Extension Gemüsebau
Gemüsebau Info 04/2017
4. April 2017 Nächste Ausgabe am 11.04.2017
Wie aktiv sind die Hummeln im Tomatenhaus ?
Bei der gestrigen Kulturkontrolle wurden in den von uns besuchten Tomatenbestän- den festgestellt, dass zahlreiche Blüten noch ohne den typischen Hummelbiss und damit höchstwahrscheinlich noch unbe- stäubt waren.
Foto 1: Die Blüten eines Wickels blühen in diesem Frühling besonders schnell hinter- einander auf (Foto: R. Total, Agroscope).
Kontrollieren Sie, ob die Tomatenblüten die typischen braunen Bissstellen aufweisen und die Hummeln im Bestand aktiv sind.
Durch das frühe Aufblühen der Vegetation fliegen die Hummeln gerne auch aus den Gewächshäusern und holen Pollen und Nektar draussen. Notfalls müssen die To- matenblüten „von Hand“ bestäubt werden.
Foto 2: Braune Bissstellen an den Tomaten- blüten nach dem Hummelbesuch (Foto: R. Total, Agroscope).
Zum Beispiel durch das Klopfen auf die Spanndrähte mit einem Besenstiel, bevor- zugt um die Mittagszeit bei nicht zu hoher Luftfeuchte.
Pflanzenschutzmitteilung
Foto 3: Der Falsche Mehltau (Bremia lactucae) breitet sich weiterhin an Salaten aus (Foto: R. Total, Agroscope).
Foto 4: Erste Spargelhähn- chen (Crioceris asparagi) sind bereits auf Grünspargeln unterwegs (Foto: R. Total, Agroscope).
Foto 5: In Erbsenbeständen treten jetzt die halbmondför- migen Frassspuren des Blatt- randkäfers (Sitona lineatus) auf (Foto: C. Sauer, Agro- scope).
Foto 6: Vorsicht – unter Glas beginnt der Einflug der Kartoffelläuse (z.B. von Mac- rosiphum euphorbiae) in die Fruchtgemüse (Foto: R. To- tal, Agroscope).
Inhaltsverzeichnis Wie aktiv sind die Hummeln im
Tomatenhaus ? 1
Pflanzenschutzmitteilung 1 Bewilligungssituation für die Bekämpfung der Kohlfliege in Kreuzblütlern im Gemüsebau in der Schweiz (Stand
04.04.2017) 3
Flug und Eiablage der Kohlfliege haben in frühen und mittleren Lagen begonnen
In späteren Lagen wie z.B. in Wädenswil (ZH) hat der Flug der Kohlfliege (Delia radicum, Familie Blumenfliegen) bis jetzt noch nicht eingesetzt. In früheren bis mittleren Lagen wie z.B. im Raum Baden und im Suhrental (AG) haben wir im Laufe der vergangenen Woche Kohlfliegen in den Fallen gefangen und an einem der beiden Standorte gestern auch erste Eiablagen der Kohlfliege festgestellt.
In frühen und mittleren Gebieten der Deutschschweiz muss in den kommenden Tagen mit einer Zunahme der Eiablage-Aktivität der Kohlfliege gerechnet werden. Es wird empfohlen, Setzlinge von Kohlarten vor dem Pflanzen mit Spinosad (Audienz) zu behandeln. Die aktuelle Bewilligungssituation für die Bekämpfung der Kohlfliege ist der Tabelle auf der Seite 3 zu entnehmen.
Foto 7: Blumenfliegen an Rapsblüten (Fo- to: R. Total, Agroscope). Der Einflug hat begonnen.
Blattläuse an Salaten sind auch für die nachgebauten Kulturen eine Gefahr
In den fast abgeernteten Restbeständen der Salatkulturen unter Glas haben sich in der Zwischenzeit stattliche Populationen von Blattläusen, insbesondere von Kartoffelblattläusen (Aulacorthum solani, Macrosiphum euphorbiae) entwickelt.
Achten Sie darauf, Ernterückstände und Unkräuter möglichst sorgfältig und vollständig abzuräumen, bevor Fruchtgemüse nachgebaut werden. Bleiben am Hausrand Kleinkulturen und Unkräuter trotzdem stehen, ist die Wahr- scheinlichkeit gross, dass sich ein Teil der Blattläuse auf sie hinüberretten kann und später auf die neu angebauten Hauptkulturen übersiedelt.
Foto 8: Massenbefall mit Kartoffelblatt- läusen (Macrosiphum euphorbiae) an Ge- wächshaussalat (Foto: R. Total Agro- scope).
Hauptflug von Lauchminierfliege und Lauchmotte
Die 1. Generation beider Schädlinge hat an verschiedenen Standorten in der Deutschschweiz mit dem Hauptflug begonnen. Winterlauchbestände gelten als Schlupfareal und sollten jetzt zügig abgeerntet werden. In Befallslagen ist in ungedeckten Kulturen eine Behandlung erforderlich.
Zur Bekämpfung der Lauchminierfliege stehen Lambda-Cyhalothrin (ver- schiedene Produkte; Lauch, Knoblauch, Zwiebeln: Wartefrist 2 Wochen;
Küchenkräuter: Wartefrist 1 Woche) oder Spinosad (Audienz; Lauch, Zwiebeln, Schnittlauch: Wartefrist 1 Woche) zur Verfügung.
Zur Bekämpfung der Lauchmotte (Acrolepiopsis assectella) kann in Lauch, Knoblauch und Zwiebeln eines der bewilligten Pyrethroide (Wartefrist 2 Wochen) verwendet werden. BiO: Bacillus thuringiensis aizawai (XenTari WG) ist in Lauch im Freiland ca. 7-10 Tage nach dem Hauptflug einzusetzen, da dann mit dem Hauptschlupf der jungen Larven zu rechnen ist (Wartefrist 1 Woche).
Achtung: nicht bei kaltem Wetter anwenden.
Foto 9: Frische Saugpunkte der Lauch- minierfliege (Napomyza gymnostoma) am Laub von Knoblauch (Foto vom 3.4.2017 von R. Total, Agroscope).
Alle Angaben ohne Gewähr. Bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sind die jeweiligen Anwendungshinweise, Auflagen und Wartefristen einzuhalten. Im Zuge der Überprüfung bewilligter Pflanzenschutzmittel werden viele Indikationen und Auflagen angepasst. Es wird empfohlen, vor jedem Gebrauch DATAphyto oder die BLW-Datenbank zu konsultieren. Resultate der Gezielten Überprüfung sind auf der BLW-Homepage zu finden unter:
https://www.blw.admin.ch/blw/de/home/nachhaltige-produktion/pflanzenschutz/pflanzenschutzmittel/zugelassene-pflanzenschutzmittel.html
Bewilligungssituation für die Bekämpfung der Kohlfliege in Kreuzblütlern im Gemüsebau in der Schweiz (Stand 04.04.2017)
Im Zweifelsfall gelten einzig die Originaldokumente der Zulassung.
1 Perfekthion: Die Bewilligung ist am 31.03.2017 abgelaufen. Es gelten eine Ausverkaufs- und eine Aufbrauchfrist von je 1 Jahr.
(Leu+Gygax)
2 Kohlarten: Blumenkohle, Blattkohle, Kopfkohle, Rosenkohl, Kohlrabi Blumenkohle: Blumenkohl, Romanesco, Broccoli Blattkohle: Chinakohl, Pak-Choi, Federkohl Kopfkohle: Weisskabis, Rotkabis, Wirz
Produkt Wirkstoff Kultur(en) Anwendung Bemerkungen
Audienz (Omya)
Spinosad Kohlarten2 Konzentration: 0.2 - 0.36%
Aufwandmenge: 12 - 20 ml/1000 Pflanzen
Auflagen beachten!
Anwendung im Giessverfah- ren bei Jungpflanzen.
Maximal 1 Behandlung pro Kultur.
Perfekthion (Syngenta)
Dimethoate Blumenkohle2, Kopfkohle2, Rosenkohl
Aufwandmenge: 0.6 l/ha
Wartefrist: 3 Wochen.
Auflagen beachten!
Teilwirkung
Maximal 3 Behandlungen pro Kultur.
Perfekthion1 (Leu+Gygax)1
Dimethoate Blumenkohle2, Kopfkohle2, Rosenkohl
Aufwandmenge: 0.6 l/ha
Wartefrist: 3 Wochen.
Auflagen beachten!
Teilwirkung
Maximal 3 Behandlungen pro Kultur.
Perfekthion1 (Leu+Gygax)1
Dimethoate Bodenkohlrabi (Freiland) Aufwandmenge: 0.5 l/ha
Wartefrist: 3 Wochen.
Auflagen beachten!
Teilwirkung
Maximal 3 Behandlungen pro Kultur.
Perfekthion1 (Leu+Gygax)1
Dimethoate Herbstrübe (Synonym Räbe), Mairübe
Aufwandmenge: 3 l/ha
Wartefrist: 4 Wochen.
Auflagen beachten!
Maximal 2 Behandlungen pro Kultur.
Perfekthion1 (Leu+Gygax)1
Dimethoate Kohlrabi (Freiland) Aufwandmenge: 0.6 l/ha
Wartefrist: 4 Wochen.
Auflagen beachten!
Teilwirkung
Maximal 2 Behandlungen pro Kultur.
Perfekthion1 (Leu+Gygax)1
Dimethoate Meerrettich (Freiland), Rettich (Freiland)
Aufwandmenge: 0.5 l/ha
Wartefrist: 3 Wochen.
Auflagen beachten!
Teilwirkung
Maximal 3 Behandlungen pro Kultur.
Perfekthion1 (Leu+Gygax)1
Dimethoate Radies (Freiland) Aufwandmenge: 0.5 l/ha
Wartefrist: 2 Wochen.
Auflagen beachten!
Teilwirkung
Maximal 2 Behandlungen pro Kultur.
Schädling / Krankheit Hin- weis
Aktivitäten Stand
Pflanzenschutzempfehlungen für die genannten Kulturen vor 7
Tagen aktuell
DATAphyto / Dokumente / Pflanzenschutz-
mittel-Listen *
Merkblatt FiBL**
Schnecken
(Deroceras reticulatum, Arion spp.)
+ +
Dokumente /Allgemeine Informationen
S. 7 (7)
Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi
Gefleckter Kohltriebrüssler
(Ceutorhynchus pallidactylus)
++ ++
Kapitel 2-4 -Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi / Speisekohlrüben / Radies / Rettich / Rucola
Erdflöhe, Kugelspringer
(Phyllotreta spp., Sminthuridae)
+ ++
Kapitel 2-8 S. 12 (7)Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi / Speisekohlrüben / Radies / Rettich
Kohlfliege
(Delia radicum)
siehe
S. 2+3
- +
Kapitel 2-7 S. 14 (11)Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi / Radies / Rettich / Rucola
Kohlmottenschildlaus
(Aleyrodes proletella)
+ ++
2-4, 6-8 Kapitel S. 14 (10)Blattläuse
(M. persicae, M. euphorbiae)
- !*)
2-4, 6-8 Kapitel S. 12 (8)Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi
Rapsminierfliege
(Scaptomyza flava)
- !*)
Kapitel 2-4 S. 15 (13)Blumen- und Kopfkohle / Rosen- und Blattkohle / Kohlrabi / Radies / Rucola
Falscher Mehltau
Peronospora parasitica
!*) !*)
2-4, 6-8 Kapitel S. 10 (4)Kopfsalate / Blattsalate / Endivien / Blattzichorien und Löwenzahn
Blattläuse
(M. euphorbia, A. solani)
siehe
S. 2
+ ++
Kapitel 9-12 S. 6 (6)Falscher Mehltau
(Bremia lactucae)
siehe
S. 1
+ +
Kapitel 9-12 S. 4 (2), S. 5 (3) Lauch / Zwiebeln / KnoblauchLauchmotte
(Acrolepiopsis assectella)
siehe
S. 2
+ ++
Kapitel 32-34 S. 27 (3)Lauch / Zwiebeln / Knoblauch / Schnittlauch
Lauchminierfliege
(Napomyza gymnostoma)
siehe
S. 2
!*) +
32-34, 40 Kapitel S. 28 (5)Zwiebelthrips
(Thrips tabaci)
- +
32-34, 40 Kapitel S. 25 (6) S. 27 (4)Grüne und weisse Spargeln
Spargelhähnchen
(Crioceris asparagi)
siehe
S. 1
- +
Kapitel 35 -Tabellenlegende
Schädling / Krankheit Hin- weis
Aktivitäten Stand
Pflanzenschutzempfehlungen für die genannten Kulturen vor 7
Tagen aktuell
DATAphyto / Dokumente / Pflanzenschutz-
mittel-Listen *
Merkblatt FiBL**
Erbsen
Blattrandkäfer
(Sitona lineatus)
siehe
S. 1
- +
Kapitel 24 -Spinat
Rübenfliege
(Pegomya betae)
- !*)
Kapitel 20 -Petersilie
Blattläuse
(Cavariella aegopodii, Myzus persicae)
+ +
Kapitel 40 -Falscher Mehltau
(Plasmopara umbelliferarum)
++ !*)
Kapitel 40 -Bohnen / Gurken / Zucchetti / Tomaten / Paprika / Auberginen
Blattläuse
(Myzus persicae, Aulacorthum solani, Macrosiphum euphorbiae, Aphis gossypii, u.a.)
siehe
S. 1
+ +
23, 25-26, 29-31 Kapitel S. 44 (10), S. 52 (10), S. 59 (5)Thripse
(Frankliniella sp., Thrips tabaci)
-
23, 25-26, 29-31 Kapitel S. 44 (9), S. 56 (16), S. 60 (8)Kein Problem:
-
Zunehmend:
Abnehmend:
Vereinzelt:
+
Vorhanden:
++
Probleme:
+++
* Internet-Pflanzenschutzmitteldatenbank DATAphyto:
http://dataphyto.agroscope.info
** Homepage FIBL (Ausgabe 2014):
https://www.fibl.org/de/shop/artikel/c/gem/
p/1284-pflanzenschutzempfehlung.html
!*) Schaderreger könnte auftreten, Kulturkontrollen bzw. Fallenüberwa- chung empfehlenswert!
Impressum
Beiträge
lieferten: Daniel Bachmann, Strickhof, Winterthur (ZH) Rahel Müller, Beratungsring Gemüse, Ins (BE) Suzanne Schnieper, Liebegg, Gränichen (AG) René Total & Ute Vogler, Agroscope Herausgeber: Agroscope
Redaktion: Cornelia Sauer, Matthias Lutz, Serge Fischer, Lucia Albertoni Mauro Jermini (Agroscope) und Martin Koller (FiBL) Zusammen-
arbeit: Kant. Fachstellen und Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL)
Copyright: Agroscope, Schloss 1, Postfach, 8820 Wädenswil www.agroscope.ch
Adress- änderungen, Bestellungen:
Cornelia Sauer, Agroscope cornelia.sauer@agroscope.admin.ch