• Keine Ergebnisse gefunden

Fa ch fr emde s Arbeit en

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Fa ch fr emde s Arbeit en"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

ewerkschaftlich stramm organisierte haben es seit jeher verstanden, sich gegen «fachfremde Arbeiten» oder «nichtberufsspezifische Tätigkeiten»

zu wehren. Staunend erlebte ich als Assistenzarzt, wie Chefärzte kuschten, wenn schnippische Pfle- gende sich weigerten, ein Papiernastuch vom Boden aufzuheben oder verschütteten Tee vom Bettgestell zu wischen. Das gleichermassen gewerkschaftlich stramm organisierte Putzpersonal wurde mühsam aufgeboten und kam lange nicht. Verständnisvoll nickten die Chefärzte dazu, obwohl ihre Patienten Komforteinbussen erlitten. Es waren die gleichen Chefärzte, die es als selbstverständlich ansahen, dass wir jungen Ärzte Röntgenbilder bestellten, ver- walteten und versorgten, alle Sekretariatsarbeiten selber erledigten und noch als Sozialarbeiter und Hobbylaboranten fungierten. «Rufen Sie schnell mal an!» befahlen sie, und so vertelefonierte man Stun- den mit Hausärzten, Behörden, Hilfsinstitutionen, Patientenangehörigen und Lieferanten. Während- dessen plauderten die Sozialarbeiterinnen mit den Pflegefachfrauen beim Rapport-Kaffee. Die eigent - liche Arbeit des Arztes verschob sich in die Zeit am frühen Morgen, auf die Mittagspause und nach Feier- abend. Der Idealismus junger Menschen wurde benutzt, ihre Hilfsbereitschaft ausgebeutet. Dankbar erinnert man sich noch als älterer Arzt an einzelne warmherzige Schwestern und Sozialarbeiterinnen, die einem (ihre) Arbeit abnahmen und bemerkten, wenn man kurz vor dem Zusammenbruch stand. Bis heute bin ich hingegen überzeugt, dass es für einen Arzt eine Selbstverständlichkeit ist, einem schwer- kranken Menschen die Brechschale, die Urinflasche oder den Hafen zu geben oder ihn bequemer zu lagern. Aber ich wehre mich inzwischen – auch wenn es mir noch mehr Arbeit macht – wenn die

«Schadenspezialistin» der SUVA dem ausländischen Patienten dreist schreibt, er solle sich getrost an den Hausarzt wenden, wenn er mit dem Ausfüllen des IV-Antrags Probleme habe. Und dann steht ein über- forderter Deutschunkundiger mit 10 Seiten eng be- drucktem Papier in der Hand in der Praxis, auf dem keine einzige medizinische Information erfragt wird.

Dann greife ich schon mal zum Telefon und röhre die SUVA-Frau an, was sie sich eigentlich dabei denkt?

Nichts, gesteht sie ein. Täglich werden dem Hausarzt frech Aufgaben aufgehalst, die ihn nichts angehen.

Die Pharmaindustrie schreibt Haarsträubendes in Patienteninformationen, um sich vor Haftpflicht - prozessen zu schützen? Keine Sorge, der Hausarzt be- ruhigt den besorgten Patienten und sorgt für die Compliance. Die Behörden erfinden immer kompli- ziertere Verordnungen, nach denen Leistungen ver- weigert werden? Kein Problem, der Hausarzt erklärt dem Patienten alle Kostenfolgen und die Tücken ver- schiedener Versicherungsprodukte. Die Sozialarbei- terin will den schweren Alkoholiker mal los sein, die Spitexpflegerin braucht Pause vom querulierenden Hochbetagten? Keine Sache, der Hausarzt soll mal rasch FFE und Ferienbett-Pflegeheimeinweisung schreiben. Und dann gibt es die andern. Die, die definieren, was fachfremd ist. Das Labor in der Hausarztpraxis zum Beispiel, das braucht es nicht.

Und wenn der Hausarzt es doch will, muss er dafür zahlen, wie andere Leute es auch für ihre Hobbys tun. Ein EKG, eine Spirometrie, eine Rektaluntersu- chung, ein PAP-Abstrich, ein Gehörtest – alles hoch- komplexe diagnostische Verfahren, für die der Haus- arzt nicht kompetent ist und die er dem Kardiologen, Pneumologen, Urologen, Gynäkologen, ORL-Spe - zialisten überlassen muss. Nicht mit mir! Ich bin Allgemeinpraktiker, Generalist, Grundversorger und wurde in der Weiterbildungszeit zu vielseitigen Diensten eingesetzt. Ich werde weiter Pneumonien behandeln, Leukozyten zählen, Kinder trösten, War- zen vereisen und dem Amtsschimmel Beine machen.

Und mittags noch das Deux-pieces meiner Frau aus der Reinigung holen. Denn in meinem Fach ist mir nichts fremd.

arsenicum

Fa ch fr emde s Arbeit en

1062

ARS MEDICI 24 2008

G

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

d) den Auf- und Ausbau von Selbsthilfegruppen, Selbst- hilfekontaktstellen und Selbsthilfeorganisationen zu ini- tiieren und zu fördern, sofern sich diese zum Ziel gesetzt

r1 Gezielter Nährstoffentzug durch Mahd mit Abräumen (Juli- August), Reduktion der Anzahl an W eidetieren oder V ergrößerung der W eidefläche (Entfernen von

Welche dieser vier Strategien in einem konkreten Fall vorran- gig ist, hängt von der überwiegenden Funktion der Depression bei dem betreffenden Patienten ab. Zunächst stellt sich der

• Erwerb oder Erweiterung von fachlichen, sozialen und personalen Kompetenzen mit dem Ziel einer umfassenden beruflichen Handlungskompetenz. • Erfassung, Bewertung und

Die daraus abgeleiteten und fUr die Erreichung eines Sollzustandes durcl.zu- fUhrend"n Haßnahmen teilen sich in mittel- ulld langFristige Tätigkeiten lind beinhalten

Die Sitzung findet als Video-Konferenz statt unter https://global.gotomeeting.com/join/659178045 Sie können sich auch über ein Telefon einwählen: + 49 721 6059 6510,

Der Fragebogen der S-MGA-Studie wurde 2011 in einem arbeitsteiligen Entwick- lungsprozess durch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) und dem infas Institut

Um hierher zu gelangen, muss man erst mit einem Bus von Lima über die Anden bis nach Oxapampa und anschließend mit einem Auto über eine wenig befestigte Straße drei Stunden