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Archiv "Schach: Lob der Kahlheit" (11.12.2009)

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[104] Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 106

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Heft 50

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11. Dezember 2009

Foto: Dagobert Kohlmeyer

SCHACH

Lob der Kahlheit

Dr. med. Helmut Pfleger

Haare keinesfalls von Weisheit zeugen. Synesios geht

„pro domo“ noch etwas weiter: „Kein Zweifel also, dass dort der Verstand einzieht, wo die Haare weichen.“

Das war die Geburtsstunde des „Lob(es) der Kahl- heit“, übrigens zweisprachig griechisch-deutsch in der Übersetzung des Arztes und Philologen Werner Golder erschienen.

Vielleicht ahnen Sie schon, wie es in puncto Haar- pracht bei unserem Protagonisten (und seinem Chronis- ten) ausschaut – und vielleicht erraten Sie auch, welch tiefe und listige Idee zugleich, ungehindert durch stö- rendes Haar, in seiner Partie gegen Dr. med. Thomas Dettler, stets einer der Besten, aus ihm herausspross?!

Übrigens „haargenau“ der gleiche verblüffende Schlüsselzug, mit dem – wenn auch in ganz anderer Stellung – der gar schon 67-jährige Emanuel Lasker (Weltmeister von 1894 bis 1921) in Nottingham 1936 gegen den damaligen Weltmeister Max Euwe gewann.

Wie kam Professor Krauseneck als Weißer entschei- dend in Vorteil?

V

or Kurzem durfte ich bei Prof. Dr. med. Peter Krausenecks 65. Geburtstag und seinem gleich- zeitigen Abschied als Chef der Bamberger Neurologie etwas mitfeiern. Nun ist Peter der Letzte, der fortan die Hände in den Schoß legt und nur noch stillvergnügt den Kindern und Enkelkindern zuschaut, wie sie um seinen Lehnstuhl herumwuseln. Einmal verführte ich ihn zu einem Meditationswochenende, doch seine Sache ist mehr die „produktive Unruhe“. Die kann er künftig in eigener Praxis ausleben, vielleicht auch beim Schach- spiel ad libidum, frei von allen Klinikumszwängen.

Beim diesjährigen Ärzteturnier wurde er einmal mehr Zweiter. Früher rätselte ich herum, warum der Neurologen Neurone beim Schach besser als die von Normalsterblichen zusammenarbeiten. Das Geheimnis ist nach wie vor ungeklärt, und auch Professor Krau- senecks eigene Erklärung, dass Wassertrinken das Den- ken anrege, erscheint mir wenig überzeugend. Klingt fast wie „Die Milch macht’s“ der deutschen Milchwirt- schaft. Der große alte Mann des Schachs, der 78-jähri- ge Viktor Kortschnoi, verlor in einem Werbespot gegen eine Kuh. Kasparow gegen einen Getränkeautomaten.

Peter vielleicht gegen einen Dorfbrunnen?!

Natürlich ließ mir dieses Problem keine Ruhe. Bis ich vom „Lob der Kahlheit“ des Synesios von Kyrene hörte, einem „neuplatonischen Denker, aber auch origi- nellen und lebensfrohen Kopf, der im Jahr 410 zum Bischof der nordafrikanischen Hafenstadt Ptolemais er- nannt wurde“ (Süddeutsche Zeitung). Früh wurde er kahl. Dummerweise kannte er die hippokratischen Schrif- ten, nach denen schütteres Haar schwere Erkrankungen des Körpers und Geistes ankündige – und zu allem Überdruss hatte sein großes Vorbild, der Redenschrei- ber Dion von Prusa, ein „Lob des Haupthaars“ verfasst.

„Daher fühlte ich mich“, schreibt Synesios, „gleich nachdem das Verhängnis über mich hereingebrochen war und die Haare zu schwinden begannen, wie mitten ins Herz getroffen.“ Doch ein kluger Mann verzagt nicht. Und Synesios sagte sich, dass es „gar keinen Grund gibt, weshalb ein Mann sich seiner Glatze schä- men sollte. Warum auch, wenn einer zwar einen kahlen Kopf hat, die Ideen aber daraus nur so hervorsprie- ßen?!“. Und man Gewährsleute wie den kahlköpfigen Sokrates und Platon hat, welch Letzterer darlegt, dass

Lösung:

Nach 1. b4! war Schwarz, der sicher 1. Ld2 oder 1. Dd2 erwar

-

tete, verloren, weil nun die Springergab

el 2. Sc7+ mit Einheim-

sen des Tu rms a8 nicht mehr zu verhindern war: sowohl bei

1. . . . cxb4 als auch bei 1. . . .

Dd8. Nach 1. . . . Dxb4 2. Ld Db2

3. Lc3 hätte sogar die Dame dran glauben müssen.

S C H L U S S P U N K T

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