Psychisch
Psychisch stabil bleiben
Resilienz - Was können Eltern für sich tun?
Prof. Dr. Klaus Lieb
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz
Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR)
Eltern
Beruf
Freund:innen
Haushalt Kinder
Partner:in
Zeit für mich
Freizeit
Erwartungen
Home Office Freizeit, Spannungen
Betreuungsorganisation, Homeschooling
Konflikte,
Kontaktbeschränkungen Verfügbares
Einkommen
Eingeschränkt
Frustration Aktivitäten eingeschränkt
Psychisch
Latein: resilire = abprallen, zurückspringen
Fachwort in Physik & Materialkunde
Psychologie: Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung psychischer Gesundheit während oder nach stressvollen Lebensereignissen
Definition Resilienz
Resistenz Rekonfiguration
Regeneration
Masten et al., 2011
Anfänge der psychologischen Resilienzforschung
Kauai-Studie (1955-1999) von Emmy Werner, University of
California, Enwicklungspsychologische Langzeitstudie an 698 Kindern
Individuell
positives Temperament/Optimismus
hohe Sozialkompetenz
aktives Bewältigungsverhalten
Übernahme von Verantwortung
Umfeld
enge emotionale Bindung zu wichtiger Bezugsperson
unterstützendes soziales Umfeld
Psychisch
Selbstwirksamkeitserwartung
Selbstwertgefühl
Kognitive Flexibilität
Kohärenzgefühl (nach Antonovsky): Die Welt als verstehbar, bewältigbar und sinnhaft zu erleben
Spiritualität
Weitere wichtige Resilienzfaktoren
Bengel & Lyssenko, 2012; Helmreich et al., 2017
Übung 1: Stehe ich unter Stress und wie zeigt er sich?
Psyche
Verhalten
Konzentrationsschwierigkeiten
Niedergeschlagenheit Vergesslichkeit Ängste
Unzufriedenheit
Gereiztheit
Schlafstörungen Suchtmittelgebrauch
Motivationsprobleme
Ungesundes Essen Rastlosigkeit
Isolation
WELCHE STRESS-ANZEICHEN HABE ICH ?!
Körper
KopfschmerzenMagenprobleme Zittern
Chronische Müdigkeit Appetitlosigkeit
Herzklopfen
Schweißausbrüche Zähneknirschen
Tinnitus
Häufige Erkältungen
Bluthochdruck
Hautveränderungen
Psychisch
Übung 2: Wie steht es um meine Stress-Erholungsfähigkeit?
2 Fragen aus der Brief Resilience Scale (BRS)
Chmitorz et al., 2018; Smith et al., 2008
Chronischer Stress als Risiko für eine psychische Erkrankung
Chronischer Stress („Burnout“) als Warnsignal
Erhöhte Stress-Zeichen über lange Zeit
Schlechte Stress-Erholungsfähigkeit
Signale für einen möglichen Übergang in psychische Erkrankung
Keine Rückbildung bei Erholung
Anhaltende Symptome wie Schlafstörungen, Grübeln, depressive Verstimmung, Interessenverlust, Angst etc.
In Ausprägung deutlich abweichend von „normalem“ Erleben
Psychisch
Übung 3: Wo will ich mit meiner Zeit hin?
(1) … mit meinem Kind/meinen Kindern (2)… mit der Arbeit außer Haus (Beruf) (3)… mit der Hausarbeit
(4)… mit dem/der Partner:in (5)… für Hobby(s)
(6)… für mich ganz allein (ohne Verein o. ä.)
Der
Zeitkuchen
6 6 6
Wirklichkeit Wunsch
Fröhlich-Gildhoff et al. (2008), S. 88
Selbstfürsorge als Fundament
Wenn das eigene Glas leer ist, kann man auch nichts abgeben …
KÖRPER
Schlafhygiene Bewegung Ernährung
Umgang mit Stress
Selbstfürsorge als Fundament
PSYCHE
Tagesstruktur Entspannung &
Pausen Grenzen erkennen
Spaß haben!!!
SOZIAL
Unterstützung Grenzen setzen
Austausch
Psychisch
Sorgen Sie für Regelmäßigkeit
Kein Koffein nach 16 (14) Uhr
Keine schweren Mahlzeiten, Sport oder zu viel Alkohol vor dem Schlafengehen
Zeit zum Umschalten aufs Schlafprogramm geben
Letzte Stunde vor dem Zubettgehen angenehm gestalten/Schlafritual Wichtige Arbeitsgedanken außerhalb des Schlafzimmers auf einen Zettel notieren
Wenn Sie merken, dass Sie grübeln: Raus aus dem Bett!
Kurzes Aufwachen nachts ist normal (bis zu 30 x).
Beim bewussten Wachwerden erinnern „Das ist ganz normal“ & an etwas Schönes denken
Nicht auf die Uhr schauen Das Schlafzimmer ist nur zum Schlafen und für Sex da!
Besonders wichtig: Schlafhygiene
Resiliente Eltern vermitteln Kindern wichtige Erfahrungen
Selbstwirksamkeit
Freude Soziale
Kompetenz
Stressbewältigung
Kommunikation
Regulation von Gefühlen Problemlösen
Vertrauen
Psychisch
Stressbewältigung - nicht nur in Corona-Zeiten
Stressbewältigung (Coping)
Soziale Unterstützung
Positive Gefühle und Gedanken einüben Positive Neubewertung
Aktive Problemlösungsstrategien Selbstfürsorge & Schlafhygiene
Körper Gedanken Gefühle Verhalten
www.lir-mainz.de
Zielführend mit Problemen umgehen
1) Problembeschreibung Wo stehe ich gerade? Was ist das Problem? Wo/ wann/ warum taucht es auf?
2) Zielsetzung Wo will ich hin? Welches Ziel will ich erreichen?
3) Etappen Welche kleinen Schritte kann ich unternehmen, um mein Ziel zu erreichen? Was kann ich wann konkret
umsetzen?
4) Konsequenzen Welche Folgen haben diese Schritte für meine Umgebung und wie kann ich damit umgehen?
5) Hindernisse Welche Stolpersteine liegen auf dem Weg?
Wie kann ich mit diesen umgehen?
6) Belohnen Wie kann ich mich belohnen?
Psychisch
Übung Gedankentraining: ABC-Modell (Ellis) – Schritt 1
A
dversity„Widrigkeit“
B
elief„Glaube/Muster
“
Gefühle, Verhalten Situation,
Ereignis
Gedanken, Denkmuster
C
onsequence„Konsequenz“
Ellis, 1993
Schreiben Sie die Widrigkeit
auf, die eine Stressreaktion in
Ihnen ausgelöst hat/auslöst.
SchreibenSie Ihre Gedanken zu der Widrigkeit
oder Belastung (oder zu sich
selbst) auf.
Schreiben Sie Ihre Gefühle
und Ihr Verhalten auf,
die als Konsequenz
folgten.
Übung Gedankentraining: ABC-Modell (Ellis) – Schritt 2
E
ffect„Effekt/Ergebnis“
D
isputation„Auseinandersetzung“
alternative Perspektive,
Denkmuster hinterfragen
neue Gefühle, neues Verhalten
Welche Gedanken sind hilfreicher in der Situation?
Was würde ein guter
Freund/eine gute Freundin zu den Gedanken sagen?
A
dversity„Widrigkeit“
B
elief„Glaube/Muster“
Gefühle, Verhalten Situation,
Ereignis
Gedanken, Denkmuster
C
onsequence„Konsequenz“
Psychisch
Positive Gedanken und Einstellungen einüben
Definition: positive Lebenseinstellung, bei der Dinge und Situationen von ihren positiven Seiten betrachtet werden und mit dem
Besten gerechnet wird
Wie bewerte ich Erfolg und Misserfolg?
Glas halb voll
Erfolge feiern
Stärken reflektieren
Misserfolge dienen als Lernmöglichkeit
Realistischer Optimismus
Bengel & Lyssenko, 2012; Gilan & Helmreich, 2021
Definition: Erwartung, Anforderungen aus eigener Kraft bewältigen zu können und Kompetenzen zu haben, die zielführende Handlungen ermöglichen.
Selbstwirksamkeit
„Ich kann auf die Situation
wirken“
oder
„Ich schaffe das“
„Ich habe keinen Einfluss“
Training positiver Gefühle
Trainieren, sich über Alltägliches zu freuen
Glückstagebuch
1) Was war besonders schön am heutigen Tag?
2) Worauf kann ich heute stolz sein?
3) Wofür bin ich heute dankbar?
Konsistenter Schutzfaktor in empirischen Studien
Positive Emotionen
(nach Engelmann, 2014)
auf mich
Körper
Psyche
auf meine Umwelt
Körper
Psyche
Depotwirkung
Psychisch
Soziale Unterstützung
Einer der wichtigsten Resilienzfaktoren
Wohlbefinden ↓ Motivation↓
psych. Gesundheit ↓
viele Belastungen wenig soziale
Unterstützung
wenig „Puffer“
Bengel & Lyssenko, 2012; Gilan & Helmreich, 2021
Übung: Mein soziales Netz
Wer ist mir wichtig?
Wen kann ich um Unterstützung bitten?
Rene
Team Hr.
Ganz
Mama
Rosi Ich
Beruflicher Bereich
Privater Bereich
Lena
Psychisch
Literaturempfehlungen
Hintergrundwissen Selbsthilfe
Psychisch stabil bleiben
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Besuchen Sie uns:
www.lir-mainz.de
Psychisch
23
Gelingende Zusammenarbeit mit Eltern
Entwicklung und Etablierung einer geeigneten Kooperationskultur, die Eltern einlädt, sich aktiv zu beteiligen
Offene wertschätzende und partnerschaftliche Haltung
Eltern willkommen heißen
Niederschwellige Angebote wie Elterncafés oder gemeinsame Fortbildungen
Guter, offener und regelmäßiger Informationsfluss
Aich & Behr, 2015; Sacher, 2017
Bsp. evaluierte Präventionsprogramme
Allgemein-präventiv ausgerichtete Kurse
Eltern stärken mit Kursen in Kitas Fröhlich-Gildhoff et al. (2008)
Kess (kooperativ, ermutigend, sozial, situationsorientiert) Horst et al. (2003); https://www.kess-erziehen.de/
PEKIP - Das Prager-Eltern-Kind-Programm Höltershinken & Scherer (2011); http://www.pekip.de/
Triple P (Positive Parenting Program) Markie-Dadds et al. (2002); https://www.triplep.de/
Starke Eltern – starke Kinder Honkanen-Schoberth (2003); www.starkeeltern-starkekinder.de
STEP (Systematic Training for Effective Parenting) Dinkmeyer (2004); www.instep-online.de Kurse für Eltern von Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten
THOP - Elterntraining für Kinder mit hyperkinetischem & oppositionellem Problemverhalten
Döpfner et al. (2002); https://beckassets.blob.core.windows.net/
product/toc/366899/9783621276047_toc_001.pdf
PEP - Präventionsprogramm für Expansives Problemverhalten Hanisch et al. (2006); https://www.gruene-liste-
praevention.de/najax/pdf.cms?XA=programm&XID=89&a=.pdf
KES - Kompetenztraining für Eltern sozial auffälliger Schüler Lauth & Heubeck (2005); ADHS-Deutschland - Kompetenztraining für Eltern sozial auffälliger Kinder (KES)
EFFEKT - Prävention v. Problemen des Sozialverhaltens im Vorschulalter Lösel et al. (2006); http://www.effekt-training.de/html/wasist.html
Psychoedukation für Eltern essgestörter Jugendlicher Hagenah & Vloet (2005) Kurse für „schwer erreichbare“ Eltern
HIPPY-Projekt – Modellprojekt zur Integration von Aussiedler- & Kiefl (1996); http://www.hippy-deutschland.de/