• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Die Mediziner-„Streiks“ zielen auf Statusänderung des Studenten" (20.04.1978)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Die Mediziner-„Streiks“ zielen auf Statusänderung des Studenten" (20.04.1978)"

Copied!
4
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 16 vom 20. April 1978

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Die Mediziner-„Streiks"

zielen auf Statusänderung des Studenten

Zu dem Artikel von Prof. Dr. med. Harald Förster in Heft 1/1978

I. Noch einmal überdenken!

Nachdem Prof. Dr. med. Harald För- ster fleißig Radikale zitiert und es beim Steuerzahler publizistisch an den Mann gebracht hat, ergibt sich für mich als Nichtradikaler (aber Me- dizinstudent) nur noch die Forde- rung: Einführung von Leistungskon- trollen bei Hochschullehrern sowie Abschaffung der Beamtung (Einstel- lung) auf Lebenszeit! Unter anderem bedarf der Artikel der Überdenkung hinsichtlich des vermittelten Ein- drucks, BAFöG sei ein Dauerstipen- dium, das dem Studenten die Mög- lichkeit gibt, endlos auf Steuerzah- lers Kosten zu studieren. BAFöG ist je Studienrichtung limitiert, somit je- de Verlängerung des Studiums aus eigener Tasche zu zahlen. Der Schritt zum Streik dürfte von jedem Studierenden wohl überlegt werden.

Ich bin der Ansicht, daß Leistungs- kontrollen (meist medizin-unwürdi- ge Multiple-choice-Klausuren, weil am bequemsten für manche Lehren- de), die zu vermehrten Wiederholun- gen von Praktika führen würden, sich ungünstiger auf nachfolgende Semester auswirken als eine Scheinvergabe bei gut vermitteltem theoretisch-praktischem Wissen sei- tens des Lehrenden bei regelmäßi- ger Anwesenheit des (Medizin-)Stu- denten. Wenn Leistungskontrollen bei den Praktika, warum dann nicht gleich fairerweise in Verbindung mit den ärztlichen Prüfungsabschnit- ten?!

Insgesamt erweckt der Artikel den Eindruck eines im Affekt kreierten kopflastigen Werkes, bar jeglicher Objektivität.

Dem Verfasser ist es in hervorragen- der Weise gelungen, die versammel- te Mannschaft der Medizinstudenten auf die Ebene von Radikalinskis und nörgelnden Nichtstuern zu degra- dieren. Ein Symptom unserer Zeit?

Schade, daß ein Hochschullehrer hierbei sein Ansehen opfert.

Dietmar Janke

Martin-Luther-Straße 27 3400 Göttingen

II. Zur Zentralen Prüfung

In Heft 1 des DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATTES nimmt Förster tempera- mentvoll Stellung zu den studenti- schen Streiks des Sommerseme- sters 1977. Für den nicht mit der Materie Vertrauten könnte aus den Ausführungen der Eindruck entste- hen, es handele sich hierbei um be- weisbare Aussagen. In Wirklichkeit sind es aber nur unverbindliche Mei- nungsäußerungen des Autors: Aus den bisher vom IMPP herausgege- benen Unterlagen geht zweifelsfrei hervor, daß die Zahl jener Studen- ten, die ohne die geringsten Kennt- nisse in Kernfächern die Zentralen Prüfungen bestehen, völlig unbe- deutend ist und mit Sicherheit nicht höher liegt als früher — denn da gab es ja auch Glückspilze, welche ohne Widerspruch war erwartet

worden — und er ist gekom- men: gegen den streitba- ren Bericht von Professor Dr med. Harald Förster.

Der Autor hatte sich gegen studentische Aktionen ge- wandt, durch die Unter-

richtsveranstaltungen blockiert, die Studiendauer verlängert und somit letzt- lich der Numerus clausus noch verschärft werden. Er schrieb gegen das Schlag- wort vom Prüfungsterror und gegen Forderungen auf Statusänderungen im Praktischen Jahr. Der Vor- wurf seiner Kritiker: diese Lageschilderung ist zu un- differenziert. Förster erhält Gelegenheit, in einem Schlußwort zu den Vorwür- fen Stellung zu nehmen.

963

(2)

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

„Streiks" der Medizinstudenten

größere Kenntnis mündliche Exami- na bestanden. Weil es in der Zentra- len Prüfung theoretisch möglich ist, wird die Behauptung immer wieder als üble Folge der AOÄ hingestellt, ohne es aber zu sein. Das Argument kann daher nicht zur Forderung ei- ner Verschärfung der Prüfungssi- tuation während des Studiums ver- wendet werden. Eine Beziehung zwischen der Abschaffung von Lei- stungskontrollen und dem Ab- schneiden bei der Zentralen Prüfung ist in dieser simplifizierenden Form ebenfalls nicht vorhanden. In den sehr sorgfältig ausgearbeiteten und programmierten Kursen im Anato- mischen Institut Tübingen werden weder Leistungs- noch Anwesen- heitskontrollen durchgeführt. Die Tübinger Studenten haben aber bei den Zentralen Prüfungen im Fach Anatomie bisher immer überdurch- schnittlich gut abgeschnitten und standen beim letzten Prüfungster- min an der Spitze aller deutschen Universitäten. Im übrigen: Ein gro- ßer Teil der heute praktizierenden älteren Kollegen dürfte ihr eigenes Universitätsstudium ohne scharfe Zwischenprüfung mit entsprechend hartem Auslesecharakter absolviert haben. Nach den Thesen von Förster ist bei all diesen Kollegen kein soli- des Wissen zu erwarten.

Die Forderung nach einer soliden Ausbildung wird sicherlich von der Mehrzahl der Leser gutgeheißen werden, aber es dürfte schwierig sein zu definieren, was eine solide Ausbildung ist. Noch größere Schwierigkeiten ergäben sich bei dem Versuch, die Bedeutung von Unterrichtsinhalten gerade in vorkli- nischen Fächern für die spätere Be- rufsausübung als Arzt zu überprü- fen. Viele Dinge im Medizinstudium würden sich rasch als gänzlich sinn- los für die spätere Tätigkeit heraus- stellen. Damit erweist sich dann auch die Forderung, das Vorhan- densein solch sinnlosen Wissens scharf zu überprüfen, als sinnlos.

Prof. Dr. Michael Arnold Universität Tübingen Anatomisches Institut Österbergstraße 3 7400 Tübingen

III. Professoral

Grundsätzlich möchte ich Prof. För- ster darin Recht geben, daß der Me- dizinstudent eine qualifizierte theo- retische und praktische Ausbildung an der Universität erfahren soll.

Daß dieses Ziel jedoch nur mit scharfen Prüfungen mit entspre- chend hartem Auslesecharakter zu erreichen sei, halte ich für ausge- sprochen professoral.

Wenn das Staatsexamen und die Ap- probation eine Garantie für eine vor- angegangene solide Ausbildung und ein dadurch erworbenes solides Wissen darstellen, sind sie noch lan- ge keine Garantie für eine zukünfti- ge verantwortungsbewußte ärztliche Handlungsweise, noch lange keine Garantie für eine zukünftige „solide Ausbildung". Und auch Kontrollen während der Tätigkeit als Arzt bieten keine Garantie für Qualifikation.

Wenn die schriftlichen Prüfungen auf der Grundlage von multiple choice bisher ausreichend gezeigt haben, daß allein mit ihrer Hilfe eine echte Auslese der für den Beruf des Arztes Geeigneten nicht möglich ist, ist dies eine erfreuliche Tatsache;

nur möchte ich bemerken, daß Prü- fungen anderer Art dies ebenso we- nig vermögen.

Bedauerlich wäre es allerdings, wenn Lehrende und Lernende allen Ernstes gegeneinander formieren würden. Das wäre auf alle Fälle die sichere Garantie für eine schlechte ärztliche Ausbildung.

Dr. med. Dipl.-Biol. Gert Ahrens Im Setzling 10

6460 Gelnhausen

IV. Sorge um

das „Praktische Jahr"

Der Artikel von H. Förster über die Zielrichtung der Mediziner-Streiks kann, zumindest aus der Sicht einer anderen medizinischen Ausbil- dungsstätte nicht unwidersprochen bleiben.

Daß es sich bei dem organisierten und demonstrativen Fernbleiben vom Unterricht weder um Streik (Verweigerung der Arbeitsleistung unter Lohnverzicht) noch um einen echten Boykott (Kaufverzicht mit dem Ziel wirtschaftlicher Schädi- gung) handelt, dürfte auch den mei- sten Medizinstudenten klar sein. Si- cherlich gibt es Einzelpersonen und bestimmte Gruppen, welche mit der- artigen Demonstrationen Ziele ver- folgen, die mit den speziellen Pro- blemen des Medizinstudiums nichts zu tun haben.

Man sollte aber nicht verkennen, daß bei der Mehrzahl der Medizin- studenten die durchaus nicht unbe- rechtigte Sorge um die Qualität des letzten Ausbildungsabschnitts der Anlaß war, an solchen demonstrati- ven „Streiks" teilzunehmen.

Der dabei angestrebte Praktikanten- status mit Ausbildungsbeihilfe dürf- te nicht nur aus sozialen, sondern auch aus didaktischen Gründen dem gegenwärtigen Studentensta- tus vorzuziehen sein.

Eine schrittweise Einbeziehung in den Funktionsablauf des Kranken- hauses und eine echte ärztliche Mit- verantwortung war beim bisherigen praktikantenähnlichen Status des Medizinalassistenten sicherlich bes- ser gewährleistet.

Die dabei mögliche Kongruenz von Funktionsleistung und praktischer Ausbildung, das oft bemühte „learn- ing by doing" war, insgesamt gese- hen, auch ökonomisch vorteilhaft.

Bei vertraglicher Verpflichtung zu bestimmten Arbeitsleistungen und Arbeitszeiten werden eine Reihe von jetzt auftretenden Problemen, wie Anwesenheitspflicht, Anwesenheits- kontrollen, Haftungsfragen, Fehlzei- ten, Benutzung des Hausrechts bei Unstimmigkeiten usw. gegenstands- los.

Im Gegensatz zu oft geäußerten An- sichten ist der Praktikantenstatus mit Unterhaltsbeihilfe und einem be- sonders gearteten Vertragsverhält- nis zum Krankenhausträger durch-

964 Heft 16 vom 20. April 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

(3)

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

„Streiks" der Medizinstudenten

aus mit bestimmten qualitativen An- forderungen an ausbildungsberech- tigte Lehrkrankenhäuser und mit ei- ner Abschlußprüfung vereinbar; Bei- spiele sind sowohl im Bereich der Medizinerausbildung in vielen ande- ren Ländern als auch in anderen Be- rufsgängen in Deutschland in großer Zahl zu finden.

Ob die bedauerte Minderung der Motivation und das schlechtere Aus- bildungsniveau vorwiegend auf die Einführung der bundeseinheitlichen Multiple-choice-Prüfungen zurück- geht, dürfte fraglich sein. Faktoren, wie die Vermehrung der Studenten- zahlen, die zunehmende Überla- stung der Hochschullehrer, zumin- dest im klinischen Bereich, und die Art der Zugangsauslese zum Medi- zinstudium dürfen nicht übersehen werden. Im klinischen Bereich wird heute mehr Sachwissen verlangt als früher, Sachwissen, das dazu noch zur selben Zeit präsent sein muß und nicht wie früher in den Tagen vor der Fachprüfung aufgefrischt werden kann, um dann ebenso schnell wie- der vergessen zu werden. Die vorge- sehene und notwendige Verände- rung der Bestehensregel wird die Versagerquoten sicherlich erhöhen, die im übrigen an den meisten Uni- versitäten zur Zeit der mündlichen Prüfung im Vergleich zu Juristen, naturwissenschaftlichen Diploman- den oder Handwerksmeistern immer sehr niedrig lagen.

Das Problem der schriftlichen Prü- fungen liegt m. E. im Gegensatz zu der Ansicht von H. Förster gerade nicht darin, daß daraus ein Mangel an Sachwissen resultiert, sondern in einem Lernverhalten, das auch we- nig Relevantes, aber gut abfragba- res systematisches Wissen auf Ko- sten der Fähigkeit zur Lösung kom- plexer wissenschaftlicher oder ärzt- licher Probleme bevorzugt. In dieser Hinsicht war eine gut durchgeführte mündliche Prüfung sicher jeder Multiple-choice-Prüfung überlegen.

Durch eine weitere Vermehrung des Detailwissens in den schriftlichen Prüfungen wird dieses Problem si- cher nicht gelöst, sondern vergrö- ßert.

Es ist besonders bedauerlich — darin stimme ich mit H. Förster voll über- ein —, daß die medizinischen Fakul- täten aus Resignation, Überforde- rung oder Desinteresse weithin auf ihr Recht verzichtet haben, Prakti- kumsscheine nur dann auszustellen, wenn die geforderten Leistungen er- bracht wurden, und damit eigene Vorstellungen über Stoffauswahl und Leistungsniveau ins Spiel zu bringen. Hierzu würde freilich die Solidarität der Hochschullehrer ge- genüber den Medizinstudenten — nach unseren Erfahrungen ist es ei- ne kleine Minderzahl — notwendig, die nicht anerkennen wollen, daß ei- ne sachgerechte und verantwortba- re Ausbildung ohne eigene intensive Arbeit unmöglich ist und daß das Recht zum Medizinstudium und spätere Privilegien im Beruf auch zu einer besonderen Leistung ver- pflichten.

Prof. Dr. Hermann Heimpel Universität Ulm

Steinhövelstraße 9 7900 Ulm

V. Fleißige Studenten

Ich bin mit Herrn Förster in vielen Punkten einer Meinung, vor allem bin auch ich überzeugt, daß Studen- ten nicht „streiken" können und daß Vorlesungsboykotts kein ange- messenes Mittel einer berufspoliti- schen Auseinandersetzung sind.

Dennoch kann ich den Tenor des Beitrages, der auf eine allgemeine und schon deshalb unqualifizierte Studentenbeschimpfung hinaus- läuft, nicht unwidersprochen hin- nehmen. Die durchaus magere Er- klärung H. Försters, daß jede Verall- gemeinerung gefährlich sei und es auch heute noch fleißige und verant- wortungsbewußte Medizinstudenten gebe, reicht sicher nicht aus, um den genannten Tenor zu mildern oder den Beitrag sachlich zu machen.

Herr Förster räumt eingangs seines Artikels ein, daß die derzeitige Situa- tion nach der neuen Approbations- ordnung nicht voll zufriedenstellend sei. Er gibt sich aber nicht die Mühe,

die kritischen Punkte aufzuzeigen, unter denen sowohl die Hochschul- lehrer als auch die Studenten leiden.

Wenn schon die Hochschullehrer diese Unzulänglichkeit der Approba- tionsordnung hinnehmen, sollen dies offensichtlich gefälligst auch die Studenten tun. Dabei werden die Studenten durch die Bank mit denen gleichgesetzt, die unter den Studen- ten aus der ganz linken Ecke kommen.

Wesentliche Ursache der heutigen Situation an deutschen Universitä- ten bleiben dabei völlig außer Be- tracht. Einige seien genannt:

1. Es gibt nicht nur heute „noch flei- ßige und verantwortungsbewußte Medizinstudenten", sondern die überwiegende Zahl der Medizinstu- denten ist durchaus fleißig und ver- antwortungsbewußt. Jedenfalls spricht nichts dafür, daß der heutige

Medizinstudent schlechter ist, als wir und unsere Kollegen es zu unse- ren Studienzeiten waren. Die Durch- fallquoten waren zu unseren Zeiten auch nicht höher als heute, das kann man in den statistischen Jahrbü- chern nachlesen. Dennoch ist der Stand der deutschen Medizin auch international gut. Man sollte auch dann auf dem Teppich bleiben, wenn es um das „Recht des Patien- ten" geht. Dieses so oft beschwore- ne und unbestrittene Recht des Pa- tienten sollte in der Diskussion sachlich und nicht polemisch ver- wendet werden. Wenn Herr Förster meint, daß die heutigen Medizinstu- denten dieses Recht des Patienten mit Füßen treten, mag er eine Studie vorlegen, die diese Aussage wissen- schaftlich stützt.

2. Es spricht keineswegs für die Qualität der Väter, wenn sie ihre Kin- der nur noch beschimpfen. Auch das Verhältnis zwischen Hochschul- lehrern und Studenten ist ein wech- selseitiges. Spannungen in diesem Verhältnis gehen zu Lasten beider Seiten. Wir Hochschullehrer neh- men für uns doch den größeren Weitblick und die tieferen Einblicke in Anspruch. Wir sollten endlich die- sem Anspruch auch in bezug auf die

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 16 vom 20. April 1978 965

(4)

Spektrum der Woche Aufsätze -Notizen

BRIEFE AN DIE REDAKTION

LEKTÜRE

Auch der einzelne Arzt kann - in seinem eigenen Wirkungskreis - „Pressepolitik"

machen.

Beim Namen nennen

Die meisten Kollegen wissen, wel- che Zeitschriften besonders „ärz- tefreundlich" sind. Trotzdem lie- gen diese nach wie vor in ihren Wartezimmern zur Erbauung der Patienten aus. Entweder haben die Ärzte keine Zeit, sich um „solche Kleinigkeiten" zu kümmern, oder sie sind zu bequem, um aus dem alten Trott herauszukommen. Es ist unverständlich, daß sich eine schwer arbeitende Berufsgruppe unverblümt als „Beutelschneider"

bezeichnen läßt, in Protest-Ver- sammlungen energisch dagegen protestiert, um dann ein solches Blatt in aller Seelenruhe weiter zu abonnieren und diejenigen, die mit dieser Hetze angesprochen werden sollen, damit zu „erfreu- en". Diese Handlungsweise stößt in einem großen Teil der Bevölke- rung auf Unverständnis

Schon Willy Brandt ist klar gewor- den, daß „man die Wirkung des Arztes und seiner Aussage Patien- ten gegenüber nicht unterschät- zen dürfe". Sagt einem derartiges der SPD-Chef, so sollte man sich wirklich als Arzt Gedanken dar- über machen, was man sagt und tut - oder besser unterläßt! ... Ich weise noch einmal darauf hin, daß man unter dem Motto „Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil" unsere Gegner in der Öffent- lichkeit mit Leserbriefen an die Medien eindecken sollte. Auch wenn diese nicht gedruckt wer- den, wirken sie meinungsbildend, wie mir kürzlich wieder ein Jour- nalist bestätigte. Am besten trifft man seine Feinde, wenn man ihre publizierte Meinung in einem an- deren Blatt aufspießt und dabei ih- re Namen nennt. Es ist erfreulich, daß unsere medizinischen Publi- kationsorgane dafür Platz zur Ver- fügung stellen. Auf Ärzteversamm- lungen - und wo immer man sonst

ein Forum zur Verfügung hat - sollte man dieses uns alle ange- hende Thema immer wieder zur Sprache bringen! .

Dr. med. Rudolf Hellmann Hansastraße 28

2000 Hamburg 13

HONORARE

Zur Höhe von Privat-Rechnungen (und Klagen der Ruhestandsbeamten, Rech- nungen seien oft zu hoch).

Gebührenordnung von 1965!

Wenn ich Reparaturrechnungen be- komme, verstehe ich die Höhe der- selben oft nicht. Ich schließe darauf auf meine kaufmännische Inkompe- tenz und bin froh, daß mir 1965 der Staat für meine Rechnungen eine amtliche Gebührenordnung an die Hand gegeben hat.

Aus dieser haben die Juristen schon 1965 gelesen, daß ich im Normalfall die 3,5fachen Sätze an- wenden solle. Wenn der Patient weniger bezahlen wolle, müsse er das begründen, wenn ich mehr ha- ben wolle, müsse ich Besonder- heiten des Einzelfalles nachwei- sen. Zu solchen Besonderheiten zähle ich heute die Inflation seit 1965. Jede Gebührenordnung muß schematisieren, und wenn die Re- lationen der GOÄ nicht mehr stim- men, ist das Sache des Staates, der uns beharrlich eine Moderni- sierung verweigert. Klagen der Pa- tienten kommen nur über die ho- hen Positionen, daß es daneben auch niedrige gibt, wie Wegegeld und Verweilgebühr, die jeder Taxi- fahrer als Zumutung empfinden würde, oder den Hausbesuch, wo ich jetzt mit dem 6fachen von 6 DM = 36 DM am Ende bin, stört die Patienten wenig

Zudem wollen wir mit unserem Honorar unter anderem auch un- seren Ruhestand finanzieren .. .

Dr. F. Sember Turmstraße 5 7980 Ravensburg

„Streiks" der Medizinstudenten

Analyse unseres eigenen Verhaltens gerecht werden und darüber nach- denken, warum denn wohl die große Mehrzahl der Studenten zur soge- nannten schweigenden Mehrheit gehören, im übrigen ja wohl auch die große Mehrzahl der Hochschul- lehrer. Wir müssen darüber nach- denken, warum es zur grundlegen- den Störung des Vertrauensverhält- nisses zwischen Lehrern und Schü- lern gekommen ist, warum Gesprä- che so schwierig geworden sind und warum die meisten „Vernünftigen"

unter den Professoren wie unter den Studenten extremen Standpunkten das Feld überlassen. Wir müssen vor allen Dingen schnell versuchen, die- ses Vertrauensverhältnis wiederher- zustellen, vor allem in dem von Herrn Förster so oft beschworenen Interesse der uns anvertrauten Kran- ken. Pauschale Beschimpfungen hin und her nutzen diesem Ziel sicher nicht.

3. Studenten sind erwachsene Staatsbürger mit allen entsprechen- den Pflichten aber auch Rechten.

Wie sollen die Studenten denn auf ihre Sorgen und Bedenken aufmerk- sam machen, wenn sie in der Hoch- schule keine gesprächsbereiten Partner finden? Wie sollen sie sich in der Öffentlichkeit bemerkbar ma- chen, wenn ihre Hochschullehrer schon nicht mehr auf sie eingehen?

Wie sollen sie letztlich dann Vertrau- en in eine argumentative Demokra- tie gewinnen?

Prof. Dr. med. Felix Bäcker Direktor des Nervenkrankenhauses Collenbacher Straße 23

8580 Bayreuth

Vl. Dank

Endlich hat sich auch jemand aus dem Kreis der Universitätsprofesso- ren entschlossen, die Streiks der Medizinstudenten zu kritisieren. Vie- len Dank für Ihren Artikel, der eine weitere Verbreitung verdiente!

Dr. R. Witzmann Fichtenstraße 32 8031 Puchheim

966 Heft 16 vom 20. April 1978 DEUTSCHES ARZTEBLATT

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Westliche Wissenschaft und westli- che Technik sind durch überlegene Rationalität zu universeller Geltung gelangt. Der Begriff Rationalität im- pliziert gleichzeitig zweierlei:

Dem Streikbeginn in Frankfurt ging die Aufforderung der Fach- schaftsvertreter Medizin an die Hochschullehrer voraus (Schreiben vom 14. April 1977), folgende

Dies kann aber nun auch nicht dazu führen, daß die Verwaltung im Kran- kenhaus das Übergewicht bekommt.. Ein bürokratisch verwaltetes Kran- kenhaus würde zwar einen Machtzu-

Wenn man der Überzeugung ist, daß diese Leistungsnachweise nicht auch wieder in Form von schriftli- chen oder Multiple-choice-Fragen durchgeführt werden sollten, son- dern in

Über täglich kraftvoll bewegten Skelett- oder Bauchdek- kenmuskeln schwindet nach und nach das subku- tane Fett — in den Bauch hinein. Spondylotikern und Coxalgikern bleibt nur

Bei der zweiten Möglich- keit wird das zu versteu- ernde Einkommen durch die Verlustzuweisungen gemindert, die vom Be- triebsfinanzamt in Berlin genehmigt und vom Wohn-

"arbeiten", und dabei wurde mir be- ' wußt, daß ich keine Ahnung davon hat- te, wie ich 'auf mir fremde Personen wirke.' In dieser ,,'Phase" wurde ich durch ein

Andererseits erschien es uns sehr wohl be- denklich, daß sich von den Adressaten der Flugblätter nur einer meldete (das ergibt ein Verhältnis von I : 2000 !!) Das Problem bestand