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EINFÜHRUNG IN DIE JAPANISCHE HUAI-NAN-TZU-FORSCHUNG

von Hans Steininger, Würzburg

Meine Darlegungen über die Huai-nan-tzu (künftig HNT)- oder Enanji-Forschung verdanke ich hauptsächlich einer Toronkai, Diskussionsgruppe an der Töhoku-Uni-

versität (Sendai), die unter der Anleitung von Professor Osamu Kanaya arbeitet,

der selbst ein respektabler HNT-Forscher ist. Niederschläge einer rationalen und

doch taoistisch eingefärbten Staatsphilosophie als Reaktion auf den Zaubertaois- mus, wie man sie in der T'ang- und Sung-Zeit beobachten könne, entdeckten japani¬

sche Sinologen im HNT voll ausgeprägt.

Mein Report über die japanische Enanji-Forschung erhebt nicht Anspruch auf

Vollständigkeit; auch kann er das Urteilen aus dem Blickwinkel Herrn Kanayas und

seiner Schule nicht verleugnen.- Umständliche bibliographische Angaben lasse ich

weg; denn alerte Sinologen werden anhand der Titel, Autorennamen und des

Erscheinungsjahres sich geschwind zurechtfinden können.

Einleitend ein paar Bemerkungen zu neueren, neuesten und noch in Arbeit be¬

findlichen Monographien (tanköbon):

Teikichi Hiraoka, der mit seinem Buch „Töyö-teki ningen" (,,Man of Eastern Mind") 1967 von sich reden machte, schrieb 1968 eine Abhandlung „Enanji arawa- reta Ki no kenkyü", „Studien zum Begriff Ki (= , .Hauchmaterie") im HNT". Eine

zusammenfassende Studie über den schwer zu fassenden Begriff Ki in der chinesi¬

schen Philosophie, überhaupt das Ergebnis einer kenkyükai = teamwork unter der

Leitung der Herrn Mitsuji Fukunaga, Sei-ichi Onozawa und Yamai Waki, geht

soeben durch den Druck. Die Ergebnisse von Hiraoka werden in das Buch einge¬

bracht.

Das bekannte Büchlein von Haruki Kusuyama über Enanji (1971) ist weitgehend

von den Forschungsergebnissen Kanayas abhängig. Wo er selbständig operiert,

orientieren sich seine HNT-Interpretationen am Ho-shang Kung — Kommentar des

Lao-tzu, über den Kusuyama früher öfters gehandelt hat. Die Auswahl der über¬

setzten Stücke gibt Aufschluß über sein HNT-Verständnis. Kanaya meint, das opus¬

culum bringe nichts Neues. Der Stil, in dem Herr Kusuyuma schreibe, sei Meiji-jidai teki-na, also veraltet und schwer lesbar.

Yoshirö Tögawa, dem die Herren Hideo Kiyama und Shöji Sawatani beistanden,

legte 1974 als Band sechs des Heibonsha-Übersetzungsprogrammes eine Gesamt¬

übersetzung des HNT vor. Herr Tögawa ist Professor an der Universität Tökyö; ich

hatte Gelegenheit, mich ausführlich mit ihm über sein Übersetzungswerk zu unter¬

halten. Die Übersetzung samt Vor- und Nachworten gibt einen vortrefflichen Ein¬

blick in die Methoden, nach denen moderne japanische Sinologen an chinesische

Texte herangehen. Herr Tögawa sieht in dem Buch ein historisch-geistesgeschicht¬

liches Dokument, dem man keine zeitlosen „theologischen" Lebensweisheiten ab-

XX. Deutscher Orientalistentag 1977 in Erlangen

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440 Hans Steininger

ringen dürfe. Die japanische Kritik an seinem Werk bedauert das Fehlen eines

chinesischen Orientierungstextes, nachdem im Apparat ausfiihrlichst von den

Schwierigkeiten bei der Beschaffung zuverlässiger Textausgaben und Versionen

berichtet wurde.

Im Gegensatz zum Positivisten Tögawa von der Tödai steht Professor Mitsuo

Kondö von der Ochanomizu-Universität. Sein Enanji-Buch ist noch in Vorbereitung

und wird mit Kommentaren reich bestückt erscheinen. Herr Kondö versucht — an¬

geblich — dem Klartext eine esoterische Lesung, eine Tempellesung, wie man sie in

der biblischen Anthroposophie nennen würde, unterzulegen und hofft, dergestalt

zeitlose, stets relevante Weisheit zutage fördern zu können. Mit dem gleichen Anlie¬

gen übersetzte Mitsuji Fukunaga (2. ed. 1964) den Text Chuang-tzu (Söshi), aus

dem er eine heute noch brauchbare Existenzphilosophie (jitsuzon-tetsugaku) her¬

ausinterpretieren möchte. Der strahlend-optimistische Tögawa gibt sich solchen

Versuchen gegenüber belustigt, lehnt sie als Spinnereien ab. Eine geistreiche und

beißende Kritik über das noch nicht erschienene Kondö-Buch dürfte er bereits im

Schreibtisch liegen haben.

Verwiesen sei hier noch auf den brauchbaren Strichindex zum HNT, welcher

1975 vom Jimbun-Kagaku kenkyü-sho in Kyöto herausgegeben wurde.

Nicht zu allen Aufsätzen (ronbun) läßt sich etwas sagen; so fehlt mir eine Mei¬

nung zu dem 1964 erschienenen Aufsatz von Takeo Okasaka „Enanji ni okeru

,yen' so ichüci", ,Über Sinn und Bedeutung von ,yen' (,Wort', .Sprechen') im HNT".

Die öfter genannte Schrift von Masaru Miyamoto, 1967, über „Enanji shujutsu no

seishi shisö to sono riron közö", „Über die politische Philosophie im 9. Kapitel des HNT, seil. „Über die Kunst des Regierens (shujutsukun) und die respektiven Theo- riekonstmktionen" wird von Kanaya sehr gelobt und ist in die Übersetzung Töga- was eingeflossen.

Die Kanaya-Schülerin Yumiko Tanaka veröffentlichte 1973 die Arbeit „Tsou

Yen no seikan to Enanji Chikeikun", „Die Weltsieht des Tsou Yen und das Kapitel Topographie (Geographie) im HNT". Viele altchinesiseher Geographie und Mirakel¬

geographie durchaus nicht entsprechende Vorstellungen seien in dem respektiven Kapitel des HNT enthalten, so z.B. die Lehre vom K'un-lun-Gebirge als Mittelpunkt

von Welt und Geist ä la Berg Mem im Indischen oder Kailaä im Tibetischen. Die

Möglichkeit indisch-buddhistischen Gedankengutes im HNT wkd apostrophiert.

Einige Gedanken der Verfasserin sind von E. Erkes in seinem Aufsatz „Das Weltbild des HNT" (in: OZ, Jg. 1914/15, p. 27 ff.) vorausgedacht worden.

Herr Masama Tanaka handelt 1973 über ,E^nanji no ningen-kan ni tsuite — Yüan

Tao p'ien wo chüshin ni shite". Die Übersetzung ergibt sich aus nachstehenden

Erläuterungen. Der Verfasser betont die Homogenität des Menschenbildes im gan¬

zen HNT-Text und beweist dessen Nähe zum konfuzianischen Gedankengut, das

sich offenbar so frühzeUig ,, diffus" verbreitete - nach dem Vorgang von C.K.Yang,

„Religion in Chinese Society". Ferner kritisiert der Verf die Ansicht seines Lehrers

Kanaya, der Textdatiemng und Textinhalt im engen Zusammenhang mit den Vor¬

gängen der frühen Regiemngszeit des Han-Kaisers Wu Ti (140-87 v.Chr.) verstehen

möchte. Der Text habe stückweise schon zur Zeit des Wen Ti und Ching Ti, ca. 180

v.Chr. vorgelegen. Die späteren Stücke kritisierten nicht etwa, wie Kanaya und

Wallacker annähmen, den Wu Ti, sondern sie verherrlichten ihn geradezu. Der Verf.

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Einführung in die japanische Huai-nan-tzu-Forschung 441

spricht von grotesken Mißverständnissen. Der eigenwillige und temperamentvolle

Tanaka greift auch 1976 mit dem Thema , .Enanji no ,shizen' ni tsuite, Zenkan

Döka shisö no ichi men", „Der Begriff ,Natur' im HNT, eine Theorie des philoso¬

phischen Taoismus der Frühen Han-Zeit" seinen Lehrer Kanaya an. Es handele sich

im HNT um eine Komposition aus Gedanken von Chuang-tzu und bestimmte Ge¬

dankengänge aus dem Text Hsün-tzu und nicht von Lao-tzu, wie Kanaya meine.

Wenn Lao-tzu im HNT vorkomme, so handele es sich um von Hsün-tzu weiterver¬

arbeitete Gedanken aus dem Lao-tzu. Am Rande vertritt auch hier Tanaka mit

Verve seine These von der dynastiestützenden, systemimmanenten Tendenz des

HNT. Herr Kanaya meint dazu: Tanakas Kritik sei großartig konzipiert, dichterisch

vorgetragen; dennoch fehle dem Ganzen Überzeugungskraft, weil es das Detail

scheue und die Hypothese leichtsinnig wage.

Zum Schluß erwähne ich die Arbeit von Takio Sawada ,JEnanji ni okeru Döka-

teki keikö to Juka-teki keikö", die 1975 erschien. „Taoistische und konfuzianische Tendenzen im HNT". Ich kenne die Schrift nur ,by hearsay'. Sie wird jedoch von Kojirö Yoshikawa geschätzt und darf allein darum hier nicht fehlen.

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NATURWISSENSCHAFT UND WELTANSCHAULICHER KONFLIKT

von Paul U. Unschuld, Marburg

Eine vergleichende Analyse der Geschichte pharmakotherapeutischer Konzepte

in Chma und in Europa ergab überraschende Gemeinsamkeiten und einen ganz

entscheidenden Unterschied. Zwischen den Konfuzianern und manchen Vertretern

des Taoismus bestand während des ersten Jahrtausends ein ähnlicher Konflikt wie

zwischen manchen christlichen Dogmatikern und den säkularen Naturkundlern des

ausgehenden Römischen Reichs und des Mittelalters. Die Konfuzianer setzten sich,

wie die Christen, für die strikte Einordnung jedes einzelnen GeseUschaftsmitgliedes

in eine straffe und normgebundene Organisationsform ein und machten, nicht ganz

so direkt wie die Christen, auch die Aufrechterhaltung der individueUen Gesundheit

von der Einhaltung bestimmter Verhaltensvorschriften abhängig; die Normen des

Huang-ti nei-ching, die dem einzelnen Menschen Gesundheit verheißen, entsprechen

in subtiler Weise den Normen der Konfuzianer, die der Gesellschaft Harmonie ver¬

heißen. In Opposition dazu bemühten sich bestimmte taoistische Kreise um die Be¬

freiung des einzelnen Menschen aus derartigen gesellschaftlichen Zwängen. Das

Arzneimittel, das jedem einzelnen, unabhängig von dessen Normanpassung, Gesund¬

heit und möglicherweise Langlebigkeit ohne Altern verheißt, mußte ihnen daher ein

reizvolleres Forschungsobjekt sein als ihren weltanschaulichen Gegenspielern. Ein

Versuch, die medizinischen und zunächst arzneimittelfernen Theorien des Huang-ti

nei-ching auf die Anwendung der Arzneimittel auszuweiten, erfolgte darum erst zu

einem Zeitpunkt, als, während der ersten Jahrhunderte des zweiten Jahrtausends,

im Zuge der neokonfuzianischen Neuorientierung eine synkretistische Lehre

geschaffen wurde, die Konfuzianismus und Taoismus einander näherbrachte.

Unterschiedliche historische Entwicklung zu Beginn des zweiten Jahrtausends beendeten selbstverständlich sehr bedingt zu sehende Parallelität der chinesischen

und abendländischen Situation. In China führte der Neokonfuzianismus im Bereich

der Heilkunde zur Konzipierung der sogenannten Chin-Yüan Medizin, zu deren her¬

vorstechendsten Merkmalen die Schaffung einer Pharmakologie der systematischen Korrespondenz zählt, das ist also die erstmalige Einbeziehung möglichst jeder ein¬

zelnen bekannten Droge der pen-ts'ao Literatur in die Theorie der systematischen Korrespondenz des Huang-ti nei-ching. Es dauerte etwa zwei Jahrhunderte, bis diese

Bemühungen im 14. Jahrhundert, nicht zuletzt wegen der dann einsetzenden Gegen¬

reaktion auf den Sung-Neokonfuzianismus, die solchen Tendenzen den allgemeinen

philosophisch-weltanschaulichen Boden entzog, zum Stillstand kamen. Seit dem

14. Jahrhundert wurden in China keine Versuche mehr unternommen, eine Pharma¬

kologie, das ist eine theoretische Lehre von der Wirkung der Arzneimittel im Orga¬

nismus, zu entwickeln. Die Chin-Yüan Medizin, die mittelbar aus einer Schwächung

des orthodoxen Konfuzianismus herrührte, bewirkte also nicht die Überwindung

xx. Deutscher Orientalistentag 1977 In Erlangen

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