AVRAMOVIc 11 , KING 21 , SOLOMON3 ), NEHER4 ), FISCHER/FRENKEL5l6), FEDBR7I, TAKAGI 81 und KATz 91 hingewiesen.

Modelle der zweiten Kategorie diskutieren die Prob- lematik der Auslandsverschuldung im Sinne einer 1) AVRAMOVIC, D. et.al., Economic Growth and External

Debt, Baltimore 1964.

2) KING, B.B., Notes on the Mechanics of C-rowth and Debt, World Bank Staff Occasional Papers, No. 6, naltimore 1968.

3) SOLOMON, R., A Perspective on the Debt of Develo?ing Countries, in: Brooking Papers on Economic Activity,

2 (1977),

s.

479-501.

4) NEHER, P.A., International Capital Movements along Balanced Growth Paths, in: The Economic Record, Vol. 46 (1970), S. 393-401.

5) FISCHER,S./FRENKEL,J.A., Investment, the Two-Sector Modeland Trade in Debt and Capital Goods, in:

Journal of International Economics, Vol. 2 (1972),

s.

211-233.

6) FISCHER,S./FRENKEL,J.A., Economic Growth and the Staaes of the Balance of Payments - A Theoretical Model, in;

HORWICH,G./SAMUELSON,P.A., Trade Stability and Macroeconomics - Essays in Honor of Lloyd A. Metzler, New York 1974,

s.

503-521.

7) FEDER, G., Growth and External Borrowing in Trade Gap Economies of Less Developed Countries, in: SCHWEIZERI- SCHES INSTITUT FUR AUSSENWIRTSCHAFTS-, STRUKTUR- UND MARKTFORSCHUNG, ST. GALLEN (Hrsg.), Längerfristige Aspekte der internationalen Verschuldung von Entwicklungsländern, Zürich 1981, S. 381-395.

8) TAKAGI, Y., Aid and Debt Problems in Less Developed Countries, in: Oxford Economic Papers, New Series, Vol. 33 (1981), S. 323-337.

9) KATZ, M., The Cost of Borrowing, the Terms of Trade, and the Determination of External Debt, in: Oxford Economic Papers, New Series, Vol. 34 (1982),

s.

332-345.

(27)

normativen Ökonomik. Gemeinsames Merkmal dieser Modelle ist das Bestreben, aus einem dynamischen Optimierungskalkül Hinweise zur Beantwortung der Frage abzuleiten, wie die Akkumulation externer Schulden im Hinblick auf ein gesellschaftliches Zielkriterium gestaltet werden sollte. Innerhalb dieser Optimierungsansätze lassen sich drei Grund- strömungen erkennen: Eine dieser Strömungen - für die beispielhaft die Arbeiten von BARDHANl), HAMADA 2), BADE3) und BAZDARICH41 genannt seien - konzentriert sich auf die Analyse grundlegender Merkmale eines optimalen Wachstums- und Verschuldungsprozesses.

Eine andere, weniger langfristig orientierte Ausrich- tung der wohlfahrtstheoretischen Betrachtung der Akku- mulation externer Schulden wird durch die Veröffent- lichungen von McCABE/SIBLEY 51 , SACHS 6 ), DORNBUSCH71 ,

1) BARDHAN, P.K., Optimum Foreign Borrowing, in: SHELL, K.

(Hrsg.), Essays on the Theory of Ontimal Economic Growth, Cambridge/Mass. 1967, S. 117-128.

2) HAMADA, K., Optimal Capital Accumulation by an Economy Facing an International Capital Market, in: Journal of Political Economy, Vol. 77 (1969), S. 685-697.

3) BADE, R., Optimal Growth and Foreign Borrowing with Restricted Mobility of Foreign Capital, in:

International Economic Review, Vol. 13 (1972), S. 544-552.

4) BAZDARICH, M.J., Optimal Growth and the Stages in the Balance of Payments, in: Journal of International Econornics,Vol. 8 (1978), S. 425-443.

5) McCABE,J.L./SIBLEY,D.S., Optimal Foreign Debt Accumulation with Export Revenue uncertainty, in:

International Economic Review, Vol. 17 (1976),

s.

675-686.

6) SACHS, J.D., The Current Account and Macroeconornic Adjustment in the 1970s, in: Brooking Papers on Economic Activity, 1 (1981),

s.

201-268.

7) DORNBUSCH, R., Real Interest Rates, Horne Goods, and Optimal External Borrowing, in: Journal of Political Econorny, Vol. 91 (1983), S. 141-153.

(28)

MARION/SVENSSON 1) und KHARAS/SHISHID02) repräsentiert.

Diese Autoren erörtern, wie das Instrumentarium der Auslandskreditaufnahme eingesetzt werden sollte, um die Wirkungen exogener Schocks - zu denken ist beispielsweise an ausgeprägte Ölpreissteigerungen, Zinssteigerungen und Exporterlösschwankungen - abzu- federn. Einen dritten Schwerpunkt innerhalb der Modelle zur optimalen Auslandsverschuldung bilden die Forschungsbeiträge, die explizit der Existenz möglicher Schuldendienstprobleme Rechnung tragen.

Diese Ansätze wurden u.a. von HANSON31 , FEDER/REGEv41 , FEDER/JUST5l, EATON/GERSOVITz 6l7l, SACHs8l9l und SACHS/COHEN 10) initiiert.

1) MARION,N.P./SVENSSON,L.E.O., Adjustment to Ex9ected and Unexpected Oil Price Changes, Institute For

International Economic Studies, Reprint Series No. 232, Stockholm 1984.

2) KHARAS,H.J./SHISHIDO,H., Foreign Borrowing and Macro- economic Adjustment to External Shbcks, in: Journal of Development Economics, Vol. 25 (1987), S. 125-148.

3) HANSON, J.A., Optimal International Borrowing and Lending, in: American Economic Review, Vol. 64 (1974), s. 616-630.

4) FEDER,G./RF.GEV,U., International Loans, Direct Foreign Investment, and Optimal Capital Accumulation, in:

The Economic Record, Vol. 51 (1975), s. 320-325.

5) FEDER,G./JUST,R.E., Optimal International Borrowing, Capital Allocation and Creditworthiness Control, in:

Kredit und Kapital, Vol. 12 (1979), s. 207-220.

6) EATON,J./GERSOVITZ,M., Debt with Potential Repudiation - Theoretical and Empirical Analysis, in: Review of Economic Studies, Vol. 48 (1981), S. 289-309.

7) EATON,J./GERSOVITZ,M., Poor-Country Borrowing ••• , a.a.O.

8) SACHS, J., LDC Debt in the 1980s •.. , a.a.O.

9) SACHS, J., Theoretical Issues in International

Borrowing, Princeton Studies in International Finance, No. 54, Princeton 1984.

10) SACHS/J./COHEN,D., LDC Borrowing with Default Risk, in: KRUMMEL, H.-J. (Hrsg.), Internationales Bank- geschäft, a.a.O., s. 211-235.

(29)

Vor dem Hintergrund dieser Kategorisierung kann der vorliegende Beitrag als wohlfahrtstheoretische Analyse zur Problematik einer optimalen Auslandsverschuldung angesichts potentieller Schuldendienstprobleme verstanden werden. Dieser Thematik werden wir uns in folgenden Schritten widmen:

Die im anschließenden Teil B erfolgende Diskussion einiger empirischer Aspekte der internationalen Verschuldungsproblematik soll eine Vorstellung von jenen ökonomischen Faktoren vermitteln, die hin- sichtlich der Wahrscheinlichkeit für das Eintreten von Schuldendienstproblemen bedeutsam sind und folglich die Kreditwürdigkeit eines Landes und damit die Kreditaufnahmebedingungen bestimmen. Insbesondere ist die Hypothese zu begründen, daß der von einem Schuldnerland zu zahlende Kreditzins wesentlich von bestimmten makroökonomischen Indikatoren der Kredit- würdigkeit determiniert wird.

Die modelltheoretischen Darstellungen im Teil C verfolgen das Ziel, auf der Grundlage der im Teil B identifizierten Determinanten des Kreditzinses eine systematische Analyse optimaler Wachstums- und Ver- schuldungsprozesse zu entwickeln. Zu diesem Zweck werden im 1. Kapitel von Teil C die für die gesamte theoretische Diskussion grundlegenden Merkmale einer offenen, wachsenden Volkswirtschaft erörtert. Hierauf aufbauend wird in den anschließenden Kapiteln die Thematik einer optimalen Auslandsverschuldung unter Berücksichtigung verschiedener Determinanten des Kreditzinses diskutiert11 • Hierbei ist zu beachten, daß die Determinanten des Kreditzinses die ökonomische Situation des Schuldnerlandes reflektieren und damit teilweise durch das Schuldnerland beeinflußt werden können.

1) Eine detaillierte Ubersicht über Teil C wird im 3. Kapitel von Teil B gegeben.

(30)

Teil B: EMPIRISCHE ASPEKTE ZUR PROBLEMATIK DER AUSLANDSVERSCHULDUNG

1. Kapitel: ENTWICKLUNG DER INTERNATIONALEN VERSCHULDUNG SEIT 1973

I. DIE ENTWICKLUNG IM ZEITRAUM 1973-1982

Einen Eindruck von der raschen Zunahme der Auslands- verschuldung der Entwicklungsländer 1l in den Jahren 1973-82 vermittelt die Tabelle 1. Hiernach haben sich die externen Schulden der Nicht-öl-Entwicklungsländer 2) in der Zeit von 1973 bis 1982 mehr als verfünffacht.

Gleichzeitig ist der Anteil der kurzfristigen Verschul- dung an der Gesamtverschuldung von 14% im Jahre 1973 auf 21% im Jahre 1982 angestiegen.

Begleitet wurde diese Akkumulation externer Schulden von einer auffallenden Veränderung diverser Kennzahlen zur Auslandsverschuldung: Die von 1973 bis 1982 zu beobachtende Zunahme der nominellen Exporterlöse der Nicht-öl-Entwicklungsländer wurde deutlich vom Tempo der Schuldenakkumulation übertroffen, so daß sich die 1) Obwohl Entwicklungsländer keine homogene Gruppe

darstellen, soll im folgenden in erster Linie auf eine grobe Unterscheidung zwischen Entwick- lungs- und Industrieländern im Sinne der Länder- klassifikation des INTERNATIONALEN WÄHRUNGSFONDS

(IWF) abgestellt werden. Vgl. hierzu INTERNATIONAL MONETARY FUND (IMF)' World Economic OUtlook, April 1987, Washington, D.C. 1987, S. 109.

2) Vgl. die Erläuterungen bezüglich dieser Ländergruppe in Anmerkung (a) zur Tabelle 1.

(31)
(32)

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(33)

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a) Die Bezeichnung Nicht-Öl-Entwicklungsländer ist insofern irreführend, als die hiermit angesprochene Ländergruwe auch öleJ<PC)rtländer wie Pexiko und Ecuador einschließt.

Andererseits ist zu bedenken, daß einige hcx:h verschulda!te Länder wie Venezuela und Nigeria in dieser Ländergruwe nicht erfaßt sind. Trotz dieser Unzulänglichkeiten

sei zur Charakterisierung CEr grundlegenden Verschuldmgssituatirn der Entwicklungs- länder (133 am 1.1.1987) das auf die Nicht-<51-Entwicklungslända!r (121 am 1.1.1987) bezogene Zahleruraterial herangez0:1en, i.eil sich für diese Ländergruwe aus den genannten Veröffentlichungen des IWF unmittelbar die in dar Tal::elle angegebenen Zahlenreihen zusaimenstellen lassen.

b) Pro;Jnose

c) Der gesamte Schuldenstand setzt sich zu einem größeren Teil aus öffentlichen und öffentlich garantierten SchulCEn und zu einem kleineren Teil aus privaten nicht garantierten Schulden zusamrren.

Armin-Detlef Rieß - 978-3-631-74965-4Downloaded from PubFactory at 01/11/2019 09:37:48AMvia free access

(34)

Relation zwischen dem Schuldenstand und dem Exportwert von 115,4% im Jahre 1973 um etwa 37% auf 157,8% im Jahre 1982 erhöhte. Noch ausgeprägter war die Zunahme der Relation zwischen dem Schuldenstand und dem Brutto- inlandsprodukt (Anstieg um 58%), da in dem betrachteten Zeitraum das Wachstum der Inlandsproduktion hinter der Expansion der Exporterlöse und somit hinter dem Anstieg der Auslandsverschuldung zurückblieb1). Schließlich zeigt die deutliche Erhöhung der Schuldendienstquote um 62,2%, daß ein immer größer werdender Teil der Exporteinnahmen für Zins- und Tilgungszahlungen aufge- wendet werden mußte.

Obwohl die Daten in Tabelle 1 zu erkennen geben, daß die Auslandsverschuldung für die Volkswirtschaften der Entwicklungsländer absolut und relativ an Bedeutung gewonnen hat, können sie naturgemäß nicht die kritische Verschuldungssituation bestimmter Länder widerspiegeln.

Für Mexiko, Brasilien und Argentinien - drei der Länder, für die sich 1982 Zahlungsschwierigkeiten abzeichneten - sei daher die weit dramatischere Entwicklung der Ver- schuldungslage anhand der Veränderung der Schuldendienst- quote nachgezeichnet. Diese Quote erhöhte sich in der

Zeitspanne 1973-82 für Mexiko von 28,7% auf 58,5%, für Brasilien von 36,7% auf 87,1% und für Argentinien gar von 19,9% auf 102,9%21 • Die zunehmende Schuldendienst- belastung der Entwicklungsländer führte schließlich dazu, daß neben Mexiko, Brasilien und Argentinien 31 Länder Ende 1982 mit ihren Schuldendienstzahlungen in Verzug geraten waren 3 l •

1) Vgl. CLINE, W.R., International Debt .•. , a.a•.O., S.2.

2) Vgl. EBENDA, S. 295.

3) Vgl. EBENDA, S. xvi.

(35)

Als weiteres Symptom sich verschärfender Schuldendienst- probleme ist die zunehmende Häufigkeit von Umschuldungen, d.h. die Verschiebung ausstehender Fälligkeiten auf spätere Jahre, zu nennen. Wurden im Durchschnitt der Jahre 1975-1980 weniger als vier Umschuldungsabkommen zwischen privaten und/oder öffentlichen Kreditgebern auf der einen und verschuldeten Mitgliedsländern der Weltbank auf der anderen Seite abgeschlossen, so stieg die Zahl dieser Abkommen auf 13 im Jahre 1981 bzw.

10 im Jahre 1982 1).

Versucht man, die Frage nach den Gründen der 1982 auf- getretenen Zahlungsbilanzprobleme vieler Entwicklungs- länder zu beantworten, dann bietet es sich an, zwischen äußeren und inneren Ursachen zu differenzieren. Diese Ursachen sollen im folgenden in geraffter Form präsen- tiert werden2 ).

1) Vgl. WORLD BANK, World debt Tables, 1984-85 Edition, Washington, D.C. 1985, S. xiv und "Table 2" auf S. xvi.

2) Eine ausführliche Ursachenanalyse findet man beispiels- weise in:

DEUTSCHE BUNDESBANK, Geschäftsbericht für das Jahr 1983, S. 81-86;

DEUTSCHE BUNDESBANK, Monatsberichte der Deutschen Bundesbank, Januar 1987, a.a.o., S. 38-40.

CLINE, W.R., International Debt ••• , a.a.O., S. 8-19;

GLISMANN, H.H./NUNNENKAMP, P., Entwicklungsländer am Rande einer Verschuldungskrise, Kieler Diskussions- beiträge 91, Kiel 1983,

s.

8-19;

INTERNATIONAL IDNETARY FUND (IMF), World Economic Out- look, April 1986, Washington, D.C. 1986, S. 86-91;

DORNBUSCH, R., External Debt, Budget Deficits and Dis- equilibrium Exchange Rates, in; SMITH, G.W./Cuddington, J.T. (Hrsg.), International Debt and the Developing Countries, Washington 1985,

s.

213-235.

(36)

Zu den äußeren, von den Entwicklungsländern nicht be- einflußbaren Ursachen sind die abrupten Ölpreissteigerun- gen von 1973/74 und 1979/80 zu rechnen, die über eine Aufblähung der Ölrechnung den Finanzierungsbedarf der ölimportierenden Länder erhöhten. Bemerkenswert ist aller- dings, daß auch Länder wie z.B. Mexiko, Venezuela und Nigeria, die im Zuge steigender Ölpreise erhöhte Export- einnahmen verbuchen konnten, einen starken Anstieg der externen Verschuldung zu verzeichnen hatten. Zu erklären ist dies u.a. dadurch, daß die genannten Länder sich verstärkt im Ausland verschuldeten, um die bei den hohen Ölpreisen lukrative Ölförderung zu forcieren. Es kann daher nicht überraschen, daß gerade Ölexportländer sich Zahlungsproblemen gegenübergestellt sahen, als 1982 ein Rückgang der Ölpreise einsetzte 1).

Genauso wenig wie die Ölpreiserhöhung war der im Herbst 1979 einsetzende rasante Ans~ieg sowohl der nominellen als auch der realen Zinsen von den Ent\licklungsläridern be- einflußbar, sondern vielmehr Folge einer allgemeinen Fin- wendung zu einer antiinflationären Geldpolitik, die in manchen Industrieländern von einer expansiven Fiskalpolitik begleitet wurde. Dieser Zinsanstieg - die London Interbank Offered Rate (LIBOR), d.h. der repräsentative Zinssatz für 6-Monatsgeld unter Banken am Eurodollarmarkt, erreichte im Durchschnitt des Jahres 1981 stattliche 16,7%2) -

führte nicht nur über eine verteuerte Neuverschuldung, sondern auch über die mit einem variablen Zins ausge- statteten bereits existierenden Kreditverträge

1) Vgl. IMF, World Economic Outlook, April 1986, a.a.O. S. 152.

2) Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK, Monatsberichte der Deutschen Bundesbank, Januar 1987,

a.a.O., S. 39.

(37)

zu einer Zunahme der Zinsbelastung. Diese Zunahme der Zinsbelastung hatte u.a. zur Folge, daß von 1978 bis 1982 die Relation zwischen den fälligen Zinszahlungen und den Exporteinnahmen (Zinszahlungsquote) von 6,9%

auf 15% anstieg (vgl. Tabelle 1).

Die bedenkliche Zunahme der Zinszahlungsquote sowie insgesamt der Schuldendienstquote war sicher auch auf die unbefriedigende Entwicklung der Exporteinnahmen zu- rückzuführen. Sowohl das Exportvolumen als auch die Preise der Entwicklungsländerexporte wurden durch die Rezession in den Industrieländern im Zeitraum 1980-1982 ausgesprochen negativ beeinflußt.

Neben den genannten exogenen Ursachen haben interne Fehl- entwicklungen in den Entwicklungsländern zur Zuspitzung der Verschuldungsproblematik beigetragen. Zu nennen ist hier vor allem die Uberbewertung der eigenen Währung, die über einen Importsog und eine gleichzeitige Verminde- rung der Wettbewerbsfähigkeit der eigenen Exportsektoren hohe Leistungsbilanzdefizite induzierte. Diese negativen Leistungsbilanzeffekte wurden zudem durch eine expansive Geld- und Fiskalpolitik verstärkt. Problematisch war auch, daß das Festhalten an unrealistischen Wechselkursen die Kapitalflucht stimulierte und dadurch die Finanzierung der Leistungsbilanzdefizite erheblich erschwerte.

Zu bezweifeln ist ferner, ob die durch ausländische Kreditgeber finanzierte Absorption in ausreichendem Maße zu einer Entfaltung der internen Produktivkräfte beigetragen hat. Auf eine eher produktive Verwendung des Kapitalzuflusses kann geschlossen werden, wenn sich nachweisen läßt, daß im Zuge der Schuldenakkumulation

(38)

eine Erhöhung der Investitions- und/oder Sparquote in den kreditaufnehmenden Ländern zu beobachten war. In diese Richtung gehende Untersuchungen vermitteln ein sehr uneinheitliches Bild. So kommt beispielsweise SACHS zu dem Ergebnis, daß die Auslandskreditaufnahme der größten Schuldnerländer in den siebziger Jahren mit an- steigenden oder konstanten Sparquoten bei gleichzeitig steigenden Investitionsquoten einherging 1). Sell::st im Falle von Problemländern wie Mexiko und den Philippinen wurde die rasche Schuldenakkumulation von einem Anstieg der Investitions- und der Sparquote begleitet2), so daß aus der Entwicklung dieser makroökonomischen Aggregate nicht auf eine unproduktive Verwendung der Auslandskre- dite zu schließen ist3l. Im Unterschied zu dieser eher positiven Einschätzung hebt der IWF hervor, daß gerade im Falle der Länder mit Schuldendienstproblemen bei relativ konstanten Investitionsquoten die Sparquoten im

Zeitraum 1978-1982 im Vergleich zur Mitte der siebziger Jahre tendenziell gesunken sind und somit der Kapital- import nicht eine Zunahme der gesamtwirtschaftlichen Investitionen, sondern des Konsums finanziert hat4).

Darüber hinaus ist grundsätzlich zu bedenken, daß selbst

1) Vgl. SACHS, J., The Current Account and Macroeconomic Adjustment in the 1970s, a.a.O., S. 243.

2) Nach Berechnungen von SACHS hat sich die Investitions- quote Mexikos von einem Durchschnittswert in Höhe von 19,5% für die Jahre 1965-73 auf einen durchschnittlichen Wert in Höhe von 22,6% für den Zeitraum 1974-79 erhöht.

Die entsprechenden Werte liefern für die Philippinen einen Anstieg der Investitionsquote von 16,2% auf 23%.

Bezogen auf die gleichen Zeiträume ermittelte SACHS einen Anstieg der Sparquote für Mexiko (die Philippinen) von 18,6% auf 22,6% (21,4% auf 26,7%).

Vgl. SACHS, J., The Current Account and Macroeconomic Adjustment in the 1970s, a.a.o.,

s.

234.

3) Vgl. CLINE, W.R., International Debt ••• , a.a.o., S.16.

4) Vgl. IMF, World Economic Outlook, April 1986,

s.

89.

(39)

eine investive Mittelverwendung nicht notwendigerweise mit einer profitablen Mittelverwendung gleichzusetzen ist.

Die durch innere und äußere Faktoren verursachten Zahlungsprobleme vieler Entwicklungsländer verschärften sich, als private Gläubigerbanken angesichts dieser Schuldendienstprobleme zurückhaltender bei der Vergabe von neuen Krediten wurden. Nach Angaben des Internatio- nalen Währungsfonds verminderte sich beispielsweise die Nettokreditvergabe privater Geldgeber an Länder mit Verschuldungsproblemen von 57 Mrd US-Dollar im Jahre 1981 auf 33 Mrd US-Dollar im Jahre 198211 • Zu beachten ist ferner, daß akute Zahlungsprobleme eines Landes einer Region die Gläubigerbanken zu einem insgesamt restrik- tiven Kreditvergabeverhalten gegenüber allen Ländern dieser Region veranlaßte (Regionalisierungseffekt).

So kam es z.B. im Zuge der im August 1982 offen zutage getretenen Zahlungsschwierigkeiten Mexikos zu einer Kreditverknappung für ganz Lateinamerika, die u.a. darin ihren Niederschlag fand, daß die Kreditvergabe an

Brasilien im September 1982 um 50% unter dem durchschnitt- lichen Mittelzufluß der vorangegangenen acht Monate lag2 ).

1) Vgl. IMF, World Economic Outlook, April 1986,

a.a.o.,

s.

91 in Verbindung mit "Table A 42" (S.234).

Anzumerken ist, daß die Nettokreditvergabe im Jahre 1983 gar auf 0,2 Mrd US-Dollar zurückging;

vgl. EBENDA, S. 91 und 234.

2) Vgl. CLINE, W.R., International Debt •.. , a. a.

o. ,

S. 1 7f.

(40)

II. DIE ENTWICKLUNG IM ZEITRAUM 1983-87

Nachdem die Entstehungsgeschichte der 1982 offen ausge- brochenen Schuldenproblematik skizziert wurde, ist es nun von Interesse nachzuvollziehen, durch welche Reak- tionen ein drohender Kollaps des internationalen Finanz- systems mit seinen schwerwiegenden Folgen für die Welt- wirtschaft abgewendet wurde und wie die Verschuldungs- situation der Entwicklungsländer sich nach 1982 weiter- entwickelt hat.

Kernstück der Reaktion auf akute Zahlungsschwierigkeiten der hoch verschuldeten Länder war die mehr oder weniger konfliktbeladene Zusammenarbeit aller Beteiligten - der Regierungen, Notenbanken, Gläubigerbanken und inter- nationalen Organisationen. Diese auch als Krisen- oder Schuldenmanagement bezeichnete Kooperation basierte auf der Vorstellung, daß zur Uberwindung der anstehenden Pro- bleme Anpassungsprozesse in den Entwicklungs- und

Industrieländern bei gleichzeitiger Reaktivierung der externen Finanzierung der wirtschaftlichen Entwicklung der Schuldnerländer notwendig sind11 • Vor dem Hintergrund dieser Einschätzung lassen sich die charakteristischen Merkmale des Schuldenmanagements wie folgt skizzieren:

Die Bereitstellung sogenannter Uberbrückungskredite durch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und einzelne Notenbanken zielte im Sinne einer "Feuerwehr- aktion" darauf ab, die drohende Zahlungsunfähigkeit der Schuldnerländer und damit eine massive Gefährdung des internationalen Finanz- und Wirtschaftssystems abzuwenden.

1) Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK, Monatsberichte der Deutschen Bundesbank, Januar 1987, a.a.O., S. 43.

(41)

Uberbrückt werden sollte mit diesen kurzfristigen Krediten der Zeitraum bis zur Gewährung von an wirt- schaftspolitische Auflagen geknüpften IWF-Krediten und Krediten der privaten Gläubigerbanken. Hinsichtlich der konditionierten Kreditzusagen des Internationalen Währungsfonds ist hervorzuheben, daß der Fonds diese Mittelbereitstellung ausdrücklich von der Verpflichtung der Banken abhängig machte, sowohl neue Kredite ("fresh money") zu vergeben als auch eine Umschuldung eines Teils der fälligen Verbindlichkeiten vorzunehmen1). Die Kopp- lung der IWF-Kreditzusagen nicht nur an die Zusicherung der Schuldnerländer, bestimmte wirtschaftspolitische Auflagen zu erfüllen, sondern auch an die Verpflichtung der Banken, Teile der Verbindlichkeiten umzuschulden und gleichzeitig "fresh money" bereitzustellen, wird in Ver- bindung mit der Umschuldung von Forderungen öffentlicher Gläubiger zuweilen als Paketlösung bezeichnet 2).

Im Zeitraum 1983-1986 wurden mehr als 100 Umschuldungs- abkommen zwischen privaten und/oder öffentlichen Kredit- gebern auf der einen und insgesamt 42 Schuldnerländern auf der anderen Seite ausgehandelt3 ). Hierdurch wurden mittel- und langfristige Bankforderungen im Wert von etwa 205 Mrd US-Dollar sowie über den "Pariser Club" Forde- rungen öffentlicher Gläubiger im Wert von ca. 42 Mrd US-Dollar umgeschuldet4).

1) Vgl. CLINE, W.R., International Debt ••• , a.a.o., s. 30 und 32.

2) Vgl. z.B. DEUTSCHE BUNDESBANK, Geschäftsbericht für das Jahr 1983, s. 85.

3) Vgl. WORLD BANK, World Debt Tables, 1986-87 Edition, Washington D.C., 1987, "Table II-3" aufs. 10CVi ff.

4) Vgl. EBENDA, "Table II-1" auf S. XY..ii.

(42)

Das Wachstum der externen Schulden hat sich seit 1982 aufgrund einer viel zurückhaltender gewordenen Kredit- vergabe durch das internationale Bankensystem deutlich verlangsamt: Die durchschnittliche Wachstumsrate der Auslandsverschuldung der Nicht-öl-Entwicklungsländer fiel von 20,7% im Zeitraum von 1973-82 auf eine voraussichtliche Durchschnittsrate von etwa 7,1% für die Zeitspanne

1983-1987 1). Trotz dieser moderateren Schuldenakkumulation ist - wie Tabelle 1 zeigt - die Relation zwischen dem Schuldenstand und den Exporterlösen sowie das Verhältnis zwischen dem Schuldenstand und dem Bruttoinlandsprodukt weiter gestiegen. Hervorzuheben ist ferner, daß der auf alle Nicht-öl-Entwicklungsländer bezogene Rückgang des Schuldenwachstums nicht die überdurchschnittliche Ver- minderung der Mittelzuflüsse in Länder mit gravierenden Schuldendienstproblemen - wie etwa die lateinamerikanischen Schuldner - zu erkennen gibt 2). In diesem Zusammenhang ist zudem bemerkenswert, daß die Mittelbereitstellung für diese Ländergruppe aufgrund deren beeinträchtigter Kredit- würdigkeit nicht als Ergebnis einer rein freiwilligen Kreditvergabe der Banken, sondern vieln:ehr als der Beitrag zur Uberwindung der Schuldenprobleme zu werten ist, den der IWF im Rahmen der Paketlösungen von den Banken er- wartete31. Eine spontane Kreditvergabe erfolgte überwiegend an Länder, die - wie ein Großteil der asiatischen Entwick- lungsländer - es verstanden haben, "ihre Kreditwürdigkeit auf den internationalen Märkten zu wahren" 4) .

1) Diese Zuwachsraten lassen sich anhand der ersten Zeile von Tabelle 1 ermitteln.

2) Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK, Monatsberichte der Deutschen Bundesbank, Januar 1987, a.a.o., S. 40.

3) Vgl. EBENDA, S. 40.

4) DEUTSCHE BUNDESBANK, Geschäftsbericht für das Jahr 1986,

s.

80.

(43)

Die Einengung der Finanzierungsmöglichkeiten traf in den Jahren 1983 und 1984 mit einer konjunkturellen Er- holung in den Industrieländern zusammen, die in Ver- bindung mit ersten Anpassungsbemühungen über eine Ver- besserung der Leistungsbilanzen der hoch verschuldeten Länder zu einer tendenziellen Entspannung der Verschul- dungslage führte 11 • Diese für sich betrachtet positiven außenwirtschaftlichen Anpassungserfolge wurden allerdings

"mit einer drastischen Einschränkung ~es Lebensstandards erkauft" 2). Die aus dem Wachstum der Industrieländer resultierenden expansiven Impulse induzierten seit 1985 wieder eine Zunahme der gesamtwirtschaftlichen Aktivität in den hoch verschuldeten Entwicklungsländern, nachdem das reale Bruttosozialprodukt dieser Volkswirtschaften in den Vorjahren beträchtlich zurückgegangen war 31 • In dem Maße wie die Beschleunigung des wirtschaftli.chen Wachstums der Industrieländer zur Entschärfung der Finanzierungsprobleme der Entwicklungsländer beitragen konnte, führte die Abflachung dieses Wachstumsprozesses seit 1985 zu einer erneuten Verschlechterung der Ver- schuldungssituation vieler Länder. Vor allem Länder, deren außenwirtschaftliche Position in hohem Maße durch den Export von öl und anderen Rohstoffen bestimmt wird, haben die Lasten der fortgesetzten Preis- und Absatz- einbußen bei diesen Gütern zu tragen 41 • Die gleichzeitige Verminderung der Zinsbelastung durch den Rückgang des internationalen Zinsniveaus konnte den Exporteinbußen nur zum Teil entgegenwirken 51 •

1) Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK, Geschäftsbericht für das Jahr 1983, S. 81f.und Geschäftsbericht für das Jahr 1984,

s.

75.

2) DEUTSCHE BUNDESBANK, Geschäftsbericht für das Jahr 1985,

s.

81.

3 ) EBENDA, S • 8 1 • 4) Ebenda, S. 80.

5) Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK, Geschäftsbericht für das Jahr 1986,

s.

80.

(44)

Im Zusammenhang mit der Entwicklung von Exporteinnahmen und Zinsausgaben deutet eine Betrachtung der Veränderung der Schuldendienstquote sowie des Verhältnisses zwischen den fälligen Zinszahlungen und den Exporteinnahmen

(Zinszahlungsquote) an, daß die Relation zwischen der Schuldendienstbelastung und der wirtschaftlichen Leistungs- fähigkeit der Schuldnerländer trotz leichter Besserung seit 1982 immer noch ungünstiger ist als in den Jahren vor 1982 (vgl. Tabelle 1). Die weiterhin prekäre Ver- schuldungssituation kommt noch deutlicher durch die Schuldendienst- und Zinszahlungsquoten der 15 Haupt- schuldnerländer1) zum Ausdruck. Für diese Ländergruppe ist ein Rückgang der Schuldendienstquote (Zinszahlungs- quote) von 49,4% (30,8%) im Jahre 1982 auf 38,7% (26,8%) im Jahre 1985 und dann ein Wiederanstieg auf 42,4%

(27,3%) im Jahre 1986 zu beobachten 2).

Die immer noch angespannte Verschuldungssituation zeichnet sich nicht zuletzt dadurch ab, daß sowohl bei den Gläubi- gerbanken als auch bei den Schuldnerländern die Konfron- tationsbereitschaft wächst. Auf Seiten der Schuldner- länder zeigt sich dies beispielsweise an dem Zins- zahlungsmoratorium, das im Februar 1987 von Brasilien verkündet wurde 3). Auf der anderen Seite sind einige Gläubigerbanken aufgrund der Tatsache, daß sie einen Teil ihrer Problemkredite abgeschrieben oder abgetreten haben, immer weniger gewillt bzw. dazu aufzufordern, den Hauptschuldnerländern durch eine Fortsetzung der Kreditvergabe die notwendigen Mittel für die Finanzierung

1) Zu diesen Ländern rechnet der IWF Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Ecuador, Elfenbeinküste, Jugoslawien, Kolumbien, Marokko, Mexiko, Nigeria, Peru, Philippinen, Uruguay und Venezuela.

Vgl. IMF, World Economic Outlook, April 1987, a.a.o., S. 112.

2) Vgl. IMF, World Economic Outlook, April 1987, a.a.o.,

s.

188 f.

3) Vgl. DEUTSCHE BUNDESBANK, Geschäftsbericht für das Jahr 1986, S. 79.

(45)

des angestrebten Entwicklungsprozesses zur Verfügung zu stellen 1) •

Die Betrachtungen zur Entwicklung der internationalen Verschuldungssituation seit 1973 lassen sich im Hinblick auf den Gegenstand dieser Arbeit wie folgt zusammenfassen:

Erstens ist zu erkennen, daß das Eintreten massiver Zahlungsschwierigkeiten von einer ungünstigen Veränderung bestimmter makroökonomischer Variablen begleitet oder sogar angekündigt wurde. Hierdurch deutet sich die Eignung bestimmter makroökonomischer Variablen als Indi- katoren potentieller Schuldendienstprobleme an. ZW'E!itens ist offensichtlich geworden, daß aktuelle und/oder potentielle Schuldendienstprobleme die Kreditwürdigkeit der betroffenen Länder in Frage stellen und somit den

Zugang zu ausländischen Kapitalquellen beeinträchtigen.

Die Eignung bestimmter Variablen als Indikatoren

potentieller Schuldendienstprobleme und damit der Kredit- würdigkeit sowie die Bedeutung dieser Variablen für die Bedingungen der Kreditaufnahme sollen im folgenden Kapitel konkretisiert W'E!rden.

1) Vgl. EBENDA, S. 80.

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