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Predigtgottesdienst am Sonntag Quasimodogeniti, 11. April 2021 um Uhr in der Kreuzkirche Predigttext

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Predigtgottesdienst am Sonntag Quasimodogeniti, 11. April 2021

um 10.15 Uhr in der Kreuzkirche Liturgie + Predigt: Pfr. Stephan Sigloch Predigttext Orgel/Musik: Tim Krüger

Singteam: Frau Wilhelm, Frau Edel, Claus Leonhard Begrüßung + Lesung: KGR Margot Rageth Zieger Projektion: Linus Zieger

Stream-Team: Christoph Graf, Simon Petzold, Micha Burghart, Bastian Zieger, Marie Burghart, Jakob Hipp Mesner: Artur Krieger

Glockengeläut Vorspiel

Begrüßung KGR Margot Rageth Zieger

- … hier in der Kreuzkirche und zuhause an den Bildschirmen - Sonntag „Quasimodogeniti“ = „wie Neugebornene“

- Wochenspruch: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ (1. Petrus 1,3).

Lied „Er ist erstanden, Halleluja“ EG 116,1-3

1. Er ist erstanden, Halleluja. / Freut euch und singet, Halleluja. / Denn unser Heiland hat triumphiert, / all seine Feind gefangen er führt.

Kehrvers Lasst uns lobsingen vor unserem Gott, / der uns erlöst hat vom ewigen Tod. / Sünd ist vergeben, Halleluja! / Jesus bringt Leben, Halleluja!

2. Er war begraben drei Tage lang. / Ihm sei auf ewig Lob, Preis und Dank; / denn die Gewalt des Tods ist zerstört; / selig ist, wer zu Jesus gehört.

Kehrvers Lasst uns lobsingen vor unserem Gott, / der uns erlöst hat vom ewigen Tod. / Sünd ist vergeben, Halleluja! / Jesus bringt Leben, Halleluja!

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3. Der Engel sagte: »Fürchtet euch nicht! / Ihr suchet Jesus, hier ist er nicht. / Sehet, das Grab ist leer, wo er lag: / er ist erstanden, wie er gesagt.«

Kehrvers Lasst uns lobsingen vor unserem Gott, / der uns erlöst hat vom ewigen Tod. / Sünd ist vergeben, Halleluja! / Jesus bringt Leben, Halleluja!

Text: Ulrich S. Leupold 1969 Melodie: aus Tansania

Votum/Liturgischer Gruß

Gemeinde/Singtea: antwortet „Amen“

Psalmgebet Psalm 116 (EG 746) Sei nun wieder zufrieden, meine Seele;

denn der Herr tut dir Gutes.

Denn du hast meine Seele vom Tode errettet,

mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten.

Ich werde wandeln vor dem Herrn im Lande der Lebendigen.

Wie soll ich dem Herrn vergelten all seine Wohltat, die er an mir tut?

Ich will den Kelch des Heils nehmen und des Herrn Namen anrufen.

Dir will ich Dank opfern

und des Herrn Namen anrufen.

Ich will meine Gelübde dem Herrn erfüllen vor all seinem Volk

in den Vorhöfen am Hause des Herrn, in dir, Jerusalem. Halleluja!

Psalm 116,7-9.12-13.17-19

„Ehr sei dem Vater ...“ (EG 177,1)

Ehr sei dem Vater und dem Sohn / und dem Heiligen Geist, / wie es war im Anfang, / jetzt und immerdar / und von Ewigkeit zu Ewigkeit.

/ Amen.

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Gebet

Dreieiniger Gott, Schöpfer, Auferstandener, Tröster – wir kommen zu Dir, weil Du da bist, uns erwartest und einlädst, Teil Deiner Geschich- te zu sein. Wir kommen aus einer Welt, die ein schwankender Grund zu sein scheint. Und wir suchen den festen Stand, den wir bei Dir fin- den, den wir nicht machen können. Nun sind wir hier und sagen Dir, was uns bewegt, Schönes und Schweres. Nimm es dir zu Herzen:

Stilles Gebet

„Die Freude ist groß: Christ ist erstanden! / Wir halten sie fest: / Christ ist erstanden!“ (EG 550,4). Amen.

Gesang „Oculi nostri ...“ / „Unsere Augen ..“ EG 787.6

lat. Oculi nostri ad Dominum Deum. / Oculi nostri ad Dominum nostrum.

dt. Unsere Augen sehn stets auf den Herren. / Unsere Augen sehn stets auf den Herren.

lat. Oculi nostri ad Dominum Deum. / Oculi nostri ad Dominum nostrum.

Text: nach Psalm 25,15 Melodie und Satz: Jacques Berthier, Taizé 1982

Schriftlesung KGR Margot Rageth Zieger Text Johannes 20,24-31

24 Thomas aber, einer der Zwölf, der Zwilling genannt wird, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. 25 Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich's nicht glauben.

26 Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen, und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch!

27 Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28 Thomas antwortete und

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sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! 29 Spricht Jesus zu ihm:

Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du? Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!

30 Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch. 31 Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr, weil ihr glaubt, das Leben habt in seinem Namen.

Lied „Die Sonne geht auf: Christ ist erstanden“ EG 550,1-4

1. Die Sonne geht auf: Christ ist erstanden! / Die Nacht ist vorbei:

Christ ist erstanden! / Die Sonne geht auf. / Vergessen sind Ängste, Not, Kummer und Schmerzen, / wir atmen freier und singen von Herzen: / Die Sonne geht auf: Christ ist erstanden! / Die Nacht ist vorbei.

2. Das Leben beginnt: Christ ist erstanden! / Der Tod ist besiegt:

Christ ist erstanden! / Das Leben beginnt. / Wir räumen die Trübsal und Schatten beiseite / und tragen die Nachricht unter die Leute: / Das Leben beginnt: Christ ist erstanden! / Der Tod ist besiegt.

3. Wir hören es neu: Christ ist erstanden! / Wir singen es frei: Christ ist erstanden! / Wir hören es neu. / Mit unseren Sünden ist Christus gestorben / und hat für uns dadurch Freiheit erworben. / Wir hören es neu: Christ ist erstanden! / Wir singen es frei.

4. Die Freude ist groß: Christ ist erstanden! / Wir halten sie fest: / Christ ist erstanden! / Die Freude ist groß. / O Herr, hilf, dass wir auch in unseren Tagen / den Menschen die Botschaft der Hoffnung sagen. / Die Freude ist groß: Christ ist erstanden! / Halleluja!

Text und Melodie: Hans-Martin Rauch 1980

Predigt

I. Thomas – Mein Zwilling

Zweierlei beschäftigt mich im Zusammenhang mit Thomas, der Zwilling genannt wird. Zunächst: Thomas könnte der Zwillingsbruder

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sehr vieler Menschen sein „Wenn ich nicht mit eigenen Augen seine Wunden sehe und sie nicht mit meinen Händen berühren kann, dann kann ich’s nicht glauben, was ihr behauptet: dass ihr den Herrn gesehen habt“ (Joh 20,25).

Nicht sehen – und doch glauben. Damit kämpft Thomas. Das beschäftigt uns Christen, Gemeinden, Kirchen seit Ostern. Und mich auch: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ (Joh 20,29). Doch in unserer „aufgeklärten“ Welt knüpfen wir gerne einen „Glauben“ an Bedingungen: „Wenn ich nicht … dann glaube ich’s nicht!“

Und im letzten Jahr erleben wir, dass sich diese Haltung noch verschärfen lässt – indem Menschen die Gefahr eines Virus leugnen, die doch längst durch viel zu viele Tote belegt ist. Allerdings ist das keine Glaubensfrage: Da begegnet uns eine Ideologie. Und wir sehen, was Glauben und Ideologie unterscheidet: Eine Ideologie ist eine Weltanschauung, die sich nicht (mehr) von der Wirklichkeit berühren lässt. Unser Glaube an Christus lässt sich von der Wirklichkeit berühren. Gott lässt sich von der Wirklichkeit berühren und bewegen:

Er wird Mensch und geht diesen Weg bis an ein bitteres Ende, nimmt ernst, was es heißt, Mensch zu sein – mit allem, was dazu gehört an Freude und Leiden, an Bitterem und Schönem.

In der bitteren Trauer nach dem Tod Jesu will Thomas glauben. Wie ich glauben will, dass Gott dem Tod nicht das letzte Wort lässt. Wie mich auch, treiben ihn Zweifel um, Fragen, Angst. Er nimmt sie ernst.

Warum er dann immer wieder – das ist der zweite Punkt im Blick auf Thomas – als „der ungläubige Thomas“ bezeichnet werden konnte, verstehe ich nicht.

Die Psalmen sind voll von Zweifeln, Fragen, Klagen. Sie sind ein Ausdruck von tiefem Glauben, Ausdruck einer Sehnsucht nach Trost

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und zugleich spiegeln sich darin Erfahrungen, die alles in Frage stellen, woran ich glaube. Es war angemessen, dass die sog. „Thomas- Messen“, die vor Jahren in der Marienkirche gefeiert worden sind, den Untertitel trugen: „Für Zweifler und andere gute Christen“.

Zweifel, Fragen und Klagen sind das Ringen um den Glauben in einem – und sei es verzweifelten – Vertrauen, dass Gott, der lebendige Gott, den wir am Ostermorgen feiern, sich bewegen lässt.

Das Ringen um Glauben in einer Welt, die Gott am Ostermorgen mit sich versöhnt hat, deren Erlösung aber noch nicht da ist, sondern Gegenstand unserer Hoffnung. Und zwar einer Hoffnung, die wir nicht aus eigener Kraft verwirklichen können.

„Wenn ich nicht mit eigenen Augen seine Wunden sehe und sie nicht mit meinen Händen berühren kann, dann kann ich’s nicht glauben, was ihr behauptet: dass ihr den Herrn gesehen habt“ – da erwartet einer, dass sich als wahr herausstellen könnte, was ihm bezeugt wird.

Viele erwarten das nicht mehr.

II. Glauben: Begegnung …

Unter der Rubrik „Glauben & Zweifeln“ hat mich vergangene Woche in einer Wochenzeitung der folgende Satz neugierig gemacht: „Lange dachte die moderne Gesellschaft, es gehe auch ohne Religion. Doch in der Krise spüren viele: Etwas wie Gottvertrauen wäre jetzt gut“. In dem Artikel wird behauptet:

„Kann der Mensch ohne Glauben leben? Nein! Zwar sind wir heute imstande, Glauben und Wissen zu versöhnen. Doch die Reichweite unseres Wissens bleibt beschränkt. Mit Wissen allein lässt sich kein Trost spenden und kein Vertrauen schaffen. Um die Gegenwart zu ertragen und die Zukunft zu gestalten, brauchen wir ein Ziel, eine

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Vision, eine Hoffnung. Worauf? Dass es etwas gibt, das über allem, vor allem und nach allem gilt. Früher nannte man das Gott“1.

Hoffen wir darauf, dass „es etwas gibt, das über allem, vor allem und nach allem gilt“? Das wäre dann die Heraus- und Aufforderung, dass wir dem, was nach wie vor gilt, Geltung verschaffen – ist der Oster-Glaube nicht noch etwas anderes? Rechne ich damit, dass der lebendige Gott mir begegnet? Oder reduziere ich ihn auf ein Vorbild, dem ich nacheifern muss? Unser evangelischer Glaube bekennt:

Der lebendige Gott begegnet mir, holt mich und andere herein in seine Geschichte und befreit mich dazu, in seiner Schöpfung der Versöhnung von Gott und Mensch eine sichtbare Gestalt zu geben und damit der Hoffnung auf eine Erlösung, die Gott verspricht und die weit hinausgeht über das, was wir schaffen können: „Himmel und Erde werden neu, / nichts bleibt, wie es ist, / Himmel und Erde / bekommen ein neues Gesicht …“2.

Dieses „neue Gesicht“ ist „ein Ziel, eine Vision, eine Hoffnung“ und ist zugleich unscheinbar oder als wäre es noch unter einer Maske verborgen – wir ahnen es, wir singen davon, klagen, dass es noch auf sich warten lässt … und erinnern es in den Erzählungen unserer Bibel.

Auch im Predigttext für diesen Sonntag in Johannes 21:

III. Predigttext Johannes 21,1-14

1Danach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern am See von Tiberias. Er offenbarte sich aber so:

2 Es waren beieinander Simon Petrus und Thomas, der ‚Zwilling‘

genannt wird, und Nathanael aus Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und zwei andere seiner Jünger. 3 Spricht Simon Petrus zu

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ihnen: „Ich gehe fischen.“ Sie sprechen zu ihm: „Wir kommen mit dir.“

Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, und in dieser Nacht fingen sie nichts. 4 Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer, aber die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war.

5 Spricht Jesus zu ihnen: „Kinder, habt ihr nichts zu essen?“ Sie antworteten ihm: „Nein.“ 6 Er aber sprach zu ihnen: „Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden.“ Da warfen sie es aus und konnten's nicht mehr ziehen wegen der Menge der Fische. 7

Da spricht der Jünger, den Jesus liebhatte, zu Petrus: „Es ist der Herr!“

Als Simon Petrus hörte: „Es ist der Herr“, da gürtete er sich das Obergewand um, denn er war nackt, und warf sich in den See. 8 Die andern Jünger aber kamen mit dem Boot, denn sie waren nicht fern vom Land, nur etwa zweihundert Ellen, und zogen das Netz mit den Fischen.

9 Als sie nun an Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer am Boden und Fisch darauf und Brot. 10 Spricht Jesus zu ihnen: „Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt!“ 11 Simon Petrus stieg herauf und zog das Netz an Land, voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig. Und obwohl es so viele waren, zerriss doch das Netz nicht. 12 Spricht Jesus zu ihnen: „Kommt und haltet das Mahl!“

Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: ‚Wer bist du?‘ Denn sie wussten: ‚Es ist der Herr.‘ 13 Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt's ihnen, desgleichen auch den Fisch. 14 Das ist nun das dritte Mal, dass sich Jesus den Jüngern offenbarte, nachdem er von den Toten auferstanden war.

IV. Reflex

In Krisenzeiten verhalten wir Menschen uns meist so, dass wir uns

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zurückziehen auf bewährte Bewältigungsstrategien: Der eine lenkt sich ab, die andere kümmert sich um alle anderen, der dritte reagiert aggressiv, eine andere zieht sich von allen anderen zurück und gibt sich der Trauer hin, der nächste schaltet um auf „Funktionieren“ und nimmt das eigene Befinden nicht mehr wahr und schon gar nicht ernst – das letzte ist auch mein Reflex, Ihre sind teilweise vermutlich andere.

Diese sieben Jünger, von denen wir da lesen, probieren ihre Bewältigungsstrategie: Sie sind wieder daheim, doch das genügt nicht als Halt – das kennen wir, die wir grade viel daheim, aber eben ohne viele unserer vertrauten Abläufe sein müssen. Sie versuchen es mit der Rückkehr in die alten, gewohnten Abläufe – möglicherweise hilft gewohnte Routine gegen ihre Enttäuschung und Trauer, vielleicht beruhigt Routine angesichts der Unsicherheit, die sie nicht loswerden.

Sie stecken fest in einer Art Quarantäne, einem Stillstand, fühlen sich isoliert, sind frustriert – Menschenfischer sollten sie sein, mit Jesus. Jetzt sind sie wieder hier: Nicht mehr dieselben, aber eben doch zurückgeworfen auf das Alte. Festgelegt und noch ohne Perspektive, weil wieder ohne Jesus. Dafür um etliche bittere Erfah- rungen und Enttäuschungen reicher, die ihre guten Erinnerungen verdecken, das, worum sie trauern.

Ihre Erinnerung konfrontiert sie immer wieder ihrer eigenen Ohnmacht. Auch ihrer Feigheit. Dem ungläubigen Erstaunen des Ostermorgens. Dem Hoffen und Bangen nach den ersten Berichten der Frauen, dann der Jünger. Konfrontiert sie dem Schrecken der ersten Begegnung mit dem Auferstandenen – und den Zweifeln. Jetzt ist Jesus weg. Sie sind wieder dort, wo sie ihre Wurzeln haben: Suchen Halt. Und Halt gibt ihnen sogar das vertraute Schwanken ihrer Boote.

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Ja: damals waren sie mit Jesus im Boot. Auch damals hat das Boot geschwankt, mehr noch: Sie dachten, sie kommen um. Jesus hat geschlafen, den schien nicht zu kümmern, dass die Angst sie fast rasend gemacht hat – die Angst und seine scheinbare Gleichgültigkeit.

Aber: Er war da. Und jetzt? „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ – soll es, kann es das wirklich sein?

V. „Alles gut“ …?

Fällt Ihnen auch auf, dass sich seit Längerem die Formulierung „Alles gut!“ breit durchsetzt? Egal, ob ich für etwas um Entschuldigung bitte, ob ich jemandem erkläre, warum ich was gemacht habe … ganz oft höre ich: „Alles gut“ – und das kann, vorsichtig gesagt, nicht immer so gemeint sein.

Es ist selten wirklich „Alles gut“. Und mir gefällt, nein: Mir tut gut in dieser Geschichte, dass das angesprochen ist. Die bittere Erfahrung einer vergeblichen Nacht! Ich bin versucht, zu sagen: Das passt ins Bild

… alle Mühe ist vergeblich. Falls sie gehofft haben, dass der Alltag ihnen einen Weg zu neuer Normalität weist: Das hat sich als Illusion erwiesen, sie haben sich getäuscht, sind enttäuscht. Doch dabei bleibt es nicht – denn Hoffnung hat einen anderen Grund.

Trotzdem: solche vergeblichen Nächte (und vergebliche Tage)

„gehören zum Leben“3. Und so seltsam es klingt: Wer davon nichts weiß, dem fehlt etwas in seinem Leben – eine verlorene oder noch nicht gefundene Tiefe. Der 1982 an Krebs gestorbene Reutlinger Prälat Askani hat vor 40 Jahren zu diesem Vers gesagt: „Keinen Mangel haben, kann auch ein Mangel sein. Und wenn einem alles gelingt, dann ist ihm merkwürdigerweise etwas ganz Wesentliches vorenthalten”4.

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Neben dem Mangel an Tiefe, der uns nicht immer bewusst ist, gibt es auch die andere Erfahrung: vergebliche Nächte und vergebliche Tage sind nicht nur ein Stück Reife unseres Lebens. Dda ist auch der Abgrund, da ist auch der Zweifel, da ist auch das flatternde Herz –

„warum und wie lange?“ Da ist auch die Klage, die die Psalmbeter so gut kennen. Da zählen wir die Stunden bis zum Morgen, wissen, dass die Nacht vertan ist und dass der Tag seine Last hat, bevor er recht anfängt.

In solchen abgründigen Nächten fragen wir uns: was bleibt von der Last und der Arbeit unseres Lebens? Bedenken, was bleibt hängen im Netz unserer Jahre?

Die Eltern, die dem Glück der ersten Schritte der Kinder nachdenken – und die nun merken, dass ihre Kinder von zu Hause weggehen, allein und vielleicht ganz anders, als die Eltern sich das gewünscht haben.

Da legt einer, freiwillig oder ungewollt, die Arbeit aus der Hand und es ist, wie wenn er aus einem Traum erwacht: „Was ist geblieben vom vollen Kalender und aller Schufterei in der Maschinenhalle?“ Kann das sein, dass tausend kleine Erfolge unter dem Strich ein leeres Netz ergeben? – „Und in dieser Nacht fingen sie nichts.”

Zunächst müssen sie sich dem stellen, dass ihr eigener Plan nicht aufgeht:

VI. Ehrlich werden: Mir selber und Gott gegenüber

„Kinder, habt ihr nichts zu essen?“ Habt Ihr, was Ihr zum Leben braucht? Sie antworten: „Nein!“ Als es hell wird und ihr ganzes Elend unübersehbar, da zeigt sich ihnen der Auferstandene. Ihr Vertrauen auf Jesus ist keine Illusion. In aller Enttäuschung gibt es Grund zur

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Hoffnung, gibt es einen Trost, der nicht von mir selber und von meinem Erfolg abhängt!

Ehrlich werden – mir selber und Gott gegenüber: Hast Du, was Du zum Leben brauchst? Nein … darin wurzelt und keimt Trost.

VII. Trost – verdächtig?

Wollen Menschen in unserer modernen Kultur überhaupt getröstet werden? Eines Trostes bedürftig zu sein – wie geht das zusammen mit meinem Versuch, ein starkes Bild abzugeben5? Baue ich da nicht lieber auf meine Erfolge?

Mich spricht an, wie Jesus mit den Jüngern umgeht, die schließlich doch noch ein volles Netz haben. Einerseits schätzt und würdigt er ihre Arbeit, ihren Einsatz, zeichnet sie aus als Mitarbeitende: „Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt!“ Zugleich steht da: „Als sie nun an Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer am Boden und Fisch darauf und Brot.“

Das ist eine Begegnung mit Gottes Liebe: „Jesus speist die Jünger nicht mit ihrem […] Erfolg ab. Der eigene Erfolg ist ja so brüchig und vergänglich. Der eigene Erfolg und das, was man im Leben glaubt zu sein, bleibt nicht und sättigt schon gar nicht die Seele. Sie bleibt hungrig. Jesus zeigt den Jüngern und uns: ‚Ich weiß, was ihr zum Leben braucht. Ich sorge für euch‘.“6

VIII. Erwartet werden: Liebevoll angesehen sein

Es tut gut, erwartet zu werden. Es ist schlimm, nicht erwartet zu werden – das ungute Gefühl, wenn ich einen angekündigten Besuch mache und nichts ist vorbereitet, ich bin doch nicht erwartet worden.

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Sie erwarten es nicht – doch sie werden erwartet: „Als es aber Morgen war, stand Jesus am Ufer“. Wie schön! Das ist auch ein Satz meiner Hoffnung über mein Leben und den Tod hinaus: Wenn ich mit dem schwankenden Boot meines Lebens ans Ufer komme, werde ich erwartet und liebevoll empfangen mit allem, was notwendig ist – und unabhängig davon, was in meinem Netz blieb in all den Jahren: Jesus speist mich nicht ab mit dem, was ich gefangen habe.

IX. Dazugehören

Am Ostersonntag erwartete hier alle, die den Gottesdienst mitgefeiert haben, eine Tüte mit Ostergrüßen: Ein selbstgebackenes Osterbrot, ein buntes Ei, eine Karte. Und zahlreichen älteren Menschen, von denen wir wussten, dass sie aus Vorsicht nicht kommen würden, haben fleißige Leute die Grüße nach Hause gebracht.

Viele haben sich herzlich bedankt für diesen unerwarteten Gruß.

Denn sie haben darin gespürt: Wir gehören dazu, wir sind nicht vergessen. Und das ist eine entscheidende Erfahrung unseres Glaubens: Es geht vielleicht gar nicht in erster Linie um meine persönliche Hoffnung. Sondern um die Erfahrung, dazu zu gehören.

Und das wurde trotz Abstand spürbar: „Kommt und haltet das Mahl!“

X. Fremdeln – „Sie trauten sich nicht, ihn zu fragen …“

Merkwürdig die Bemerkung „Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: ‚Wer bist du?‘ Denn sie wussten: ‚Es ist der Herr.‘“

Dieses „Wissen“ verdankt sich der Einladung Jesu: Ich bin angesprochen, ich bin gemeint, ich gehöre dazu. Schwer, darüber zu

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predigen – denn ich finde die Worte nicht, die erklären und beantworten wie eine Gebrauchsanweisung.

Aber ich spüre: Das ist die Richtung, in der die Begegnung mit dem Auferstandenen zugleich Begegnung mit meiner Sehnsucht, meinen Fragen und mit mir selber sein kann – die Richtung in der ich gehen muss, wenn der Glaube an den Auferstandenen Antwort sein soll auf meine Fragen, Zweifel und Ängste. Von dort leuchtet Ostern auf unerklärliche Weise hinein in meinen Alltag, wo Gott mir ein-leuchtet und mein Leben hell wird – noch bevor die alltäglichen Dinge alle zum Guten gewendet und verändert sind.

„Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war“ - wenn einer ihn fragt

„Wer bist du?“, dann deswegen, weil die Vernunft die Zweifel sät und das Gefühl unterdrückt, dass ich erwartet und liebevoll angesehen bin und dazu gehöre: Zum Auferstandenen.

XI. Den Auferstandenen ansprechen: Dank, Klage, Bitte, Lob Gegen alle Zweifel mit ihm in Kontakt bleiben, in Dank, Klage, Bitte und Lob mein Leben vor ihm ausbreiten – und ernst nehmen, was mir das Leben schwer macht, mit den Menschen, die Gott mir als Mitchristen an die Seite stellt, erleben: Ja, ich gehöre dazu. Von Ostern her vertrauen, dass der lebendige Gott sich bewegen lässt und auf einem Weg ist mit mir, mit uns und mit seiner Welt – darin liegt ein tiefer Trost.

So kann ich auch ernst nehmen, was alles nicht gut, noch nicht gut ist. Kann tun, was ich kann, und muss doch nicht verzweifeln, weil mein Tun scheinbar vergeblich bleibt. Wir Christen sind Kinder Gottes

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und keine Götter. Darum bedürfen wir auch des Trostes. Und wir Christen müssen als Gemeinden und Kirchen riskieren, für unsere Vertröstungen verspottet oder belächelt zu werden. Doch anders können wir niemanden trösten, können nicht den Geist des Trostes ausbreiten oder selbst erfahren, der mich anspricht in dem Satz: „Als es aber Morgen war stand Jesus am Ufer“.

Und schließlich: „Getröstet zu sein rechtfertigt Freude“7. Auch wenn die Welt noch nicht erlöst ist. Gerade in diesen Zeiten ist das Leben schwer, weil wir nicht wissen, was kommt. Doch wir „wissen ‚Es ist der Herr‘“, sind gewiss, wer kommt, wer uns erwartet, wer uns einlädt, wer uns begleitet. Und wer uns tröstet.

Das nehmen wir ernst in Dank, Klage, Bitte und Lob – und daraus wächst eine Hoffnung, die damit rechnet, dass der Auferstandene der lebendig Gegenwärtige ist.

Amen.

Musik

Lied „Wo einer dem andern neu vertraut“ EG 551,1-6

1. Wo einer dem andern neu vertraut / und mit ihm eine Brücke baut, / um Hass und Feindschaft zu überwinden, / da kannst du Osterspuren finden.

2. Wo einer am Ende nicht verzagt / und einen neuen Anfang wagt, / um Leid und Trauer zu überwinden, / da kannst du Osterspuren finden.

Kehrvers Wo einer im Dunkeln nicht verstummt, / sondern das Lied der Hoffnung summt, / um Totenstille zu überwinden, / da kannst du Osterspuren finden.

3. Wo einer das Unrecht beim Namen nennt / und sich zu seiner

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Schuld bekennt, / um das Vergessen zu überwinden, / da kannst du Osterspuren finden.

4. Wo einer das Unbequeme wagt / und offen seine Meinung sagt, / um Schein und Lüge zu überwinden, / da kannst du Osterspuren finden.

Kehrvers Wo einer im Dunkeln nicht verstummt, / sondern das Lied der Hoffnung summt, / um Totenstille zu überwinden, / da kannst du Osterspuren finden.

5. Wo einer gegen die Strömung schwimmt / und fremde Lasten auf sich nimmt, / um Not und Leiden zu überwinden, / da kannst du Osterspuren finden.

6. Wo einer dich aus der Trägheit weckt / und einen Weg mit dir entdeckt, / um hohe Mauern zu überwinden, / da kannst du Osterspuren finden.

Kehrvers Wo einer im Dunkeln nicht verstummt, / sondern das Lied der Hoffnung summt, / um Totenstille zu überwinden, / da kannst du Osterspuren finden.

Text: Reinhard Bäcker 1986 Melodie: Detlev Jöcker 1986

Fürbitten-Gebet (mit Kyrie)

Dreieiniger Gott, wir danken dir, dass wir nicht ohne Hoffnung sind.

Dass wir – versöhnt mit Dir – darauf hoffen können, dass Du diese Welt erlösen wirst, zurechtbringen, heilen. Du tröstest uns. Gib uns, was wir zum Leben brauchen. – gesungen: Kyrie eleison.

Dreieiniger Gott, wir klagen Dir, was uns in unserer unerlösten Welt zu schaffen macht: Ungerechtigkeit, Gewalt, Hunger, Einsamkeit – und wir klagen dir auch unsere Zweifel, weil wir Menschen es nicht schaffen, die Welt zu einem guten Ort für alle zu machen. –

gesungen: Kyrie eleison.

Wir bitten dich, Gott, dass du deine Versprechen wahrmachst und deine Schöpfung neu – Himmel und Erde! Dass du uns Kraft gibst, zu tun, was wir tun können, damit Menschen und Natur zu Frieden finden. Und dass du uns durch alle Zweifel und Unsicherheit

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hindurch den Glauben erhältst und tröstest. – gesungen: Kyrie eleison.

Du hast die Macht des Todes überwunden, Auferstandener. Und du gibst uns Teil an deiner Auferstehung. In diesem Glauben haben wir Abschied genommen von N.N.. Wir legen ihr Leben zurück in deine Hände – und beten für alle, die um sie trauern. – gesungen: Kyrie eleison.

Was uns sonst auf dem Herzen liegt, sagen wir dir, indem wir gemeinsam beten:

Vaterunser (EG 685)

Lied „Geht und verkündigt, dass Jesus lebt“ EG 116,4+5

4. »Geht und verkündigt, dass Jesus lebt, / darüber freu sich alles, was lebt. / Was Gott geboten, ist nun vollbracht, / Christ hat das Leben wiedergebracht.« /

Kehrvers Lasst uns lobsingen vor unserem Gott, / der uns erlöst hat vom ewigen Tod. / Sünd ist vergeben, Halleluja! / Jesus bringt Leben, Halleluja!

5. Er ist erstanden, hat uns befreit; / dafür sei Dank und Lob allezeit.

/ Uns kann nicht schaden Sünd oder Tod, / Christus versöhnt uns mit unserm Gott.

Kehrvers Lasst uns lobsingen vor unserem Gott, / der uns erlöst hat vom ewigen Tod. / Sünd ist vergeben, Halleluja! / Jesus bringt Leben, Halleluja!

Text: Ulrich S. Leupold 1969 Melodie: aus Tansania

Friedensbitte „Verleih uns Frieden gnädiglich“ EG 421

Verleih uns Frieden gnädiglich, / Herr Gott, zu unsern Zeiten. / Es ist doch ja kein andrer nicht, / der für uns könnte streiten, / denn du, unser Gott, alleine.

Text und Melodie: Martin Luther 1529

Segen

Gemeinde/Singteam: „Amen, Amen, Amen“

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Nachspiel

___________________________________

Hinweise:

Opfer/Kollekte: Gesamtkirchengemeinde, Gemeindearbeit der sieben Kirchengemeinden

Sonntag 18.04.2021, 10:15 Uhr Mosaik-Gottesdienst mit Pfr.

Thorsten Eißler & Team; Mosaik-Band

1 Evelyn Finger, Woran du dein Herz hängst, in: DIE ZEIT No. 14/2021 (31. März 2021), Seite 64.

2 Zitat aus dem Lied „Vorbei sind die Tränen“ (Text: Lothar Teckemeyer, 2004) in:

Wo wir dich loben wachsen neue Lieder plus. Ein Angebot für die Gemeinden (2018), Nr. 207.

3 Theophil Askani, Johannes 21,1-14 (26. April 1981 – Südwestfunk), in: ders., Da es aber jetzt Morgen war, stand Jesus am Ufer. Predigten, 261-266, 264.

4 A.a.O.

5 „Trostbedürftigkeit ist ein Anschlag auf die Selbstbestimmung, auf die eigene Wirkmächtigkeit und die eigene Freiheit“ – Günter Thomas, Im Weltabenteuer Gottes leben. Impulse zur Verantwortung für die Kirche (2020), S. 270.

6 Søren Schwesig, Vom Wort, das Leben wendet. Predigt zu Joh 21,1-14 (2017) unter: https://predigten.evangelisch.de/predigt/vom-wort-das-leben-wendet- predigt-zu-johannes-211-14-von-soren-schwesig

7 Günter Thomas (s.o. Anm. 5), S.271.

Referenzen

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