ZUR ARCHITEKTURGESCHICHTLICHEN INTERPRETATION DES
FELSENDOMS IN JERUSALEM
Von H.-C. Graf von Bothmer, Saarbrücken
Jede Beschäftigung mit dem Felsendom, die versucht, durch die im Laufe
seiner wechselvollen Geschichte ihm zugewachsenen Bedeutungen und Assozia¬
tionen zum anfänglichen Konzept dieses großen Erstlingswerks islamischer
Architektur vorzudringen, ist empfindlich gehindert durch das fast völlige Feh¬
len zeitgenössischer Quellen.
Die einzige Ausnahme ist die mosaizierte Inschrift im Innern. Historische
Quelle ist sie aber nur zum geringsten ihres Umfangs; hier nennt sie den Bau¬
herrn, °Abd al-Malik, dessen Name später durch den des Abbasiden Ma'mün
ersetzt wurde. Sie nennt überdies das Jahr 72 (d.i. 691-2 n.Chr. ), und end¬
lich bezeichnet sie den Bau als qubba. Ob dieser terminus hier Form, Funk¬
tion, oder das Ineinsfallen beider meint, soll nicht erörtert werden. Lange
Zeit erschien das Vorhandensein der langen Reihe von Koran-Zitaten als so
selbstverständlich, daß man nicht nach dem zugrundeliegenden Auswahlprin¬
zip fragte. Oleg Grabar hat überzeugend gezeigt, daß sie integraler, sinnbe¬
stimmender Bestandteil des Baus sind. Er hat die polemische Zuspitzung
gegen die Christen betont, also gegen die Angehörigen der Religion, deren
weltliche Macht das islamische Reich in diesem Teil der alten Welt ersetzt
hatte.
Die nächsten wichtigen Nachrichten über die Errichtung des Felsendoms -
sie finden sich bei YaCqübT und bei Muqaddasi - stammen aus dem 3. bzw.
4. Jhdt. und sind deshalb nicht mehr im strengen Sinn als Quellen anzuspre¬
chen.
Die Unterschiede beider Berichte sind oft betont worden: YaCqübT schreibt,
das jahrelange Ringen um die Macht mit Ibn az-Zubair, der den Higäz und
Mekka hielt, hätten den Umayyaden-Kalifen ^Abd al-Malik bewogen, die Wall¬
fahrt von Mekka abzuziehen und nach Jerusalem zu lenken; im Felsendom wäre
dieser Wallfahrt ein Ziel gesetzt gewesen. Muqaddasi berichtet dagegen von
der Absicht cAbd al-Maliks, einen Bau für den neuen Glauben zu errichten,
der an Größe und Pracht mit den christlichen Kirchen wetteifern könne.
Das Widersprüchliche dieser Nachrichten ist der Forschung - zumal wo
sie die historische Richtigkeit überprüfte - immer deutlich gewesen. Davon
will ich nicht sprechen. Aber mir scheint erwähnenswert, daß - oberhalb
dieser Unterschiede im Bereich der mitgeteilten Fakten - beide Berichte
auffällige Ubereinstimmungen aufweisen.
Bei beiden Autoren steht die Errichtung des Felsendoms im Rahmen poli¬
tischer Entscheidungen des Kalifen. Ihre Intention ist bei Ya^qübl eindeutig
innenpolitisch. Bei Muqaddasi zielt sie ebenfalls auf die eigene Bevölkerung,
es gibt aber ein 'außenpolitisches' Moment in der Orientierung an christ¬
lichen Kirchen. Offenbar hat der Kalif mehr im Sinn als die Erbauung der
Muslime.
Gemeinsam ist den Texten ein weiteres: das Fehlen jeglicher Angaben hin¬
sichtlich Gestalt und Konstruktion des Bauwerks. Daß es sich hierbei nicht
um individuelle Blindheiten unserer Autoren handelt, ist sicher anzunehmen.
Richard Krautheimer hat vor Jahren auf entsprechende Beobachtungen bei
abendländischen Baunachrichten hingewiesen und die von der Neuzeit grund¬
sätzlich unterschiedenen Absichten mittelalterlichen Bauens demonstriert.
Immerhin enthalten beide Berichte doch implizit Anhaltspunkte, aus denen
man auf die Gestalt des Felsendoms hat schließen wollen. Denn wenn Ya^qübl
von der Wallfahrt zum Felsendom spricht, dann rücken tawäf, die rituelle
siebenmalige Umkreisung der Ka^a, und der zweifache polygonale Umgang
des Felsendoms um den Felsen, der den überkuppelten Mittelraum auf kreis¬
förmigem Grundriß ausfüllt, nahe zusammen. Und Muqaddasi nannte unter
den Bauten, die die Muslime in Syrien und Palästina besonders beeindruckte
eine als 'qumäma' bezeichnete Kirche, die als Anastasis identifiziert wurde.
Wie wir wissen, hatte sie von alters einen kreisförmigen Grundriß.
Wie ich schon sagte, war vor dem Gemeinsamen das Widersprüchliche der
Nachrichten YaCqübT's und Muqaddasi's der Forschung immer deutlich, und
ein Ärgernis. In neuerer Zeit wächst die Neigung, YaCqübT als unglaubwürdig
abzulehnen und MuqaddasT zu folgen. So nimmt man bis heute den Wettstreit
mit christlichen Kirchen als Motiv für die Errichtung des Felsendoms an,
wenn man sich nicht mit der Hypostasierung des Faktischen: Vorhandensein
des Felsens inmitten des Zentralbaus, als Erklärung der 'raison d'etre" zu¬
frieden gibt. Und ein Uberblick über die Forschung macht klar, wo man die
wichtigen Probleme sah: in der Klärung bautechnischer Eigenarten des Fel¬
sendoms und der Erforschung ihrer Voraussetzungen, im Zusammenstellen
von Motivreihen und im Nachweis möglicher künstlerischer Vorbilder.
Erst Oleg Grabar hat sich in einer Reihe von Untersuchungen seit 1959 mit
dem Sinn des Felsendoms beschäftigt und versucht, aus dem umfangreichen,
durch die vorangegangene Forschung aufgearbeiteten und bereitgestellten Ma¬
terial Anhaltspunkte zu gewinnen, wie eine Antwort auf die Frage aussehen
könnte, welche Absichten sich in diesem ersten Monumentalbau der neuen
Weltmacht artikulierten. Er versuchte, wenigstens in Umrissen die Vorstel¬
lungen zu erfassen, die im ersten Jahrhundert mit dem Ort des zerstörten
Tempels der Juden verbunden waren; er fragte nach den Auswahlkriterien für
die Koran-Zitate der Mosaikinschrift; und er betrachtete die Mosaik-Dekora¬
tion nicht abermals unter den Gesichtspunkten der Motiventwicklung oder tech¬
nischer Eigenarten und deren landschaftlicher Gebundenheit, sondern er suchte
und fand auch hier sinntragende Einheiten. Darstellungen von Kronen undKIein-
odien byzantinischer und persisch-sasanidischer Tradition faßte er als 'royal
symbols' auf, und sah in ihrem Vorhandensein an diesem Ort das Sinnfällig-
Machen der Unterwerfung der beiden durch sie vertretenen Großreiche unter den
Islam.
Bei der Untersuchung, welche Rolle bewußt angeeignete Elemente der byzan¬
tinischen Kunst bei der Herausbildung einer islamischen spielten, hat Grabar
die allmähliche Entstehung eines 'visual symbolic system' beobachtet, dessen
früheste Beispiele er in darstellender Kunst zur Zeit CAbd al-Maliks fand.
In Grabars Überlegungen über die herrscherlichen Aspirationen - er spricht
in Anlehnung an Sir Hamilton Gibb von «Abd al-Maliks Bemühungen, sich "all
the characteristics of an emperor" zuzulegen - die in der Kunst der frühen
Umayyadenzeit ihren sinnfälligen Ausdruck fanden, spielt überraschenderweise
ihre Architektur, und zumal die des Felsendoms, eine geringe Rolle. Soweit
die Architektur des Felsendoms symbolische Qualitäten hat, liegen sie für
ihn in der Zugehörigkeit zur Gruppe der 'Martyrien' . Im übrigen aber kann
nach seiner Meinung die Architektur des Felsendoms "not provide any clue
for its meaning at the time of ^Abd a-Malik."
Einige Überlegungen, die im Folgenden nur skizziert werden, können - so
scheint mir - zu einer etwas anderen Beurteilung dieser Frage führen.
Ausgehend von der Nennung cAbd al-Maliks als Bauherr (banä hädihi 1-qub-
bata '^abdu Ilähi "^Abd al-Malik amiru 1-mu'minIna) liegt die Frage nahe, ob
sich sein Anteil an der Planung bestimmen lasse, und worin er gegebenenfalls
bestand. Gewiß, die Antwort kann nicht anders als spekulativ sein. Doch läßt
sich ihre Wahrscheinlichkeit daran bemessen, ob sie mit den gesicherten Fak¬
ten übereinstimmt, zu ihrer Erhellung beitragen kann. MuqaddasT hat die
Anastasis als Vorbild benannt. Goitein hat diesem Hinweis entnommen, daß
es darum ging, diesen Bau (oder auch mehrere) zu übertrumpfen, und viel¬
leicht obendrein erst neuerlich erworbene "aesthetic feelings and a more re¬
fined taste" der Muslime zu befriedigen. Ich zweifle, ob diese Erklärung nicht
zu kurz greift. Sollte nicht eher auf eine bestimmte Bedeutung der Anastasis
gezielt worden sein, die dem Ksilifen und vielleicht allgemein, zumindest je¬
doch Teilen der Bevölkerung bekannt gewesen war? Welches kann eine der¬
artige Bedeutung gewesen sein ?
Über die Eigenart spätantiker und mittelalterlicher Architektur-Rezeption
haben vor allem Untersuchungen Richard Krautheimers und Günter Bandmanns
Aufschluß gegeben. Sie machen deutlich, wie bestimmten Elementen - moch¬
ten es Einzelformen, Motivgruppen, Bautypen oder auch immaterielle Dinge
wie Maßverhältnisse sein - Bedeutungen zukommen konnten, die durch Über¬
nahme in anderen, neuen Zusammenhang dort verfügbar waren. Dieser Auf¬
fassung von den Möglichkeiten der bewußten Aneignung bedeutender Elemente
entspricht das Interesse der literarischen Quellen an der Bedeutung einer Bau¬
aufgabe, nicht aber ebenso an ihrer technischen oder gestalterischen Bewälti¬
gung.
Die Grabeskirche gehört zur Gruppe der Martyrien, Bauten mit zentralem
Grundriß, die eine mit dem Leben und Leiden Christi verbundene, oder durch
den Tod eines Bekenners des christlichen Glaubens ausgezeichnete Stätte faßten
Daß dem Gipfel des Bergs Moria eine besondere Bedeutung beigemessen wur¬
de, ist unbestreitbar. Welche allerdings, ist nicht sicher, denn sowohl die Ver¬
knüpfung mit Abraham als die Inanspruchnahme für Muhammads Himmelsreise
ist erst beträchtlich später faßbar. Erschöpfte sich aber die Vorbildlichkeit
der Anastasis darin, daß der 'richtige', auszeichnende Bautypus verfügbar
wurde ?
Ich glaube nicht. Wichtiger war m.E., daß die Anastasis zu zahlreichen
Stiftungen Kaiser Konstantins und seiner nächsten Angehörigen bzw. Nach¬
folger in Syrien und Palästina gehörte, zu jener Gruppe großer und glanz¬
voller Bauten, deren Erscheinung, in Andre Grabars Formulierung, "l'art
princier de Rome" geprägt hatte. Im Bereich herrscherlicher Repräsentation
lag die Bedeutung, auf die CAbd al-Malik bei der Wahl des Vorbildes zielte.
(Auch dort übrigens der Anspruch kaiserlicher Repräsentation, von Eusebius
im Wort Konstantins überliefert, er wolle mit der Grabeskirche "ein Heiligtum
errichten, das an Großartigkeit seines Reichtums und seiner Krone würdig sei.'
Wenn die sinnfällige Darstellung herrscherlichen Selbstverständnisses beab¬
sichtigt war: welches waren dann mutmaßlich die Elemente, deren Übernahme
dem Kalifen diese Bedeutung gewährleisten konnte ? Hier seien nur die beiden
einfachsten herausgehoben :
1. überkuppelter Zentralbau, und
2. dessen absolute Größe.
(Es ist wahrscheinlich, daß auch weitere Elemente von diesem oder anderen
Bauten mit der Absicht übernommen wurden, eine bestimmte Bedeutung zu
fassen. Das Material, das daraufhin zu prüfen ist, haben Gelehrte wie Cres¬
well und Monneret de Villard erarbeitet. Hier kann diese Untersuchung nicht
durchgeführt werden, müßte doch zunächst der Bezugsrahmen gesichert wer¬
den, wie er für christliche Architektur durch liturgische oder auch zeremo¬
nielle Ansprüche meist sicherer feststellbar ist. )
Die Größe des Felsendoms - seine Kuppelweite beträgt rund zwanzig Me¬
ter - ist nur scheinbar von den Ausmaßen des Felsens bestimmt. Es fehlen,
soweit ich sehe, brauchbare Nachrichten, wann, und auf welche Weise, und
in welchem Umfang er bearbeitet und auf seine heutigen Dimensionen gebracht
wurde. Man darf wohl annehmen, daß er auch bei geringerer Größe bedeutend
hätte gefaßt werden können.
Nimmt man die absoluten Maße für ein bedeutendes Element im oben ange¬
deuteten Sinn, so verliert Creswells Hinweis darauf, daß aller Wahrscheinlich¬
keit nach dem Keilifen der Grabbau der Jungfrau Maria bekannt gewesen ist,
an Gewicht. Seine Kuppelweite betrug nur etwa neun Meter; der quantitative
ist hier zugleich ein qualitativer Unterschied. Sollte ein Zusammenhang zwi¬
schen beiden Bauten bestanden haben, so wäre er bestenfalls für die Unter¬
suchung der künstlerischen Herkunft des Baumeisters von Bedeutung.
Als Oktogon steht der Felsendom zu einer Gruppe monumentaler Bauten in
Beziehung, auf die Richard Krautheimer vor einigen Jahren hingewiesen hat:
die Oktogone von S. Lorenzo in Mailand, S. Vitale in Ravenna, SS. Sergios
und Bacchos in Konstantinopel, das konstantinische Oktogon in Antiochien, und
die Pfalzkapelle Karls d.Gr. in Aachen. Krautheimer hält sie für Palast¬
kirchen, und hat vermutet, daß es neben der - seit Andre Grabars Untersu¬
chungen allgemein akzeptierten - Gleichung von Zentralbau und Martyrium
die andere: Zentral- (genauer: Oktogonal-)Bau und Herrscherkirche gibt.
Seine These hat eine bis heute nicht abgeschlossene Diskussion in Gang ge¬
bracht, in der F.W. Deichmann und C. Mango mit unterschiedlichen Gründen
sich vehement gegen Krautheimers Gleichung ausgesprochen haben, während
von anderer Seite (Th.F. Matthews) neues Material zur Stützung der Position
Krautheimers herangezogen wurde. Diese Diskussion bezieht aus naheliegen¬
den Gründen den Felsendom nicht ein. Es gibt aber verschieden geartete, seit
langem bekannte Übereinstimmungen des Felsendoms mit einigen der genann¬
ten Bauten, die ihre Erwähnung in unserem Zusammenhang rechtfertigen:
Dem Felsendom liegt ein Planungsschema zugrunde, das Mauss nach¬
gewiesen und Creswell ausführlich dargelegt hat. Laut Monneret de
Villard ist es anwendbar (sie) auch auf S. Lorenzo und S. Vitale.
SS. Sergios und Bacchos, der Felsendom und Karls Pfalzkapelle ha¬
ben die monumentale, den Zentralbau umlaufende Inschrift, die neben
der Nennung des Bauherrn auf je eigene Weise gleichsam ein theologi¬
sches Programm 'in nuce' formulierten.
Die Aachener Pfalzkapelle endlich ist von Buchner mit ernstzunehmen¬
der Begründung als Nachfolgebau des Felsendoms - verstanden als
templum Sedomonis - Eingesehen worden.
Während, sehe ich recht, nichts der Annahme entgegensteht, daß der Zu¬
sammenhang des (ost)römischen Kaisers mit den großen, die Erscheinung
der großen Städte Syriens und Palästinas mitbestimmenden Zentralbauten den
Muslimen bekannt war, ist eher zweifelhaft, ob ihnen die Verknüpfung ein¬
zelner baulicher Elemente mit liturgischen Funktionen vertraut, und wichtig
war. Die Transposition des Zentralbautypus aus der ihn in Funktion setzenden
Religion in eine andere rückte die Frage nach seiner Bedeutung aus dem Be¬
reich kirchlicher Riten oder Zeremonien (um die es bei der Diskussion um
Krautheimers These vor allem geht); das erlaubt, aus Krautheimers Hinweis
auf die mögliche Identifikation von Oktogon und Palastkirche die allgemeinere,
liturgische Konsequenzen außer acht lassende Gleichung von Zentralbau und
'Herrschaftszeichen' abzuleiten und als den Bewohnern Palästinas im 7. Jhdt.
geläufig anzunehmen.
Halten die vorangegangenen Überlegungen einer genaueren Überprüfung
stand, so wäre gezeigt, daß die Architektur des Felsendoms nicht nur Anhalts¬
punkte bietet für das Verständnis seiner Bedeutung zur Zeit "^Abd al-Maliks,
sondern daß der Bau selbst sogar der früheste uns greifbare künstlerische -
wenn auch nicht bildliche - Ausdruck eines herrscherlichen Anspruchs des
AmTr al-mu'minin ist, und damit in monumentaler Form den Anspruch dar¬
stellt, den Oleg Grabar in der Mosaikdekoration des Inneren bereits erkannt
hat.
Nachbemerkung : Hier wird, mit geringen Überarbeitungen der in Freiburg
vorgetragene Text gebracht. Es wurde darauf verzichtet, Einzelnachweise
zu geben; eine Liste der genannten Literatur folgt.
Verf. beabsichtigt, in einer weiter ausgreifenden Untersuchung, die an
anderer Stelle vorgelegt werden wird, auf die hier angeschnittenen Fragen zu¬
rückzukommen, und dann eine Reihe offener, hier nur gestreifter - wenn
nicht überhaupt fortgelassener - Probleme (einschließlich methodischer)
gründlicher zu erörtern, als es ein Zwanzig-Minuten-Referat erlaubt.
Literaturverzeichnis
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allgemeine Kunstwissenschaft, 1951, 65-109; Separat¬
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1951.
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Gibb, Hamilton A.R., Arab-Byzantine Relations Under the Umayyad Caliphate.
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Goitein, Shlomo D., The Sanctity of Jerusalem and Palestine in Early Islam.
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1966, 135-148.
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Grabar, Oleg, The Umayyad Dome of the Rocks. In: Ars Orientalis, 3, 1959,
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and the Alleged Tradition of Octagonal Palatine Churches.
In: Jsihrbuch der Österreichischen Byzantinistik, 21,
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Mathews, Thomas F., Architecture et liturgie dans Ies premieres eglises
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1974, 22-29.
Monneret de Villard, Ugo, Introduzione alio studio dell'architettura islamica.
Firenze 1966, 1968^.
BEOBACHTUNGEN ZU DEN MOSAIKEN DER GROSSEN MOSCHEE
VON DAMASKUS
Zusammenfassung des Referats
Von Klaus Brisch, Berlin
An den Gebäuden, die in den Mosaiken der Großen Moschee vorkommen,
läßt sich bei näherem Hinsehen immer wieder beobachten, daß sie als in der
Wirklichkeit nicht baubare Architektur gemeint sind. Die "klassischen" Ge¬
bäude werden durch Disproportionierung und Vermischung von Architektur-
mit Pflanzenelementen sowie durch willentliches Auslassen von notwendigen
Stützen bei Gebäuden als absichtlich unbaubar abgebildet.
Seit einigen Jahren bereits haben andere Autoren vorgeschlagen, in den
Mosaiken der Großen Moschee von Damaskus die Darstellung des Paradieses
zu sehen, aber immer die Architektur als im Sinne der Spätantike als in der
Wirklichkeit nachvollziehbar bezeichnet. Die Untersuchung der Beschreibung
der Architektur des Paradieses im Koran, Sure 2, Vers 25; Sure 25, Vers 75;
Sure 29, Vers 58; Sure 34, Vers 37; Sure 39, Vers 20; Sure 25, Vers 10;
zeigt aber, daß die Vision des Propheten von der Architektur des Paradieses
zwei Klassen von Architektur enthält, nämlich die "gurafat" Gebäude, wie sie
in den Mosaiken der Großen Moschee andauernd vorkommen, kleine, zuweilen
turmartige Wohnhäuser mit einer Tür und Fenstern nur im Obergeschoß = gurfa.
Wir finden sie an Stellen, an denen sie in Wirklichkeit nicht gebaut werden kön¬
nen. Außerdem werden mindestens drei Maßstäbe für die Größe dieser Wohn¬
häuser benutzt.
Der Vorschlag des Referats besteht daher darin, in den Gebäuden der Mo¬
saiken der Großen Moschee von Damaskus die "Qusür" (Schlösser) und die
"Gurafat" des Korans zu sehen.
Wahrscheinlich war die Darstellung des Paradieses in Damaskus für die
Omayyaden-Herrscher wünschenswert wegen des Zusammenhangs mit dem
Heiligen Krieg, da erst das Versprechen des Paradieses, die Zusicherung
des Lebens nach dem Tod den islamischen Heeren den Mut zum Kampf gab.
Wenn der Beweis erbracht sein sollte, daß es sich bei den Mosaiken nicht
nur um eine generelle Darstellung des Paradieses handelt, sondern um eine
Vision des Paradieses mit seiner Architektur, wäre ein weiterer Hinweis er¬
bracht, daß die Omayyaden bereits eine unverwechselbare islamische Ikono¬
graphie geschaffen haben. ^
Der volle Text des Referats erscheint im "Bulletin de l'Institut d'Egypte".