der AOK
HAUSANSCHRIFT Rosenthaler Str. 31 · D-10178 Berlin POSTANSCHRIFT Postfach 11 02 46 · D-10832 Berlin
TELEFON +49 30 34646-2393 FAX +49 30 34646-2144
Pressemitteilung
INTERNET www.wido.de
Berlin, 25. Februar 2009 E-MAIL wido@wido.bv.aok.de
S e i t e 1 v o n 6
Steigender Krankenstand: Psychische Erkrankungen weiterhin auf dem Vormarsch
Berlin. Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft haben erneut leicht zugenommen, wie das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) heute mitteilt. Bei den 9,7 Millionen AOK-versicherten Arbeitnehmern stieg der Krankenstand im Jahr 2008 von 4,5 auf 4,6 Prozent. Die AOK-Mitglieder waren durchschnittlich 17,0 Kalendertage krankgeschrieben. Im Jahr zuvor waren es noch 16,3 Tage. Damit stieg die Zahl der krankheitsbedingten Ausfalltage um 3,2 Prozent. Für die Zunahme der Krankheitstage sind neben einem Anstieg von Krankheiten des Atmungssystems die seit Jahren steigenden Fehlzeiten aufgrund von psychischen Erkrankungen verantwortlich.
In den vergangenen Jahren ist der Krankenstand stetig zurückgegangen und erreichte 2006 einen historischen Tiefstand. In den letzten zwei Jahren war wieder ein leichter Anstieg der Ausfalltage zu verzeichnen. So stieg der Krankenstand im Jahr 2008 auf 4,6 %. Mehr als die Hälfte der 9,7 Millionen AOK-versicherten Arbeitnehmer waren 2008 mindestens einmal krankgeschrieben (52,9 % aller AOK-Mitglieder). Im Durchschnitt dauerte eine Arbeitsunfä- higkeit 17 Tage (2007: 16,3 Tage). In den einzelnen Branchen zeigen sich jedoch erhebliche Unterschiede bei den Fehlzeiten: Branchen wie Abwasser- und Abfallbeseitigung (23,8 Tage je AOK-Mitglied), Metallerzeugung und -verarbeitung (21 Tage) und Autoindustrie (19,1 Tage) verzeichnen hohe Ausfallzeiten. Andere Bereiche wie die Datenverarbeitung (9,5 Tage), das Kreditgewerbe (11,6 Tage), der Bereich Forschung und Entwicklung (12,5 Tage) und das Versicherungsgewerbe (12,7 Tage) hingegen weisen niedrige Fehlzei- ten auf.
Wie bereits im vergangenen Jahr waren die meisten Ausfalltage auf Muskel- und Skeletter- krankungen (24,2 %), Verletzungen (12,6 %), Atemwegs- (12,5 %) und psychische Erkran- kungen (8,3 %) zurückzuführen. Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen haben in den letzten Jahren stark zugenommen: Während andere Erkrankungsarten in den letzten zehn Jahren stetig abgenommen haben, sind die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkran- kungen seit 1995 um 80 % gestiegen. Im Vergleich zu anderen Erkrankungen sind psychi- sche Erkrankungen häufig mit langen Ausfalltagen verbunden. Durchschnittlich fehlt ein Arbeitnehmer aufgrund einer Erkrankung der Atemwege 6,4 Tage, bei einer psychischen Erkrankung 22,5 Tage.
Die Gesetzlichen Krankenkassen engagieren sich seit Jahren auch im Rahmen des Betrieb- lichen Gesundheitsmanagements: Arbeitsbedingte Erkrankungen zu vermeiden lohnt sich dabei sowohl für den Mitarbeiter wie auch den Betrieb. So unterstützen die Krankenkassen Unternehmen bei der Umsetzung von Maßnahmen, die die gesundheitliche Situation der Arbeitnehmer verbessern. Im Jahr 2007 konnten insgesamt 627 Tausend Beschäftigte im betrieblichen Kontext erreicht werden. Am häufigsten nehmen die Arbeitnehmer Angebote zum Erkennen und Vermeiden körperlicher Belastungen wahr; auf dem zweiten Rang liegt das Thema Stressmanagement mit mehr als einem Drittel der durchgeführten Maßnahmen.
So werden in Nordrhein-Westfalen Maßnahmen der AOK zum Stress- und Ressourcenma- nagement bei un- und angelernten Beschäftigten angeboten. Dabei bietet das betriebliche Umfeld idealen Zugang zu Menschen mit zumeist hohen Mehrfachbelastungen aufgrund ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen: Eine Stärkung der Mitarbeiter beim Umgang mit psychischen Belastungen wie zum Beispiel Stress ist eine Investition in die Zukunft eines jeden Einzelnen wie auch des Betriebes.
Weitere Analysen und Statistiken zur Krankenstandsentwicklung, insbesondere auch zu den einzelnen Wirtschaftszweigen und Krankheitsarten, bietet der Fehlzeiten-Report 2009, der Ende des Jahres 2009 erscheinen wird.
Pressekontakt:
Helmut Schröder Tel.: 030/34646-2115 Fax.: 030/34646-2144
helmut.schroeder@wido.bv.aok.de
Katrin Macco
Tel.: 030/34646-2576 Fax.: 030/34646-2144
katrin.macco@wido.bv.aok.de
Anhang zur Pressemitteilung vom 25. Februar 2009
Mehr Krankheitstage als im Vorjahr
Tabelle 1: Krankenstandskennzahlen 2008 im Vergleich zum Vorjahr, AOK-Mitglieder
Krankenstand in %
Arbeitsunfähigkeiten je 100 AOK-Mitglieder Tage je Fall
Veränd. z.
Vorj. in %
AU-Quote*
in %
Fälle Veränd. z.
Vorj. in %
Tage Veränd. z.
Vorj. in %
West 4,7 150,6 5,2 1.709,5 3,0 11,4 - 1,7 53,3
Ost 4,5 136,3 3,2 1.630,2 4,6 12,0 1,7 51,0
Bund 4,6 148,2 5,0 1.696,0 3,2 11,4 - 1,7 52,9
* Anteil der AOK-Mitglieder mit einem oder mehreren Arbeitsunfähigkeitsfällen
© WIdO 2009
Krankenstand steigt wieder
Abbildung 1: Krankenstandsentwicklung von 1993 bis 2008, AOK-Mitglieder Krankenstand (in %)
5,8 6,1 5,8
5,3 5,1 5,2 5,4 5,4 5,3 5,2 4,9
4,5 4,4 4,2 4,5 4,6
0 1 2 3 4 5 6 7
1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
© WIdO 2009
Langzeiterkrankungen verursachen mehr als ein Drittel der Ausfalltage
Abbildung 2: Arbeitsunfähigkeitstage und -fälle nach der Dauer 2008, AOK-Mitglieder
4,1 3,2 3,3 6,2 17,4
29,6 36,2
38,7 9,7
7,0 9,5
15,8 13,0 6,3
50 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50
Langzeit-AU (> 42 Tage) 22–28 Tage 8–14 Tage 1–3 Tage
Anteil an den AU-Tagen
Angaben in % Anteil an den AU-Fällen
© WIdO 2009
Branchen mit hohen und niedrigen Fehlzeiten
Abbildung 3: Arbeitsunfähigkeitstage nach Branchen 2008, AOK-Mitglieder
0 5 10 15 20 25 30
0 5 10 15 20 25 30
23,8 21,0 20,5 20,0 20,0 19,6 19,5 19,1 19,1 19,0
15,1 14,6 14,3 13,9 13,5 12,9 12,7 12,5 11,6 9,5
Abwasser- und Abfallbeseitigung Metallerzeugung und -bearbeitung Recycling Papiergewerbe Forstwirtschaft Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen Herstellung von Metallerzeugnissen Öffentliche Verwaltung Medizin-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Optik Landwirtschaft, gewerbliche Jagd Kraftfahrzeughandel Einzelhandel Kultur, Sport und Unterhaltung Gastgewerbe Versicherungsgewerbe Forschung und Entwicklung Kreditgewerbe Datenverarbeitung und Datenbanken
23,8 21,0 20,5 20,0 20,0 19,6 19,5 19,1 19,1 19,0 21,0 20,5 20,0 20,0 19,6 19,5 19,1 19,1 19,0
15,1 14,6 14,3 13,9 13,5 12,9 12,7 12,5 11,6 9,5 15,1 14,6 14,3 13,9 13,5 12,9 12,7 12,5 11,6 9,5
Abwasser- und Abfallbeseitigung Metallerzeugung und -bearbeitung Recycling Papiergewerbe Forstwirtschaft Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen Herstellung von Metallerzeugnissen Öffentliche Verwaltung Medizin-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Optik Landwirtschaft, gewerbliche Jagd Kraftfahrzeughandel Einzelhandel Kultur, Sport und Unterhaltung Gastgewerbe Versicherungsgewerbe Forschung und Entwicklung Kreditgewerbe Datenverarbeitung und Datenbanken Abwasser- und Abfallbeseitigung Metallerzeugung und -bearbeitung Recycling Papiergewerbe Forstwirtschaft Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen Herstellung von Metallerzeugnissen Öffentliche Verwaltung Medizin-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Optik Landwirtschaft, gewerbliche Jagd Kraftfahrzeughandel Einzelhandel Kultur, Sport und Unterhaltung Gastgewerbe Versicherungsgewerbe Forschung und Entwicklung Kreditgewerbe Datenverarbeitung und Datenbanken
Branchen- durchschnitt:
17,0 Tage Branchen- durchschnitt:
17,0 Tage
2008 2007 2008 2008 2007 2007
AU-Tage je AOK-Mitglied
© WIdO 2009
Anhang zur Pressemitteilung vom 25. Februar 2009
Mehr Erkrankungen der Atemwege und Psyche
Abbildung 4: Arbeitsunfähigkeitstage nach Krankheitsarten 2008 im Vergleich zum Vorjahr, AOK-Mitglieder
24,2 24,2
12,6 12,8
12,5 12,4
8,3 8,2
6,9 6,9
6,5 6,5
29,0 29,0
0 20 40 60 80 100
2008 2007
Anteil AU-Tage (in %)
Sonstige Verdauung Herz/Kreislauf
Psyche Atemwege Verletzungen Muskel/Skelett
© WIdO 2009
Deutliche Zunahme psychischer Erkrankungen
Abbildung 5: Arbeitsunfähigkeit durch psychische Erkrankungen 1995–2008, AOK-Mitglieder
In Prozent (Indexdarstellung: 1995 = 100 %)
100,0
137,2
150,1 157,2 160,0
171,1 180,0
137,6
95,1 91,0 96,3 102,6 118,2
127,4 132,0
127,6 139,8
159,1 166,8 165,7 166,7 157,8
140,0
117,8 106,7 93,3 97,8
100,0
80 100 120 140 160 180 200
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 AU-Tage AU-Fälle
© WIdO 2009
Psychische Erkrankungen verursachen längste Ausfall- zeiten
Abbildung 6: Arbeitsunfähigkeitsfälle und Dauer nach Krankheitsarten 2008, AOK- Mitglieder
42,5
22,5 17,5
8,3 8,1
6,4
22,5 18,0 15,7 6,3
33,4 15,8
50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 5 10 15 20 25 30
Atmung Muskel-/Skelett Verdauung Verletzungen Herz/Kreislauf Psyche
AU-Fälle je 100 AOK-Mitglieder Tage je Fall
© WIdO 2009