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Archiv "Thor Heyerdahl: Reise nach außen und nach innen" (22.03.2002)

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T

hor Heyerdahl gibt dem Dreimast-Gaffel-Schoner mit Heimathafen Kiel den Namen. Der Name ist Pro- gramm: Auf der „Thor Heyer- dahl“ segelten 23 Schülerin- nen und Schüler, fünf Lehrer und die Stammbesatzung von Kiel durch die stürmische Nordsee in den Atlantik, zu den Kanarischen Inseln, dann weiter durch die Karibik nach Guatemala, nach Kuba und in die USA. Von dort auf der ge- fürchteten Nordatlantikroute über die Azoren zurück in die Heimat. Auf der ersten Etap- pe des Projekts High Seas Highschool war ich als Schiffs- arzt dabei – eine Herausforde- rung und ganz neue Facette meiner „hausärztlichen“ Tä- tigkeit als Allgemeinarzt.

Die Reise führte nicht nur nach außen, über die Meere zu fernen Inseln, Ländern und Menschen, sondern auch nach innen. In meinem Tagebuch liest sich das so: „ . . . habe noch etwas steife Finger, weil ich bis gerade (16 bis 20 Uhr) Wache hatte. In der Nordsee kamen schon in der zweiten Nacht bis zu neun Windstär- ken auf, was ein ziemlich hefti- ger Sturm ist und entsprechen- de Manöver erforderte (Segel reffen, das heißt verkleinern, setzen, einholen, neu ausrich- ten). Schließlich fuhren wir noch mit Motor gegen den Wind. Die Thor rollte und stampfte. Die Wellen waren vier bis sechs Meter hoch. Gut zwei Drittel der Besatzung waren seekrank. Es gab viel zu tun, um für

alle Seekranken die entspre- chende Versorgung zu ge- währleisten . . .“ Zur ärztlichen Tätigkeit an Bord gehörte auch, den Impfschutz zu über- prüfen. Bei etlichen musste er vervollständigt werden. Kleine Wunden, Prellungen, Distor- sionen waren zu versorgen.

Bei Kopf- und Bauchschmer- zen wurde ich ebenso um Rat gefragt wie bei psychischen und psychsomatischen Proble- men. Im Kontakt mit der Bordgemeinschaft lernt man neue Seiten an sich selbst ken- nen. An Bord hat jeder seine Aufgaben. Alle (außer Ka- pitän, Steuermann und Projektleitung) sind in drei

„Wachen“

eingeteilt. Die Dienst habende Wache ist verantwortlich für die Navigation des Schiffes, Wetterbeobachtung, sämtliche Segelmanöver, Wartungs- und Kontrollgänge. Hinzu kom- men „Backschaft“, das heißt Küchendienst, sowie die tägli- che Reinigung des Schiffes, an der sich alle in festem Turnus beteiligen müssen, aber auch Unterricht, Vorbereitung und Exkursionen.

Wenn man Verantwortung für sich selbst, den anderen und das Schiff übernimmt, relati- viert das die eigenen Wünsche.

Klare Befehlsstrukturen auf der einen Seite stehen dem er- lebnispädagogischen Anspruch der Erziehung zu Selbststän- digkeit und (Selbst-)Verant- wortung gegenüber.

High Seas Highschool ist ein einzigartiges Projekt für Schüler, Lehrer und Stamm- besatzung, die ehrenamtlich für eine so genannte Übungs- leiterpauschale von 75 A

pro Monat tätig ist. Selbster- fahrung, harte Arbeit, strenge Disziplin sowie das Abenteu- er des Meeres und ferner Länder gehören ebenso dazu wie nautischer, sprachlicher, länderkundlicher und allge- meinbildender Unterricht.

Kein Wunder also, dass das Film Team von DeCampo in Köln eine Fülle (rund 600 Stunden!) von dokumenta- rischem Material sammeln konnte. Das gelang jedoch nur durch die einfühlsame und verlässlich-geduldige Präsenz, die Torsten Truscheit und Dietmar Ratsch auszeichnen.

So entstand Vertrauen, das auch Belastungen standhielt und Offenheit ermöglichte.

Aus diesem Filmmaterial entstand eine zwölfteilige Fernsehdokumentation, die vom ZDF ab dem 23. März samstags von 16.25 bis 17 Uhr gesendet wird – eine Ge- schichte, die sich selbst er- zählt und ganz bewusst darauf verzichtet, das Geschehen von außen zu kommentieren.

Vor allem Kinder werden von diesen zwölf Folgen faszi- niert sein: von der Reise nach außen und nach innen, von den Charakteren, der Begegnung mit Menschen fremder Kultu- ren und den Bildern von Land- schaft, Menschen und Meer.

Gleichzeitig mag diese Do- kumentation in ihrer Viel- schichtigkeit, ihrer Differen- ziertheit und ihrem Facetten- reichtum verdeutlichen, was Jugendkultur heute auch ist und sein kann. Da wird man- ches Vorurteil zu revidieren sein und der Achtung und dem Respekt davor weichen, was diese 23 jungen Menschen von und miteinander gelernt und geleistet haben. Ralf W. Büchner V A R I A

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 12½½½½22. März 2002 AA795

Thor Heyerdahl

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Feuilleton

Eine zwölfteilige Fernsehdoku- mentation berichtet über das High- Seas-Highschool-Projekt, an dem 23 Jugendliche teilgenommen haben.

Die ab 23. März ausgestrahlte Serie „Junge Herzen – Auf großer Fahrt ins Leben“ zeigt unter anderem Jugendliche bei ihren täglichen Verpflichtun-

gen an Bord.

Thor Heyerdahl hat dem Dreimast- Gaffel-Schoner den Namen gege- ben.

Fotos: ZDF

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