• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Gisela Charlotte Fischer: Frau der ersten Stunde" (03.06.2011)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Gisela Charlotte Fischer: Frau der ersten Stunde" (03.06.2011)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A 1240 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 108

|

Heft 22

|

3. Juni 2011

GISELA CHARLOTTE FISCHER

Frau der ersten Stunde

S

ie ist eine Pionierin der All- gemeinmedizin: Prof. Dr.

med. Gisela Charlotte Fischer ist eine der ersten Lehrstuhlinhaberin- nen in Deutschland für dieses Fach.

14 Jahre lang leitete sie die Abtei- lung an der Medizinischen Hoch- schule Hannover. Den Ruf erhielt sie 1989 – also zu einer Zeit, in der eine Frau mit einer C -4-Professur in der Medizin die absolute Ausnahme war. Mit ihrer Arbeit hat sie wie kaum eine andere dazu beigetragen, die Allgemeinmedizin im akademi- schen Kontext aufzuwerten und zu stärken. Maßgebliche Impulse hat sie ebenfalls als Mitglied des

„Sachverständigenrates zur Begut- achtung der Entwicklung im Ge- sundheitswesen“ gesetzt.

Fischer wurde am 1. März 1938 in Saarbrücken als Tochter des Ar- chitekten Joachim Fink und seiner Ehefrau Renate, einer Pianistin und Musikpädagogin, geboren. Das Medizinstudium absolvierte sie in Köln und Freiburg. Im Jahr 1970 trat sie eine wissenschaftliche As- sistententätigkeit am Institut für Dokumentation und Informatik der Universität in Frankfurt am Main an. Zwei Jahre später begann sie ihre Weiterbildung im Fach All - gemeinmedizin, die sie überwie- gend am Frankfurter Universitäts- klinikum absolvierte. Bereits ab 1975 war sie dann in einer eigenen Landarztpraxis in Zeppelinheim na- he Frankfurt tätig.

Neben ihrer praktischen ärztli- chen Tätigkeit widmete Fischer sich mit großem Einsatz Aufgaben in Forschung und Lehre – als Lehr- beauftragte für das Fach Allgemein- medizin an der Universität Frank- furt am Main. 1988 erhielt sie die Venia Legendi für das Fach All - gemeinmedizin. Ihre Habilitations- schrift hatte das Thema „Zur Be- treuung älterer Patienten in der All- gemeinarztpraxis“. Im Jahr 1989 er- hielt sie den Ruf auf die C-4-Pro- fessur für Allgemeinmedizin an der Medizinischen Hochschule Hanno- ver (MHH). Bis zu ihrer Emeritie- rung 2003 leitete sie das Institut für Allgemeinmedizin der MHH. Wäh-

rend dieser Zeit war sie zusätzlich als niedergelassene Allgemeinärztin in Sehnde bei Hannover tätig.

Fischer ist eine „Frau der der ers- ten Stunde“. Sie war eine der ers- ten Medizinerinnen, die sich im Fach Allgemeinmedizin habilitier- ten. Nach ihrem Ruf an die MHH baute sie dort eine der größten all- gemeinmedizinischen Abteilungen in Deutschland auf und integrierte neue Ansätze wie die Qualitätsför- derung, Leitlinien, Public Health und Versorgungsforschung in ihre Arbeit. Drei ihrer Schüler sind heu- te Lehrstuhlinhaber in Frankfurt am Main, Magdeburg und Leipzig.

Auch ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte sprechen für ihren Weitblick. Die wachsende Bedeu- tung der hausärztlichen Versorgung alter Menschen hat sie schon früh erkannt. Sie engagierte sich für die Implementierung des geriatrischen Assessments in die allgemeinärztli- che Sprechstunde zur rechtzeitigen Erkennung von Problemlagen. Im Vordergrund stand für sie die Frage, was von medizinischen Erkenntnis- sen wirklich in der Versorgungsrea- lität ankommt – und zwar schon lange bevor die Versorgungsfor- schung in aller Munde war.

Der Patient im Mittelpunkt – das ist Fischers Motto. Und so war sie von 2002 bis 2010 Mitglied des Expertenkreises Patienten- sicherheit des Ärztlichen Zen- trums für Qualität in der Medi- zin. Sie war Mitautorin des Fortbildungskonzepts Patien- tensicherheit, das 2009 in der Reihe „Texte und Materialien der Bundesärztekammer zur Fortbildung und Weiterbil- dung“ erschienen ist. Wegen ihres exzellenten Rufs und ih- rer umfangreichen Sachkennt- nis wurde sie 1999 in den

„Sachverständigenrat für die konzertierte Aktion im Ge- sundheitswesen“ berufen, aus dem später der „Sachverstän- digenrat zur Begutachtung der Ent- wicklung im Gesundheitswesen“

wurde. Bis 2007 war sie Mitglied des Gremiums.

Die Allgemeinmedizin hat Fi- scher viel zu verdanken. Doch auch die gesamte Medizin in Deutschland hat von ihren Ideen und ihrer Einsatzfreude profitiert.

Aktuell leitet sie an der Leibniz - Universität Hannover ein Projekt zur regionalen Strukturförderung, das mittelständische Unternehmen und die Region auf die Verände- rungen in der Arbeitswelt durch den demografischen Wandel vor-

bereitet. ■

Prof. Dr. med. Gisela Charlotte Fischer zählt zu den ersten Medizinerinnen mit einer C-4-Professur in Deutschland.

Sie war Inhaberin eines der ersten Lehrstühle für Allgemeinmedizin.

Foto: privat

P A R A C E L S U S - M E D A I L L E

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Städtische höhere Töchterschule an der Luisenstraße.. Kapitäle in

WERNER

Riemerschmid in Starnberg. Verlag

Ziel der Gesellschaft ist es unter anderem, die Bildungsfor- schung zur Aus-, Weiter- und Fort- bildung in der Medizin und Zahnme- dizin und in den Gesundheitsberufen

Reinhard Hoffmann (53), Chefarzt der Abteilung für Unfallchir - urgie und orthopädische Chirurgie an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik in Frankfurt am Main, ist

Dazu können die WBA über die für die Evaluation der Weiterbildung ge - schaltete Telefon-Hotline ihrer Landes- ärztekammer ihren Zugangscode an - fordern, wenn bis Ende Juli 2011 kein

Wer mehr Geld für das Gesundheitssy- stem fordere, müsse den Versicher- ten auch ehrlich sagen, dass dies nur mit höheren Krankenversicherungs- beiträgen oder einer höheren

So arbeitet beispiels- weise Narr wichtige neue ge- setzgeberische Regelungen ein, wie die Bundespfle- gesatzverordnungs-Novelle , und geht auch auf die Rechts- problematik ein,