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schingis Khan – sein Na- me ist mit Reiterheeren und gewaltigen Erobe- rungszügen verknüpft. Dass dies nur eine Seite der Me- daille ist, beweist eindrucks- voll die Ausstellung „Dschin- gis Khan und seine Erben – das Weltreich der Mongolen“in der Kunst- und Ausstel- lungshalle der Bundesrepu- blik Deutschland in Bonn.To- leranz gegenüber den unter- worfenen Völkern und deren Kultur und Religion, ein her- vorragendes Kurier- und Ver- kehrswesen, sowie eine aus- gezeichnete Verwaltung tru- gen zur Errichtung und Aus- strahlung des Mongolen- reichs bei. Gleichzeitig wurde die mongolische Kultur durch das Prinzip der Integration von Menschen mit besonde- ren Fähigkeiten und Kulturen wesentlich gestärkt.
Die anspruchsvolle Schau anlässlich des 800. Jahrestages der Vereinigung des mongoli- schen Reichs im Jahr 2006 wä- re ohne internationale Koope- ration von Wissenschaftlern und Museen aus aller Welt
nicht möglich gewesen. Insbe- sondere französische, türki- sche und deutsche Archäolo- gen haben zu einem vertieften Bild von Dschingis Khan und den Mongolen beigetragen.
Ganz aktuell sind die deut- schen Ausgrabungen der Stadt Karakorum, die von Dschingis Khan als Hauptstadt seines Reichs gegründet und so zum Ausgangspunkt des mongoli- schen Staatswesens wurde.
Bisher kaum bekannte Aus- stellungsstücke haben Mu-
seen aus Taipeh, Tokio, Tehe- ran, Ulan Bator, die Eremita- ge in St. Petersburg sowie das Muse´e Guimet in Paris ausge- liehen. Hervorzuheben sind vor allem das Porträt Dschin- gis Khans aus Taipeh, buddhi- stische Heiligtümer, pracht- volle Seidenstoffe, die Waf- fen, Rüstungen und Zaum- zeuge des berühmten Reiter- volks und eine meterhohe Weltkarte des 14. Jahrhun- derts aus asiatischer Sicht.
Auf dieser Weltkarte ist auch der Rhein bis zum Siebenge- birge verzeichnet.
Die Ausstellung zeigt, dass die Bedeutung des Mongo- lenreichs nicht nur in der un- geheuren räumlichen Aus- dehnung vom Pazifik bis in den Donauraum bestand, sondern auch im Weiterwir- ken nach dem Tode Dschin-
gis Khans. So ruft sie die Tat- sache in Erinnerung, dass das chinesische Reich über lange Zeit von Mongolen regiert wurde (Yuan-Dynastie), dass die iranische Kultur durch die Ilkhanate mitgeprägt wurde und die goldene Horde einen wichtigen Aspekt russischer Kultur beeinflusst hat. Selbst die prächtige Mogulkunst in Nordindien ist mongolischen Ursprungs. Wäre die mongo- lische Flotte nicht in einem Taifun untergegangen, wäre auch Japan unter mongoli- sche Herrschaft geraten. Prä- gend war schließlich für die Mongolenzeit ein reger Han- del und Austausch über Kon- tinente hinweg. Mit dem Han- del reisten auch Sprachen, Religionen und Ideen.
Am Ende des Rundgangs schlägt die Ausstellung den Bogen zur Gegenwart. Sie konfrontiert die Besucher da- mit, dass auch in der Mongolei im Jahr 1990 eine neue Zeit anbrach. Das gilt generell für die politische und kulturelle Verfassung des Landes, be- sonders aber auch für die Be- wertung von Dschingis Khan.
Unter kommunistischer Herr- schaft totgeschwiegen und verdrängt, kehrt er heute ins Bewusstsein der Mongolen zurück, unter anderem durch Denkmäler sowie durch sein Porträt auf Briefmarken und Geldscheinen.
So bietet der Rundgang durch die Ausstellung „Dschin- gis Khan und seine Erben“
vielfältige Anregungen – kul- tureller, historischer, wissen- schaftlicher und politischer Art.Trotzdem kommt die sinn- liche Erfahrung nie zu kurz.
Dies gilt insbesondere für die sorgfältig rekonstruierten Jur- ten auf dem Dach der Bun- deskunsthalle. Ernst Wanner
Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 369. September 2005 AA2413
Dschingis Khan und seine Erben
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Wissenschaftler und Museen aus aller Welt kooperierten, um die anspruchsvolle Ausstellung zu ermöglichen.
Die Ausstellung „Dschingis Khan und seine Erben“ ist in Bonn bis zum 25. September und anschließend in München zu sehen. Öffnungszei- ten: Dienstags und mittwochs von 10 bis 21 Uhr, donnerstags bis sonntags 10 bis 19 Uhr. Montags geschlossen. Tickets im Vorverkauf unter 08 00/1 75 27 50 und unter www.bundeskunsthalle.de. Ein aus- gezeichneter wissenschaftlicher Katalog ist für 28 Euro erhältlich.
Karte der Entfernungen sowie der historischen Hauptstädte, Yi- Dynastie 1402, Tusche und Far- ben auf Papier, 280 cm x 220 cm
Porträt des Kaisers Taizu (Dschin- gis Khan), Yuan-Dynastie, 14. Jh., Tusche und Farben auf Seide, 116 cm x 74 cm (Ausschnitt)
Fotos:Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
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