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Thyreoiditis de Quervain

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Academic year: 2022

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Die Thyreoiditis de Quervain ist eine selten auftretende, subakut verlaufende, entzünd- liche Erkrankung der Schilddrüse. Die Pa- thogenese ist unklar. Die Erkrankung tritt sehr häufig nach Virusinfektionen auf.

Meistens heilt die Thyreoiditis de Quervain ohne Therapie nach neun bis zwölf Mona- ten spontan aus. Bei stärkeren Beschwer- den ist die Therapie der Wahl Prednisolon in einer Dosierung von 20 mg/Tag. Bei Lin- derung der Beschwerden kann die Dosis rasch reduziert werden.

Eine nicht indizierte Hemithyreoidektomie

Bei einer 49-jährigen Patientin, welche selbst Endokrinologin von Beruf ist, zeigte sich im Schilddrüsensonogramm ein echo- armes Areal mit einem Durchmesser von sieben Millimetern links zentrolateral. Die- ses war vor drei Wochen sicher noch nicht nachweisbar gewesen. Die Patientin hatte keine lokalen Beschwerden und fühlte sich wohl. fT3- und fT4-Spiegel waren normal, der TSH-Wert betrug 1,01 mU/l (normal 0,3–4,0 mU/l), TPO-Antikörper 5,8 U/ml (normal < 35 U/ml), Calcitonin < 2 pg/ml (Normwerte: Frauen < 4,6 pg/ml, Männer

< 11,5 pg/ml), CRP 0,4 mg/l (normal

< 10 mg/l). Drei Wochen später war der Durchmesser des echoarmen Areals auf 9,7 mm gewachsen und nach zwei weiteren Wochen auf 10,6 mm. Es stellte sich die Frage, welches weitere Vorgehen ange- bracht war.

Eine Szintigrafie sollte bei multinodöser Struma zum Ausschluss einer Autonomie durchgeführt werden. Autonome Adenome

sollten nicht punktiert werden, da sich ein falsch positiver Malignitätsverdacht erge- ben könnte. Eine Szintigrafie ist auch nicht indiziert bei diffuser Struma, bei knotigen Veränderungen mit einem Durchmesser unter 1 cm und zur Verlaufskontrolle. Nur bei 30 Prozent der Patienten mit mehrspei- cherndem Knoten (sogenannter heisser Knoten) findet sich ein supprimiertes TSH.

Grussendorf riet der Kollegin zu einer Szin- tigrafie (TSH mit 1,01 mU/l erniedrigt), doch die Kollegin liess eine Hemithyreoid- ektomie links durchführen. Die Patientin wurde nach zwei Tagen entlassen und hatte keinerlei Komplikationen.

Die histologische Untersuchung ergab, dass die Patientin an einer Thyreoiditis de Quer- vain erkrankt war. Damit war die Hemi - thyreoidektomie nicht indiziert gewesen.

Bei der histologischen Untersuchung zeig- ten sich eine Zer störung der Follikel, Rie- senzellen und granulomatöse Veränderun- gen. Die Pathogenese der Thyreoiditis de Quervain ist unklar. Die Erkrankung tritt sehr häufig nach Virusinfektionen, insbe- sondere des Respirationstraktes, auf.

Zumindest ungewöhnlich war, dass die Pa- tientin unter keinen Symptomen wie Abge- schlagenheit und Müdigkeit gelitten hatte.

Meistens heilt die Thyreoiditis de Quervain ohne Therapie nach neun bis zwölf Mona- ten spontan aus (ca. 80–95% der Fälle).

Zur Linderung leichter lokaler Beschwer- den können NSAR eingesetzt werden. Bei stärkeren Beschwerden ist die Therapie der Wahl Prednisolon in einer Dosierung von 20 mg/Tag. Bei Linderung der Beschwerden kann die Dosis rasch reduziert werden.

Typische Symptome

einer Thyreoiditis de Quervain Vom 1994 bis 2004 wurde in der Praxis von Grussendorf bei 194 Patienten (ca.

0,7% der Patienten mit Schilddrüsener- krankungen) eine Thyreoiditis de Quervain diagnostiziert. Dabei mussten mindestens 4 von 7 Kriterien erfüllt sein. Zu diesen gehörten

❖lokale Beschwerden

❖febrile Temperaturen

❖stark beschleunigte BSG

❖charakteristischer Sonografiebefund (echonormale Grundstruktur durchsetzt mit unscharf abgegrenzten echoarmen Arealen)

❖supprimierte Technetiumaufnahme im Szintigramm bei latenter/manifester Hyperthyreose

❖positive Zytologie

❖rasche Besserung unter Prednisolon - therapie.

In dieser Stichprobe waren die meisten Patienten mit Thyreoiditis de Quervain weiblich (84%) und meist mittleren Alters (31–60 Jahre).

Ein schwerer Verlauf

In einem anderen Fall zeigte eine Thyreo- iditis de Quervain einen weitaus schwere- ren Verlauf. Eine 42-jährige Patientin stellte sich in der Praxis vor. Seit drei Wochen litt sie unter Schmerzen im Halsbereich, und seit zwei Wochen hatte sie Fieber um 38 °C.

Die Patientin verspürte Unruhe und Nervo- sität und hatte 4 kg Gewicht verloren. So- nografisch zeigte sich ein sehr inhomogenes echoarmes Areal mit einem Durchmesser von 3 mm. Szintigrafisch ergab sich eine Technetiumaufnahme von 0,4 Prozent.

Im Labor zeigten sich folgende Werte: fT4 von 2,5 mg/dl (Normalbereich 0,8–1,7 mg/

dl), fT3 6,5 pg/ml (1,8–4,2 pg/ml), TSH 0,01 mU/l, TPO-Antikörper 460 U/ml (nor- mal < 35 U/ml), TG-Antikörper 280 U/ml (normal < 35 U/ml) und BSG 95/130. Die Patientin erhielt 20 mg Prednisolon täglich.

Bei Beschwerdefreiheit kann die Dosierung rasch reduziert, das heisst in einem Ab- stand von drei Tagen halbiert werden. In diesem Fall musste die Patientin über einen Zeitraum von fünf Monaten behandelt

werden.

Claudia Borchard-Tuch

Fortbildungsveranstaltung «Praktische Endokrinologie in Klinik und Praxis» im Rahmen der D-A-CH-Tagung für Endokrinologie 2016 in München, 28. Mai 2016.

BERICHT

Thyreoiditis de Quervain

Eine seltene Schilddrüsenerkrankung mit unterschiedlichem Verlauf

Die unterschiedlichen Verlaufsformen der Thyreoiditis de Quervain sind für die Praxis von grosser Bedeutung. Prof. Dr. Martin Grussendorf, Halb- lech, Sprecher der Akademie für Fort- und Weiterbildung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, erläuterte diese seltene Erkrankung an einer Fortbildungsveranstaltung im Rahmen der D-A-CH-Tagung für Endokrinologie 2016 anhand von Fallbeispielen.

Claudia Borchard-Tuch

ARS MEDICI 182016

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Referenzen

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