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Rede der Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ilse Aigner. Mitgliederversammlung des Deutschen Raiffeisenverbandes

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und Verbraucherschutz Ilse Aigner

Mitgliederversammlung des Deutschen Raiffeisenverbandes

Termin: 14. Juni 2012, 11.00 – 12.30 Uhr

Ort: Hotel Hilton, Mohrenstr. 30, 10117 Berlin

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Es gilt das gesprochene Wort!

Begrüßung

Sehr geehrter Herr Präsident Nüssel, lieber Gerd Sonnleitner,

sehr geehrter Herr Generalsekretär Ehlers, sehr geehrter Herr Präsident Fröhlich,

liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Deutschen Bundestag, meine Damen und Herren,

wenn die Deutschen in einer Forsa-Studie gefragt werden, welche Eigenschaften einen guten Unternehmer auszeichnen, dann sagen rund 90 Prozent: „Er soll bodenständig sein und verantwortungsvoll gegenüber Gesellschaft und Umwelt wirtschaften.“

Genau diese Eigenschaften verkörpern die Genossenschaften in Deutschland.

Der Genossenschaftsgedanke beruht auf gegenseitiger Hilfe.

Er ist viel älter als das Sozialstaatsprinzip in unserem Grundgesetz!

Friedrich Wilhelm Raiffeisen ging es vor mehr als 150 Jahren zunächst um konkrete Krisenhilfe.

Hieraus ist der Markenkern der Genossenschaften gewachsen:

x Selbsthilfe

x Selbstverantwortung und x

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Heute sind nahezu alle deutschen Landwirte Mitglieder einer Raiffeisen- Genossenschaft.

Die über 2.500 Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften, die von x Landwirten,

x Gärtnern und x Winzern

getragen werden, sind starke Wirtschaftsfaktoren im ländlichen Raum!

Und sie sind unverzichtbare Stützpfeiler einer bäuerlichen und nachhaltigen Landwirtschaft:

Besonders in den Bereichen x Molkereien,

x Schlachtbetriebe oder x in der Weinwirtschaft

tragen Genossenschaften wesentlich zur Wertschöpfung im ländlichen Raum bei!

Die Genossenschaften haben einen klaren gesetzlichen Auftrag:

Die Förderung ihrer mehr als 1,7 Millionen Mitglieder, die ganz überwiegend im ländlichen Raum leben.

Das Mitglied, also der einzelne Mensch,

steht bei den Genossenschaften im Mittelpunkt!

Und deshalb sind die Genossenschaften nicht nur in Deutschland, sondern auch in über 100 anderen Ländern eine Erfolgsgeschichte!

Eine Erfolgsgeschichte, die wir im Internationalen Jahr der Genossenschaften besonders würdigen wollen!

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II. GAP – Perspektive 2020

Meine Damen und Herren,

eine Erfolgsgeschichte, das ist auch das fünfzigjährige Bestehen der Gemeinsamen Agrarpolitik.

Die GAP hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Europa in Wohlstand und ohne Sorge um das tägliche Brot zusammen gewachsen ist!

Damit war, ist und bleibt die Agrarpolitik Vorreiter der europäischen Einigung und des europäischen Zusammenhalts.

Mit ihr haben wir Grenzen überwunden.

Im „Europa 2012“ ist Hunger kein Problem mehr!

Umso wichtiger ist es, die GAP auch weiterhin zukunftsfest zu gestalten!

1. Greening

Meine Damen und Herren,

im letzten Herbst hat die EU-Kommission ihre Rechtstexte zur GAP für die Jahre 2014 bis 2020 vorgelegt.

Kommissar Ciolos stellt insbesondere die stärkere Umweltorientierung der Landwirtschaft in den Vordergrund.

Vor einer stärkeren Umweltorientierung der Gemeinsamen Agrarpolitik brauchen unsere deutschen Landwirte keine Angst zu haben.

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Unsere Bäuerinnen und Bauern, müssen für Ihre Direktzahlungen bereits heute umfangreiche Auflagen des Umwelt- und Tierschutzes erfüllen.

Sie machen Landwirtschaft bereits heute mit der Natur und nicht gegen die Natur. Und auch deshalb ist die Ausrichtung des Greenings wichtig.

Es muss gelten:

Wer bereits heute viel für die Umwelt leistet, für den soll dies auch morgen noch ein Vorteil sein!

Die Kommission hat das zum Teil auch schon in ihren Rechtstexten aufgegriffen.

Ich denke zum Beispiel an die Freistellung des Ökolandbaus vom Greening!

Das ist gut und gerechtfertigt – reicht aber bei weitem nicht aus!

Deshalb habe ich in Brüssel zusammen mit anderen Mitgliedstaaten auf weitere Änderungen gedrängt.

Und unser beharrliches Verhandeln zeigt erste Wirkungen:

x Die Kommission hat jetzt ihre Bereitschaft signalisiert, Betriebe, die überwiegend Grünland bewirtschaften, von der

Anbaudiversifizierung freizustellen.

x Auch mehr kleine Betriebe sollen von dieser Vorschrift ausgenommen werden.

x Und, die Kommission hat auch mehr Bereitschaft gezeigt, gleichwertige Agrarumweltmaßnahmen zu berücksichtigen.

Das ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Im Ziel sind wir damit aber noch lange nicht!

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Meine Damen und Herren,

die Bundesregierung unterstützt gemeinsam mit den Ländern die grundsätzliche Ausrichtung der Reform-Vorschläge.

Es ist aber auch klar, dass die weitere Stärkung der Umweltbeiträge durch das Greening in Einklang stehen muss mit den Zielen der

Nahrungsmittelversorgung und der Bereitstellung nachwachsender Rohstoffe.

x Der Anstieg der Weltbevölkerung, den die FAO von heute 7 Milliarden auf 9 Milliarden Menschen bis 2050 voraussagt und die veränderten Konsumgewohnheiten in den Schwellenländern erfordern eine Steigerung des Angebots an Nahrungsmitteln um bis zu 70 Prozent.

x Und wenn wir das Zeitalter der Erneuerbaren Energien

verwirklichen wollen, dann geht das nicht ohne den Anbau von effizienten Energiepflanzen.

Aber, meine Damen und Herren,

wenn ich mir dann den Vorschlag der Kommission anschaue, mindestens 7 Prozent der Acker- und Dauerkulturflächen aus der produktiven

landwirtschaftlichen Nutzung herauszunehmen, dann kann ich nur sagen:

Das kann nicht unsere Linie sein!

In Deutschland gehen täglich rund 77 Hektar allein für den Bau von Straßen und Siedlungen verloren.

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Der größte Teil speist sich dabei aus wertvollen landwirtschaftlichen Flächen.

Und ich weiß, das tut umso mehr weh, wenn die Böden sehr fruchtbar sind.

Die schon bestehende Flächenknappheit würde durch die Kommissionsvorschläge aber noch weiter verschärft.

Ich setze mich dafür ein, dass Nahrungsgüter- und Rohstoffproduktion auf der gesamten Fläche nachhaltig erfolgt – und nicht nur auf 7 Prozent!

Aus meiner Sicht müssen daher Flächen in bestimmten

Agrarumweltmaßnahmen auf die Vorrangflächen anrechenbar sein – zumindest bestimmte Natura-2000-Flächen und bestimmte produktive Nutzungen.

Da werde ich in Brüssel nicht locker lassen!

2. Degression / Kappung

Meine Damen und Herren,

alle landwirtschaftlichen Betriebe erbringen Leistungen für das

Gemeinwohl – und zwar unabhängig davon, ob sie im Vollerwerb oder im Nebenerwerb bewirtschaftet werden.

Und sie erbringen Leistungen für das Gemeinwohl, unabhängig davon, wie groß sie sind!

Den Vorschlag der Kommission zur Kappung und Degression der Direktzahlungen kann ich daher nicht unterstützen.

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Dies wäre gleichbedeutend mit einer Abkehr von unserer flächenbezogenen, entkoppelten Förderung!

Die zusätzliche Einbeziehung der Arbeitsplätze in die Förderung würde das System der Direktzahlungen noch komplizierter machen.

Und, meine Damen und Herren,

damit würde die Agrarpolitik zur Sozialförderung von Arbeitskräften.

Das kann es nicht sein!

Kleine und große Betriebe sollen auch künftig ihren festen Platz in unserer Gemeinsamen Agrarpolitik haben.

Das hat uns in den vergangenen 50 Jahren stark gemacht.

Und hierfür werde ich weiter eintreten und streiten!

3. Erzeugerorganisationen

Meine Damen und Herren,

in Zukunft will die Kommission auch die Rolle der Erzeuger in der Lebensmittelkette stärken.

Denn: Was einer nicht vermag, das vermögen viele.

Das beweisen die Raiffeisengenossenschaften Tag für Tag.

Das Ziel, die Erzeuger zu stärken, unterstützt die Bundesregierung grundsätzlich.

Aus Sicht der Kommission sollen dazu insbesondere

Erzeugerorganisationen, die etwa im Bereich Obst und Gemüse schon erfolgreich arbeiten, beitragen.

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Und auch das EU-Milchpaket hat wichtige Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Erzeuger eine stärkere Stellung in der

Wertschöpfungskette erhalten.

Hierzu gehört unter anderem die Möglichkeit zur Bündelung des Angebots.

Und hierzu gehört die unmittelbare Verhandlungsmöglichkeit der Milchpreise durch die Milcherzeugergemeinschaften und ihrer Vereinigungen.

Meine Damen und Herren,

die Kommission muss die Maßnahmen aber so ausgestalten, dass sie nicht zu Wettbewerbsverzerrungen führen.

Die Maßnahmen müssen für die Beteiligten auch umsetzbar sein.

Das bedeutet vor allem, den Verwaltungsaufwand auf das Notwendige beschränken.

Und darüber hinaus müssen die neuen Maßnahmen mit den Regeln des Binnenmarktes konform sein.

Hier sehen wir im Einzelnen noch Punkte für eine vertiefte Diskussion!

Zugleich sollten funktionierende Systeme, wie wir sie hier in Deutschland haben, nicht in Frage gestellt werden.

Die neuen EU-Regelungen für die Anerkennung von

Erzeugerorganisationen und Branchenverbänden sowie die

Allgemeinverbindlichkeit sollten daher freiwillig für die Mitgliedstaaten sein!

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4. Ausblick

Meine Damen und Herren,

zur Ehrlichkeit in der Debatte gehört es auch zu sagen:

Wegen der parallel stattfindenden Beratungen zum künftigen

Finanzrahmen der EU werden die Verhandlungen zur GAP voraussichtlich nicht vor Mitte 2013 abgeschlossen sein.

Wir werden keine Entscheidungen über finanzrelevante Fragen in der GAP treffen, ohne vorher zu wissen, wie viel Geld uns insgesamt zur Verfügung steht!

Denn wie viel Geld künftig für die GAP zur Verfügung steht, hängt vor allem davon ab, wie viel Geld für den EU-Finanzrahmen insgesamt zur Verfügung steht.

Und der genaue Finanzrahmen hängt auch davon ab, wie die

Wachstumsprognosen und die Steuereinnahmen der Mitgliedstaaten aussehen.

Davon machen wir auch eine eventuelle Umverteilung von Mitteln zwischen den Mitgliedstaaten abhängig.

Die Kommission hat Mitte letzten Jahres ihre Vorschläge zum Mehrjährigen Finanzrahmen 2014 – 2020 auf den Tisch gelegt.

Die Bundesregierung prüft die Vorschläge der Kommission zum Mehrjährigen Finanzrahmen sorgfältig.

Wir halten am Ziel fest, das künftige EU-Budget auf maximal 1 Prozent des EU-Bruttonationaleinkommens zu begrenzen.

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Dabei ist für mich klar:

Abrupte Änderungen bei der Finanzierung darf es nicht geben!

Das gilt sowohl für die Direktzahlungen als auch und für die Fördermaßnahmen in der zweiten Säule!

II. Verlässlichkeit

Meine Damen und Herren,

Verlässlichkeit und Planungssicherheit – das sind für mich wichtige Leitplanken, wenn es um die Agrarpolitik geht!

Nicht nur auf europäischer Ebene, sondern auch auf nationaler Ebene!

Und deshalb hat die christlich-liberale Bundesregierung für die Zukunft unserer Landwirte wichtige Weichen gestellt.

Ich nenne nur einige Beispiele:

x Wir haben dafür gesorgt, dass Landwirte ihre Höfe grundsätzlich ohne Belastung durch die Erbschaftssteuer übergeben können.

x Wir haben das agrarsoziale Sicherungssystem reformiert und langfristig gesichert.

Hierfür verwendet mein Ministerium jährlich rund 3,7 Milliarden Euro.

Das sind zwei Drittel meines Haushaltes! Und mit dem

Bundesträger, den Bundestag und Bundesrat jetzt beschlossen haben, gibt es noch einmal 150 Millionen Euro zusätzlich!

x An der Hofabgabeklausel halten wir fest. Sie hat sich seit über 50 Jahren bewährt. Sie ermöglicht den jungen und gut ausgebildeten Landwirten, zum richtigen Zeitpunkt Verantwortung für den

landwirtschaftlichen Betrieb zu übernehmen.

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Damit können junge Betriebsleiter in den Betrieb investieren und ihn auf die Marktanforderungen ausrichten.

Deshalb haben wir auch nicht so große Probleme mit dem Nachwuchs wie andere Länder!

x Wir haben die steuerliche Ermäßigung beim Agrardiesel dauerhaft verankert.

x Vor drei Jahren haben wir unseren Milchbauern in großer Not mit einem Sonderprogramm in Höhe von 750 Millionen Euro

geholfen.

x Und wir haben zum 1. Juli 2012 die Alterssicherung der Landwirte angehoben. Die Altersbezüge der Landwirte steigen damit in gleichem Maße, wie die Renten in der gesetzlichen

Rentenversicherung.

Das ist gelebte soziale Marktwirtschaft im Agrarsektor!

III. Wert von Lebensmitteln

Meine Damen und Herren,

die Bundesregierung steht fest an der Seite unserer Bauernfamilien.

Vor allem weil sie hochwertige und vielfältige Lebensmittel für uns alle produzieren.

Wir müssen aber in der gesamten Gesellschaft wieder eine wirkliche Wertschätzung für unsere Lebensmittel entwickeln.

Für 95 Prozent der Menschen in unserem Land ist es wichtig oder gar sehr wichtig, Lebensmittelabfälle zu vermeiden.

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Dass wir in Deutschland in einer Überfluss- und Wegwerfgesellschaft leben, wissen wir.

Wie viele Lebensmittel in die Tonne wandern, wussten wir aber bis vor kurzem nicht.

Deshalb haben wir als Bundesernährungsministerium eine Studie

gefördert, welche die Mengen an weggeworfenen Lebensmitteln ermitteln sollte.

Und die sind in der Summe alarmierend hoch.

11 Millionen Tonnen an Lebensmitteln landen bei x Industrie,

x Handel,

x Großverbrauchern und x Verbrauchern

in Deutschland im Müll:

Jahr für Jahr.

Diese Zahl ist erschütternd. Sie ist unvorstellbar.

Deshalb habe ich das Bild von 275.000 Lastwagen gebraucht, deren Schlange - Stoßstange an Stoßstange - von Berlin bis nach Novosibirsk reichen würden.

Dieses Bild hat enorme Aufmerksamkeit geschaffen und Verbreitung gefunden.

Wir haben mit 40-Tonnern gerechnet.

Und prompt kam auch die fachkundige Anmerkung von Speditionsseite:

40-Tonner kann man nur mit 28 Tonnen Fracht beladen.

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Man würde also noch mehr Lastwagen benötigen und die Distanz wäre noch viel größer!

Dieses Bild zeigt also:

Das Ausmaß der Verschwendung ist riesig groß

Gründe gibt es hierfür viele:

x Wir kaufen mehr als wir brauchen, x manche lagern ihre Lebensmittel falsch,

x und viele haben verlernt, Reste zu verarbeiten.

Ich sage das auch aus meiner festen Überzeugung als Christin:

Wir müssen diese Verschwendung stoppen!

Deshalb habe ich Ende März eine Verbraucherinformationskampagne gestartet.

Gemeinsam mit Vertretern von:

x Landwirtschaft, x Industrie, x Handel, x Kirchen,

x Verbänden und

x Verbraucherorganisationen gehen wir das Problem an.

Denn wenn wir die Lebensmittelabfälle reduzieren wollen, ist eine gemeinschaftliche Kraftanstrengung notwendig – entlang der gesamten

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x von der Herstellung, x über die Ladenregale, x bis hin zum Verbraucher.

Und ich sage auch ganz klar:

Wenn Lebensmittel zur „Ramschware“ werden, ist das ein falsches Signal an die Verbraucher. Das benachteiligt die kleinen und mittleren Anbieter und begünstigt die Wegwerfmentalität.

Deswegen hat sich die Bundesregierung entschlossen, das verschärfte Verbot des Verkaufs von Lebensmitteln unter Einstandspreis um weitere fünf Jahre zu verlängern.

Damit unterstützen wir unsere Bauernfamilien und sorgen für mehr Wertschätzung unserer Lebensmittel insgesamt.

Lassen Sie uns gemeinsam den wirklichen Wert von Lebensmitteln deutlich machen!

IV. Bioenergie

Meine Damen und Herren,

Bundestag und Bundesrat haben es vor knapp einem Jahr beschlossen:

In den nächsten zehn Jahren wollen wir den Atomausstieg schaffen.

Das ist eine Herkulesaufgabe!

Wir müssen hierfür alle Kapazitäten mobilisieren.

Aber wir haben die Chance, eine echte Bürgerbewegung zu begründen.

89 Prozent der Deutschen halten die Energiewende für wichtig oder sehr wichtig!

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Das belegt eine aktuelle Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen.

Und immer mehr Bürger beteiligen sich auch aktiv an der Energiewende.

Viele werden etwa Mitglieder in Genossenschaften, die Erneuerbare Energien erzeugen.

Rund 600 Energiegenossenschaften gibt es schon in Deutschland.

Allein im vergangenen Jahr wurden bei uns 158 Energiegenossenschaften gegründet!

Bei den Energiegenossenschaffen hat jeder die Möglichkeit, sich an Investitionen in Erneuerbare Energien zu beteiligen – und zwar mit überschaubaren finanziellen Beiträgen.

So werden Bürger von Betroffenen zu Beteiligten an der Energiewende!

Das schafft Identifikation und stärkt die Wertschöpfung in der Region!

Die Energiegenossenschaften zeigen:

Der Gedanke, den Hermann Schulze-Delitzsch

(Mitbegründer des deutschen Genossenschaftswesens)

formuliert hat, ist in Zeiten der Energiewende aktueller denn je:

Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele mit vereinten Kräften – zum Wohle der gesamten Gesellschaft!

Meine Damen und Herren, lieber Gerd Sonnleitner,

auch unsere Landwirte sind Träger der Energiewende – oft im Zusammenwirken mit den Genossenschaften.

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Mit der Bioenergie bringen unsere Landwirte den Strom aus der Fläche in die Städte.

7.100 Biogasanlagen produzierten Ende 2011 in Deutschland Strom aus pflanzlicher und tierischer Biomasse.

Sie liefern ausreichend Energie für mehr als fünf Millionen Haushalte.

Das Potenzial der aktuellen Biogasproduktion genügt, um zwei Atomkraftwerke zu ersetzen.

Das ist ein großes Verdienst unserer Landwirte!

Viele Landwirte haben bereits in die Erzeugung von Bioenergie investiert.

Und deshalb brauchen sie als mittelständische Unternehmer verlässliche Rahmenbedingungen.

Hierfür stehe ich ein.

Ich will das anhand von zwei Punkten erläutern:

Erstens:

Ich will Bestandschutz für Altanlagen beim Güllebonus.

Dafür haben wir gemeinsam mit den Regierungsfraktionen hart gekämpft – und zwar mit Erfolg!

Wer mit Blick auf den Güllebonus investiert hat, soll nun nicht nachträglich das Nachsehen haben.

Deshalb gilt der Güllebonus jetzt für Altanlagen unverändert fort – und zwar auch für Anlagen die vor der Einführung des Bonus im Jahr 2009 ans Netz gegangen sind.

Auch wer mit Blick auf den Güllebonus nachgerüstet hat, wird in seinem Vertrauen nicht enttäuscht.

Das ist für mich verlässliche Politik!

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Zweitens:

Ich will den moderaten Ausbau von effizienten Biogasanlagen – aber sie müssen in der Region auch auf Akzeptanz stoßen.

Aktuelle Umfragen sprechen eine deutliche Sprache:

Als größtes Problem beim Ausbau erneuerbarer Energien sehen die Deutschen die gesellschaftliche Akzeptanz.

Wenn 15 Landkreise in Deutschland bereits heute einen Maisflächenanteil von mehr als 50 Prozent ihrer landwirtschaftlichen Nutzfläche haben, hat das erhebliche Konsequenzen für

x das Landschaftsbild, x die Biodiversität und x die Pachtpreise.

Ich will Flächenkonkurrenzen entschärfen und die übermäßige Vermaisung der Landschaft begrenzen!

Deshalb habe ich einer Maisgrenze im Substrat zugestimmt.

Diese Grenze liegt bei 60 Prozent.

Zugleich wollen wir die Nutzung von alternativen Gärsubstraten und vor allem von Reststoffen vorantreiben.

Wir brauchen Alternativen zum Mais!

Deshalb fördern wir zum Beispiel gezielt Anlagen, die die vor Ort anfallende Gülle klimafreundlich nutzen.

Das Vergütungsniveau haben wir für alle Anlagen um 10 bis 15 Prozent gesenkt.

Für große Anlagen haben wir die Rohstoffvergütung zusätzlich abgesenkt.

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Für kleine Gülleanlagen haben wir dagegen eine Sondervergütung eingeführt und hier die Sätze erhöht.

So erhalten wir Akzeptanz und Wertschöpfung in der Region!

V. Ehrliches Bild der Landwirtschaft

Meine Damen und Herren,

die Landwirtschaft genießt bei den Deutschen nach wie vor ein hohes Ansehen.

Das belegen aktuelle Umfragen.

Der Beruf des Landwirtes ist nach Ansicht der Bürger einer der drei wichtigsten Berufe in unserem Land.

Zugleich stellt die Bevölkerung aber auch hohe Ansprüche an die Landwirtschaft.

Umfragen zeigen regelmäßig eine große Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit in der Landwirtschaft.

Landwirtschaft soll zum einen hochwertige und bezahlbare Nahrungsmittel produzieren.

Zum anderen soll sie höchste Standards bei Umwelt- und Tierschutz erfüllen.

Das führt nicht selten zu falschen Erwartungen und Enttäuschungen.

Wir müssen deshalb ein ehrliches und authentisches Bild der modernen Landwirtschaft vermitteln.

Hier sehe ich in erster Linie die Land- und Ernährungswirtschaft zusammen mit der Werbewirtschaft in der Verantwortung.

Anders als noch zu Zeiten von

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Friedrich Wilhelm Raiffeisen,

haben heute viele Verbraucher weitgehend den Bezug zur landwirtschaftlichen Produktion verloren.

Bilder von einer Landwirtschaft mit Butterfass und Sense wecken bei den Verbrauchern falsche Erwartungen.

Deshalb setze ich auf Aktionen wie den Tag des offenen Hofes.

Denn unsere Bauernfamilien sind selbst die besten Botschafter für eine umweltgerechte und tiergerechte Produktion!

Meine Damen und Herren,

darüber hinaus haben wir den Bundeswettbewerb „Landwirtschaftliches Bauen“ neu ausgeschrieben.

Unter dem Thema:

„Gläserne Ställe – Verbesserung der Akzeptanz landwirtschaftlicher Nutztierhaltung“

sollen Landwirte den Verbrauchern Einblicke in die moderne Nutztierhaltung ermöglichen.

Gefragt sind Ideen für eine Stallbaulösung, bei denen die Verbraucher mit eigenen Augen die moderne landwirtschaftliche Nutztierhaltung beurteilen können.

Die besten Lösungen werden im Rahmen einer Preisverleihung auf der EuroTier 2012 ausgezeichnet.

Ich bin überzeugt:

Gläserne Ställe sorgen für mehr Transparenz in der Tierhaltung!

Und genau das brauchen wir, um wieder mehr gegenseitiges Vertrauen und Verständnis zu entwickeln!

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Eine weitere Konsequenz, die wir aus dem Chartaprozesses gezogen haben, ist die Stärkung der Nachhaltigkeit in der Tierzucht. Über eine gezielte Forschungsförderung werden wir gemeinsam mit der Deutschen Agrarforschungsallianz (DAFA) die Zucht gesunder und robuster Tiere fördern.

Tiere, die zu wirtschaftlichen Bedingungen tier-, umwelt- und klimagerecht gehalten werden. Dabei wollen wir die genetische Vielfalt unserer

Nutztiere erhalten.

Die Zusammenarbeit mit der DAFA in diesem Bereich läuft bereits.

So gehen wir gezielt auf die Verbraucherwünsche ein!

Und so stärken wir die Akzeptanz für eine moderne und nachhaltige Landwirtschaft in Deutschland!

VI. Fazit / Würdigung Dr. Meyer

Meine Damen und Herren,

wir konnten es jüngst wieder in der Presse lesen:

Deutschland hat die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in ganz Europa.

In Spanien oder Griechenland steht dagegen mehr als jeder zweite Jugendliche auf der Straße.

Dass Deutschland im EU-Vergleich gut dasteht, hat auch damit zu tun, dass die Land- und Ernährungswirtschaft gute Jobs und qualifizierte Ausbildungsplätze schafft – gerade in strukturschwachen Regionen.

x Jeder achte Arbeitsplatz hängt in Deutschland von der Land- und Ernährungswirtschaft ab.

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x Im Jahre 2011 exportierte die deutsche Land- und

Ernährungswirtschaft Erzeugnisse im Wert von rund 60 Milliarden Euro – eine Steigerung um 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Und auch die deutsche Landtechnikbranche lebt vom Export.

Der Export ist für sie noch wichtiger als der Inlandsmarkt:

Rund 70 Prozent macht er aus.

Unser Know-how im Maschinenbau, in der Landtechnik, ist eine Stärke im Wettbewerb.

Es ist eine Wachstumsbranche!

Das zeigt: Die deutsche Agrarbranche ist ein Motor für Wachstum und Arbeitsplätze.

Und die Genossenschaften geben unseren Landwirten Rückenwind!

Meine Damen und Herren,

ich habe es zu Beginn meiner Rede gesagt und ich sage es zum Schluss noch einmal: Genossenschaften sind bodenständig und haben den einzelnen Menschen im Blick

Genossenschaften sind im wahrsten Sinne des Wortes gute Unternehmer!

Und auch Sie,

lieber Herr Dr. Meyer,

sind bodenständig und haben den einzelnen Menschen im Blick.

Über lange Jahre haben Sie sich für das Genossenschaftswesen und die deutsche Landwirtschaft eingesetzt.

Und zum Ende Ihrer Amtszeit können Sie stolz zurückblicken auf das

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Ihre besonderen Verdienste, lieber Herr Dr. Meyer,

will ich heute auch besonders würdigen – mit der Verleihung der Professor-Niklas-Medaille in Silber!

Die Professor-Niklas-Medaille ist die höchste Auszeichnung, die das BMELV zu vergeben hat.

Sie, lieber Herr Dr. Meyer,

haben diese Auszeichnung redlich verdient, denn Sie haben Ausgezeichnetes für die deutsche Agrarbranche geleistet!

Und Ihnen, lieber Herr Dr. Ehlers,

wünsche ich alles Gute für Ihr Amt als neuer Generalsekretär.

Ich bin sicher, wir werden auch weiterhin gut zusammenarbeiten!

Vielen Dank!

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