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Archiv "100 Jahre Blutdruckmessung nach Riva-Rocci: „Ein Geniestreich“" (15.07.1996)

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A-1918 (64) Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 28–29, 15. Juli 1996

V A R I A FEUILLETON

Die anatomische Sammlung der Universität Jena ist jetzt nach einer voll- ständigen Restaurierung wiedereröffnet worden und erstmals nicht nur für Mediziner und Studenten, sondern auch für die Öffentlichkeit zugänglich.

Die Sammlung besteht nicht nur aus der anatomischen Lehrsammlung, die hauptsächlich konservierte Organe präsentiert, sagt Dr. Rosemarie Fröber vom Institut für Anatomie, die die Sammlung leitet. Dazu gehört auch das

„Museum anatomicum Jenense“, in dem sich medizingeschichtlich wichtige Skelett- und Schädelsammlungen sowie Trockenpräparate und Wachs- platten-Rekonstruktionsmodelle befinden, die zum Teil bis zu 200 Jahre alt sind. Außerdem erinnert das „Zwischenkiefer-Präparat“ an Johann Wolf- gang von Goethe, der als Neubegründer der anatomischen Sammlung in Jena gilt.

Im Jahr 1750 entstand in Jena das sogenannte Anatomische Theater. Es war eine öffentliche Schaubühne, auf der die Anatomie-Professoren den Studenten präparierte menschliche und tierische Organe sowie Skelett- und Knochenteile als „Mittel der Belehrung und Ergötzung“ zeigten. Ei- ner der Professoren war Justus Christian Loder, Professor für Anatomie und Chirurgie sowie Leibarzt des Herzogs Carl August. Loder legte während seines 25jährigen Wirkens in Jena eine anatomische Sammlung an, die zeitweise bis zu 4 000 Exponate umfaßte. Als er 1803 die Stadt verließ, nahm er große Teile seiner Sammlung mit. Der naturwissen- schaftlich interessierte Landesherr Carl August und sein Staatsminister Johann Wolfgang von Goethe stellten eine neue Sammlung zusammen.

Aus den Resten der Loderschen Sammlung sowie Stücken des 1779 gegründeten „Carl-August-Museums“, das Ausstellungsstücke aus Bota- nik, Zoologie und Mineralogie enthielt, entstand im Jahr 1804 das neue anatomische Museum.

Im Laufe von Generationen kamen immer mehr Sammlungsobjekte hin- zu. Doch der Wert der Sammlung veränderte sich mit dem Stand der wis- senschaftlichen Forschung, sagt Fröber. Vor allem auf mikroskopischem Gebiet machte die Wissenschaft Ende des 19. Jahrhunderts rasante Fort- schritte. Dementsprechend ließ das Interesse an den Ausstellungsstücken, den Naß- und Trockenpräparaten, nach. Bis zum Zweiten Weltkrieg nutz- ten die Wissenschaftler die Exponate noch für Forschungen, dann wurden große Teile der Sammlung ausgelagert und einige Ausstellungsstücke so- gar vernichtet.

Heute befindet sich die anatomische Sammlung in den historisch ältesten Räumen der Universität, einem ehemaligen Dominikanerkloster. Es wurde im 13. Jahrhundert erbaut und beherbergte drei Jahrhunderte lang die Jenaer Universitätsbibliothek. Seit 1850 sind hier die Exponate der anato- mischen Sammlung untergebracht. 1994 begann die Universität mit einer grundlegenden Restaurierung der unter Denkmalschutz stehenden Räume und der darin aufbewahrten Sammlung.

Im „Rolfinck-Saal“, benannt nach Werner Rolfinck, der im 17. Jahrhundert in Jena die ersten öffentlichen Leichensektionen vornahm, findet der Besu- cher die anatomische Lehrsammlung. Sie umfaßt menschliche Organe und Körperteile, die in Konservierungslösungen aufbewahrt werden, sowie Präparate von normalen und deformierten Embryonen. Im „Goethe-Saal“

lagern vor allem Skelett- und Schädelsammlungen, Trockenpräparate und ein Wachsplattenrekonstruktionsmodell von einem menschlichen Embryo.

Die anatomische Sammlung der Universität Jena ist nach Voranmeldung zu besichtigen: Telefon 0 36 41/ 63 13 96. Rita Wilp

Anatomische Sammlung der Universität Jena

Die Medizin als „Mittel

der Belehrung und Ergötzung“

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Sonderstempel

Ärztetag für Philatelisten

Beim diesjährigen Deut- schen Ärztetag in Köln hat die Bundesärztekammer als Veranstalter wieder einen Post-Sonderstempel prägen lassen, der diesmal das stili- sierte Konterfei von Dr.

med. Anton Mertens (1896 bis 1965) zeigt. Das Motiv wurde auf Vorschlag des Lei- ters der Motivgruppe „Medi- zin und Pharmazie“ im Deut- schen Philatelistenverband realisiert, Dr. med. Rudolf

Wallossek, Orthopäde aus Odenthal bei Köln (vgl. Heft 21/1996, Rubrik „Post Scrip- tum“).

Wie bereits beim voraus- gegangenen DeutschenÄrz- tetag in Stuttgart hat die Lo- gistik der Deutschen Post wieder einmal nicht funktio- niert. Erst am vorletzten Tag der Plenarberatungen ist es gelungen, einen für sonderge- stempelte Sendungen be- stimmten Briefkasten vor den Eingangstüren des Kongreßsaales aufzustellen.

Der Briefmarkenhändler und Ärztetags-„Schlachten- bummler“ Willi Greiner (85), Meisenweg 9, 47665 Sons- beck, der bereits zum 40. Mal

einen Deutschen Ärztetag als Briefmarkenhändler besuch- te, hält einen Vorrat von son- dergestempelten Ganzsachen für Philatelisten und Ärzte- tag-Fans bereit. EB

Ausstellung

Kunst im

Krankenhaus

„Wenn die Medizin die Heilung nicht allein durch Beseitigung der Krankheits- ursachen, sondern auch durch die Förderung der ge- sunden Anteile des erkrank-

ten Menschen erreichen will, dann darf Kunst im Kranken- haus nicht fehlen“, heißt es in einer Mitteilung der Schloßpark-Klinik (Heub- nerweg 2, 14059 Berlin). Sie zeigt deswegen jetzt bis zum 30. September in einer ge- meinsamen Veranstaltung mit dem „UNESCO-Welttag für Kultur und Entwicklung 1996“ ausgewählte Werke der Künstlerin Dorothea Mark- ner-Weiss. Diese Bilder ha- ben, so die Klinik, „nicht die sichtbare Realität, das Ab- bild, zum Thema, sondern setzen vielmehr Assoziatio- nen frei mit einer stark sugge- stiven Kraft für den meditie- renden Geist“. Kli

A-1919 Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 28–29, 15. Juli 1996 (65)

V A R I A FEUILLETON

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S

chon seit fast 2 000 Jah- ren ist das Phänomen des Blutdrucks bekannt: da- mals beobachteten die Heil- kundigen, daß unter bestimm- ten Bedingungen der Puls

„hart“ wird. Doch erst seit 100 Jahren läßt sich der Blutdruck messen. Die Methode geht auf den italienischen Forscher Scipione Riva-Rocci zurück:

er stellte 1896 eine Apparatur zur unblutigen Messung des Blutdrucks vor.

Sie basier- te auf Beob- achtungen von S. von Brasch, der eine luftge- füllte Pelotte gegen die Ra- dialarterie ge- drückt und in einem ange- schlossenen Steigrohr die pulsabhängi- gen Druck- schwankun- gen beobach- tet hatte. Ri-

va-Rocci verband diese Me- thode mit einem Quecksilber- Manometer, und Druckmes- sungen wurden nun relativ einfach über das Verschwin- den und Wiederauftreten des Radialispulses möglich.

Nur ein Jahr später wurde die gleiche Methode von Hill und Banards im „British Me- dical Journal“ vorgestellt.

„Der Verdienst dieser For- scher war es, daß sie sich erstmals Gedanken über die Breite der Oberarmman- schette machten“, erklärte Professor Dr. Manfred An- lauf aus Bremerhaven bei ei- nem Pressegespräch in Bie- lefeld.

Die Blutdruckmessung wurde Ende des vorigen Jahrhunderts noch verfei- nert: So beschrieb Korotkow 1905 die nach ihm benannten

Geräuschphänomene, mit denen auch ein Kriterium für den diastolischen Blutdruck gegeben war.

Seitdem hat sich am Prin- zip der unblutigen Blutdruck- messung wenig verändert. Bis auf den heutigen Tag wird mit Hilfe der schon im vergange- nen Jahrhundert bekannten Phänomene gemessen. Zwar wurden die Geräte erheblich weiter entwickelt, und es ist inzwischen nicht nur eine

automatische Langzeitblut- druckmes- sung möglich, sondern es gibt auch au- tomatische Blutdruck- meßgeräte für die Selbst- messung, doch am ei- gentlichen Prinzip der unblutigen Blutdruck- messung hat sich seit Riva- Rocci nichts geändert.

Zufrieden sind die heuti- gen Blutdruckforscher mit dieser Situation nicht. Zu vie- le Probleme stehen noch im Raum: Einmalige Blutdruck- messungen sagen wegen des Phänomens der Praxishyper- tonie kaum etwas aus dar- über, ob der Patient Hyperto- niker ist oder nicht. Doch wie soll gemessen werden? Wel- che Werte sind als normal oder als Zielgröße anzuse- hen? Wie verläßlich sind die erhobenen Daten? – Fragen, die noch der Klärung harren.

Auch das seit 100 Jahren an- stehende Problem der Man- schettengröße ist nach An- lauf noch nicht befriedigend gelöst: „Ein Geniestreich wie derjenige von Riva-Rocci hat sich leider bislang nicht wie- derholt.“ Christine Vetter A-1920 (66) Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 28–29, 15. Juli 1996

V A R I A FEUILLETON

100 Jahre Blutdruckmessung nach Riva-Rocci

„Ein Geniestreich“

Scipione Riva-Rocci (1863 bis 1937)

Foto: Deutsche Liga zur Bekämpfung des hohen Blutdrucks

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