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Archiv "Master in Public Health: Taschenrechner statt Skalpell" (04.02.2011)

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A 232 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 5

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4. Februar 2011

MASTER IN PUBLIC HEALTH

Taschenrechner statt Skalpell

Noch vor wenigen Jahren galten sie hierzulande als Exoten – heute sind Spezialisten für Public Health in vielen Bereichen gefragt.

J

unge Ärzte wollen häufig nicht mehr nur dem einzelnen Patienten, sondern dem gesamten Gesundheitssystem helfen. Dazu studieren sie Public Health oder Gesundheitswissenschaften. Auch Michael Bender hat sich nach sei- nem Medizinstudium dazu ent- schieden, noch einmal die Schul- bank zu drücken. „Ich habe im Krankenhaus gesehen, was alles falsch läuft. Dort konnte ich aber nur funktionieren. Mich hat die Routine dort genervt“, sagt Ben- der. Der 32-Jährige hat nach sei- nem Medizinstudium in Göttingen drei Jahre als Assistenzarzt in der Anästhesie im Krankenhaus gear- beitet, bis er sich entschloss, noch einmal zur Uni zu gehen. Er hat sich für ein Masterstudium Public Health an der Universität Bremen entschieden. „Das war keine leich- te Entscheidung“, erkärt er. Heute

muss er neben seinem Studium noch Nacht- und Wochenenddiens- te leisten, um seinen Unterhalt zu finanzieren. Trotzdem ist er zufrie- den. „Mit meinem Studium hoffe ich, später etwas verändern zu können. Ich glaube, das Gesund- heitswesen braucht Menschen, die die Probleme von Ärzten und Krankenhausmanagern verstehen – solche, die vermitteln können.“

Ein Public-Health-Studium bil- det Ärzte für leitende Positionen in der Wissenschaft oder dem Gesund- heitswesen aus. „Public Health ver- mittelt, wie durch die Veränderung der natürlichen, technischen und sozialen Umwelt Gesundheit ge- schaffen und Krankheit verhindert werden kann“, so definiert die Ber- lin School of Public Health (BSPH) ihr Fachgebiet. Ansatzpunkte für Veränderungen sind die Versor- gungsstrukturen, die Finanzierung

der Gesundheitsleistungen, politi- sche und soziale Rahmenbedingun- gen und auch das Gesundheitsver- halten der Bevölkerung.

Deutschland – ein Entwicklungsland

Im Vergleich zu angloamerikani- schen oder skandinavischen Ländern ist Deutschland jedoch ein Pu b - lic-Health-Entwicklungsland. Denn nachdem unter den Nationalsozia- listen die „Volksgesundheit“ als Vor- wand für Euthanasieprogramme ge- nutzt wurde, wird in Deutschland Public Health erst wieder seit An- fang der 90er Jahre gelehrt.

Der Bedarf an entsprechenden Spezialisten ist groß. „Absolventen des Masters Public Health an der Charité stehen bei Hochschulen, Versicherungen, Gesundheitsämtern, Verbänden und Beratungsfirmen hoch im Kurs“, sagt Dr. Brigitte Nach dem Studi-

um noch einmal in den Hörsaal für den Master in Public Health

Foto: ddp

B I L D U N G

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Michel von der BSPH. Berühmte Vorbilder haben sie bereits: Ursula von der Leyen, Bundesarbeitsminis- terin, und Karl Lauterbach, Bundestagsabgeordneter, haben nach ihrer Promotion einen Aufbaustudiengang Public Health absolviert.

„Im Master an der Charité treffen sich die verschie- densten Fachrichtungen“, erläutert Michel. Dazu ge- hörten Ärzte und Sozialwissenschaftler, Juristen, Inge- nieure und Psychologen. Die einzige Voraussetzung sei ein abgeschlossenes Studium. Den Studierenden gefal- le die Mischung, da sie damit von den Stärken der an- deren Fachrichtungen profitierten.

Dem steigenden Bedarf passen sich auch die Univer- sitäten an. Vorreiter ist die Universität Bielefeld, die be- reits 1989 einen postgraduellen Studiengang Public Health anbot. 1994 gründete sie die erste Fakultät für Gesundheitswissenschaften. Es folgten Berlin, Bremen, Köln und München. Heute werden jedes Jahr neue Stu- diengänge gegründet.

„Nach meiner Einschätzung wird der Bedarf an Pub - lic-Health-Experten noch steigen“, sagt Prof. Dr. Petra Kolip, Fakultät für Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld, „zum einen, weil Prävention und Gesundheitsförderung zunehmend bedeutsam werden, zum anderen, weil das Gesundheitswesen in Deutsch- land vor großen Strukturveränderungen steht. Dafür be- darf es Spezialisten, die verstehen, wie Ärzte arbeiten, was Patienten brauchen und wo Abläufe vereinfacht

werden können.“ ■

Rasmus Cloes Voraussetzungen:

Es wird ein erstes berufsqualifizierendes Hochschulstudi- um vorausgesetzt. Zusätzlich zur Bewerbung werden gute Englischkenntnisse und ein Motivationsschreiben verlangt.

Kosten:

Die Gebühren schwanken: Bei vielen Masterprogram- men zahlt man in der Regel nur die landesüblichen Stu- diengebühren. Andere werden als berufsbegleitende Weiterbildung angeboten und kosten zwischen 5 000 und 10 000 Euro.

Studienmöglichkeiten:

Es gibt mittlerweile viele Studienangebote im Bereich Pub lic Health, etwa in Bielefeld, Hannover, München, Bremen, Köln und Berlin. Auskunft gibt die Deutsche Ge- sellschaft für Public Health e.V., www.deutsche-gesell schaft-public-health.org.

Weitere Informationen an den Universitäten:

Berlin: http://bsph.charite.de

Bielefeld: www.uni-bielefeld.de/gesundhw Bremen: www.public-health.uni-bremen.de Hannover: www.mh-hannover.de/66.html Köln: http://gesundheitsoekonomie.uk-koeln.de München: www.m-publichealth.med.uni-muenchen.de

MASTER PUBLIC HEALTH

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