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Die persischen Bruchzahlen bei Belädhori.
Von M. J. de Goeje.
In dem Monatsbericht der Königlichen Akademie der Wissen¬
scbaften zu Berlin vom 16. Juni 1881 hat Herr Dr. Olshausen mit
bewunderungswürdigem Scbarfsinn zwei Räthsel gelöst. Als zur
Zeit des Haddjadj bescblossen wurde, dass die bisher persisch ge¬
schriebenen Steuerregister künftighin in arabischer Sprache verfasst
werden sollten, meinten die persiscben Beamten, es würde nicht
gelingen für die persischen technischen Ausdrücke passende arabische
Aequivalente zu finden. Belädhori, der dies nach Madaini erzählt
(S. t".. seq.) giebt ein paar Beispiele davon wie es gemacht wurde,
wie nämlich die persischen Ausdiücke für '/jy durch ii-c,
'/^(, durch ,xioJ! .^juai, und „einige mehr» durch ^_a^ wieder¬
gegeben wurden. Allein da waren bisber die persischen Wörter
selbst ebenso viele Unbekannte. Zu iljjS>C> war »ö „zehn» leicht
zu erkennen, doch vmd waren ganz unsicher. Dem
Herausgeber des Fihrist, in welchem Buche die Geschichte aus
derselben Quelle mitgetheilt wird (I S. fff) , blieben sie ebenso
wie mir unverständlich (II S. 107 seq.) ').
Dr. Olsbausen zeigt uns jetzt, wie wir es hätten macben
sollen um die richtige Lesart zu finden. Er lehrt uns, wie neben
der neupersischen Bildung von Bruchzahlen ^iNj x-w, »O,
eine ältere fortbestand , nach welcher dem Divisor zwei Sylben
hintenangesetzt wurden, ci oder Jo, wesentlich identisch mit ,
und das die zwei Zahlwörter zu einem Ganzen verbindende Suffix
t) Ich dart' hier wold .sagen, dass mein Schreihen an Klügel eine Hiichtige Antwort war und nicht für den Uruck hestimmt. Hei besonnener l'riil'ung würde ich moine Vorschläge, wenigstens zum Theil, gewiss zurückgenommen haben.
340 de Goeje, die persischen Bruchzahlen hei Belddhort
da(k) oder ta(h). Demnacb, urtheilt Dr. Olshausen, muss auch in
dem zweiten Theile von ajj^O eine Zabl, und zwar als Reprä¬
sentant der Einheit, enthalten sein. Das einzige im neupersischen
Lexieon vorkommende Beispiel dieser Bildungsaii ist «. v^ a ).\
„ein Zehntel', und der gelehrte Forscher meint, dass aus dieser
Form durch Verlesung der PahlaVi-Schriftzüge rm als rfi das
ILi yö des arabischen Schriftstellers entstanden sei. Diese Lösung
ist unwahrscheinlich , da das persische Wort gesprochen , nicht
schriftlich vorgelegt wurde. Ebenso wie, nach Olshausen's ricbtiger
Bemerkung die Verwecbslung von und X-jm..j^ nur in
arabischer Schrift möglich war, muss auch die unrichtige Lesung
des zweiten Theiles aus der arabischen Schrift erklärt werden.
Mit Hülfe des von Dr. Olshausen Gelernten ist es mir nun leicht
geworden die ursprüngliche Form herzustellen, nämlich ü^jj-Jo
und nJijj/LM^^i , ganz nach Analogie von ^Mncotafk). Ich habe
meinem hochverehrten Freunde diese Lesung vorgeschlagen , und
von ihm folgende Antwort bekommen: „Obgleich die Endung von
Bruchzahlen auf -oda im Neupersischen ausser Zweifel ist und es
auffallen kann, dass in sjyö imd i^Jiyi-M^ das vordere Glied
bereits auf dem Standpunkte des Neupersischen steht, während
das letzte den harten Laut t bebalten hat, lässt sich doch nicht
leugnen , dass Ihr Vorschlag entschieden leichter und natürlicher
ist als der meinige*. Es ist aber eine Tbatsacbe , dass die per¬
sische Sprache , welcher die Araber während und nach der Er¬
oberung so viele Wörter entlehnten, auf einer ältem, dem Pahlavi
näheren Stufe stand, als die Sprache des Firdausi, wie die vielen
Endungen auf g, h bezeugen, wo das Neupersische h hat. Dazu
stimmt (wie ich durch Mittheilung eines Freundes erfahren habe)
das Ergebniss der eingehenden Studien des Herrn Dr. Andreas
über die westpersischen Dialekte, dass diese in mehreren Punkten
dem Altpersischen näher stehen als die persische Litteratursprache.
Ich komme jetzt auf Dr. Olshausen's Untersuchung zurück.
Seiner Verbesserung von in X_wwO habe ich schon Er¬
wähnung gethan. Die Leidener Handscbrift des Belädhori hat,
wie auch eine Handschrift des Fihrist, Für Ju^ schlägt
Herr Olshausen Juj aus jiJl^ zus;mnnengezogen vor. Es kann
kein Zweifel an der Richtigkeit dieser Emendation sein. Nach¬
dem ich in den persischen Uebersetzungen des Istakhri mehrere
Male das arabiscbe v_a>.j durch jvJl^ wiedergegeben gefunden hatte,
war ich selbst schon auf diese Verbesserung gekommen und hatte
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de Goeje, die persischen Bruchzahlen bei Belädhori. 34I
am Rande meines Exemplares des Belädhori geschrieben „snspi-
cari quis posset legendum esse Jü!}". Es blieben mir aber zwei
Schwierigkeiten, die Dr. Olshausen jetzt gehoben hat, nämlich das
AusfaUen des ! und der Umstand, dass Jo^, (wie die Handschrift
des Belädhori deuthch hat) im persischen Lexieon als ein wirk¬
lich bestehendes Wort angeführt wurde, dessen Bedeutung nicht
ganz unpassend war. Dagegen kann ich nicht zugeben, dass der
Text des Pihrist Laj!j v_»j:J'! richtig und Li3j!j durch ,und etwas
darüber" zu übersetzen sei. Hier ist gewiss der Text des Belädhori
der urspmnglicbe. Es ist einfach zu übersetzen: „dies werde ich
ebenfalls wiederzugeben im Stande sein, da doch lAi^ arabiseb
,_ftAj heisst".
Einen treffenden-Beleg für den Satz, dass die persischen Lehn¬
wörter im Arabischen oft eine ältere, dem Pahlavi näher stehende
Porm haben, giebt uns Herr Dr. Olshausen im zweiten Theil seiner
Untersuchung, in welcbem er zeigt, wie die arabische Aussprache
Cl'
fcj^ in f^jiyjm u. s. w. die älteste und bewährteste ist, wogegen
- j _
die Aussprache eine in Persien entstandene und dann auch
von den Arabern herübergenommene Neuemng ist. Die arabischen
o -
Grammatiker sebreiben einstimmig die Ausspracbe äj. vor, und
dass dieselbe wirkhch üblich war, zeigen arabische Verse, wie die
zwei von Dr. Olshausen citirten, denen ich noch Aghäni XVHI,
^ " " - .
vf, 4 *_j^j_4_s»- beizufügen habe. Dagegen war schon zur Zeit
Mämün's die Aussprache uja zu Bagdad wenigstens im Volksmund
, i O'
üblich, wie ^jjiAac ^jJi in einem Volksgedichte aus der Zeit der
o , > . ' '
Belagerung zeigt. Neben »-j^ findet sich auch der Name
O , i , _ it >
(Dhahabi, Moschtalnh lf ); neben äj yjt^ spracben Einige äj^.w-~ ;
und später hielten selbst gelehrte SchriftsteUer wie Makrizi diese
Ausspr.ache für die richtige.
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Ueber einige in Granada entdeckte arabische Hand¬
schriften.
Von K. Dozy.
Vor zwei Jahren gab mir Herr Simonet, Professor der ara¬
bischen Sprache in Granada, Nachricht von einer kleinen, aber
nicht unwichtigen dort entdeckten Sammlung arabischer Hand¬
schriften , worauf ich ihn sogleicb aufforderte eine kurze Notiz
darüber zu veröffentlichen. Da er dies aber bis jetzt nicht gethan
hat und auch, so viel ich weiss, nicht die Absicht hat es zu thun,
so glaube ich den Lesern unserer Zeitschrift dasjenige , was mir
von diesem Punde bekannt ist, nicht vorenthalten zu dürfen.
Die Sammlung ist von Philipp II. der damals neu gestifteten
CoUegialkirche des Sacro-Monte geschenkt worden. Vor mehr als
einem Jahrhunderte jedocb, bei Gelegenheit des Processes über
die im Sacro-Monte angeblich gefundenen Alterthümer, deren Aecht¬
heit (mit Recht) angefochten wurde, wurde sie nach der Audiencia
(d. h. dem Gerichtshofe) gebracht und dort an einem so feuchten
Orte aufbewahrt, dass sie in einen sehr schlechten Zustand ge¬
rathen ist. Die CoUegialkirche hat jetzt die Absicht sie zurück¬
zufordern, inzwischen aber hat sie der Präsident der Audiencia
Heim Simonet zur Untersuchung anvertraut.
Ausser einigen Werken über moslemisches Recht und anderen
sehr bekannten oder schon herausgegebenen Schriften enthält die
Sammlung folgende :
1. vJ^^-JL;^! p_j-»-Jist L*/« ».cLit} «LJ! v-jUi'. Anfang:
Ji^U ^.jK u5^*J! 'Uj! (jiiJiJ lAsj v_j^->«>JL^ait ^^.j^«*li! i^li . Schluss:
1^ iJ! , JLa. LiJ.^is». LfjÜL^I, UjO^. LijL.*^JLi iü^LaJ! »ju ,"^t L«!.
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2. Ein medicinisches Bucb welcbes finfän.gt: ^j^y i^^*
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