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Archiv "Anfütterung auf sizilianisch: Sinn und Zweck einer Pressereise" (08.05.1998)

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ohin mit den satten Kursgewinnen aus Aktien? Wo läßt es sich prima leben und gut ar- beiten? Bezaubernd gelegene Panoramablicke, die bezahl- bar sind, das wäre doch genau das letzte passende Stück zum gelungenen Lifestyle- Puzzle . . .

Genug, genug. Ich spreche von mittlerweile rund 50 000 Deutschen, die auf Mallorca genau das alles gesucht und möglicherweise auch gefun- den haben. Ein eigenes Fleck- chen Erde, wo man die Seele baumeln lassen kann, und wenn dann noch der Nachbar ein Promi ist wie Claudia Schiffer in Camp de Mar oder Steffi Graf in Cala Ratjada, um so besser.

Es ist wahr. Das früher als Putzfraueninsel charakteri- sierte Eiland Mallorca erfreut sich eines eminent wachsen- den Zuspruches, von dem zu-

allererst die Immobilienbran- che profitiert. Die Nachfrage nach Häusern und Grund- stücken boomt, und das seit nun gut drei Jahren. Gutver- dienende Deutsche kaufen derzeit alles, von der millio- nenschweren Luxusvilla mit Traumblick bis zur abbruch- reifen Finca, bezahlt werden dabei manchmal abenteuerli- che Preise.

Immerhin besuchten im vergangenen Jahr 2,8 Millio- nen Bundesbürger die Insel, und beim abendlichen Flanie- ren an Schaufenstern der ört- lichen Immobilienfirmen ka- men so manchem Ehepaar

zuerst die Tränen ob der ge- forderten Pesetas und an- schließend die Lust abhan- den, sich weiter Gedanken über ein Häuschen am Meer zu machen.

Aber es gibt freilich im- mer noch genügend Betuch- te, denen ein Plätzchen auf der Insel viel wert ist, darun- ter neben Wochenendurlau- bern vor allem Berufspend- ler wie Architekten, Desi- gner, Schriftsteller, Schau- spieler und Sportler. Die LTU hat auf diese Klientel bereits reagiert und bietet für 20 000 Mark ein Ganzjahres- ticket an. Damit kann belie-

big oft von Düsseldorf nach Palma geflogen werden, zurück natürlich auch.

Unter 300 000 Mark sind gute Neubauwohnungen über- haupt nicht mehr zu bekom- men, vor allem nicht im Süd- westen Mallorcas. Als günstig gelten zur Zeit noch die Nord- und Ostküste, dort gibt es auch Wohnungen um 250 000 Mark, Tendenz aber leider auch dort steigend.

Interessenten dürfen aber niemals unbesehen eine Im- mobilie kaufen, da der spani- sche Standard meist unter dem bundesdeutschen liegt.

Ob die Kaufentscheidung freilich noch dieses Jahr fal- len muß, ist eine andere Fra- ge. Experten sprechen durch- aus von einem kommenden Überangebot mit unweigerli- chem Preisdruck, weil derzeit gebaut wird auf Teufel komm raus. Abwarten könnte also lohnen. Börsebius

[36] Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 19, 8. Mai 1998

S C H L U S S P U N K T

Post Scriptum

In drei Stunden gibt es schon wieder etwas zu essen, kommt es mir nach dem Fünfgang-Menü in den von Wein und Grappa etwas be- nebelten Kopf. Es ist vier Uhr nachmittags auf einer schönen italienischen Mittel- meerinsel, und man kommt sich auf dieser Presse- und Informationsreise zum er- sten Mal etwas näher. Ja, es wird sogar schon das eine oder andere Lied ange- stimmt, was natürlich unge- mein zur Verständigung zwi- schen den deutschen und ost- europäischen Journalisten einerseits und den bewirten- den Sizilianern andererseits beiträgt. Endlich braucht man sich nicht mehr so zu verkrampfen. Gestern abend war es im Restaurant unseres Fünfsternehotels dagegen noch etwas gezwungener.

Die Ankündigung im Pro- gramm ließ es erahnen:

„Kleidertip: Herren in Sakko und Krawatte – die Damen entsprechend.“ Zum Glück gab es für mich als männ-

lichen Teilnehmer eine klare Anweisung – ich hätte da- gegen nicht gewußt, was das Entsprechende einer Kra- watte ist. Dagegen war der Kleidertip für die am Mor- gen durchgeführte Boots- fahrt („Herren in rutsch- festen Schuhen und wind- dichter Jacke – die Damen entsprechend“) für die weib- lichen Mitreisenden einfa- cher umzusetzen. Abends wurde dann, mit noch ziem- lich hohem Restalkohol- gehalt und etwas unpäßlich vom noch nicht lange zu- rückliegenden Essen, erst- mal richtig gefeiert. Dafür sorgte neben dem mehrere Stunden dauernden Menü die sizilianische Folklore- gruppe, die so richtig ein- heizte und auch den einen oder anderen Journalisten zum Tanz aufforderte. Nicht unberechtigt war somit der

Kleidertip des Abends: „Die Herren sportlich – die Da- men entsprechend.“

Der nächste Tag zog sich mit einem schon chronisch werdenden Völlegefühl et- was schleppend dahin. Auf der Fahrt zum Ätna stöhn- ten die ersten Teilnehmer, und einer bat mit ziemlich ungesunder Gesichtsfarbe den Busfahrer, doch anzu- halten, damit er sich etwas erleichtern könne. Aber dies alles hätte man schon voraussehen können, da aus dem Kleidertip hervorging, daß man sich warm anzie- hen sollte.

Richtig spannend wurde es dann nochmals am letzten Abend. Dies war, wie es sich geziemt, der Höhepunkt. Es wurde gemunkelt, daß man bei einem Baron speisen würde. Man solle sich bitte auf die Piazza unweit des

Hotels begeben, dort gäbe es eine Überraschung. Neben einigen Nobelkarossen der Marke Rolls-Royce und ei- nem amerikanischen Stretch car inclusive Bar machten die 500er Mercedes einen etwas mickrigen Eindruck.

Standesgemäß fuhren wir dann im Konvoi in Polizeibe- gleitung und eingeschalte- tem Blaulicht durch die Fußgängerzone: die Herren in Sakko und Krawatte – die Damen entsprechend. Völlig unverständlich und etwas unschön war allerdings die Reaktion eines Einheimi- schen, der meinte, hier fahre die Mafia durch die Gegend!

Ach ja, fast hätte ich’s vergessen: Nach unserem Ausflug beim Baron wurde uns noch auf dem Weg ins Hotelzimmer eine Presse- mappe eines großen der Technik verbundenen Kon- zerns mit den neuesten Pro- dukten in die Hand gedrückt.

Denn schließlich war dies ei- ne Presse- und Informations- reise. Dr. Stephan Mertens

Anfütterung auf sizilianisch

Sinn und Zweck einer Pressereise

Börsebius zu Auslandsimmobilien

Ein Häuschen

im Süden

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