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Schädlingsbekämpfung im Obst

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Academic year: 2022

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Jörg Samietz

50 52010 · UFA-REVUE

PFLANZENBAU

SOPRA Innovative Pflanzenschutzmassnahmen stützen sich fast immer auf den genauen Zeitpunkt ihres Einsatzes. Aus diesem Grund entwickelt die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW Prognosemodelle für wichtige Obstschädlinge, deren zeitgenaue Ergebnisse im Internet umfassende Entscheidungshilfe für die

Praxis bieten.

Schädlingsbekämpfung im Obst

Experimente zur Beziehung zwischen Temperatur und Entwicklung bei Larven des Schalenwicklers.

In mehrjährigen Kulturen, wie im Obstbau, durchlaufen viele Schäd- linge einen Grossteil ihrer Entwick- lung direkt an den Nutzpflanzen. Die Kenntnis des Entwicklungsstandes vo- rausgesetzt, ergeben sich zu unter- schiedlichen Zeiten im Lebenszyklus Möglichkeiten für den gezielten und se- lektiven Einsatz von spezifischen, Nütz- linge schonenden und umweltfreundli- chen Pflanzenschutzmitteln. Beispiele dafür sind die Pheromonverwirrung zur Verhinderung der Paarung, gezielter Einsatz unterschiedlicher Insekten- wachstumsregulatoren mit Wirkung auf die Ei- oder Larvenstadien oder sogar artspezifischer Viruspräparate wie beim Apfelwickler oder beim Schalenwickler.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Strategie ist einerseits der zeitlich präzi- se Einsatz geeigneter Überwachungs- massnahmen für bestimmte Stadien im Jahresverlauf, um unter Zuhilfenahme

von Schadschwellen einen Behand- lungsbedarf abzuklären. Zum anderen müssen eben auch die allfälligen Pflan- zenschutzmassnahmen aufgrund der spezifischen Wirkung optimal auf die entsprechenden Stadien im Lebenszy- klus der Schädlinge abgestimmt wer- den.

Die erforderlichen Kenntnisse über die Phänologie der Schädlinge können mit Prognosemodellen simuliert wer- den, für die an der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW seit den neunziger Jahren die Grundla- gen erarbeitet werden. Mit ursprüngli- chem Fokus auf Apfel wurde unter dem Kürzel Sopra (SchadOrganismen-PRog- nose auf Apfel) ein umfassendes Prog- nosewerkzeug erstellt und auf dem In- ternet unter www.sopra.info derzeit für folgende acht Arten verfügbar gemacht:

Mehlige Apfelblattlaus (Dysaphis plan- taginea), Apfelsägewespe (Hoplocampa

testudinea), Apfelwickler (Cydia pomo- nella), Kleiner Fruchtwickler (Grapholita lobarzewskii), Gemeiner Birnblattsauger (Cacopsylla pyri), Kirschenfliege (Rhago- letis cerasi), Apfelblütenstecher (Antho- nomus pomorum) und Schalenwickler (Adoxophyes orana). Neben der Vorher- sage des jahreszeitlichen Auftretens der Entwicklungsstadien enthält Sopra weit reichende Informationen über die Schädlinge selbst, stadienspezifische Behandlungsempfehlungen sowie auf die Phänologie abgestimmte, konkrete Entscheidungshilfen für den Anwender.

Grundlagen: Temperaturabhän- gige Entwicklung Die Geschwin- digkeit sämtlicher Entwicklungsprozes- se bei wechselwarmen Organismen hängt von der Temperatur ab, weil mit steigender Wärme die zugrunde liegen- den physikalisch-chemischen Abläufe beschleunigt werden. Der mathemati-

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INF

INFO BOX BOX INFO BOX INFO BOX

www.ufarevue.ch 5 · 10

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UFA-REVUE ·52010 51

PFLANZENBAU

Autoren/Projektteam Jörg Samietz, Heinrich Höhn, Benno Graf, Hans Ulrich Höpli, Elisabeth Razavi, Lukas Schaub.

Forschungsanstalt Agroscope Changins- Wädenswil ACW, 8820 Wädenswil Prognosen im Internet www.sopra.info

Auskünfte Dr. Jörg Samietz, joerg.samietz@acw.admin.ch,

寿

044 783 61 93,

Fax 044 783 64 34 sche Ansatz der

für Sopra erstell- ten Modelle nutzt diese Bezie- hungen zur Simu- lation der Popula- tionsstruktur und deren Variabilität in den überlappen- den Entwicklungs- stadien. Dafür muss zuerst die Bezie-

hung zwischen Entwicklungsgeschwin- digkeit und Temperatur in aufwendigen Laborversuchen bestimmt werden. Vie- le hundert Individuen jeder Art werden dabei unter genau regulierten Bedin- gungen einer Reihe von Temperaturen ausgesetzt und täglich wird über Mona- te die Entwicklung einzeln für jedes Tier verfolgt.

Insekten zeigen darüber hinaus Ver- haltensmechanismen zur Thermoregu- lation oder können durch Wahl des Mikro lebensraumes ihre Körpertempe- ratur beeinflussen. Das muss bei der Modellierung berücksichtigt werden. So liefert beispielsweise das Modell beim Apfelwickler nur deshalb verlässliche Er- gebnisse, weil die Temperatur des Auf- enthaltsortes bei der Überwinterung auf Grundlage des Sonnenwinkels im Jah- resverlauf nachgebildet wird.

Sind schliesslich die entscheidenden Parameter bekannt, werden für alle Mo- delle die Ergebnisse der Simulationen mit unabhängigen Datenreihen zuerst im Freilandlabor begutachtet und später mit Felddaten mehrerer Jahre validiert, das heisst auf ihre Gültigkeit überprüft.

Von den Wetterdaten zur Ent- scheidungshilfe Derzeit werden 14 Wetterstationen von MeteoSchweiz genutzt, um mit Sopra die verschiede- nen für den Obstbau bedeutsamen kli- matischen Regionen abzudecken. Für alle Regionen wird laufend die Alters- struktur der Schädlingspopulationen und der Verlauf der Stadien über die Sai- son simuliert. Darauf basierend werden Schlüsselereignisse für den Pflanzen- schutz angezeigt und interpretiert. Die Projektion in Sopra bietet einen grossen Vorteil gegenüber anderen Systemen.

Benutzer können bereits Monate im Vo- raus erfahren, wann bei durchschnittli- cher Witterung in einer Klimaregion mit

welchen Ereignissen zu rechnen ist. Ähn-

lich wie bei den Wetterprognosen wird die Vorhersage umso präziser, je näher sie am aktuellen Datum ist.

Schliesslich werden die Simulationser- gebnisse den Benutzern als ein umfas- sendes Beratungsinstrument über das Internet zur Verfügung gestellt (www.sopra.info). Den Einstieg in die Webseite bietet dabei eine digitale Schweizerkarte mit den farblich umge- setzten klimatischen Regionen. Klickt man nun auf dieser Karte einen ge- wünschten geographischen Punkt an, so wird man direkt zur tabellarischen Über- sicht aller Schädlinge am jeweiligen Ort und für den aktuellen Zeitraum geführt.

Diese wie auch alle anderen tabellari- schen Übersichten beinhalten in den für die einzelnen Tage stehenden Kästchen immer denselben Farbcode mit blau für Überwachung und rot für Bekämpfungs- massnahmen. Dunkelblau und dunkel- rot stehen für die jeweiligen optimalen Zeiträume für die Pflanzenschutzmass- nahmen. Zusätzlich werden in hellblau und hellrot Vor- und Nachwarnperioden angezeigt. Damit wird auf anstehende Ereignisse hingewiesen und es werden Zeiträume gekennzeichnet, in denen die allfälligen Massnahmen schon oder noch ausgeführt werden können. So lassen sich verschiedenste anstehenden Pflan- zenschutzmassnahmen optimal abstim- men. Von der tabellarischen Übersicht aller Schädlinge am jeweiligen Ort ge- langt man durch Anklicken eines Käst- chens zur detaillierten Prognose der Phänologie für die entsprechende Art am gewählten Tag. In dieser Ansicht ist links der relative Verlauf der einzelnen Stadien graphisch dargestellt, auf der rechten Seite wird die Phänologie inter- pretiert und es werden Entscheidungs- hilfen gegeben. Mit Fokus auf die Nut-

zung durch Produzenten und Berater stellt Sopra ein flexibles Werkzeug zur zeitlichen Optimierung von Überwa- chungs- und Bekämpfungsmassnahmen im Obstbau dar.

Im Internet ist die Phänologiemodel- lierung mit Details zu den Schädlingen und auf den Lebenszyklus der Arten ab- gestimmten Empfehlungen verbunden und bietet ein umfassendes, leicht ver- ständliches und jederzeit zugängliches Informationssystem. Damit kann Sopra die Effizienz des Pflanzenschutzes im Obstbau entscheidend verbessern, un- erwünschte Insektizidapplikationen und Nebenwirkungen verringern und zudem zur effektiven, weil zeitlich optimierten Anwendung von umweltfreundlichen und spezifischen Pflanzenschutzmitteln

beitragen. 䡵

A: Startseite mit anklickbarer Karte der klimatischen Regionen.

B: Übersichtstabelle der Arten mit Warnstufen in einer bestimmten Region.

C: Graphische Darstellung der Phänologie einer Art mit Interpretation und Entscheidungshilfe für das entsprechende Datum.

B

A

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