• Keine Ergebnisse gefunden

Die Kirschessigfliege: Ein neuer Rebbauschädling? Stefan Kuske, Christian Linder, Patrik Kehrli, Serge Fischer & Catherine Baroffio, Agroscope Changins- Wädenswil ACW, Schloss 1, 8820-Wädenswil

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Die Kirschessigfliege: Ein neuer Rebbauschädling? Stefan Kuske, Christian Linder, Patrik Kehrli, Serge Fischer & Catherine Baroffio, Agroscope Changins- Wädenswil ACW, Schloss 1, 8820-Wädenswil"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Die Kirschessigfliege: Ein neuer Rebbauschädling?

Stefan Kuske, Christian Linder, Patrik Kehrli, Serge Fischer & Catherine Baroffio, Agroscope Changins- Wädenswil ACW, Schloss 1, 8820-Wädenswil

Biologie und Erkennung

Im Frühsommer 2011 wurde die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) erstmals in der Schweiz gefangen und hat sich seither über weiter Gebiete der Schweiz ausgebreitet. Die Kirschessigfliege wird fälschlicherweise häufig als Fruchtfliege bezeichnet. In Wirklichkeit gehört sie aber, wie die besser bekannte Gemeine Essigfliege, zu den Essig- bzw. Taufliegen (Drosophilidae). Sie stammt ursprünglich aus Ostasien und wurde in Europa erstmals 2008 registriert. Sie ist etwa 2-3 mm lang, von gelb-bräunlicher Körperfarbe und hat rote Augen. Die männlichen Fliegen besitzen am hinteren, äusseren Flügelrand einen auffälligen dunklen Fleck, der sich gut als Erkennungsmerkmal eignet. Die Weibchen unterscheiden sich von den einheimischen Essigfliegen hingegen nur durch den markanten, gezähnten Legeapparat. Während die Gemeine Essigfliege ihre Eier in überreife oder verfaulende Früchte ablegt, bevorzugt die Kirschessigfliege gesundes, reife Früchte. Sie hat ein grosses Wirtsspektrum und zeigt eine Vorliebe für dunkelhäutige, dünnschalige Früchte wie Holunderbeeren und Brombeeren. Der gezähnte Eiablageapparat dient dem Weibchen dazu die Fruchthaut auf zu sägen, um ihre Eier darunter in die Frucht abzulegen. Oft werden mehrere Eier pro Frucht abgelegt. Ein Weibchen kann während seiner Lebenszeit von mehreren Wochen insgesamt etwa 300-400 Eier ablegen. In der Schweiz können nach aktueller Einschätzung vermutlich etwa 10 Generationen entstehen. Die Entwicklungszeit ist stark temperaturabhängig und dauert vom Ei bis zum Adulten im Frühjahr und Herbst rund ein Monat. Im Hochsommer kann sich die Entwicklungszeit hingegen deutlich verkürzen, so dass für eine Generation nur 10 bis 15 Tage nötig sind.

Gefährdung für den Rebbau?

Die Kirschessigfliege hat ein sehr grosses Wirtsspektrum. Dazu gehören Beeren, Kirschen, Pflaumen, Feigen, Aprikosen, Pfirsich aber auch Tafel- und Weintrauben. Auch auf Wildobst, Wildbeeren und vielen weiteren Früchten kann sie sich vermehren. Im Herbst 2011 wurde die Kirschessigfliege in der Schweiz erstmals auch in Rebbergen gefangen und es konnten vereinzelt Eiablagen nachgewiesen werden. Interessant ist, dass die Kirschessigfliege offenbar gewisse Schwierigkeiten hat, sich auf Weintrauben zu vermehren. Es wurde beobachtet, dass sie sich in Weinbeeren nur vereinzelt vom Ei bis zur adulten Fliege entwickelt. Unter den Traubensorten bevorzugt die Kirschessigfliege die roten gegenüber den weissen Sorten. Eiablageuntersuchungen von Agroscope ACW in Changins haben gezeigt, dass die Sorte Bandoletta gegenüber Gamay, Pinot Noir und IRAC 2091 bevorzugt wurde und die weissen Sorten Müller-Thurgau und Chasselas praktisch nicht belegt wurden. Auch wenn die Kirschessigfliege bereits 2012 in vielen Rebbergen der Deutschschweiz gefangen werden konnte, so resultierten durch ihre Präsenz kaum Schäden an den Trauben. Die Kirschessigfliege hat aber die Fähigkeit mit ihrem gezähnten Eiablageapparat intakte Trauben zu verletzen und kann so indirekt Eintrittspforten für Essigfäule und Sekundärinfektionen schaffen. Dadurch könnten die einheimischen Essigfliegen profitieren. Eine Unterscheidung der Larven der Kirschessigfliege von denjenigen einheimischer Essigfliegen ist von Auge leider relativ schwierig.

Überwachung

Zum Nachweis der Kirschessigfliege im eigenen Rebberg eigenen sich Essig- oder Essig-Rotweinfallen mit denen die Fliegen angelockt, gefangen und insbesondere die Männchen rasch und zuverlässig identifiziert werden können. Für den Eigenbau eignen sich u.a. PET-Flaschen mit möglichst vielen

(2)

kleinen Löchern (Ø 2 mm) im oberen Teil der Flasche. Anleitungen zur Überwachung mittels Fallen und Identifikation der Fliege sind übers Internet abrufbar unter: www.drosophilasuzukii.agroscope.ch

Hygiene- und Bekämpfungsmassnahmen

Als vorbeugende Massnahme im Rebbau kann z.B. das Mulchen empfohlen werden. Dadurch sollen die bei der Ertragsregulierung vor der Ernte auf den Boden geschnittenen Trauben und Beeren rasch beseitigt werden. Im Rahmen des Möglichen sollte auch darauf verzichtet werden frischen Trester in noch nicht geerntete Rebparzellen auszubringen. Das Prinzip des Massenfangs, wie es für den Beerenanbau vorgeschlagen wurde, kann evtl. auch für gefährdete, kleine und isolierte Rebbauparzellen in Betracht gezogen werden. Eine chemische Bekämpfung ist im Rebbau nur bei sehr starken Befall, welcher die Ernte gefährdet, angezeigt. Für den Einsatz von Insektiziden bedarf es im Rahmen der ÖLN-Richtlinien und der VITISWISS Zertifizierung einer Sonderbewilligung durch die kantonale Pflanzenschutzstelle. Voraussetzung ist weiter, dass die Fliege in der betreffenden Parzelle nachgewiesen werden konnte und gleichzeitig Beeren befallen sind. Der präventive Einsatz von Insektiziden ist völlig unnötig. Er unterstützt höchstens die Resistenzentwicklung, gefährdet Nützlinge und fördert das Risiko für Pflanzenschutzmittelrückstände. Aktuell sind im Rebbau zur Bekämpfung von D. suzukii nur zwei Wirkstoffe mit einer befristeten Sonderbewilligung zugelassen, diese sind in der Liste „Empfohlene Pflanzenschutzmittel für den Rebbau 2013“ jedoch nicht aufgeführt.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

L'essai sera poursuivi en 2011 avec les variétés Gala, Alexandra et Marilyn, il est terminé pour les variétés Salome, Celtiane et Piccolo Star. Der Versuch wird 2011 mit den

In verschiedenen Vorversuchen in geschlossenen Töpfen konnte eine sehr gute Wirkung von Cyanamid gegen Wurzelgallnematoden nachgewiesen werden.. Im laufenden Versuch soll nun

Ces résultats démontrent très clairement qu’avec des arbres de plus petite taille, portant des fruits jusqu’au centre de la couronne, on peut obtenir des rende- ments supérieurs

Wassergehalt des Korns am Erntetag: Unterschiede in Wasser % im Vergleich zu (Expert + Aviso + Talent)/3 Moisture content of seed at harvest: differences in % of water compared

Was in den letzten zehn Jahren in puncto Aprikosen im Wallis geleistet wurde, verdient Aner- kennung und kann beispielhaft dafür sein, wie aus einer Krise eine Erfolgsstory werden

Wurzeln und Erdmandeln werden auf dem Feld verteilt und und breiten sich so wei-.. Eidgenössisches

Le modèle de la phénologie du psylle commun du poirier (Cacopsylla pyri L.) dépend de la température et calcule, selon les degrés-jours, la distribution dans le temps des

La corrélation négative entre le poids à l’hectolitre et la teneur en protéines, ainsi qu’entre teneur en protéine et rendement, explique en quoi ce programme,