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Research Collection

Working Paper

Traglast und optimale Bemessung von Platten

Author(s):

Wolfensberger, Rudolf Publication Date:

1964

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https://doi.org/10.3929/ethz-a-000747192

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(2)

Traglast

und optimale Bemessung

von

Platten

R.

Wolfensberger

/ bk

Archivexemplar:

Bild und Grafik, Standort E 36.1

Zürich 1964

Bericht Nr. 2

(3)

Traglast

und optimale Bemessung

von Platten

von

R. WOLFENSBERGER, Dt.

sc.

techn.

Technische Forschungs- und Beratungsstelle 1964

der Schweizerischen Zementindustrie, Wildegg

(4)

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(5)

Vorwort

Die üblichen Methoden

zur

Berechnung

von

Stahlbetonplatten basieren

auf der Elastizitätstheorie. Für einfache Fälle liegen analytische Metho¬

den

vor.

Im allgemeinen müssen jedoch numerische Verfahren oder

Modellmessungen angewendet werden. Neben den Schwierigkeiten

dieser Methoden stellt sich im weiteren die Frage ihrer Zweckmäßigkeit.

Es scheint wenig sinnvoll, das Tragvermögen einer Stahlbetonplatte auf

Grund einer nominellen Spannungsspitze

von

oft rein lokaler Bedeu¬

tung beurteilen

zu

müssen.

Daher sind Methoden entwickelt worden, die das unelastische Material¬

verhalten in der Bestimmung der Tragfähigkeit

zu

berücksichtigen

ver¬

suchen. Die Plastizitätstheorie hat gezeigt, daß das vornehmlich intuitiv

hergeleitete Bruchlinien-Verfahren obere Grenzwerte der Traglast liefert

und somit

zu

einer Überschätzung der Tragfähigkeit führen kann. Bisher ist noch keine allgemeine Methode bekannt geworden,

um

für Platten

untere

Grenzwerte der Traglast

zu

bestimmen.

In der vorliegenden Arbeit wird eine solche Methode hergeleitet. Das

Problem ist

so

formuliert worden, daß die mathematische Methode der linearen Programmierung

zur

Lösung herangezogen werden kann.

Letztere wird heute bereits umfassend auf dem Gebiete des «Operation

Research» angewendet und

vor

allem

zur

Lösung

von

Wirtschaftspro¬

blemen herangezogen. In der Technik und im speziellen in der Baustatik hat sie bisher wenig Bedeutung gefunden. Es ist aber

zu

erwarten, daß sie in vermehrtem Maße

zur

Behandlung der Probleme über die Traglast

und die optimale Bemessung herangezogen werden muß.

Institut für Baustatik (Abteilung Massivbau) Eidgenössische Technische Hochschule, Zürich

1. Juni 1964 Prof. Dr. Bruno Thürlimann

(6)

Die vorliegende Arbeit wurde

vom

Verfasser

am

Institut für Baustatik

(Abteilung Massivbau) ausgearbeitet und als Dissertation eingereicht.

An dieser Stelle möchte

er

dem Referenten, Herrn Prof. Dr. B. Thürli¬

mann, für seine wertvollen Ratschläge bestens danken. Herrn Prof. Dr.

H. Ziegler dankt

er

für die Übernahme des Korreferats, sowie für seine ständige Anteilnahme

am

Fortgang der Abhandlung. Der «Technischen

Forschungs- und Beratungsstelle in Wildegg» und der «Stiftung für systematische wissenschaftliche Forschungen auf dem Gebiete des Betons und des Eisenbetons» ist

er

für die Drucklegung dieser Arbeit

zu

Dank verpflichtet.

R. Wolfensberger

(7)

Inhaltsverzeichnis

/.

Einleitung 7

2.

Grundlagen 9

2.1 Voraussetzungen 9

2.2 Grenzwertsätze 12

2.3 Übersicht der bestehenden Arbeiten 14

3. Generelle Gedanken

zum

Vorgeben 16

3.1 Bestimmung der Traglast 16

3.2 Bestimmung der optimalen Armierung 24

3.3 Zusammenfassung 33

4.

Plastizitätsbedingungen 34

4.1 Plastifizierung eines Plattenbereichs 34

4.2 Orthogonale Armierung 34

4.2.1 Plastizitätsbedingungen 34

4.2.2 Lineare Plastizitätsbedingungen 50

4.2.3

Graphische Darstellung der Plastizitätsbedingungen 52

4.3 Armierung

in

beliebiger Richtung 58

4.3.1 Plastizitätsbedingungen

58

4.3.2 Allgemeine lineare Plastizitätsbedingungen 67

5.

Gleichgewichtszustände für Platten 68

5.1 Gleichgewichtsbedingungen 68

5.2 Randbedingungen 72

5.2.1 Freier Rand 72

5.2.2 Einfach gelagerter Rand

74

5.2.3 Eingespannter Rand 75

5.3 Gleichgewichtszustände für spezielle Belastungsverteilung 76

5.3.1 Voraussetzungen 76

5.3.2

Endlichfach

statisch unbestimmtes

System

77

5.3.3 Näherung des Momentenverlaufes 78

6.

Erfüllen der Plastizitätsbedingungen 80

7.

Traglast

einer

Platte (Analysis) 82

7.1 Lösungsweg

82

7.2

Fehlerbetrachtungen 83

7.3 Beispiel 85

(8)

8.

Minimalarmierung

einer

Platte (Bemessung) 99

8.1 Lösungsweg 99

8.2 Fehlerbetrachtungen 102

9. Zusammenstellung der berechneten Beispiele 103

10. Scblußbemerkmg 110

//.

Anhang 112

11.1 Einschreiben und Umschreiben der Momentenfläche 112 11.2 Lösung des linearen Programms

mit

Hilfe eines speziellen

Maschinenprogramms 113

11.3 Genauigkeit der Lösung eines linearen Programms 115

(9)

1. Einleitung

Die meisten der heute bekannten Lösungen

zur

Berechnung der Trag¬

fähigkeit einer Stahlbetonplatte beruhen auf der Bruchlinientheorie. Die

erste

wichtige Arbeit darüber hat Johansen [1; S. 277] im Jahre 1932

veröffentlicht. Drucker, Greenberg, Prager, Hodge [2, 3,4] und Hill [5]

gelang es, die beiden fundamentalen Grenzwertsätze der Plastizitäts¬

theorie aufzustellen und

zu

beweisen. Anhand dieser Sätze kann gezeigt werden, daß alle auf der Bruchlinientheorie aufgebauten Lösungen eine Belastung ergeben, die größer oder gleich der Traglast ist und daher im allgemeinen die Traglast überschätzt.

Zur Berechnung der Traglast ist

es

notwendig, die tatsächlich auftretende

Bruchlinienkonfiguration

zu

finden. Fast alle

neueren

Arbeiten beschäf¬

tigen sich mit dieser Aufgabe. Es hat sich gezeigt, daß dies in einfachen

Fällen schwierig und in komplizierten Fällen praktisch unmöglich ist.

In den meisten Veröffentlichungen sind

nur

stark vereinfachte Bruch¬

linienbilder angegeben. So findet

man

z.B. für die Traglast einer total

eingespannten Quadratplatte mit oben und

unten

in

x-

und y-Richtung gleicher Armierung mit Bruchlinien

nur

längs der Diagonalen eine Be-

48 mp

lastung

von .

Dagegen hat neulich Wood [6; S. 177] für eine

/2

37,7 Mp

Brachlinienkonfiguration eine Belastung

von

angegeben. Der

/2 Unterschied der beiden Belastungen beträgt 27,5%.

Die vorliegende Arbeit hat

zum

Ziel, eine Berechnungsmethode für

Platten

zu

entwickeln mit Resultaten, die in bezug auf die Traglast auf

der sicheren Seite liegen. Wird eine grobe Berechnung durchgeführt,

erhält

man

ein Resultat, das relativ weit

von

der Traglast entfernt ist,

(10)

aber sie dennoch unterschätzt. Mit einer Verfeinerung der Berechnungs¬

methode kann

man

beliebig genau die exakte Lösung annähern.

Als zweites wird gezeigt, daß durch kleine Umformungen der aufgestell¬

ten

Methode die minimale Armierung einer Platte für eine gegebene Be¬

lastung gefunden werden kann. Die gegebene Belastung liegt nicht

höher als die Traglast der Platte mit der gefundenen Armierung. Die

Lösung liegt demnach ebenfalls auf der sicheren Seite.

(11)

2. Grundlagen

2.1 Voraussetzungen

Die wichtigsten Voraussetzungen

zur

Ermittlung der Traglast nach der

einfachen Plastizitätstheorie sind:

a) Die Deformationen (vor dem Kollaps) sollen

so

klein sein, daß die Gleichgewichtsbedingungen

am

undeformierten System befriedigt

werden können (wie bei elastischer Behandlung).

b) Es dürfen keine Instabilitäten

vor

Erreichen der Traglast auftreten (wie bei elastischer Behandlung).

c) Die Einflüsse

von

Quer- und Normalkräften werden vernachlässigt.

d) Es

treten nur

statische Beanspruchungen auf (keine Wechselbean¬

spruchungen).

e) Die Lasten müssen im allgemeinen proportional zunehmen.

f) Das Material muß plastisch verformbar sein (Rotationsfähigkeit).

of-

Abb. 2.1 Spannungs-Dehnungs-Diagramm eines naturharten Armierungsstahles

(außerhalb der Einschnürungszone)

(12)

Abb. 2.2 Spannungs-Dehnungs-Diagramm

von

Beton

unter

einer Biegebeanspru¬

chung

Im folgenden soll noch näher auf den Punkt f eingegangen werden. Den

Betrachtungen werden die Spannungs-Dehnungs-Diagramme für

natur¬

harten Armierungsstahl und Beton (Abb. 2.1 und 2.2) zugrundegelegt.

In Abb. 2.3 ist das M-0 -Diagramm für einen normal armierten Stahl¬

betonquerschnitt dargestellt.

I Normales

u

'¦• t/h

Abb. 2.3 M-0-Diagramm eines Stahlbetonquerschnittes

(13)

Es zeigt die Relation zwischen Moment und Krümmung. Bei Vernach¬

lässigung des Verfestigungsbereiches und

unter

der Annahme, daß der

Hebelarm r\ h der inneren Kräfte konstant ist, geht das M-0 -Dia¬

gramm

von

Abb. 2.3 in dasjenige

von

Abb. 2.4 über. Dies entspricht gut einer normal armierten Stahlbetonplatte.

m/m,

1.o jf/jrfp

Abb. 2.4 Ideal-elastisch-plastisches M-

0

-Diagramm

Das M- 0 -Diagramm in Abb. 2.4 stellt ein elastisch-ideal-plastisches Ver¬

halten dar. Durch Vernachlässigung der elastischen gegenüber den pla¬

stischen Verformungen erhält

man

ein starr-ideal-plastisches Verhalten (Abb. 2.5).

Die Gültigkeit der Plastizitätstheorie

setzt

ein ideal-plastisches Verhalten

der Materialien

voraus.

Dies trifft sowohl für elastisch-ideal-plastisches

wie für starr-ideal-plastisches Material

zu.

In normalen Fällen genügt

es

jedoch,

wenn

die maximale Krümmung 0 ein Vielfaches der Vergleichs¬

krümmung 0P erreicht (Abb. 2.3). Im Stahlbau wird das Verhältnis

0J0p durch Instabilität beschränkt [7]. Im Stahlbetonbau tritt bei

zu

(14)

m/m,

1 -

t/h

Abb. 2.5 Starr-ideal-plastisches M-0-Diagramm

stark armierten Querschnitten frühzeitig ein Stauchen der Betondruck¬

zone

ein. Durch Begrenzen des Armierungsgehaltes fimax kann dies

ver¬

hindert werden. Ein schlagartiger Bruch kann durch einen minimalen

Armierungsgehalt /*»» vermieden werden.

Ein solches Versagen kann eintreten,

wenn

das Rißmoment des homo¬

genen Betonquerschnittes bei Einrechnung der Zugfahigkeit des Betons größer ist als das plastische Moment des gerissenen Stahlbetonquer¬

schnittes.

2.2 Gren%rvertsäti?e der Plastizitätstheorie

Die strenge Lösung eines Plattenproblems nach der Plastizitätstheorie ist im allgemeinen kaum möglich. Nur in ganz speziellen Fällen gelingt es,

die statischen und die kinematischen Bedingungen über den ganzen

(15)

Plattenbereich

zu

erfüllen. Aus diesem Grund kommt den beiden Grenzwertsätzen eine große praktische Bedeutung

zu.

Mit ihrer Anwen¬

dung gelingt es, die Traglast eines Systems

von

beiden Seiten her einzu¬

schränken. Fallen die beiden Schranken zusammen,

so

kennt

man

die exakte Lösung.

Die beiden Grenzwertsätze lauten nach [8], [9]:

1. Grenzwertsatz (unterer Grenzwert)

Jede Belastung, %u der sich ein stabiler, statisch zulässiger Spannungszustand

an¬

geben läßt, liegt nicht hoher als die Traglast.

Eine solche Belastung stellt also eine

untere

Schranke für die Traglast dar; sie liegt noch innerhalb bzw.

an

der Grenze der Tragfähigkeit des Systems.

2. Grenzwertsatz (oberer Grenzwert)

Jede Belastung, zj* der sich ein instabiler, kinematisch zulässiger Bewegungszu¬

stand angeben läßt, liegt nicht tiefer als die Traglast.

Eine solche Belastung stellt also eine obere Schranke für die Traglast dar; sie liegt außerhalb bzw.

an

der Grenze der Tragfähigkeit des Sy¬

stems.

Die

neu

emgeführten Begriffe sollen noch kurz beschrieben werden.

Eine ausführliche Erklärung ist in [8] und [9]

zu

finden.

Ein Spannungszustand wird als statisch zulässig bezeichnet,

wennunter

einer Gruppe

von

äußeren und inneren Kräften jeder Teil des betrachteten

Systems im Gleichgewicht ist. Ein solcher Spannungszustand wird stabil genannt,

wenn an

keinem Ort die Plastizitätsbedingungen verletzt

wer¬

den.

(16)

Ein Bewegungszustandwird als kinematisch zulässig bezeichnet,

wenn er

mit

den Bindungen des Tragwerkes verträglich ist. Ein solcher Bewegungs¬

zustand wird instabil genannt,

wenn

die Leistung der äußeren Lasten

gleich (oder größer) ist als die Dissipationsleistung.

In dieser Arbeit werden ausschließlich

untere

Grenzwerte der Traglast gesucht. Demnach benötigt

man nur

den 1. Grenzwertsatz. Dieser kann in einer anschaulicheren Form folgendermaßen angeschrieben werden:

1. Grenzwertsatz (unterer Grenzwert)

Jede Belastung, zf* der sich ein möglicher Gleichgewichtszustandfinden läßt, dessen Schnittkräfte die Plastizitätsbedingungen

an

keinem Punkt verletzen, ist kleiner

oder höchstens gleich der Traglast.

2.3 Übersicht der bestehenden Arbeiten

Um die Traglast einer Platte

zu

bestimmen, existieren heute schon

ver¬

schiedene Berechnungsmethoden. Es würde

zu

weit fuhren, auf alle

diese verschiedenen Verfahren einzugehen. Im Buch

von

Wood [6] fin¬

det

man

darüber sehr ausführliche Hinweise mit nützlichen Vergleichen

und Diskussionen.

In Tafel I wird versucht, die verschiedenen Theorien schematisch

zu

ordnen. Darin sind die bis heute bekannten Verfahren mager umrandet.

Die Lösungsmethoden mit linearem Programm, die erstmals in dieser

Arbeit behandelt werden, besitzen eine fette Umrandung.

(17)

I Elastizitätstheorie Fließbedingungen

durch

Plastizitätsbedingungen

ersetzt Numerische

Lösungen

mitlinearem

Programm Bemessung; Bestimmung

der

optimalen Armierung

PlastizitätstheoriefürPlatten

Strenge Lösungen Näherungen

UntererGrenzwertObererGrenzwert

Lösungen

inmathematisch

geschlossener

Form

Gerade

Bruchlinien,

unendlichkeineTeilflächen

Analysis; Bestimmung

der

Traglast

Kreisförmige

Fächer

Beliebige

Fächer

Bruchlinientheorie

(Johansen)

Gerade

Bruchlinien,

endlicheTeilflächen

(18)

3. Generelle Gedanken

zum

Vorgehen

Das Ziel dieser Arbeit ist, Lösungen auf der sicheren Seite, d.h.

untere

Grenzwerte der Traglast

zu

bestimmen. Nach dem 1. Grenzwertsatz

(unterer Grenzwert) der Plastizitätstheorie muß dafür ein möglicher Gleichgewichtszustand gefunden werden, dessen Schnittkräfte

an

kei¬

nem

Punkt die Plastizitätsbedingungen verletzen. Die maximale Bela¬

stung

unter

allen möglichen Lösungen ist die Traglast. Das Vorgehen

soll

an

einem einfachen Beispiel erläutert werden. Gegeben sei ein Balken

mit konstanter Höhe, der

an

einem Ende frei aufliegt und

am

anderen eingespannt ist. Er wird in der Mitte mit einer Einzellast Q belastet (Abb. 3.1).

1 2

3

Abb. 3.1 Einführungsbeispiel: Bestimmung der Traglast

3.1 Bestimmung der Traglast

Als

erstes

soll bei gegebener Armierung die maximale Belastung Q ge¬

sucht werden,

zu

der ein möglicher Gleichgewichtszustand existiert, des-

(19)

sen

Schnittkräfte

an

keinem Punkt die Plastizitätsbedingungen verletzen.

Diese Belastung ist gleich der Traglast Qp>

wenn

alle möglichen Gleich¬

gewichtszustände untersucht werden. In diesem Beispiel handelt

es

sich

um

einen Stahlbetonbalken mit einer konstanten Armierung über die

ganze Länge. Das positive plastische Moment (unten Zug) ist P; das negative plastische Moment ist

N (oben Zug). Beide sind konstant

über die Balkenlänge (Abb. 3.2).

X

Abb. 3.2 Verlauf der plastischen Momente über den Balken

Als

erstes

wählt

man

als statisch bestimmtes Grundsystem den einfachen Balken und führt als überzählige Größe X das Einspannmoment

am

linken Auflager ein (Abb. 3.3).

Abb. 3.3 Grundsystem mit überzähliger Größe X

(20)

Das Moment M erhält

man

durch Superposition des Momentes Q M0 infolge der äußeren Belastung Q und des Momentes X Mx infolge der überzähligen Größe X

am

Grundsystem (einfacher Balken). Darin ist

Mx das Moment

am

Grundsystem infolge X

=

1, und M0 das Moment

am

Grundsystem infolge Q

=

1.

M

=

QM0 + XMX (3.1)

Somit ist der Ausdruck für M linear in X und Q und ergibt für die

Punkte 1, 2, 3 (Abb. 3.4)

Momentenfläche

M

Abb. 3.4

Darstellung

einer

zulässigen Momentenfläche,

die an keinem Punkt die

Plastizitätsbedingungen

verletzt

Mx

=

X

M2=y + x±-

"w4 2

M3

=

0

(3.2)

(21)

Diese Momente mit den zugehörigen Auflagerreaktionen und der äuße¬

ren

Belastung Q stellen für jeden Wert

von

Q und X einen möglichen Gleichgewichtszustand dar.

Die Forderung, daß die Plastizitätsbedingungen

an

keinem Punkt

ver¬

letzt werden sollen, lautet:

-N^Mi^P (3.3)

Sie ist graphisch in Abb. 3.4 dargestellt.

Beachtet man, daß das Moment zwischen den Punkten 1,2 und 3 gerad¬

linig verläuft,

so

genügt es, die Bedingung (3.3)

nur an

den Punkten 1, 2 und 3

zu

formulieren.

Diese lauten:

in Punkt 1: X < P

-X<N in Punkt 2:

j2t

+ X± < P

Ä4

2

Ä4

2

(3.4)

und in Punkt 3:

-N<0<P

In Punkt 3 sind die Ungleichungen trivial. Alle Bedingungen sind in X, Q,P und N linear.

Gesucht ist natürlich die größtmögliche Belastung Q. Im vorliegenden Beispiel ist sie gleich der Traglast QPy weil alle möglichen Gleichgewichts¬

zustände durch Variation

von

XuticlQ berücksichtigt werden.

(22)

Mathematisch kann die Aufgabe folgendermaßen formuliert werden:

Gesucht ist Qmax,

so

daß die Ungleichungen (3.4), die linear in den freien Variablen -X"undj2 sind, erfüllt werden.

Eine solche Aufgabe ist ein lineares Programm und kann gelöst werden.

Ein allgemeines lineares Programm [10], [11] ist gegeben durch

m

lineare

Funktionen

ji

=

J]

AikXi

+ bi i= 1,2,3

m

(3.5)

mit

n

Variablen xi>

xn xn

und eine Objektfunktion

n

Z

= -

£«ixi + * (3.6)

A =l

Durch geeignete Wahl der

xa

kann

man

Z minimal oder maximal

ma¬

chen, doch müssen die j,- und ein Teil der Variablen

Xk

positiv sein.

Die Nebenbedingungen lauten also:

ein Teil

von xn

> 0 (3.7)

ein Teil

von xn,

ohne Bedingungen

Das lineare Programm wird in einem Schema mit transponierter Be¬

schriftung dargestellt:

(23)

jy

z

=

-XA <*ik

ajA

<*A

bi

*

Durch kleine Umformungen können die Bedingungen des Beispiels auf

die selbe Form wie die Funktionen (3.5), (3.6) und (3.7) gebracht werden.

Die Ungleichungen (3.4) gehen in die Gleichungen (3.8) mit den Neben¬

bedingungen (3.9) über.

ji

=

-X + P

j,2=+X + N

l X

J4

=

j +

—-

+ N 2

X

T

Ji > 0; ja > 0; ja > 0; j4 > 0

(3.8)

(3.9)

Die Objektfunktion Z hat folgendes Aussehen:

Z

=

£± (3.10)

Sie muß maximiertwerden. Es ist gleichgültig, ob Q oder Q— maximiert

wird.

Durch Protokollieren der Funktionen (3.8) und (3.10) mit transponierter

Beschriftung erhält

man

das Schema des linearen Programms.

(24)

X

-a

Jl = yt = J3 == Z =

+1

1

X

2l 0

0 0 + 1 1 1

p N p N 0

Zur Veranschaulichung soll dieses lineare Programm, das zwei unab¬

hängige Variable X und Q besitzt, graphisch gelöst werden (Abb. 3.5).

Für die analytische Lösung sei auf [10] und [11] verwiesen.

QI

A

B

Abb.3.5

Graphische Lösung

des linearen

Programms

(25)

In der Ebene, gebildet durch die rechtwinkligen Koordinaten X und

Q—, istji

=

0, d.h. X

=

P eine Gerade, die in der Figur eingezeichnet

und mit ji bezeichnet wurde. Soll

nun

im Punkt (X, Q-A

uflsere

Be¬

dingung ji > 0 erfüllt werden,

so

muß dieser Punkt in der Halbebene

liegen, die durch diese Gerade begrenzt wird und den Nullpunkt

ent¬

hält (der Nullpunkt erfüllt diese Ungleichung). Analog ergeben die Be¬

dingungen j2 > 0, J3 > 0, j4 > 0 drei weitere Halbebenen. Ein Punkt

(Xy Q-Ay der alle vier Nebenbedingungen erfüllt, muß in dem Gebiet liegen, das diese vier Halbebenen gemeinsam haben. Dies ist das in der

Figur schraffierte Parallelogramm. Nur die Punkte im Innern und auf dem Rand dieses Parallelogramms sind in diesem Problem zulässig. Die

Funktion Z ist proportional

zum

Abstand des Punktes (XyQ-A

von

der

Geraden jg—

=

0. Man erkennt dies, indem

man

einige Niveaulinien Z

=

konstant dieser Funktion zeichnet. Sie verlaufen parallel der Geraden

Q—

=

0. Die Extremalzüfgafoe läßt sich also folgendermaßen geome¬

trisch interpretieren:

Unter allen Punkten im Innern oder auf dem Rand des Parallelogramms

ist derjenige gesucht, der den größten Abstand

von

der Geraden j2—

=

0

hat. Die Anschauung gibt die Ecke A als Lösung,

wenn man

für Q eine positive Kraft annimmt. Ist Q negativ, also aufwärts gerichtet, erhält

man

die Ecke B.

Die Koordinaten

von

A

X=-N;£±=P + ^ (3.11)

sowie die Koordinaten

von

B

(3.12)

(26)

sind die Lösungen des linearen Programms. Für eine nach

unten

gerich¬

tete

Belastung tritt

an

der Einspannstelle ein negatives und in der Feld¬

mitte ein positives plastisches Moment auf.

Die Traglast erreicht den Wert

Qp

=

(AP + IN)

(3.13)

Die Momentenfläche und der Verlauf des plastischen Momentes sind

aus

Abb. 3.6 ersichtlich.

Qr

1 2 3

Abb. 3.6 Verlaufder Momentenfläche

infolge Qp

3.2 Bestimmung der optimalen Armierung

Als zweite Aufgabe soll die Größe und die Anordnung der minimalen

Armierung für eine gegebene Belastung gesucht werden. Für die gege¬

bene Belastung wird

von

allen möglichen Gleichgewichtszuständen der-

(27)

jenige gesucht, für den das kleinste Armierungsvolumen bzw. Armie¬

rungsgewicht genügt,

um an

jedem Punkt die Plastizitätsbedingungen

zu

erfüllen. Die gegebene Belastung ist dann gleich der Traglast des Bal¬

kens mit der gefundenen Armierung.

Als erstes soll die Abhängigkeit des plastischen Momentes

von

der Ar¬

mierung angegeben werden.

ß

i-IlL .iÜ

2

D -g-h-ß

¦Z-Of

F

Of

Abb. 3.7 Spannungsverteilung in einem plastifizierten Stahlbetonquerschnitt infolge Mp

rj

b o/ F

Mit der in Abb. 3.7 dargestellten Spannungsverteilung in einem plastifi¬

zierten Stahlbetonquerschnitt erhält

man

das positive und das negative plastische Moment

zu

P

=a/FpnpJ '

h

(3.14)

Mit der Annahme, daß rf

=

rf'

=

rj konstant, d.h. unabhängig

von

dem Armierungsgehalt ist,

was

bei kleinem Armierungsgehalt annä¬

hernd zutrifft, erhält

man

nach kleiner Umformung:

(28)

FP

=d

ha/

F"-d N

(3.15)

h oj 1

wobei

ci =

konstant ist. Da bei einem Tragwerk meistens

nur

eine

V

Armierungsstahlsorte verwendet wird und somit af

=

konstant ist, gehen die Gleichungen (3.15) über in

P

1

N FP

=C2

(3.16)

F"=C2

wobei

ci =

rjo/

konstant ist. Für stückweise konstantes h,

was

in

Zukunft immer angenommen wird, erhält

man

für ein Teilstück die einfache Beziehung

FP

= "

P

(3.17)

wobei

C3 =

1 r\ Ofh

FN

= C3

iV

konstant ist.

ASi-1

AS|

ASi+1

Abb. 3.8 Verlaufvon —N und P

Stabachse

(29)

Das Gesamtvolumen Kder theoretischen Armierung beträgt:

Tragnrk

V= f (FP + FN) ds (3.18)

Für die Bedingung, daß P und N stückweise linear sind (Abb. 3.8) geht Gleichung (3.18) über in

Tragmerk

v= i S* <+ Ni+Ni+i + Pi+p'+oJj/ <3-19)

Wie im vorhergehenden Beispiel wählt

man

den einfachen Balken wieder als statisch bestimmtes Grundsystem und führt als überzählige Größe X

das Einspannmoment

am

linken Auflager ein.

12 3

4

Abb. 3.9 Einführungsbeispiel für die Bestimmung der minimalen Armierung

Die Momente

an

den vier Intervallgrenzen (Abb. 3.9) lauten demnach:

Mi-.

=

X

Mz

=

^ + xT

M*. -¦fi?+4

Mi

=

0

(3.20)

(30)

(3.22)

Die Forderung, daß

an

keinem Punkt die Plastizitätsbedingungen

ver¬

letzt sind, ist:

-Ni^Mi^Pt (3.21)

Es wird

nun

die Bedingung gestellt, daß P und

iV stückweise linear sind (Abb. 3.8).

Damit genügt es, die Plastizitätsbedingungen

nur an

den Intervallgren¬

zen

anzuschreiben,

um

die Plastizitätsbedingungen auch dazwischen

zu

erfüllen. Somit erhalt

man:

in Punkt 1: Pi > X Ni^-X

in Punkt 2: P2 > Q^ + x\

o 4

Nn>-&f-X±

in Punkt 3: P, > X + X-\

N9>-£j-X±

in Punkt 4: Na > 0 P4 >0

mit den Nebenbedingungen, daß die freien Variablen Pi, Nit P%y Na, Ps, iVs, Pa und Na^O sein müssen. Diese Bedingungen gehen

aus

der

Definition

von

P und N hervor.

Für jeden Verlauf der plastischen Momente P und Ny der

zusammen

mit

einem frei gewählten Einspannmoment X die Ungleichungen (3.22) be¬

friedigt, ist die Traglast des Systems nicht kleiner als die gegebene Be¬

lastung Q.

Gesucht ist das kleinstmögliche Gesamtvolumen der Armierung. Das

Gesamtvolumen der Armierung ist nach Gleichung (3.19)

(31)

V=±a |i/(+M + iW-f Pi + Pa)

+ | / (+ Ni + N9 + Pt + P8)

+ 2 i / (+ iVs + Na + Ps + ^4)} (3.23)

wobei V minimiert werden soll.

Mathematisch kann die Aufgabe folgendermaßen formuliert werden:

Gesucht ist Vmn,

so

daß die Ungleichungen (3.22), die linear in den freien Variablen Xy Pi, Pa, Ps, Pa» Ni, Nt, N3 und Na sind, erfüllt sind.

Eine solche Aufgabe ist wiederum ein lineares Programm.

Durch kleine Umformungen können die Bedingungen dieses Beispiels

auf die selbe Form wie die Funktionen des allgemeinen linearen Pro¬

gramms (3.5), (3.6) und (3.7) gebracht werden.

Die Ungleichungen (3.22) gehen in die Gleichungen (3.24) mit den Nebenbedingungen (3.25) über.

yi= -X+Pi

j2= +X + Ni

j8= -a{-x\ + Pi j4=+j2^+^f +Ni j>=-ü{-x\ + p*

J*=+£j + Xj+N9

J7

=

+ Pa js

=

-\- Na

(3.24)

(32)

Ji > 0, ja > 0, j3 > 0, j4 ^ 0, j5 ^ 0, je > 0, j7 ^ 0, j8 ^ 0

Pi>0,P2>0,P3>0,P4^0,A/1>0,iV2>0,A73>0,iV4>0 (3.25)

J£" ist eine freie Variable, die positiv oder negativ sein kann.

Die Objektfunktion Z hat folgendes Aussehen:

Z

=

+ Ni

n-

2Nz + Pi + 2P2 + 3iV3 + 3P3 + 2Na + 2P4 (3.26)

Z muß minimiert werden. Es spielt keine Rolle, ob die Funktion V oder ihr Vielfaches minimiert wird.

Durch Protokollieren der Funktionen (3.24) und (3.26) mit transponier¬

ter

Beschriftung erhält

man

das Schema des linearen Programms.

X

4

-N, -P.

-Nt

Pt -Na

Pi -Na

4

Jl ==

=

=== y. == Z

4

4 3

3

2 2

0 0 0

1

0

0

0 0 0 0 0

1

0

1 0

0

0 0

0

0

1

0

0

1

0

0

0 0 0

2

0 0

0

1 0

0 0

0 2

0 0

0

0

1 0 0

0 3

0

0

0

0

0

1

0 0 3

0

0 0

0

0

0 1

0

2

0 0 0

0

0

0 0 1 2

0 0

1 1

2 2

0

0 0

Ein solches Programm kann nicht mehr graphisch gelöst werden. Der

zulässige Lösungsbereich, der im

ersten

Beispiel ein Parallelogramm

(33)

war, ist

nun

ein neundimensionales Gebilde. Es gibt jedoch analytische

Methoden [10], [11] und insbesondere fertige Bibliotheksprogramme

für elektronische Rechenmaschinen,

um

lineare Programme

zu

lösen.

Es wird hier verzichtet, auf die verschiedenen Methoden einzugehen.

Es sei

nur

die Lösung dieses Problems angegeben:

4

^24

Pi =0 Pi =0

p>=4£w

Pa =0

/ (3.27)

Ni

=

0 JV3

=

0 Na

=

0

Daß P4 und Na den Wert 0 annehmen, hätte

man aus

den Plastizitäts¬

bedingungen in Punkt 4 (3.22) und der Optimalbedingung, V muß ein

Minimum sein, direkt sagen können. Die letzten zwei Gleichungen

von

(3.24) wären dann weggefallen.

Aus der Gleichung (3.27) erhält

man

für die totale Armierung

/* / 1 V

=

Q

12 \rihof

In Abb. 3.10 ist die Momentenfläche und der Verlauf der erforderUchen

plastischen Momente dargestellt.

(34)

Den Verlauf und die Größe der minimalen Armierung bekommt

man

sofort

aus

den Gleichungen (3.17). Sie lauten:

Fp

= c3

N F" =c3P

G)

\ 1 Q

i

x^v

-N

r

(O

¦,

x

t-

/ >ijv -y^X^ 1

P

/,

/ M

/

12 3 4

Abb.3.10

Momentenfläche

und

Verlauf

der

erforderlichen plastischen

Momente

Im vorhergehenden Beispiel wird vorausgesetzt, daß P und N stück¬

weise linear sind (Abb. 3.8). Selbstverständlich können auch andere Vor¬

aussetzungen gemacht werden, z.B. die Armierung und demzufolge

P bzw. N soll über einem Bereich konstant verlaufen oder sie soll einen

gewissen Wert nicht überschreiten. Diese Grenze kann durch konstruk¬

tive Überlegungen oder durch die Bedingung, daß kein spröder Bruch

eintreten soll, also durch die Forderung fi ^ /umax gegeben sein. Manch¬

mal ist

es aus

konstruktiven Gründen oder wegen Schwind- und Tempe¬

raturwirkungen erwünscht, eine Armierung einzulegen. Daß kein schlagartiger Bruch auftritt, kann durch Bedingungen, wie

ju

^

//«,„,aus¬

gedrückt werden. Alle diese zusätzlichen Forderungen können in Form

von

Ungleichungen angeschrieben werden. Das Suchen einer optimalen Armierung mit den oben erwähnten Bedingungen stellt immer noch ein

lineares Programm dar. Es unterscheidet sich generell nicht

von

den

vorher behandelten Fällen.

(35)

3.3 Zusammenfassung

Für Stabtragwerke sind durch Erfüllen der Plastizitätsbedingungen in ein¬

zelnen Punkten die Plastizitätsbedingungen über dem ganzen Tragwerk

erfüllt. Da die Schnittkräfte in einem Punkt lineare Funktionen der

un¬

bekannten überzähligen Größen und der äußeren Belastung sind, erhält

man

für das Moment in einem Punkt eine lineare Funktion der unab¬

hängigen Variablen. Die plastischen Momente P/ und Ni sind bei der

Bestimmung der optimalen Armierung unabhängige Variable und bei der Bestimmung der Traglast Konstante. Durch Formulieren der Plasti¬

zitätsbedingungen Pi ^ Mi ^ —Ni in den einzelnen Punkten ergeben

sich lineare Ungleichungen in den unabhängigen Variablen. Diese Un¬

gleichungen mit der Forderung, daß eine lineare Funktion (Belastung

oder Armierungsvolumen) optimiert werden soll, bilden ein lineares

Programm.

Indem

man

das obige Vorgehen auf Platten ausdehnt, erhält

man

fol¬

gende Forderungen:

Die Plastizitätsbedingungen müssen in den Schnittkräften und den pla¬

stischen Momenten linear sein (Kapitel 4).

Die Platte muß auf ein endlichfach statisch unbestimmtes Tragwerk

ver¬

einfacht werden, damit die Schnittkräfte lineare Funktionen der über¬

zähligen Größen und der äußeren Belastung, d.h. der unabhängigen

Variablen sind (Kapitel 5.3).

Durch Erfüllen der Plastizitätsbedingungen in einzelnen Punkten müssen sie über dem ganzen Plattenbereich erfüllt werden (Kapitel 6).

Mit diesen Forderungen erhält

man

durch Formulieren der Plastizitäts¬

bedingungen in den einzelnen Punkten lineare Ungleichungen in den unabhängigen Variablen.

Diese Ungleichungen mit der Bedingung, daß eine lineare Funktion

-

Belastung (Kapitel 7) oder Armierungsvolumen (Kapitel 8)

-

optimiert

werden soll, ergeben wieder ein lineares Programm.

(36)

4. Plastizitätsbedingungen

4.1 Plastifizierung eines Plattenbereiches

Alle

neu

eingeführten Bezeichnungen sind

aus

Abb. 4.1 und Abb. 4.16 ersichtlich.

Die Plastifizierung eines Plattenbereiches ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet:

Es existiert mindestens ein Schnitt, dessen Normale

n

mit der x-Achse den Winkel tp einschließt und der

nur

fließende obere oder

untere

Zug¬

eisen schneidet. In einem plastifizierten Bereich reißt die Platte bis

zur

Druckzone auf und öffnet sich. Nur die Stahleinlagen und die Druck¬

zone

können

an

diesen Stellen Kräfte übertragen. Die Zugkräfte der ein¬

zelnen Stahleinlagen wirken in deren ursprünglichen Achsrichtung.

Diese Annahme ist konservativ. Sie vernachlässigt die sogenannten Ver-

dübelungskräfte.

4.2 Orthogonale Armierung

Die beiden Armierungsrichtungen verlaufen in

x-

und j-Richtung.

4.2.1 Plastizitätsbedingungen

Um die Plastizitätsbedingungen herzuleiten, wird die Platte in plastifi-

zierte (aufgerissene) und in elastische (nicht aufgerissene) Bereiche auf¬

geteilt.

Im elastischen Bereich ist für jeden beliebigen, senkrecht

zur

Platten¬

mittelebene geführten Schnitt das Biegemoment kleiner als das plastische

(37)

Fy

\

r >

/

X

V ¦i 9

(

' N

^

\

* -<

U."

\)

's,

¦

y

1

Abb. 4.1 Bezeichnungen bei orthogonaler Armierung in

x- und

jf-Richtung

Moment. Demzufolge kann die Platte nicht auf-, sondern höchstens

an¬

reißen. Dieser nicht aufgerissene Bereich ist fähig, durch die Verzahnung

der Betonkörner Schubspannungen und demzufolge auch Drillungs¬

momente zu

übertragen.

Daraus ergibt sich, daß in einem beliebig geführten Schnitt mit der

Normalen

n

(Abb. 4.1) das Biegemoment

mn

kleiner als das positive plastische Moment P„ und größer als das negative plastische Moment

-Akist.

Ein plastifizierter Bereich erstreckt sich entlang eines Risses. Seine Breite ist normalerweise beschränkt. Sie ist sicher kleiner als der Rißabstand.

Fließt in einem aufgerissenen Bereich z.B. die

untere

Zugarmierung,

so

beträgt das entsprechende positive plastische Moment für einen Schnitt parallel der j-Achse

P*

=

*/ K < h (4.1.1)

(38)

wobei F* die Fläche der

unteren

Armierung in der x-Richtung und

t£ h die Distanz zwischen der Zug- und der Druckresultierenden dar¬

stellen (Abb. 3.7).

In diesem Schnitt ist die Zugkomponente der fließenden Armierung in

der j-Richtung null und daher auch das zugehörige plastische Drillungs¬

moment.

P*,

=

0 (4.1.2)

Daraus folgt, daß in diesem Bereich die Momente in der

x-

und j-

Richtung Hauptmomente sind.

Analog erhält

man

für einen Schnitt parallel der x-Achse das entspre¬

chende positive plastische Moment

Py

=

ofF* rjfh (4.1.3)

und das plastische Drillungsmoment

Pyx

=

0 (4.1.4)

Für das Fließen der oberen Armierung wird

K

=

of rjN h (4.1.5)

NXJ

=

0 (4.1.6)

beziehungsweise

Ny

=

Of Pf rff h (4.1.7)

Ny*

=

0 (4.1.8)

Die maximalen und minimalen Biegemomente sowie die zugehörigen Drillungsmomente im plastifizierten Bereich, genannt plastische Mo¬

mente, erhält

man

für einen beliebigen Schnitt tp (Abb. 4.1) nach den

Transformationsformeln [12].

(39)

Die Momente in

x-

und j-Richtung muß

man

durch die entsprechenden plastischen Momente

ersetzen.

Die plastischen Drillungsmomente sind gleich Null.

P„

=

Px cosny + Py sin2 tp

P„v

=

|(P, -Px)sin29>

(-N„)

=

(-Nx) cos2 cp + ( -Ny) sin2 tp

N„v

=

± {(-Ny)

-

(-Nx)) sin2tp

(4.2)

In der Druckzone des plastifizierten Bereiches existiert ein Spannungs¬

zustand, bei dem die Spannungen in

x-

und j-Richtung ebenfalls Hauptspannungen sind. Die Drillungsmomente in den Schnitten parallel

der

x-

und j-Achsen sind null, und daher sind auch die horizontalen

Schubspannungen %xy null. Bei der Berechnung der plastischen Momente

in

x-

und j-Richtung wird nach Abb. 3.7 angenommen, daß die

größte Betondruckspannung gleich der Prismendruckfestigkeit ß ist.

Die beiden Hauptspannungen

ax

und o> sind demnach höchstens gleich ß. Das Entstehen eines Risses verhindert, daß die Normalspannungen

kleiner als null werden. Ein solcher Spannungszustand verletzt die Bruchhypothese

von

Mohr nicht und ist demnach auch ein stabiler

Spannungszustand.

Beim Betrachten des ganzen Plattenbereiches ist in den elastischen Be¬

reichen für alle Richtungen

-Nn <mn<Pn

mn

ist das Biegemoment für den Schnitt in Richtung tp.

Erreicht

mn

P» oder

=

Nn und m„9

=

PH<p bzw.

=

N«? wird der

Querschnitt plastifiziert.

(40)

In diesem Bereich besteht ein zulässiger Gleichgewichtszustand, der

weder die Plastizitätsbedingungen des Armierungsstahles

o

X± a/ noch die Bruchhypothesen

von

Mohr für den Beton verletzt. Der Gleich¬

gewichtszustand eines plastifizierten und des anschließenden elastischen Bereiches ist für den Fall, daß die

unteren

Stahleinlagen fließen, in

Abb. 4.2 dargestellt. Beim Fließen der oberen Stahleinlagen werden die

P durch N

ersetzt.

Abb. 4.2

Gleichgewichtszustand

zwischen elastischem und

plastifiziertem

Bereich

bei

orthogonaler Armierung

in x- und

j-Richtung

Für die vollständigen Plastizitätsbedingungen ist also

zu

fordern, daß

für alle Richtungen <p gilt:

-N„ <

m„ <

P„ (4.3.1)

(41)

und für

mn =

—Nn

: mHw =

Nnp

(4.3.2)

= Jr» :

mnrp

=

Jrntp

Nun werden die Bedingungen aufgestellt,

unter

welchen —Nn <

/*«

< P*

ist und nachträglich gezeigt, daß die erhaltenen Bedingungen auch die folgenden Forderungen erfüllen. Bei

mn =

P* ist auch mH<p

=

P»?

und bei

mn =

—Nn auch mn<p

=

Nuq>.

Die plastischen Momente für die Richtung tp sind nach Gleichungen (4.2)

P„

=

Px cos2 tp

nr

Py sin2 tp

Pnq>

=

|- (P,

-

Px) sin 2 9?

( -iV„)

=

( -Nx) cos2 y + ( -Ny) sin2 ?

(4'2)

Nmp =±((-Ny)-(-Nx))sin2tp

Die Biegemomente

;»*

und die Drillungsmomente mnq> erhält

man

als Funktion

von

mx, m3 und mx, nach den Transformationsformeln [12]:

mn = mx

cos2 9p + /», sin2 9? -|- mxy sin 2 9?

mn<p

=

{my

n*x) sin 2 9p -f mxy

cos

2 9?

Eingesetzt in die Bedingung (4.3.1) —Nn <

m„

< erhält

man

(4.4)

(

Ak) cos2 97 + (

Ny) sin2 9? <

mx

cos2 9? + my sin2 9? + % sin 2 9?

< Px cos2 9? + Py sin2 9? (4.5)

Nx, Ny, Px und P^ sind positive Werte.

Die obige Ungleichung wird

nun

in zwei einfache Ungleichungen auf¬

geteilt, wobei die

erste

durch die positiven plastischen Momente (untere

Armierung) und die zweite durch die negativen plastischen Momente

(obere Armierung) begrenzt wird.

(42)

Px cos2 tp + Py sin2 tp^m* cos2 9? + my sin2 tp + z*xy sin 2 9? (4.5.1) (—Nx) cos2 9? -f ( -Ny) sin2 99 <

mx

cos2 97 + «ty sin2 tp + «fxy sin 2 9? (4.5.2)

Als

erstes

soll die Ungleichung (4.5.1) untersucht werden. Nach kurzer

Umformung erhält

man:

(Px

mx) cos2 9? + (Py

my) sin2 tp > mx, sin 2 9?

=

2 /*xj> sin 9?

cos

9?

(4.6)

Für den Fall A, bei dem sin 2 tp ^ 0 und demnach auch tg tp > 0 ist, ist

der Gültigkeitsbereich

von

tp in Abb. 4.3 dargestellt, wobei tp im Uhr¬

zeigersinn abgetragen ist.

Abb. 4.3 Gültigkeitsbereich

von

F (cp) im Fall <cA»

Mit diesen Voraussetzungen kann die Beziehung (4.6) weiter in die Un¬

gleichung (4.7) umgeformt werden

(Px-mx) 1 (P, + *,)

,

^ ,,_

H

tg<p>m*j (4.7)

=

Äx und

=

Ry erhält

man

2 tg<p

Mit den Abkürzungen (A

¦

—mx)

2

Px 1

tg<p X Pytg<p> mxy (4.8)

(43)

Für den Fall B, bei dem sin 2 tp < 0 und demnach auch tg tp < 0 ist, wird der Gültigkeitsbereich

von

tp in Abb. 4.4 dargestellt, wobei tp im Uhr¬

zeigersinn abzutragen ist.

Abb. 4.4 Gültigkeitsbereich

von

F (cp) im Fall «B»

Unter diesen Voraussetzungen und den obigen Abkürzungen erhält

man

Px

tgy + Rytgtp ^mxy (4.9)

Diskussion der Funktion F (cp):

Durch Ableiten der Funktion

ergibt sich

F(tp)

=

Rx + Rytgtp

8F(<p) -Rx

dtp +

Ry

sin2 cp cos2 9?

(4.10)

(4.11)

Durch Nullsetzen der 1. Ableitung erhält

man

den Ort der horizontalen

Tangente

—Px R»

+

=

0

sin2 cp cos2 cp

(4.12.1)

(44)

oder

Ry

=

tg295 (4.12.2)

und indem

man

wieder einsetzt Px

mx

Py

my

=

tg29? (4.13)

Für den Fall A (tg tp > 0) gibt

es

folgende Möglichkeiten für die Vor¬

zeichen

von

Px und Ry\

») Px^O

Rj >0

Für diese Bedingung ist der qualitative Verlauf der Funktion F (tp) in

Abb. 4.5 dargestellt. Diese Funktion besitzt zwei Minima. Es ist sofort

ersichtlich, daß durch Erfüllen der Ungleichung (4.8)

an

den Stellen der Minima die Ungleichung für jedes tp erfüllt ist.

F«p)

TC TC

2

TC 2

<P

TC

b)

Abb. 4.5 Qualitativer Verlauf

von

F (<p)

im

Fall

«A»

und Rx

~ZL

0, Ry >: 0

Px<0 Ry >0

Abb. 4.6 zeigt den qualitativen Verlauf der Funktion F (tp). Diese

Funktion besitzt kein Minimum; sie geht

von

minus Unendlich nach

(45)

plus Unendlich. Die Ungleichung (4.8) kann daher nicht für jedes tp erfüllt werden. Die Möglichkeit Rx < 0 und Ry > 0 ist nicht zulässig.

Tt TC

2

TC

Abb. 4.6 Qualitativer Verlauf

von

F (<p) im Fall «A» und Rx

0,Rj Eür 0

c) Px>0

Ry <0

Für diese Bedingung ist der qualitative Verlauf der Funktion F (tp) in

Abb. 4.7 dargestellt. Die Funktion besitzt kein Minimum. Sie geht

von

<P

TC TC

2

TC

Abb. 4.7 Qualitativer Verlauf

von

F (cp) für Fall «A» und Rx

>

0, Ry

<

0

(46)

plus Unendlich nach minus Unendlich. Die Ungleichung (4.8) kann

nicht erfüllt werden für jedes tp. Die Möglichkeit Px > 0 und Ry < 0 ist nicht zulässig.

d) Px<0

Der qualitative Verlauf der Funktion F (tp) ist in Abb. (4.8) dargestellt.

Diese Funktion besitzt zwei Maxima, und

es

ist sofort ersichtlich, daß

die Ungleichung (4.8) nicht für jedes 99 erfüllt werden kann.

"W

TC TC

2

-<P

TC

Abb. 4.8 Qualitativer Verlauf

von

F (cp) für Fall «A» und Rx

<

0, R,

<

0

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß für t%tp^0 Rx ^ 0 und Ry > 0 sein müssen, damit die Ungleichung (4.8) für jedes tp erfüllt werden kann. Dies

wird erreicht, indem

man

die Ungleichung

nur an

den beiden Minima der Funk¬

tion F (tp) erfüllt.

Für den Fall B, bei dem tg tp < 0 ist, kann nach analoger Diskussion der verschiedenen Möglichkeiten der Vorzeichen

von

Px und Ry folgendes

ausgesagt werden:

Abbildung

Abb. 2.2 Spannungs-Dehnungs-Diagramm von Beton unter einer Biegebeanspru¬
Abb. 3.1 Einführungsbeispiel: Bestimmung der Traglast
Abb. 3.2 Verlauf der plastischen Momente über den Balken
Abb. 3.4 Darstellung einer zulässigen Momentenfläche, die an keinem Punkt die Plastizitätsbedingungen verletzt Mx = X M2=y +  x±-&#34;w4 2 M3 = 0 (3.2)
+7

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